Für viele und seit langem ein Ärgernis – das Budget des britischen Königshauses. Es lag 2018 bei rd. 90 Millionen Euro und wurde vornehmlich über Steuern finanziert. Unglaublich, dass die Briten das immer noch hinnehmen und die Royals nach wie vor feiern. Seit 2016 wird ihrem Image auch filmisch nach- und abgeholfen.
Für meine Begriffe zeichnet die britische Serie The Crown die jüngere Geschichte der britischen Monarchie nicht nur nach, sie zerlegt sie auch in beispielloser Weise. Glimmer, Geltungssucht, Machtgier und Einsamkeit von Apparat und Personen leuchten dabei in grotesken Farben. Elisabeth II – grandios porträtiert von Olivia Colman – dürfte bis in fünfte Staffel und damit vermutlich bis in die Gegenwart reichen. Sie hat dann vermutlich neun oder zehn Premierminister überlebt und ihrem Sohn Charles die Krone weiterhin vorenthalten.
Bemerkenswert an der Serie sind sowohl Drehbuch als auch Regie und Kameraführung. Ich habe selten ein so professionell gestaltetes, dynamisches Historienspektakel erlebt. Eine anspruchsvoll geführte Sprache, zu ausgewählten Themen innerhalb einer Szene rundum wechselnde Gesichter an wechselnden Standorten – das hat es so bisher selten gegeben. Man könnte bei diesem Stück – so man denn nur den Titel liest – bloße SoapOpera vermuten. Weit gefehlt. Das hier ist gute Literatur von Peter Morgan – einfallsreich und brillant umgesetzt. Wer glaubt, dass man beim Anschauen des Ganzen zum Monarchisten wird, täuscht sich. Mir hat sich da nicht übergestülpt. Als Menschen mit Vorliebe für historische Stoffe, haben mich die Details an den Höfen interessiert und amüsiert. So richtig Wut wollte nicht aufkommen – obwohl ich das Königtum nach wie vor für höchst überflüssig und parasitär halte.
Und noch zwei Dinge waren war auffällig: Der weitgehende Verzicht auf Sexszenen. Das, was heutzutage vor allem miese Filme aufmotzen soll, blieb im Backstage. The crown hat es nicht nötig, mit primitiven Pfunden zu wuchern. Darüber hinaus: Ich habe die Monologe, Dialoge und das Hofgeschrei auch als 80igJähriger von A bis Z gut verstehen können. Was zweifellos auf den sparsam und gut angepassten Umgang mit Fremdgeräuschen zurückgeht. Während man in anderen Filmwerken leise Gesprochenes oder Untertitel kaum oder gar nicht versteht, weil unentwegt dazwischen geräuscht oder zu schnell ausgeblendet wird, ist hier alles in Ordnung.
10 Punkte deshalb und volles LOB!