Keine Frage: der Krieg in der Ukraine muss schnellsmöglich beendet werden. Was danach kommt, liegt derzeit im Trüben. Was indes kommen muss, ist eine Europäische Friedensordnung, in die alle europäischen Staaten, also auch die Ukraine und Russland eingebunden werden müssen. Im Rahmen der Friedensordnung muss die Sicherheit aller beteilgten Mitglieder festgeschrieben und ein Interessenausgleich – vor allem zwischen der EU, der Ukraine und Russland erreicht werden. Ohne diese Vereinbarung kann der Frieden – schon gar kein dauerhafter – gesichert werden.
Im Umkehrschluss ist eine strikte, überaus teure Positionierung/Verteidigungshaltung der westlichen Partner gegenüber Russland eigentlich gegenstandslos – denn Konflikte sind a priori nicht vorgesehen. Da der Westen Russland aber auch nach einem solchen Vertragsabschluss misstrauisch beäugen dürfte – oder meint: beäugen zu müssen – sieht alles etwas anders aus. Für meine Begriffe wären allerdings die derzeitigen Verteidigungsausgaben – die geradezu gigantisch sind und die russischen Aufwendungen dreifach übersteigen – völlig ausreichend. Wenn man die Gelder sinnvoller einsetzen würde.
Dass die Bundeswehr beim laufenden Wehretat nicht verteidigungfähig ist, kann doch nur auf ausufernde Bürokratie, zuviel Personal und Chaos beim Waffeneinkauf zurückzuführen sein. Käme man endlich dazu, die Anzahl der in Europa benötigten Waffensysteme zu reduzieren, und würde man europäisch (also in großer Stückzahl) beim Lieferanten ordern, könnte man sicher mit sehr viel weniger Milliarden mehr erreichen als bisher.
Es bedarf keines besonderen Scharfblicks um festzustellen, dass Trump ganz bewusst den Schutzschirm über Europa – zumindest aber einen Teil davon – in Frage stellt. Und die Europäer zu größeren eigenen Anstrengungen in Sachen Rüstung auffordert. Das Ganze bedeutet, dass Trump – Gefahr aus dem Osten hin oder her – auf jeden Fall mehr US-Waffen nach Europa hineindrücken möchte. Auch wenn da zunächst nur die Rüstungskonzerne profitieren: mehr Rüstung heißt mehr Wachstum und ein höheres Steueraufkommen – alles Fakten, die dem America first geradezu entgegenspringen. Bisher ist es allein Donald Tusk, der den Wünschen der Amerikaner ganz bewusst auf den Leim geht https://www.freitag.de/autoren/jan-opielka/polen-das-land-will-auch-unter-donald-trump-liebling-der-usa-in-europa-bleiben. Auf liebdienerische Weise versucht er so, den polnischen Sonderstatus in der EU – nämlich als Spaltpilz – aufrecht zu erhalten. Was widerum den Amerikanern zu Pass kommt. Denn die wollen in einer zweiten Strategie Europa als Konkurrenten auch klein halten. Die baltischen Länder sind auf einem ähnlichen Kurs wie die Polen. Auch sie sind aus der Geschichte heraus „russlandgeschädigt“ und schon deshalb beste Freunde der Amerikaner. Dass Europa auch durch diese Partnerschaften eher zerrissen, denn gefestigt wird, kommt dem Wunsch und Willen der Strategen jenseits des großen Teichs – wie oben bereits angedeutet – sehr entgegen. Ein Übriges leisten die in der Diskussion befindlichen Mehrausgaben für die Rüstung, die viel wichtigere Projekte in den jeweiligen EU-Ländern abstürzen ließen. Stichworte für Germany: Infrastruktur, Bildung, Kinder- und Altersarmut etc.
Hans Georg Ehrhart hat zum Thema noch gründlicher recherchiert. Was er zu sagen hat, findet ihr im beistehenden Kasten …
Quelle: Der Freitag 8/25 vom 20. Februar 2025