Die Schockstrategie

Naomi Klein: Die Schockstrategie, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M., 2009, ISBN: 978-3-596-17407-2
http://www.amazon.de/Die-Schock-Strategie-Katastrophen-Kapitalismus-Naomi-Klein/dp/3100396111

In ihrem 2009 erschienenen Buch attackiert die Autorin die rigorosen Strategien der neoliberalen Chicagoer Schule.
An deren Spitze stand bis 2006 der Wirtschaft-Nobelpreisträger Milton Friedman, der als Antipode von John Meynard Keynes für einen deregulierten freien Markt, eine weitgehende Einschränkung der staatlichen Macht/Einflussnahme und ein Minimum an staatlichen Sozialleistungen plädierte – und diese Vorstellungen mit Hilfe seiner Schüler auch massiv umzusetzen versuchte: in Chile, Bolivien, Argentinien, in den ostasiatischen Tigerstaaten, in Polen, Russland, China, im Irak, in Südafrika, in Israel etc. Mehr als drei Jahrzehnte lang hatten Friedman und seine mächtigen Anhänger ihre so genannte „Schockstrategie“ perfektioniert: Auf eine große Krise oder einen Schock warten, dann den Staat an private Interessenten verfüttern, solange die Bürger sich noch vom Schock erholen, und diesen „Reformen“ rasch Dauerhaftigkeit verleihen (S. 17).
Friedman & Co. glaubten also, dass vorhandene Strukturen radikal beseitigt und „auf der Basis von Null“ durch neue, Friedmansche ersetzt werden könnten. Ein fataler, zumeist blutiger Irrtum! Bis heute – so vermittelt uns Naomi Klein – habe der Versuch, den so genannten „Washington Consensus“ einzupflanzen, nur jeweils Wenigen genützt, für die Masse der Menschen hingegen meist Unglück, Not und Vernichtung generiert. Zeitgleich sei die Schere zwischen arm und reich massiv aufgesprungen.
Ein spektakuläres Buch mit schonungsloser Analyse und überzeugender Aussage !
Ulrich Scharfenorth

Die folgenden Zitate wurden dem Buch in ungeordneter Folge entnommen. Sie gründen auf persönlichen Erfahrungen/Erkenntnissen der Autorin – die mit einem „Heer von mehr als 100 Mitstreitern“ sämtliche Sachverhalte vor Ort recherchieren lies oder selbst recherchierte.
• Milton Friedman empfahl (dem chilenischen Diktator) Pinochet einen Umbau der Wirtschaft im Schnellfeuertempo – Steuerkürzungen, Freihandel, Privatisierung von Dienstleistungen, Einschnitte bei den Sozialausgaben und Deregulierung. Chile wurde unter Pinochet zum Pionier einer Weiterentwicklung des Korporatismus: Eine sich wechselseitig stützende Allianz von Polizeistaat und Großunternehmen, die mit vereinten Kräften gegen den dritten gesellschaftlichen Machtfaktor – die Arbeiter – Krieg führt und dabei ihren Anteil am gesellschaftlichen Wohlstand kräftig erhöht […]. Als sich die Wirtschaft im Jahr 1988 (also nach dem „Schock-Experiment“) endlich stabilisiert hatte und rasch wuchs, lebten 45 % der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Die Einkommen der reichsten 10% Chilenen waren jedoch um 83 % gestiegen (S. 124) Die Schockstrategie weiterlesen