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Entspannung erst im Frühsommer

Es ist überaus bedrohlich, was derzeit in Deutschland abläuft. Die Zahl der täglichen Todesfälle bewegt sich bei 1.000 (sie ist dabei bezogen auf die Bevölkerungszahl ebenso hoch wie in den USA !), es mangelt an Impfdosen und an Skiliften und auf Skipisten spielen die Leute verrückt. Selbst jetzt gibt es Leute, die gegen die CoronaMaßnahmen aufbegehren. Was ist nur los hier zu Lande? Sandra Ciesek, die u.a. die hessische Landesregierung berät, ist sich sicher, dass es erst im Frühsommer zur Entspannung der Lage kommt https://www.tagesschau.de/inland/corona-todeszahlen-rki-101.html. Dann nämlich, wenn der laufende Lockdown Wirkung zeigt und die Durchimpfung sichtbare Fortschritte gemacht hat. Aus den USA hört man ebenfalls wenig Optimistisches. So soll eine Impfquote von mindestens 80% erreicht werden müssen, um Herdenimmunität zu erreichen. Eine solche Zahl wäre mit Blick darauf, dass mehr als 10% der Deutschen aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können und rd. 20% als Impfgegner auftreten, praktisch nicht realisierbar. Denkbar ist jedoch, dass die Zahl der Impfmuffel mit zunehmender Akzeptanz der Wirkstoffe abnimmt.

Soweit so gut, soweit so schlecht

Was treibt das Weltgeschehen?  Was stellt sich zum Jahreswechsel 2020/2021 als wichtig und außergewöhnlich heraus – was eher als Fortsetzung des sattsam Bekannten?

Unsere Welt ist zerrissen wie nie zuvor. Folgt man einer Denkschule der US-amerikanischen „Strategic Community“, dann „ist es angesichts der heutigen Kriegsführung nicht mehr möglich, klar zwischen Krieg und Frieden zu unterscheiden. Demnach sind künftig internationale Konflikte und die Anwendung von Gewalt … die Norm – nicht der Frieden.“ So ernüchternd diese Botschaft ist, sie trifft vielerorts ins Schwarze. Große, länderübergreifende Kriege werden seltener, die hybriden nehmen zu.

Jenseits von Krieg und Frieden werden wir von Corona in Atem gehalten. Und hier schwerpunktmäßig von Menschen, die die Pest leugnen, Abstand und Masken ablehnen und deshalb andere Mitbürger gnadenlos gefährden. Kann es sein, frage ich, dass ein Nest wie Hildburghausen, ein Städtchen, in dem Hitler die deutsche Staatsbürgerschaft erlangen wollte, das so ein winziges Gemeinwesen auch zum Inbegriff der Corona-Schrecklichkeit wird? Jeder weiß inzwischen, dass in H. eine Hochzeitsfeier zu einer Inzidenz von fast 600 geführt hat, dass dieser Vorgang die Einwohner der Kommune nicht verschreckt, sondern im Gegenteil dazu animiert hat, dicht gedrängt und singend durch die Stadt zu ziehen https://www.insuedthueringen.de/region/hildburghausen/Hildburghausen-Inzidenz-sinkt-leicht;art83436,7485524. Auch in H. hat der Irrsinn offenbar Methode. Und er findet in der Haltung der deutschen Ministerpräsidenten ein fast ebenso irres Gegenüber. Denn die scheuten sich am 25. November nicht nur, die sehr viel strengeren CoronaAuflagen früher zu verabschieden, sie nötigten auch die Kanzlerin, einem faulen Kompromiss zuzustimmen. Sie nämlich hatte bereits bei einer 7-Tage-Inzidenz von 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner rigide vorgehen wollen, musste dann aber die sehr viel höher liegende Latte von 200 akzeptieren.

Über das, was sich sonst zu Corona ereignet, wird an dieser Stelle nicht ausführlich referiert. Vieles findet sich unter https://www.stoerfall-zukunft.de/durchbruch-bei-biontech-stellt-coronamassnahmen-nicht-in-frage/

Fest steht, dass die deutsche Regierung Strafgefangene, Geflüchtete, ausländische Werksvertragsarbeiter, deutsche Saisonarbeiter, Migranten ohne gesicherten Aufenthaltsstatus, Menschen mit Behinderungen, Pflegebedürftige, Suchtkranke, Prostituierte , Erwerbslose , Geringverdiener, Kleinstrentner und Transferleistungsbezieher – also Empfänger von ALG II, Sozialgeld, Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung sowie Asylbewerberleistungen, dass die deutsche Regierung diese Personengruppen bei der Verteilung von Hilfsgeldern/-leistungen auf beschämende Weise vernachlässig hat („der Freitag“ 48/2020).

Zudem wird auf der deutschen Polizei herumgehackt https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/sollte-die-polizei-durchgreifen. Sie sei von rassistischen Elementen durchsetzt, behandle Ausländer sehr viel strenger als „BioDeutsche“(man verzeihe mir die Formulierung!) und gehe mit Wasserwerfern auf  AntiCorona-Demos los. Obwohl Letzteren immer auch von zurecht besorgten Bürger mit ihren Säuglingen besucht werden.

Dumme, falsche Welt, brüte ich da. Wer muss sich – um seine Besorgnis vorzutragen – mit Kriminellen und Nazis zusammenrotten? Ganz zu schweigen von den Zumutungen, der die Polizei in Sachen Corona und ClanKriminalität ständig ausgesetzt ist. Wer gegen gewalttätige Linksextreme hart vorgeht, muss seine Handlungen offenbar unsäglichen Vergleichen ausliefern.

Ab Mitte Dezember wird geimpft, und es kommen zunächst diejenigen ran, die besonders gefährdet sind (Alte, Kranke, medizinisches Personal). Zumindest in NRW hat sich die AlternativStrategie – zuerst die Maxi-Überträger (Jugendliche von 10-20 Jahren), dann die anderen – nicht durchgesetzt.

Die Genfer Verhandlungen zur Lösung des Syrienkonfliktes stecken nach wie vor in der Sackgasse. Syrien soll eine überarbeitete oder neue Verfassung bekommen https://www.tagesspiegel.de/politik/syrien-verhandlungen-in-genf-assads-gegner-erwarten-mehr-von-europa/25167750.html. Doch bisher sind sich die im Verfassungsrat vertretenen Parteien – das AssadRegime, die Opposition (SNC etc.) und die syrische Zivilgesellschaft  noch nicht einmal einig, was die Grundvoraussetzungen und Prozeduren betrifft.

Auch im UkraineKonflikt bewegt sich nichts. Das Minsker Abkommen wird im Wesentlichen eingehalten. Doch ein Friedensvertrag, der die Zukunft des Landes greifbar gestalten könnte, ist nicht in Sicht https://www.zdf.de/nachrichten/politik/russland-ukraine-konflikt-loesung-100.html.

Gottlob gibt es noch zwei erfreuliche Nachrichten: Zum einen, dass sich Trump aus dem Weißen Haus zurückzieht, zum anderen, dass die Amerikaner bis zum 15. Januar 2021 zweitausend weitere Soldaten aus Afghanistan abziehen – aus einem Krieg, der der Menschheit nichts erbracht, dafür aber Konzernen 2 Billionen Dollar in die Kassen gespült und amerikanischen Familien 3.600 tote Angehörige beschert hat https://www.ifsh.de/news-detail/raus-aus-afghanistan-gastbeitrag-im-freitag.

Bleibt die Hoffnung, dass die Regierenden in Deutschland entsprechende Schlussfolgerungen ziehen und dem US-Vorgehen schnellstmöglich folgen. Und dann Scham und Asche auf Haupt der meisten Bundestagsabgeordneten, die diese Einsätze immer wieder absegneten.

Zwischen Merkel (Kramp-Karrenbauer) und Macron schwelt derweil ein Missverständnis. Oder ist es ein sehr viel grundlegenderes AndersVerständnis? Macron möchte, dass sich Europa auch militärisch von den USA emanzipiert, eigene autarke Streitkräfte unterhält und europataugliche Beziehungen zu Russland aufnimmt. Vermutlich aber mit der Option, dass Frankreich die Alleinverfügung über EU-Atomwaffen behält. Eben das scheint der deutschen Regierung zu missfallen, zumal sie vermutet, dass sich die baltischen Länder und Polen zugunsten der USA von Europa abspalten könnten https://www.freitag.de/autoren/lutz-herden/sein-oder-siechtum.

 

 

 

 

 

Förderalismus um jeden Preis – was für ein Unsinn!

Man kann ja immer etwas missdeuten und dabei schlau herüberkommen. Man kann ja immer und aus Prinzip vorhaben, der Merkel etwas auszuwischen. Dumm, dass man mit einer solchen Verhaltensweise an wirklichkeitsnahen Beurteilungen meist vorbeischlittert. Wolfgang Michael, der immer mal goldrichtig liegt, hat hier wieder Kleingeist bewiesen. Denn er hat, was die jüngste Corona-Auseinandersetzung zwischen BundesLändern und Zentrale angeht, gnadenlos für die angeblich benachteiligten Länder Partei ergriffen https://www.freitag.de/autoren/wolfgang-michal/aufstand-der-zwerge. Keine Ahnung, warum Michal den Förderalismus so hochlobt, wo der doch in unendlich vielen Sachverhalten von großem Nachteil für unser Land ist. Man denke nur an 70 Jahre Diskussion um sinnvolle Schulformen, aber auch an die unsinnigen Eigenentwicklungen bei Polizei, Gesundheit und sonstwo. Die entstandenen Flickenteppiche sind ein Graus, wenn man nur daran denkt, dass die in allen Ländern bestehenden gleichnamigen Institutionen z. T. unterschiedliche Kompetenzen besitzen und noch dazu unterschiedliche Software benutzen, so dass sinnvolle Gesamtübersichten ( z. B. Gesundheits-, Bildungs-, Kultur-KriminalitätsKataster) , aber auch ein geschlossenes Gesamtverhalten (z. B. bei einer Seuche) immer wieder blockiert werden. Es gibt nachweislich bestimmte, aus der Sache heraus unstrittig optimierte Sachlagen, die nicht nur aus sich heraus, sondern auch aus ökonomischen Gründen zentral geregelt werden müssten. Andere Länder, die das tun, sind doch nicht automatisch schlechte Demokratien, oder wollen wir solches z. B. Frankreich anhängen?

Nein, Wolfgang Michal, Förderalismus macht nur Sinn, wenn Sachverhalte vor Ort – also in den Ländern – besser beurteilt werden können als von Berlin aus. Für mich ist bis heute nicht verständlich, warum man die Maßnahmen gegen Corona nicht klipp und klar an der Inzidenz, am R-Wert, an freien Intensivbetten etc. festmacht (die Kriterien sind auszudiskutieren und dann als verbindlich hinzunehmen). Um es dann den Ländern in Abhängigkeit vom dort herrschenden Infektionsgeschehen zu überlassen, ins jeweilige Maßnahmen-Register zu greifen. Wenn Merkel (Physikerin) und Braun (Arzt) am letzten Wochenende einen Vorschlag für strengere CoronaMaßnahmen an die Länder verschickt haben, dann geschah das doch nicht, weil man die Länder düpieren wollte, sondern offensichtlich aus einer immer schärferen Corona-Notlage heraus. Und mit dem Wissen um die Zusammenhänge. Eine Abstimmung vor dem darauffolgenden Mittwoch (18. 11.) wäre sinnvoll gewesen, JA. Aber hatten die Länderfürsten nicht genug Zeit, ihre Argumente bis zum Mittwoch zu sammeln? Nein – sie wollten sich lieber übergangen fühlen. Welch blödsinniger Kompetenzstreit in Zeiten, in denen alles schnell gehen muss.

Michal stärkt mit seinem Kommentar die Fürstlichkeit der Landesfürsten und freut sich über deren Beleidigtsein. Meine Güte! Das Ergebnis wird sich noch als eklatant herausstellen, denn unterlassene Verschärfungen werden sich bald in weiterhin bedenklichen Infektionszahlen manifestieren. Da ist nämlich kein wirkliches Abklingen in Sicht. Auch deshalb nicht, weil man längst gewonnene Erkenntnisse in den Ländern einfach nicht wahrhaben will. Man streitet gegen flexible Lösungen in den Schulen (Mix aus Homeschooling und Präsensunterricht) und versäumt es, die gesetzlichen Grundlagen für ein Verbot vorhersehbar gesundheitsgefährdender Demos zu schaffen. Dabei wissen wir, dass in der Kategorie Jugendliche zwischen 10 und 30 Jahren die höchsten Infektionszahlen kursieren (NDR-CoronaUpdate Ciesek vom 17. November 2020) und CoronaProtestler die Seuche geradezu antreiben (s. Stuttgart, Leipzig, Berlin). Merkel und Braun wissen das, denn sie sind – im Gegensatz zu den meisten Länder-Ministerpräsidenten – in der Thematik kompetent. Wissenschaftsfremden fehlt da oft das MatheGen.

Um das Ganze friedlich zu beenden: Ich hoffe, dass die Länder am kommenden Mittwoch ein ordentliches, ein ordentlich abgestimmtes CoronaPapier zur Diskussion bringen – und nicht wieder kontrovers in Diskutiertiraden stecken geblieben sind. Und ja: Ich bin für die offene Auseinandersetzung – doch nur dann, wenn es möglich ist, die Themen komplett auszuleuchten. Aber das sagte ich schon in meinem letzten Blog.

Durchbruch bei Impfstoffen stellt CoronaMaßnahmen nicht in Frage

Corona ist nach wie vor das beherrschende Thema. Nachdem die Zahl der täglichen Neuerkrankungen die 20.000, nachdem die Inzidenz in vielen deutschen Städten die 200 Neuerkrankungen/7Tage überschritten haben,  300.000 Schüler und 30.000 Lehrer in Quarantäne  und die Testlabore an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit geraten sind, herrscht extreme Anspannung im Land. Experten hoffen, dass der exponentielle Charakter der InfiziertenKurve 14 Tage nach Beginn des Lockdown light gebrochen wird. Und ein zunächst degressiver, dann konstanter und schließlich ein abfallender Verlauf erreicht werden kann. Derzeit sieht es danach aus. Doch ob die Tendenz zu Besseren anhält, wird maßgeblich davon abhängen, wie sich die Teile der Bevölkerung verhalten, die der Pandemie bislang Vorschub leisteten. Darüber hinaus dürften der Umgang mit besonders gefährdeten Personengruppen, Strategien für den Krankenhaus-, Kita- und Schulbetrieb, aber auch Start, Umfang und Verteilung der Antigen-Schnelltests erheblichen Einfluss auf die allgemeine Entwicklung haben. Lt. ARD-Deutschlandtrend vom 12. November ist der überwiegende Teil der deutschen Bevölkerung mit den CoronaMaßnahmen der Regierung nicht nur einverstanden, sondern fordert sogar eine Verschärfung https://www.tagesschau.de/inland/deutschlandtrend-2403.html.

Nach meinem Verständnis sollten Bund und Länder abgestimmt und verhältnismäßig reagieren – und zwar in Abhängigkeit vom aktuellen, regionalen Infektionsgeschehen, der regionalen IntensivBettenbelegung, der regionalen Situation in Alten- und Pflegeheimen, der regionalen sozialen Struktur etc. . M.E. geht es hierbei um folgende Maßnahmen mit den entsprechenden Handlungsoptionen. Wobei im Zweifelsfall – gerade zu Rechstfragen –  der Bundestag befragt und ggf. zur Gesetzgebung bzw. -änderung aufzurufen wäre:

  • Besuche in Krankenhäusern und Altenheimen ausschließlich in Schutzkleidung und nach negativem Testergebnis
  • Regelmäßiges Testen von Ärzten und Pflegepersonal in Krankenhäusern sowie in Alten- und Pflegeheimen; Tests auch bei Patienten und Pflegebedürftigen
  • Bildung von Gruppen aus „unverdächtigen“, sprich: negativ getesteten Personen in Alten- und Pflegeheimen sowie in Haushalten ohne Kinder (AntiDepressionsStrategie)
  • Überlastung der Labors vermeiden: Bei einer Inzidenz unter 50 pro 100.000 in 7 Tagen müssen die Gesundheitsämter unverzüglich die Rückverfolgung von möglichen ClusterKontakten  (retrospektives cluster tracing) aufnehmen und die Vorwärtsverfolgung (wen hat der Proband angesteckt) einstellen. Darüber hinaus müssen PCR- und AntigenSchnelltests sauber gegeneinander abgegrenzt werden. Die loborbelastenden PCR-Tests müssen zahlenmäßig zurückgeführt  werden und vornehmlich dem KlinikBereich (Schwerpunkt: CoronaNachsorge) vorbehalten bleiben (Aussagen  Drosten)
  • die Regierung muss ein neues Werkzeug schaffen, damit Leute, die sich freiwillig dem AntigenSchnelltest unterziehen, bei positivem Testergebnis von informierten Kontaktpersonen Ernst genommen werden und Rückmeldungen erhalten (z. B.: Ja, danke, ich vertraue Deiner Info und werde mich jetzt sofort auch testen lassen und das Gesundheitsamt informieren)
  • Bei höheren Inzidenzen: Einführung des WechselUnterrichts (Flexibler Mix von Homeschooling und Präsenzunterricht)vor allem für Jugendliche zwischen 10 und 20 Jahren, die sich besonders oft anstecken; bei Wechselunterricht: Präsensunterricht vorrangig für PC-lose Kinder aus prekären Verhältnissen; grundsätzlich: Abkehr vom Kurssystem in den Schulen – stattdessen: Bildung von festen Lerngruppen
  • Die Schülertransporte sind wegen möglicher Hotspots schnellstmöglich zu entzerren, sprich: Die Überfüllung von Schulbussen muss über gestaffelte Anfangszeiten in den Schulen und Erhöhung der Transportkapazitäten weitestgehend beseitigt werden.
  • Regelmäßige Schnelltest für Jugendliche zwischen 10 und 20 Jahren in Schulen und Ausbildungsstätten
  • Volle Öffnung für Kitas (Kleinkinder widerstehen Corona am besten)
  • Ausrüstung von Schulen und Kitas mit Hepa-Hochleistungsfiltern und Sichtscheiben https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Coronavirus-Was-bringen-Luftfilter-an-Schulen,luftfilter100.html (finanzielle Unterstützung durch den Bund)
  • Kostenfreie, vom Staat finanzierte Einkaufsdienste – vor allem für bedürftige Bürger
  • Beschleunigen der Pflegereform mit dem Ziel, mehr Pflegekräfte auszubilden und „geflohenes“ Pflegepersonal zurückzuführen. Dabei grundsätzlich bessere Bezahlung in der Branche
  • Demo-Verbot für Querdenker, Impfgegner, Verschwörungstheoretiker, Nazis und ähnliche Gruppierungen (Gesetz einbringen)
  • Stärkung der Vollmachten bei Ordnungsdienst und Polizei (Gesetz einbringen)
  • Strikte Bestrafung von Bürgern, die Abstandregeln, Maskenpflicht und Versammlungsverbote vorsätzlich missachten (Exempel statuieren, Präzedenzfälle schaffen)
  • Genehmigung von Ausrüstungen, die dann, wenn Restaurants wieder geöffnet werden können, einen Betrieb auf Außenflächen ermöglichen (Gas- und Infrarotstrahler, Trennwände usw.)
  • Besondere Belüftung von OP- und Sterilbereichen in Krankenhäusern (Hepa-Filter, Anwendung spezieller Strömungstechniken, statischer Schutzdruck etc.) https://www.krankenhaushygiene.de/informationen/fachinformationen/leitlinien/12

Kaum ist die Freude über die von Biontech/Pfizer erreichten Ergebnisse bei der Impfstoffentwicklung abgeklungen, kommen Bedenken auf. Könnte es sein, dass die frohe Botschaft ganz falschen Leuten Anlass zum Feiern gibt? Könnte es sein, dass der Bürger ein weiteres Mal dieses „alles nicht so schlimm“, diese trügerische Entwarnung aus querdenkerischer Ecke bekommt?

Ich bin gespannt, wie Merkel, Spahn und die Landesfürsten auf die Aussicht reagieren, recht bald einen Impfstoff in der Hand zu haben. Wobei zunächst unklar ist, ob und wenn ja: wie der zwischen Deutschland und den USA – oder weltweit (?) – verteilt wird. Derzeit läuft das ZulassungsRennen – mit klarem Vorsprung für die Vereinigten Staaten. Pfizer und BioNTtech wollen für den genbasierten mRNA-Impfstoff BNT162b2 in den USA sofort eine Notfallgenehmigung  beantragen. Mit einer entgsprechenden Zulassung der US-Arzneimittelbehörde FDA könnten Teile der US-Bevölkerung – zum Beispiel medizinisches Personal oder ältere Menschen – auch vor der offiziellen Zulassung geimpft werden. BioNTech und Pfizer rechnen damit, noch in diesem Jahr weltweit bis zu 50 Millionen Impfstoff-Dosen bereitstellen zu können, im kommenden Jahr sollen es bis zu 1,3 Milliarden sein.

Inzwischen hat auch bei der  europäischen Arzneimittelbehörde EMA ein beschleunigter Zulassungsprozess begonnen https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/id_88535176/corona-impfstoff-von-biontech-wie-funktioniert-er-und-wie-gut-schuetzt-er-.html.

Der Druck, die Anwendung des Impfstoffes auch hier zu Lande zu genehmigen, wächst dabei stündlich. Immerhin dürfte zuerst dorthin geliefert werden, wo man verkaufen kann. BioNTech hofft, den Impfstoff noch im vierten Quartal 2020 auch in Deutschland anbieten zu können.

Interessant ist ein inzwischen vorliegendes Positionspapier, dass die  Ständigen Impfkommission, gemeinsam mit dem Deutschen Ethikrat und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina erarbeitet hat. Es ist ein vorläufiges Papier mit vorläufigen Prioritäten. Denn noch ist unklar, wie Menschen unterschiedlichen Alters auf BNT162b2 reagieren. Vorerst glaubt man, dass Jüngeren besser geholfen werden kann als Älteren. Doch sicher ist diese Vorausschau nicht.

Derzeit möchte man zuerst Ältere und vorerkrankte Menschen gegen Covid-19 impfen. Bevorzugt würden darüber hinaus Beschäftigte im Gesundheitswesen sowie Personen, die in „Bereichen der Daseinsvorsorge“ Schlüsselfunktionen innehaben. Dazu zählten Beschäftigte in der Altenpflege, bei den Sicherheitsbehörden, der Feuerwehr, in Gesundheitsämtern oder auch Lehrerinnen und Lehrer. Ob man privat oder gesetzlich krankenversichert ist, spiele dabei keine Rolle. Eine Impfpflicht solle es nicht geben https://www.mdr.de/brisant/impfung-corona-deutschland-reihenfolge-risikopatient-100.html.

Bund und Länder haben sich auf eine Arbeitsteilung bei der Vorbereitung der Corona-Impfungen verständigt. Der Bund sei verantwortlich für die Beschaffung der Impfstoffe, Bund und Länder für die Einrichtung der Impfzentren und die Länder selbst für die Anschaffung von Impfutensilien wie Spritzen und Kanülen. Mithilfe einer nationalen Impfstrategie plant die Bundesregierung gemeinsam mit den Bundesländern rund 60 Impfzentren, Thüringen setzt eher auf kleine BehandlungsEinheiten https://www.insuedthueringen.de/region/thueringen/thuefwthuedeu/Impfpraxen-und-Tiefkuehllager-Thueringen-bereitet-Corona-Impfung-vor;art83467,7457458. Bei der Lieferung der Impfstoffe soll auch die Bundeswehr eine Rolle spielen. Zudem wird es eine zentrale Datenbank geben, die die Impfungen registrieren soll https://www.pharmazeutische-zeitung.de/bundesweit-60-impfzentren-geplant-121679/.

  1. November: Auch die in Tübingen ansässige Firma CureVac ist, was ihren gentechnisch entwickelten mRNA-Impfstoff CVnCoV angeht, optimistisch. Er wird zwar etwas später als der von BioNTech entwickelte auf den Markt kommen (man vermutet im Januar 2021), dafür aber bei normaler Kühlschranktemperatur lagerbar und länger haltbar sein.8
  2. November: Die US-amerikanische Firma Moderna gibt bekannt, dass sie nach Abschluss der 3. Testphase einen noch wirksamen Impfstoff gegen Covid 19 entwickelt hat (Effektivität 94,5%) als BioNTech (Effektivität: 90 %). Der zumal bei Kühlschrank- Normaltemperatur längere Zeit gelagert werden kann und dessen Handling deshalb erheblich kostengünstiger ausfallen dürfte.9 Auch Moderna wird kurzfristig eine Notfallgenehmigung bei der FDA beantragen. Bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA ist der Zulassungsprozess ebenfalls im Gange.

Offenbar ist es so, dass die nach gentechnischen Verfahren entwickelten mRNA-Impfstoffe von BioNTech und Moderna zuerst auf den Markt gelangen, und zwar auf den US-amerikanischen. Die Zulassung in Europa dürfte dagegen noch etwas Zeit erfordern. Experten befürchten, dass sich aus diesem Umstand eine Schräglage in der Versorgung zwischen den US und Europa ergeben könnte. Sowohl die USA als auch Europa haben Millionen und Milliarden Impfstoffdosen bei den in Frage kommenden Firmen geordert, wobei nicht in allen Fällen konkrete Verträge vorliegen. Auf die Frage, ob auch ärmere Länder, und wenn ja: zu welchen Preisen in den Genuss der „Covid-Killer“ gelangen werden, schweigen sich die potentiellen Hersteller bislang aus. BioNTech-Chef Uğur Şahin hat verkündet, dass er sein Vakzin weltweit und dann zu unterschiedlichen Preisen vermarkten möchte.10

Die UNO versucht über zwei wichtige Organisationen – die Global Alliance for Vaccines and Immunisation (Gavi) sowie die Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI) – die Versorgung der ärmeren Länder mit Impfstoffen zu sichern. Ob es dabei gelingt, faire Preise durchzusetzen, steht derzeit in den Sternen.

Man darf bei diesen Betrachtungen nicht vergessen, dass die Impfstoffforschung nicht allein ethischen Motiven, diesen vielleicht sogar nachrangig folgt. Im Vordergrund steht  – wie immer im KAP – der Profit. Und so dürfte der Wettlauf zwischen den inzwischen 224 Forschungsprojekten vergleichsweise brutal erfolgen.11 Kleine Länder – ich denke da an Kuba mit seiner Entwicklungslinie Soberana12 dürften da schnell ins Hintertreffen geraten. Gut, dass sie dann wenigstens für den eigenen Bedarf produzieren können.

Und vergessen wir diejenigen nicht, die sich dem großen Menschenversuch für Geld ausliefern. Zumeist handelt es sich um sehr bedürftige, um abhängige oder unterdrückte Menschen – vor allem in Entwicklungsländern. Ihnen ist die gesamte Menschheit zu großem Dank verpflichtet.

Nachtrag vom 29. November 2020:

Bund und Länder haben sich am letzten Mittwoch nicht nur auf strengere Maßnahmen gegen Corona, sondern auch auf ein unwirkliches Weihnachten, besser gesagt: auf eine letzte ungestüme Woche in 2020 verständigt. Niemand weiß, ob die neuen Kontaktbeschränkungen bis zum 23. 12 fruchten, zumal die hotspotrelevanten Zonen – etwa Schulen, Kaufhäuser, öffentliche Verkehrsmittel und private Wohnbereiche – nur unentschlossen oder garnicht angetastet werden. Bis zum 28. November jedenfalls – seit dem Beginn des Logdowns sind bereits mehr als 14 Tage vergangen – kann von einem abflauenden Infektionsgeschehen nicht die Rede sein. Im Gegenteil: die Zahlen steigen weiter. Und wenn jetzt Freude darüber aufkommt, dass die Zuwächse zurückgehen, dann heißt das allenfalls, dass es mit dem exponentiellen Wachstum, nicht aber mit dem Wachstum an sich zuende geht. Die Fallzahlen steigen also weiter und R=0,9 heißt auch nur, dass jetzt 10 Infizierte nur 9 weitere Mitbürger anstecken. Und tatsächlich kann allenfalls von einer sich abflachenden Kurve gesprochen werden und keinesfalls von einer, die sich nach unten in Richtung einer 7-Tage-Inzidenz von unter 50 bewegt.  Dabei ist klar, dass sich erst dann – bei diesen 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner – Gesundheitsämter wieder frei schwimmen und irgendwelche Nachverfolgungen vornehmen können. Bis dahin breitet sich Corona nahezu ungehemmt aus. Man trifft inzwischen Leute, die CoronaInfizierte kennen und ahnt, dass die Seuche näher kommt.

An besagtem Mittwoch – das abgestimmte Aktionspapier der Länder lag bereits vor – waren eine besorgte Kanzlerin und ihr Amtschef neuerlich auf eine unerbittliche Front von Widersachern gestoßen. Die dann auch nach heftigen Zusammenstößen nicht nachgab. Wer bis dahin an eine durchsetzungsfähige, mächtige Kanzlerin glaubte, sah sich getäuscht. Mir selbst wurde das erst klar als ich irgendwann auf die von der Kanzlerin vertretene Position, nämlich darauf stieß, dass Merkel  bereits ab einer Inzidenz von 50 zu verschärften Maßnahmen greifen wollte. Dass man sich  schließlich auf einen Grenzwert von 200 einigte und das als Kompromiss pries, sagt alles. Merkel hatte zu diesem Zeitpunkt nicht nur die Schlacht um die verlorene Woche vom 18.11. bis 25.11. 2020, sondern auch die um scharfe, wirksame Waffen verloren. Sie war damit nicht allein, denn auch Braun, Lauterbach, Drosten, RKI und die Leopoldina und und und erlitten ein eklatante Niederlage. Denn dass vor allem Schulen erst dann zum Wechselunterricht übergehen sollen, wenn das Maß übervoll ist, heißt schlicht und besoffen,  dass die Landesfürsten die Schlüsse der Wissenschaft in den Wind schlugen. Dass solches geschen konnte, liegt nicht nur daran, dass die Föderalen den Aufstand der Massen befürchten. Nein. Es geht vor allem auf die Tatsache zurück, dass das Infektionsgeschehen bei Kindern und Jugendlichen noch immer unterschiedlich beurteilt wird. Genauer formuliert: Dass es noch immer Leute gibt, die Kinder als Wenig – oder KaumÜberträger von Covid einstufen. Oder – und hier setzt eine böse Vermutung ein – zweckgesteuert eine solche Deutung verbreiten. Ich bin sicher, dass das vehemente Bemühen, Schulen um jeden Preis offenzuhalten,  über Leichen, besser gesagt über Gesetze geht – auch wenn das fundamental biologisch-physikalische sind. Offenbar ist das Wiederholen eines Schuljahren die Todsünde überhaupt. Selbst wenn dabei Todesfälle en gros vermieden werden. Ja, diese Todesfälle steigen rasant an. Sie übertreffen schon jetzt die Zahlen vom März erheblich, und sie werden weiter ansteigen. Denn solange es keine harten Lockdown und windelweiche Feierwochen gibt, sind vor allem die alten und gefährdeten Menschen unter uns jeder Gefahr ausgesetzt.

Schon seit Monaten frage ich mich, warum es nicht bundesweit gültige und vom Infektionssituation abhängige  CoronaMaßnahmen/Verhaltensregeln gibt. Prinzipiell, dachte ich, könne doch jeder Ministerpräsident die regionale Lage einschätzen und dann ins Maßnahmeregister greifen. So logisch dieser Gedanke war, er wurde monatelang gar nicht erst in Erwägung gezogen. Den Mächtigen im Lande war es wichtiger, eine eigene, vom Bund unabhängige Kompetenz zu beweisen, als der Logik des Pandemiegeschehens zu folgen. Erst jetzt am 26. November gibt es einen Vorschlag von Rudolf Henke, dem langjährigen Vorsitzenden des Marburger Bundes. Er definiert einen sogenannten Corona-Index vor, ein komplexes Kriterium, nach dem die Politik differenziert agieren und  reagieren kann. Der gesamte gegen Corona gerichtete MaßnahmeKatalog  kann demnach in Abhängigkeit von dieser Kennziffer quasi stückchenweise abgerufen werden. Henke schlägt vor, bei der Berechnung des Corona-Index alle regionalen, sozialen und coronarelevanten Kriterien wie folgt zu berücksichtigen: „Der Index soll sich aus festen Werten – wie etwa der Anzahl der in Heimen lebenden Pflegebedürftigen und der Bevölkerungsdichte – sowie aus variablen Parametern pro Landkreis oder kreisfreier Stadt speisen. Zu zweiter Gruppe zählt Henke beispielsweise den Anteil der Risiko- und beruflich besonders exponierten Bevölkerungsgruppen, die bereits gegen das Virus geimpft wurden. Weitere Kriterien könnten die Inzidenz positiver Testergebnisse  im Zeitverlauf, der prozentuale Anteil positiver Testergebnisse  an den durchgeführten Tests, die Auslastung des öffentlichen Gesundheitswesens, die Auslastung der Intensivstationen, der Reproduktionswert R und eventuell auch der Anteil der in Quarantäne befindlichen Schulklassen sein.“ Henke möchte in einem zweiten Schritt fünf Stufen etablieren und diesen dann konkrete Lockerungs- bzw. Verschärfungsschritte zuordnen – also das, was ich oben bereits andeutete.

Mit Aufkommen weitere wirksamer Vakzine ist die Diskussion darüber entbrannt, welche Personengruppen in welcher Reihenfolge geimpft werden sollen. Dabei stehen  sich derzeit zwei Strategien gegenüber: Beide stimmen zunächst darin überein, dass systemrelevante Gruppen, die mit dem infektionsgeschehen unmittelbar zu tun haben (medizinisches Personal), zuerst geschützt werden müssen. Dann aber gibt es Streit: Eine Gruppe von Virologen/Epidemieologen – es handelt sich um die bisher dominierende Gruppe  –  vertritt die Auffassung, dass im zweiten Schritt ausschließlich Gefährdete – also alte Menschen und solche mit Vorerkrankungen – geimpft werden sollten. Die andere Gruppe möchte die Menschen anschließen, die die Epidemie am ehesten/wahrscheinlichsten verbreitet – Kinder und Jugendliche im Alter von 10-20 Jahren. In NRW ist die Entscheidung offensichtlich gefallen. Hier sollen in einer Frühphase von Mitte Dezember bis etwa April 2021 ausschließlich Bewohner und Mitarbeiter von Pflegeheimen über mobile Teams, Pflegebedürftige , die daheim betreut werden, sowie Senioren jeweils in zu errichtenden Impfzentren geimpft werden (Kategorie 1). Von März bis Juli 2021 seien ambulante Pflegekräfte und das Personal der kritischen Infrastruktur – also Feuerwehrleute und Polizisten an der Reihe (Kategorie 2). Die Massenimpfung erfolge ab Mitte 2021 über die Hausärzte (Kategorie 3).

Sehr sonderbar, dass das medizinische Personal – Ärzte und Pflegekräfte in der Verlautbarung unterschlagen wurden. Dabei hatte die Impfgesellschaft diese Personengruppe  bereits Anfang November völlig zu Recht in die Kategorie 1 eingeordnet.

Mit Hochdruck wird in ganz Deutschland an der Beschaffung der Impfstoffe sowie an der Errichtung von Impfzentren gearbeitet. Wie die Dinge im Detail erfolgen, ist bisher wenig bekannt https://www.zdf.de/nachrichten/politik/corona-impfzentren-faq-100.html  und https://www.dw.com/de/corona-wie-deutschland-sich-auf-die-impfung-vorbereitet/a-55737094

Für den 6. Dezember sind neue Demos der CoronaLeugner in Düsseldorf geplant. Angesichts der Geschehnisse in Stuttgart, Frankfurt, Berlin und Leipzig müssten diese Zusammenkünfte sofort verboten werden. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung hat sich in aller Schärfe auch gegen die Querdenker positioniert https://www.dw.com/de/antisemitismusbeauftragter-klein-kritisiert-querdenken-bewegung/a-55707010.

 

Plötzlich wieder draußen

Heinrich G. freut sich. Er kann im Altenheim des M-Krankenhauses der Stadt R. wieder Besuch empfangen. Und dieser Besuch darf ihn sogar nach draußen ins Freie entführen.  Heinrich G. weiß nicht,   warum das so ist. Man sagt ihm nur, dass die Gefahr vorbei sei. NieSo wie er, erfährt auch seine Lebensgefährtin nicht, aufgrund welcher  Kriterien die plötzliche Öffnung möglich wurde. Waren es epidemiologische Zeichen oder harsche Proteste von Angehörigen?  Niemand weiß, ob ärztliches Personal, ob Pfleger oder Hilfskräfte auf Corona getestet wurden, geschweige denn, wieviel mal das geschah. Er selbst, Heinrich G. wurde nicht getestet, und so erging es zweifellos auch den übrigen Heimbewohnern. Kein Wunder also, dass Betroffene wie Außenstehende jetzt wütend sind. Kein Mensch in R. weiß, wieviel überhaupt stadtweit getestet wurde/wird und wie folglich die täglich gemeldeten Infektionszahlen zu bewerten sind. Die im März 2020 mit viel Trara eingeführten CoronaTestZelte sind seit langem abgebaut. Dabei weiß man, dass das Testen – vor allem dort, wo Menschen unmittelbar in Gefahr sind, Sicherheit schafft. Allerdings nur, wenn man öfter testet und bestimmte Regel einhält https://rp-online.de/panorama/coronavirus/harald-renz-corona-test-aussagekraft-nicht-so-einfach-interview_aid-52000189. Testen ist aber auch teuer, und so schwelt die Vermutung, dass hohe Infektions-Dunkelziffern aus kommerziellen Erwägungen heraus mindestens bis zum 16. Mai bewusst in Kauf genommen wurden. Von diesem Zeitpunkt an regelt das zweite Gesetz zum Schutz der Bevölkerung, dass die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) für die Zeche zuständig ist https://www.bundesregierung.de/breg-de/bundesregierung/staatsministerin-fuer-kultur-und-medien/aktuelles/corona-gesundheitsschutz-1749338. Aber auch dann könnte jemand ans Sparen gedacht haben.

Demokratiebesoffener ÖffnungsSchwachsinn

Man könnte meinen, dass ich damit genau ins Schwarze treffe. Herrscht jetzt Stillstand, wartet man darauf, dass sich die Idioten, die in der Düsseldorfer Altstadt, beim muslimischen Zuckerfest, am Berliner Landwehrkanal oder in sonstigen Menschenknäulen quasi aufeinanderhingen, endlich anstecken? https://www1.wdr.de/nachrichten/themen/coronavirus/lockerung-folgen-100.html

Oder sind Polizei, Justiz und Staat durch Beleidigungen, Spuckattaken und Chaos-Demos so traumatisiert, dass sie nicht mehr durchsetzen können, was der Gesetzgeber vorschreibt?  Ich vermute ersteres: Man hofft auf ausbleibende oder eintretende Katastrophen. Erstere würden sich von selbst erledigen, letztere die Blockade im Handeln auflösen. Sollte eintreten, was niemand wünscht, dann ließe sich plötzlich einfordern und dazwischenschlagen. Nur die Katastrophe könnte zu Recht und Ordnung – so man denn davon sprechen möchte – zurückführen. Dumm nur, dass die Katastrophe erst ruchbar wird, wenn sie uns längst gepackt hat. Stichwort: MeldeVerzögerung. Über dieses scheinbare Phänomen wird viel gesprochen, aber nur wenige verstehen es. Die Infektionszahlen, die uns heute auf dem Bildschirm begegen sind eben die von vorvorgestern. Was heute los ist, weiß niemend. Hinzu kommt, dass ein Großteil der Menschen „von Beruf renitent“, dumm und kontaminiert ist. Kontaminiert von Verschwörungstheorien, die als solche oft nicht erkannt werden.

Überfällig: der Vollstreckungsbefehl für die Caritas

Es ist gerade zu unerträglich zu erfahren, dass sich die Caritas dagegen sträubt, ihr Pflegepersonal auf Covid 19 testen zu lassen https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/deutlich-mehr-reihentests-in-heimen_aid-50428967. Und das, obwohl die Möglichkeiten dafür seit Wochen gegeben sind. Hintergrund ist offenbar das Gezerre um die Finanzierung der Test. Die flotten Sprüche über den vorrangigen Schutz von Gefährdeten sind angesichts dieses Misstandes Schall und Rauch. Es wird höchste Zeit, dass regelmäßige und sich wiederholende Tests am Pflegepersonal staatlich verordnet werden. Noch sinnvoller wäre es,  auch die Gefährdeten intensiver zu untersuchen. Erste zaghafte Versuche sind angesagt. Doch häufig, wenn die Zentrale in Berlin gefragt ist, erfährt sie das erst auf Umwegen. Vielfach zerfleddert der Förderalismus jedes sinnvolle Handeln. Ein Skandal, der zum Himmel schreit !

CORONA – die soliden Analysen

Die komplexen Geschehnisse und Schlussfolgerungen, die fortlaufend neue Gestalt annehmen, sind schwer zu verfolgen.  Hier eine Auswahl schlüssiger Analysen, die die  Lage m. E. treffend beschreiben und ausreichend Munition gegen  Verschwörungstheorien und Populismus anbieten:

  1. März: Es trifft wieder die Armen – vor allem in Afrika https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/virus-und-kredit

 

  1. April: Ein solider Faktencheck von Wolfram Goertz https://rp-online.de/panorama/coronavirus/corona-covid-19-symptome-sterblichkeit-und-behandlung-alle-fakten_aid-50228791

 

  1. April: Pepe Egger zielt auf die Profiteure der CoronaKrise, u. a. auf Bill Ackman und Jeffrey P. Bezos https://www.freitag.de/autoren/pep/ausser-kontrolle

 

  1. April: Jacob Augstein unterstützt diejenigen in unserer Gesellschaft, die ihre Freiheitsrechte bedroht sehen und fordert mehr Öffnung. Dabei unterschlägt er die Tatsache, dass Epidemiologen und Politiker das einzig Richtige getan haben, um das deutsche Gesundheitssystem vor dem Untergang zu bewahren. Seine Forderung: Einen zweiten Lockdown darf es nicht geben – ist Wunschdenken. Sie widerspricht zutiefst wissenschaftlichem Denken https://www.freitag.de/autoren/jaugstein/bizarre-blueten

 

  1. Mai: Ulrike Baureithels Fragen treffen den Kern der Sache: Wird der bisher starke Chor der Vorsichtigen, die vor falschen Signalen und einer zweiten Welle warnen, von der neuen Stimme der „Lockerungsdrängler“ übertönt? Bringt ein weiterer Lockdown für das Infektionsgeschehen gar nichts mehr? Und wären die Kollateralschäden, die ein weiterer Lockdown mit sich brächte, einfach viel zu hoch, bemessen am Gewinn von Leben? https://www.freitag.de/autoren/ulrike-baureithel/einmal-corona-und-zurueck

9. Mai: Richard David Precht meint, dass nur jetzt in der Krise die Chance für ein Umdenken besteht. Nach dem Desaster sei das Fenster für Alternativen (z.B. für mehr Klimaschutz) wieder zu https://rp-online.de/panorama/coronavirus/coronavirus-fuer-richard-david-precht-gehen-die-massnahmen-zu-weit_aid-50438299

10. Mai:  tagesschau.de teilt mit, dass die Reproduktionszahl R nach Schätzung des RKI auf 1,1 – und damit auf ein gefährliches Niveau – gestiegen ist https://www.tagesschau.de/inland/rki-corona-reproduktionsrate-101.html

Ich persönlich meine, dass die jetzt durchgeführten/vorgesehenen Lockerungen zu massiert auf die Gesellschaft einstürzen. Nur die allmähliche Aufeinanderfolge sinnvoller Einzel-Öffnungen hätte die Zuordnung von jetzt steigenden Infektionszahlen auf einzelnen Lockerungsmaßnahmen zugelassen. Die unsystematische Handlungsweise wird durch den Grenzwert 50 Neuinfizierte auf 100.000 Einwohner/Woche weiter verstärkt. Denn diese Ziffer ist nicht an eine feste Zahl von Testungen gebunden – von deren Umfang aber direkt abhängig. Darüber hinaus wird den Ländern überlassen, auf Überschreitungen des Grenzwertes dezentral zu reagieren. Mit welchen sinnvollen oder  hanebüchenen Maßnahmen auch immer. Zentrale Vorgaben – Fehlanzeige!

Und noch eines stimmt mich besorgt: Der Staat lockt jetzt viele Unternehmen in eine zwielichtige Existenz, in ein Dasein, dass den Ruin bedeuten kann. Treffendes Beispiel: die Gastronomie. Viele Restaurants können sich selbst bei Vollauslastung  kaum über Wasser halten. Jetzt wird ihnen  die Öffnung  auf Abstand  (und teilweise auch auf Außenplätze) vorgeschrieben. Gäste dürften sich mit einem Zwei-Stunden-AufenthaltsRythmus, der die Umsätze vergrößern könnte, kaum anfreunden – wenn sie denn überhaupt kommen. Da sind Pleiten vorprogrammiert. 

Maren Könemann: Warum Prominente und Influencer Verschwörungstheorien verbreiten

https://rp-online.de/panorama/coronavirus/attila-hildmann-xavier-naidoo-ken-jebsen-verschwoerungstheorien-von-prominenten_aid-50428049?utm_campaign=topthemen&utm_medium=email&utm_source=newsletter

 

Den Gürtel enger schnallen und nicht drauflos schreien, wenn Freiheitsrechte mal eingeschränkt werden

32 Tage danach*. Ich ertappe mich erneut bei einigen Gedanken, die mir wichtig erscheinen:

Obwohl es epidemiologisch angesagt ist, den Lockdown fortzusetzen, ist jetzt Lockerung angesagt https://www.focus.de/gesundheit/michael-meyer-hermann-im-zdf-heute-journal-infektionsforscher-zu-corona-fahrplan-epidemiologisch-ist-jede-lockerung-falsch_id_11889830.html. Ich weiß nicht auf welcher Grundlage. Denn die Grundvoraussetzungen für den Schutz der Bevölkerung, für den Schutz innerhalb von öffentlichen Verkehrsmitteln, Physiotherapien, Altenheimen, Pflegeeinrichtungen  und Unternehmen sind nicht gegeben. Denn es fehlt nach wie vor an Schutzkleidung – vor allem an Gesichtsmasken – und Desinfektionsmitteln.  Wenn man es mit der besonderen Sorgfalt gegenüber besonders Gefährdeten Ernst meinte, hätten die Pfleger und das sonstige pflegerische Personal längst mit Schutzausrüstungen versehen werden müssen. Ganz zu schweigen von den Alten und Kranken, die sich an diesen Orten aufhalten. Stattdessen versorgt man die Ärzte und Krankenschwestern an den Hotspots der Epidemie, denen niemand bei der Beschaffung ihrer Schutzausrüstung in die Quere kommen darf. Richtig so – aber richtig so auch die Not und die Notdurft – die mit den Plänen der Regierenden schwerlich zusammen passen.

Dass man die Maskenpflicht nicht für all und jeden Aufenthalt im Freien verordnet, ist ausschließlich dem Mangel an Ausrüstung geschuldet. M.E. dürften jetzt nur diejenigen Unternehmen wieder anlaufen, deren Chefs das Tragen von Schutzmasken für alle dicht benachbart agierenden Mitarbeiter garantieren können.

Schulen und Kitas zu öffnen – das entspringt dem dringenden Bedürfnis, die Enge in kleinen Wohnungen zumindest zeitweise aufzulösen, aber auch dem Ziel, Abschlüsse bei laufenden oder fälligen Prüfungen zu erreichen. So gravierend die häuslichen Probleme auch sind. Besagte Einrichtungen schon jetzt – ja in NRW extrem früh: bereits ab kommenden Donnerstag – wieder anlaufen zu lassen, ist grundfalsch. Die Proteste von Schülern und Lehrkräften dürften mir da Recht geben. Welcher Schüler ist denn in der Lage, angesichts von Corona und Ansteckungsangst ein ordentliches Prüfungsergebnis hinzulegen? Man könnte doch einfach abstimmen und die Jahresleistung zur Messlatte für den schulischen Erfolg machen. Das Abi müsste nicht sein, und die Geilheit der SuperAbschlussEhrgeizigen sollte gedeckelt werden.

Ich meine, dass es immer dort, wo Menschenansammlungen anstehen/zu befürchten sind, eine Maskenpflicht geben muss. Das sollte für alle öffentlichen Verkehrsmittel, aber auch für in sich geschlossene Einrichtungen, in denen die Menschen – auf welcher Fläche auch immer – einkaufen, gelten.

Wir befinden uns auf einer Berg- und Talfahrt – Lockdown und Öffnung werden solange einander abwechseln bis der Impfstoff vorhanden ist und alle bislang Unbetroffenen immunisiert sind https://www.tagesschau.de/inland/corona-entwicklung-interview-101.html. Dabei müssen die Prozesse so gesteuert werden, dass unser Gesundheitssystem nicht überfordert wird. Die Tatsache, dass derzeit 10.000 Intensivpflegeplätze leer stehen, ist angesichts möglicher Fehlsteuerung völlig belanglos. Denn im Ernstfall könnten plötzlich Hunderttausende so einen Platz benötigen.

Immer wieder begegne ich den Verharmlosern. Sie rennen täglich in geschlossene Verkaufsräume,  halten  Schutzmasken  für lächerlich und stellen die von der Regierung/den Ländern  und Ausländern betriebene AntiCorona-Politik in Frage. Sie setzen sich den Ansteckungsgefahren, die sie klein reden, bewusst aus und erkranken. Sie übertragen Corona auf ihre Mitbürger und bestreiten das. Es gibt sogar paarweise radelnde Mädchen, die mich zum Absteigen zwingen und anschließend verhöhnen.

Ich halte das Jammern – vor allem der sorglos Begüterten – um Freiheitsrechte für völlig überzogen. Vor allem, wenn diese Bessergestellten die Einschränkung der eigenen Rechte beklagen. Da sind doch ganz andere Betrachtungen angesagt. Man muss sich nur vorstellen,  wie arme Menschen in Afrika, Asien, Südamerika und selbst in den USA der Seuche ausgeliefert sind, wie Ärzte und Krankenschwestern kämpfen müssen und selbst bei aller Bazooka gegen Corona ihr Leben opfern (über 60 deutsche Ärzte und Krankenschwestern sind bereit tot!). Wir leben doch im Schnitt selbst bei Beschränkungen unter den besten Verhältnissen weltweit. Da ist doch vor allem Bescheidenheit und Demut angesagt! Zumal wir Deutsche die hilflose Situation in den Entwicklungsländern mit verschulden. Denn da ist seit mehr als hundert Jahren Ausbeutung durch internationale, aber auch deutsche Konzerne angesagt. Ich denke nur an die Ausbeutung von Rohstoffen(Frankreich in den ehemaligen Kolonien https://www.deutschlandfunk.de/der-westafrikanische-franc-frankreich-und-der-unsichtbare.724.de.html?dram:article_id=436556 , an die diskriminierenden Freihandelsabkommen mit Afrika https://www.attac.de/kampagnen/handelsabkommen/einzelne-handelsabkommen/epas/ und die Lebensmittelexporte, die massenhaft einheimische Strukturen zerstören https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/freihandel-eu-importe-torpedieren-afrikas-wirtschaft-1.3314106.

Schlimm sind die Beschränkungen für Leute, die auf engem Raum mit vielen Kindern klar kommen müssen. Vor allem da und bei der Versorgung mit Schutzkleidung muss dringend gehandelt werden. Ich kenne eine große Physiotherapie, in der es (Stand vor einer Woche) weder ausreichende Schutzausrüstung noch Desinfektionsmittel gab. Das Düsseldorfer Gesundheitsamt sah sich außer Stande zu liefern. Man muss sich nur vorstellen, welchem Risiko behandelnde Kräfte ausgesetzt sind, die es täglich mit bis zu hundert Patienten zu tun haben.  Ein Skandal inmitten des ständigen Geredes um mehr Öffnung.

Es ist nicht zu glauben, dass Gastwirte, denen die Öffnung ihrer Läden nach wie vor verboten wird, von einer Geringschätzung ihrer Branche durch die Regierenden sprechen. Und das diesem Aufbegehren auch noch Raum in den Medien gegeben wird. Jeder Mensch versteht, dass das Hotel- und Gaststättengewerbe unter den derzeitigen Zwangsmaßnahmen besonders leiden. Doch hier darf nicht Öffnung geboten sein. Hier muss der Staat für ausfallende Geschäfte, zumindest aber für die Existenzsicherung der Unternehmen sorgen.

Wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass die in der ersten Runde losgeschlagenen Hilfspakete nur ein Teil dessen sind, was bis zum Ausklingen der Pandemie erforderlich wird. Angesichts dessen sollte wir schon jetzt den Riemen  enger schnallen. Forderungen der Umweltbewegung, von Attac und Campact, mit diesen Geldern auch gleich noch Umweltprobleme zu lösen, sind folglich nicht nur wirklichkeitsfremd, sondern auch ärgerlich. Weil es angesichts vorhandener Existenzängste vor allem um das Überleben von Menschen und Unternehmen geht. Betrachtet man die Sache zugespitzt, dann ist davon auszugehen, dass die vor dem Wiederanlauf befindlichen Unternehmen den Staat eher bedrängen werden, von Umweltauflagen abzulassen. Woraufhin der Staat/die Politik (als Marionetten von Wirtschaft und der Finanzindustrie) eher diesem Druck als dem nach höheren Ausgaben für den Umweltschutz nachgeben dürften.

Die Protagonisten Kirchen haben immer gut reden. Auch jetzt, da viele ihrer Gebetsstätten geschlossen sind. Sie reden und reden und beeinflussen das, was ohne sie läuft, wenig oder gar nicht. Es wird derzeit viel Geld gebraucht. Hier zu Lande, aber besonders in den armen Ländern. Wo ist die 1-Billion-€-Spende aus den unkontrollierten, undemokratisch verwalteten Reichtümern, die Bedford-Strohm und die Kurie verwalten?   

 

* Ich zähle Corona vom 15. März an. Wir hatten damals die vorerst letzte Veranstaltung der Ratinger KULTURkneipe vor der Brust: die Aufführung meines Dokumentarfilms „Paris Belle Epoque – eine Spurensuche“. Das Ganze lief vor 18 Personen, die sich getraut hatten und brachte mir neben ziemlichem Applaus viel Wie-konntest-du-nur-Kritik ein.