Geht es mit unserer Literatur bergab? Müssen wird künftig mit dem Mix aus kreativer menschlicher Arbeit und ausgekotztem Chat GPT- Erguss leben? Gibt es so eine Übergangsphase, in der die KI-touchierte Beliebigkeitsliteratur so etwas wie Abschied vom soliden Schreiben manifestiert?
In einer Meyersche Buchhandlung, in der ich schockierende Defizite im literarischen Angebot feststellte, kam mir so ein Gedanke. Sind solche Umbrüche bereits im Gange, sind sie repräsentativ? Sind Veränderungen bei Mayer an bestimmte Gegebenheiten gebunden und deshalb nur zeitweilig präsent?
Jetzt vor Weihnachten habe ich den Eindruck, dass sich die Kette (konkret: diese eine Buchhandlung aus der Kette) von der anspruchsvollen Literatur völlig verabschiedet hat. Und nur noch dem Bestsellergeschäft nachläuft. Was dann ein Sammelsurium an billiger Unterhaltungsliteratur an die Oberfläche spült. Ich habe in der Buchhandlung in R. nur eine namhafte Autorin, nämlich Juli Zeh, entdeckt. Alle anderen Schriftsteller, deren Bücher mit gut einsehbarem Cover und z. T. handschriftlicher Bewertung des Buchladens in den Raum ragten, waren mir unbekannt. Wobei ich zugeben muss, dass ich nur einige moderne Autoren kenne und mit einer Generalschelte natürlich daneben liege. Aber was soll es. Ich bin dennoch fix und alle. Denn die Liste der Abwesenden ist endlos: Christa Wolf, Günter de Bruyn, Martin Walser, Günter Grass, Philipp Roth, Theodore Dreiser, Truman Capote, John Steinbeck, Erich Kästner, Heinrich Böll, Peter Härtling, Kurt Tucholsky, Stephan Zweig, Barbara Tuchmann, Naomi Klein, Harald Welzer, Richard David Precht, Peter Sloterdijk, Thomas Mann, Heinrich Mann, Klaus Mann, Golo Mann, Wolfgang Borchert, Uwe Tellkamp, Elfriede Jellinek, Ilse Aichinger, Wolfdietrich Schnurre, Hans Bender, Ernest Hemingway, Ingeborg Bachmann, Friedrich Dürrenmatt, Patrik Süßkind, Markus Orths, Annie Ernaux, Isabel Allende, Max Frisch, Jakob Schwerdtfeger, Eugen Ruge, Stefan Heym, Walter Janka, Jakob Schwerdtfeger, Frank Schätzing, Umberto Ecco, Paul Celan, Günter Eich, Bertold Brecht, Klaus Harprecht, Bruno Apitz (darüber hinaus gibt es weitere hundert …). Auch die bestens rezensierte Gegenwartsautorin Julia Schoch sowie Florian Illies blieben unsichtbar.
Eines habe ich mir angesichts der Bücherwüste fest vorgenommen: Ich werde beim Schreiben eines Buches niemals KI benutzen und auch nie ein Buch kaufen, dass im Verdacht steht, über KI produziert worden zu sein. Das Leben wird mich, meine frommen Wünsche und Maßgaben zwar überrollen. Doch ich bin sicher, dass man sich eines Tages der leibhaftig, manuell und zu 100% von Menschen fabrizierten wertvollen Bücher erinnern wird.