Archiv der Kategorie: Umwelt und Klima

Jacob Augstein – voll daneben

Als ich den Beitrag von Jacob Augstein („Die Klima-Religion“) studiert hatte, glaubte ich einen Moment lang, mich verlesen zu haben https://www.freitag.de/autoren/jaugstein/klima-religion-warum-wir-nicht-versuchen-sollten-die-erderwaermung-zu-stoppen. Sollte das die wahre Auffassung dieses Mannes sein oder hat er – was das Zusammenspiel von Mensch und Natur, was den Umgang des Menschen mit der Klimakatastrophe angeht – Thesen in die Welt gesetzt, die nicht wirklich seine waren, sondern eine Debatte entzünden sollten. Träfe letzteres zu,  ich wäre sprachlos.

Umso mehr freut mich, dass in der letzten Ausgabe des FREITAG fundierter Widerspruch aufkommt. Eckart Löhr https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/gaia-statt-garten-stellen-wir-uns-unserer-verantwortlichkeit und Lioba Schneyinck https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/klima-ohne-religion-physikalische-gesetze-des-klimawandels rücken da zurecht, was dringend der Korrektur bedurfte. Der Mensch muss es lernen, im Einklang mit der Natur zu leben und deren bloße Unterjochung dauerhaft vergessen. Nur so ist das zeitweilige Überleben der Menschheit denkbar. Zeitweilig deshalb, weil der Blick – wie auch von Löhr angemahnt – sehr viel weiter reichen muss als das derzeit geschieht. Ich gehe da noch über die 200 Jahre hinaus und bin mir gleichzeitig über zwei Dinge im Klaren: Zum einen befinden wir uns in einer vom menschlichen Tun unabhängigen erdgeschichtlichen Warmzeit, die ihren Höhepunkt noch lange nicht erreicht hat. Von dem wir auch nicht annähernd wissen, wie er genau aussieht. Zum anderen stimme ich Löhr zu, der den Einfluss des Menschen aufs Klima deutlich hervorhebt und JA: klar formuliert, dass die Menschheit das Tempo der Erwärmung durch eine aktive Klimapolitik merklich reduzieren könnte. Was nicht heißt, dass sie die Gesamterwärmung aufhalten wird. Denn die „außermenschlichen“ Ursachen für Warmzeiten (die es in der Geschichte der Erde auch ohne fossile Spielereien immer gegeben hat) wird niemand je aushebeln können. Sie dürften über weitere Millionen von Jahren fortdauern. Dass es derzeit kaum einen Grund gibt, sich über solche Fernwirkungen zu erregen, ist klar. Aber es wird schon in absehbarer Zeit – und zwar bedingt durch das „Abrasieren“ zahlreicher Kipppunkte – Zwischenzustände geben, die ein normales Leben für viele Erdenbewohner unmöglich machen. Darauf, JA, Jacob Augstein, wird man sich vorbereiten müssen – hoffentlich auf einem erträglicheren Niveau als es uns unser Nichtstun bescheren würde.

Und JA: Auch wenn wir die Schadstoffemissionen mit einem Schlag beenden würden, müssten wir noch schlappe 25 Jahre die Folgen der zurückliegenden Umweltschweinereien ertragen. Mit unaufhaltsam weiter verstärkten Stürmen, Dürren und Starkregen. Man stelle sich nur vor, was passiert, wenn nichts passiert, wenn wir also so weiter schlampen und jedes Jahr wie 2023 Emissionshöchstwerte erreichen – und noch immer so positiv über tolle laufende Klimaschutzmaßnahmen palavern.

Was hier und heute geschieht ist vor allem …  NICHTS.

Bild: Der Freitag

Kairo: Viel Getöse um nichts

Dass US-Präsident Biden auf der Kairoer Klimakonferenz verspricht, alles nur Mögliche gegen den Klimawandel zu tun, dass auch Bundeskanzler Scholz den Mut hatte, auf der Klimakonferenz in Kairo große Töne zu spucken – beides mutet angesichts bisheriger Fehlleistungen, aber auch mit Blick auf die hoffnungslose Gesamtlage wie ein Witz an https://www.merkur.de/politik/un-klimakonferenz-cop27-aegypten-scharm-el-scheich-scholz-milliarden-zr-91897219.html. Der Klimaforscher Mojib Latif brachte es gerade auf den Punkt: Die Welt befinde sich in einer Art Schockstarre. Obwohl alle um die Probleme beim Klima wüssten, obwohl Geld zur Bekämpfung des Klimawandels zur Verfügung stünde, passiere nichts https://www.deutschlandfunk.de/klimaforscher-latif-internationale-gemeinschaft-in-schockstarre-100.html. Diese Feststellung gilt punktgenau auch für Deutschland. Es wird viel geredet, aber wenig oder gar nichts getan.  Statt die aus der Ukrainekrise resultierende objektiv schwierige Lage zu nutzen, um verstärkt die alternativen Energien nach vorn zu bringen, werden Braunkohlekraftwerke und AKWs ins Leben zurückgerufen. Statt die Bürger mit konkreten positiven Maßnahmen zu erfreuen, werden verstärkt fernliegende Ziele an Pappwände gepinnt, die keiner der Verantwortlichen physisch zu erreichen, geschweige denn … zu kontrollieren vermag. Wenn Umweltexperten derzeit davon sprechen, dass heutiges Wirtschaften auf eine 2,7 Grad-und-mehr-Temperaturerhöhung bis 2100 hinausläuft und nur absehbar ist, dass vom IMMERWEITERSO nichts, aber auch gar nichts aufgegeben wird, ist die Zukunft unserer Kinder und Enkel schwer in Frage gestellt https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/g7-klimaziel-erderwaermung-101.html. Denn wir dürften uns schon sehr bald einem Kipppunkt nähern, dessen Überschreitung die bis dahin anstehenden Umweltkrisen unumkehrbar macht https://www.fr.de/politik/klimaforscher-schellnhuber-das-langfrist-ziel-heisst-klima-reparatur-91784243.html. Das betrifft auch Deutschland, dass sich aus den Katastrophen in Ahrtal und Co. bis heute nicht erholt hat. Dabei sind derartige Katastrophen in Deutschland an vielen Punkten neuerlich möglich – ohne dass das wesentlich anders verliefe als im Ahrtal. Weil es praktisch neben der Installation von Frühwarnanlagen keinerlei Maßnahmen gibt, um die Entstehung von gigantischen Sturzfluten von vornherein zu verhindern. Das nämlich setzte riesige Investitionen voraus, vor allem die Schaffung von entlastenden Abflussflächen, das Aufbrechen von versiegelten Böden, die Renaturierung von einengenden Uferbefestigungen und Überbauungen an Bächen, Flüsschen und Flüssen.

Hinzu kommt die Gefahr von Stürmen, insbesondere Tornados, die in den letzten Jahren bereits mehrfach ganze Gemeinwesen zerstörten, doch außer in den betroffenen Gebieten nirgendwo richtig zu Kenntnis genommen wurden. Sollte sich der über hunderte, ja vielleicht tausende von Jahren herausgebildete Jetstream über der Nordhalbkugel weiter verändern, dann könnte das Dürre- und Unwettergeschehen hier zu Lande durchaus schreckliche Formen annehmen https://www.pik-potsdam.de/de/aktuelles/nachrichten/mehr-extremwetter-durch-die-stoerung-gigantischer-luftstroeme-in-der-atmosphaere . Die Verluste an Menschenleben und die wirtschaftlichen Schäden könnten selbst die deutsche Volkswirtschaft schnell überfordern.

Die Regierenden aber zögern, verlieren sich in endlosen Debatten und stecken fest. Ständig wird betont, dass das Abschneiden das Gaslieferungen aus Russland, den Ausbau der alternativen Energien nicht nur begünstige, sondernd zur Sofort-Pflicht mache. Doch außer diesen Bekundungen der blasser werdenden Grünen, geschieht nichts. Im Gegenteil. Markus Söder klopft nach steter Ablehnung des großflächigen Windkraftausbaus unglaubwürdige Sprüche https://www.merkur.de/politik/soeder-zdf-sommerinterview-csu-windkraft-bayern-habeck-putin-kritik-zusammenfassung-news-zr-91752521.html, plädiert für das Weiterbetreiben der AKWs und möchte die Wenigen, die sich derzeit wirkungsvoll für eine effektive Klimapolitik auf Straßen und Plätzen festkleben, am liebsten einlochen https://www.merkur.de/politik/soeder-klima-protest-strafe-haft-csu-zitat-staatskanzlei-csu-letzte-generation-aiwanger-91898601.html. Fest steht, dass der Bau von Windkraftanlagen dreimal stärker erfolgen müsste als dies heute geschieht https://energiewinde.orsted.de/energiepolitik/wie-viele-windraeder-deutschland-fuer-100-prozent-oekostrom-braucht. Statt dessen wird weiter mit Protestlern verhandelt, die unzeitgemäße Abstandregeln festschreiben und Landschaftsbilder bewahren wollen, die wir uns einfach nicht leisten können. Auch die Vereinfachung der Genehmigungsverfahren dauert, untaugliche Windräder müssen gesprengt werden und das Repowering kommt nur langsam voran. Wie sollen unter diesen Umständen die Pariser Klimaziele erreicht werden? M. E. niemals ….

Hinzukommt, dass an eine hohe Besteuerung der SUVs, geschweige denn ihr Verbot, noch ein Tempolimit auf Autobahnen in Sicht ist: Hinzukommt, dass niemand ernsthaft daran denkt, die Massentierhaltung und damit die Degradierung unserer Böden (Nitrate, Pestizide etc.) zu beenden. Zur Rekultivierung von Mooren gibt es zwar Pläne, aber keinerlei ernste Realisierungsanstrengungen https://www.erden-substrate.info/umwelt-und-klima/renaturierung-von-mooren. Fast 90% der Moore sind der Wiesenaufbereitung bereits zum Opfer gefallen.  Die Folge: Immense CO2-Emissionen und die Entstehung von Weideflächen, die der Massentierhaltung, vor allem der umweltschädlichen Rinderzucht Vorschub leisten.

Unter Fachleuten ist bereits heute klar, dass die E-Auto-Euphorie künstlich aufgebauscht und wirklichkeitsfremd ist. Was vor allem mit dem Batterieproblem und den damit verbundenen Rohstoffabhängigkeiten, vor allem aber mit der völlig unzureichenden Versorgung mit grünem Strom zu tun hat. Fest steht, dass das Verkehrsproblem nur über Wasserstoff endgültig/nachhaltig gelöst werden kann. Doch die Voraussetzungen dafür, dass er irgendwann ausreichend und zwar als grüner Wasserstoff zur Verfügung steht, sind schlechter denn je zuvor https://www.stern.de/wirtschaft/news/energie–eon-kritisiert-mangelnde-vorbereitung-auf-wasserstoff-32896020.html. Was nicht nur mit der unzureichenden Entwicklung der Infrastruktur (Rohrleitungen etc.), sondern vor allem mit der unzureichenden Bereitstellung von Elektroenergie zu tun hat. Womit die Diskussion um Windkraft und Sonne erneut Fahrt aufnehmen müsste. Was bei der Photovoltaik einigermaßen, bei der Windkraft – wie oben schon betont – in keiner Weise gelingt. Dass nicht einmal über die sehr viel früher realisierbare Brückentechnologie auf Basis klimaneutraler Kraftstoffe ernsthaft nachgedacht wird, zeigt, wo wir derzeit stehen und welchen Anspruch wir darauf haben, weiterhin als Vorreiter in  Sachen Klimaschutz zu gelten – nämlich keinen https://www.stoerfall-zukunft.de/e-fuels-klimaneutrale-kraftstoffe/ und https://www.facebook.com/photo/?fbid=912589643476846&set=ecnf.100040870795182.

 

Wo bleiben die Strategien gegen die Flut?

„Mit künstlicher Intelligenz gegen die Flut“. Wenn ich so etwas in der Rheinischen Post lese, kommt mir der Kaffee hoch. Da wurde in Wuppertal ein eher primitiver PegelSensor entwickelt (nichts gegen die Erfindung!) und zu Hightech hochstilisiert. Und gleichzeitig der Eindruck erweckt, als ob Pegelmessungen Überschwemmungen abwenden könnten. Was ich derzeit aus den Überflutungsgebieten im Rhein-Erft-Kreis und im Aartal höre, ist trotz des großartigen Einsatzes tausender Helfer eher furchterregend https://www.swr.de/report/report-mainz-vom-14/-/id=233454/did=25455886/nid=233454/3xp3s/index.html. Nicht nur, dass viele Betroffene bis heute kein Geld bekommen haben – man baut die zerstörten Häuser und Hallen an den alten Standorten auf. Als ob nicht jederzeit dieselbe Flut über dieselbe Gegend hereinbrechen könnte. Zwar wird niemand die perfekte Lösung gegen neue Desaster aus dem Boden stampfen können. Doch es allein bei besseren Warnkonzepten zur Rettung von Menschenleben zu belassen, ist höchst sträflich. Wofür, frage ich, werden die zur die Beseitigung der Flutfolgen geschätzten 20 Milliarden (+?) Euro tatsächlich ausgegeben – für die Wiederherstellung des alten, gefahrenträchtigen Zustandes oder (vor allem) für Maßnahmen, die das Entstehen der tödlichen Flut von vornherein ausschließen? Ich denke an die Renaturierung bebauter Flächen, von Bach- und Flussläufen, an Versiegelungsverbote, neue TalsperrenKonzepte und dergleichen. Das Beschimpfen von Gemeinden, die gerade aufs Gegenteil hinaus sind, hilft jedenfalls nur marginal weiter https://www.lokalkompass.de/marl/c-politik/negativpreis-dinosaurier-des-jahres-2021-flaeche-in-der-groesse-des-saarlands-von-versiegelung-bedroht_a1673686. Hier muss endlich strategisch gedacht werden, denn … der Klimawandel wird uns nicht nur mehr Tornados, sondern auch weitere Schlagregen bescheren….

Es ist völlig unmöglich, die Klimaziele zu erreichen

In Glasgow großes Klima-Geklirre mit Obama. Viel Gerede und kaum ein konkretes Maßnahmepaket. Die Staaten bei ihren Konzernen und den sie aussaugenden Global Playern in Geiselhaft. Nirgendwo ist erkennbar, dass die Emissionen demnächst signifikant sinken. Das Teilbekenntnis zur Begrenzung des Methanausstoßes gibt sich angesichts der tauenden Permafrostböden, angesichts drohender Eruptionen infolge steigender Meerestemperaturen eher lächerlich. Löste sich das Kittgefüge gefrorenen Methanhydrats in den Ozeanen – und hierfür wären nur 3-5 Grad an zusätzlicher Temperatur erforderlich –  dann stürzten Hänge, dann gingen ganze Unterseelandschaften einschließlich der darauf befindlichen Inseln in die Binsen – und ebenso die Länder, die von den darauf folgenden Tsunamis getroffen werden. Dann würde so viel gasförmiges Methan aufkochen, dass es nicht mehr lohnte, über verkraftbare Gradziele der Erderwärmung zu reden. Tatsächlich ist es so, dass die Aufheizung ungebremst voranschreitet. Derzeit, sprich: im heutigen WEITERSO läuft alles auf die 2,3 – 2,7 Grad hinaus.

Es ist ein Grundversagen der Menschheit, dass Kinder und Jugendliche – Menschen wie Greta Thunberg und Luisa Neubauer – das Banner für einen Paradigmenwechsel hoch halten, während die wirklich Mächtigen am Status quo festhalten und der globale Massenprotest ausbleibt. Die Klima-Demos in Glasgow, die Gespäche Obamas mit den Aktivisten – beides macht deutlich, wohin die Reise gehen muss, vermutlich aber nicht geht https://www.tagesschau.de/ausland/glasgow-abschlusserklaerung-101.html. Was nicht etwa konservative Zeitungen, was die die taz in diesem Zusammenhang absondert, ist bloßer Zweckoptimismus https://taz.de/Klimagipfel-in-Glasgow/!5808885/. Dass man sich in Glasgow mit dem verschärften, statt dem bisherigen Ziel (1,5 statt 2 Grad Erderwärmung) beschäftigt, sagt doch nichts über die derzeitige, verheerende  GesamtSituation und schon garnichts darüber, dass die Ziele erkennbar und weit verfehlt werden.  Zwar glauben die Protestierenden daran, dass ihr Engagement zunehmend verstanden und akzeptiert wird. An die egoistischen Grundfesten der Hauptumweltzerstörer dürfte es allerdings wenig rühren. Im unaufhaltsamen Wachstumswahn, den der Kapitalismus permanent beschert, gibt es theoretisch nur zwei Möglichkeiten einer Weiterexistenz. Entweder es wird  auf Basis fossiler, metallischer und anderer Rohstoffe solange produziert bis diese Rohstoffe ausgehen (was Atmosphäre, , Böden und Gewässer kontaminiert, degradiert und zerstört) oder eintretende Katastrophen zwingen zu Alternativen – die die Menschheit auf ein extrem niedriges Lebensniveau herunterzwingen, wenn nicht gar auslöschen.

An einen erkenntnisbasierten und vernunftgesteuerten Systemwechsel in Richtung eines demokratischen  Sozialismus+Freiheit kann ich nicht glauben. Die derzeitigen Machtverhältnisse sprechen zu deutlich dagegen. Allenfalls in der Katastrophe – in einer Welt ohne wirkliche Ressourcen und Gestaltungsmöglichkeiten – wäre ein Umsturz denkbar, der aber eher in furchtbare Verhältnisse führen würde – ganz gleich, ob wir das Sklaverei oder stalinistische Wiederkehr nennen.

Fatalerweise ist es der westlichen Politik gelungen, dass IMMERWEITERSO erfolgreich mit mehr Wohlstand zu verbinden und die Konsequenzen des zügellosen Wirtschaftens bei großen Teilen der Gesellschaft auszublenden. Klar, dass es unter diesen Bedingungen äußerst schwer fallen dürfte, umzusteuern. Amerikaner, Chinesen, Europäer, Russen, Inder und Brasilianer – sie repräsentieren mit ihren Konzernen die mächtigsten Wirtschaftsfaktoren in unserer Welt – haben die Erde erfolgreich und mit hoher Rendite ausgebeutet und ihren Bürgern eine Lebensstandard serviert, den diese unbedingt aufrechterhalten wollen. Der Preis für diese Ausbeutung – billige Arbeitssklaven und eine weitgehend kostenfrei beanspruchte Umwelt – wird bis heute verharmlos oder gänzlich aus dem Sichtfeld gelöscht. Immer mehr Menschen wollen so leben, wie gut situierte Bürger im Westen, und niemand wird sie davon abhalten, diesen Wunsch weiter zu verfolgen. Bliebe der Weg in dieses Paradies der alte, ewig verfolgte, dann bräuchten wir drei bis fünf Planeten. Die aber haben wir nicht. Was wir haben, sind hohe Geburtenraten – vor allem in Afrika, eine hohe Arbeitslosigkeit in armen Ländern, eine weitgehende Unwissenheit der Massen, militärisch hochgerüstete Systeme, eine brutale Konkurrenz um letzte  Rohstoffe und Ackerböden, weiter explodierende CO2-Emissionen (China, USA), ein unfassbares Warenangebot in den reichen Industrieländern, zugleich aber auch eine immer weiter aufklaffende Schere zwischen Arm und Reich sowie die totale Ablehnung einer Ideologie, die Verzicht predigt. Jeder will mindestens das behalten und weiterleben, was er bisher erreicht hat. Ja mehr noch: siehe oben!

Verschwenden, wegwerfen – bloß nicht reparieren!

Es stinkt zum Himmel, ist aber KAP-typisch: Viele Hersteller verkürzen die Lebensdauer ihrer Produkte durch eingebaute Schwachstellen und behindern deren Reparaturfähigkeit sowie den Austausch defekter Teil durch bewusste konstruktive Fehlgestaltung. Sie erschweren darüber hinaus den Zugang zu Ersatzteilen durch künstliche Verknappung und Verteuerung und unterstützen Reparaturen nur dann, wenn sie im eigenen Netzwerk erfolgen. Das gegen den ausdrücklichen Widerstand der Unternehmen/Konzerne geforderte Recht auf Reparatur ist ein kleiner Schritt in die richtige, die nachhaltige Entwicklung. Doch noch schließt es in Deutschland vor allem die Geräte aus, für die ein extrem steigender Bedarf beobachtet wird: PCs und Smartphones.

Frankreich ist da einen großen Schritt weiter.

https://presseportal.zdf.de/pressemitteilung/mitteilung/kampf-dem-elektroschrott-zdfzoom-ueber-reparatur-rechte/

https://www.youtube.com/watch?v=l97P8iZipXw

 

Ich dachte schon, die Fridays for Future würden von der Bildfläche verschwinden

… aber gestern plötzlich kommt wieder Bewegung in die Bewegung https://rp-online.de/politik/deutschland/fridays-for-future-klimaaktivisten-wagen-neustart-nach-corona-stop_aid-53532087. Und heute sind weltweit wieder Hunderttausende auf den Beinen. Zeitgleich aber tönen die Lästerer. FfF sei ein Club von Gutbetuchten, hier träfen fast ausschließlich AkademikerKinder aufeinander. Jugendliche, die sich den Ausfall von Schulstunden leisten könnten. Nix davon ginge in die Tiefe der Gesellschaft, denn nicht einmal Azubis, geschweige denn normale Arbeiter würden sich erfrechen, dem Job fern zu bleiben, um fürs Klima zu traben. Bleibt die Schlussfolgerung, dass eine kleine Elite für Aufmerksamkeit sorgt und stellvertretend für den Rest der Gesellschaft auf die Barrikaden geht. Das ist gut so und verdient unser aller Unterstützung. Dennoch: Die Aktivisten sind  – wie Carla Reemtsma, Mitglied der Protestler, treffend formuliert – Willige ohne Macht, die den mächtigen Unwilligen gegenüberstehen. Ohne rechte Aussicht auf Erfolg.

Ich fürchte, dass bei allem Engagement auch künftige Treffen wie Hornberger Schießen ausgehen – unterlegt vom Jammern der Konzerne, die den Staat um laschere Umweltauflagen angehen.Unabhängig davon sollte  in der Bewegung noch einmal nachgefragt werden, ob auf die drei „f“, die so marktschreierisch im Raum stehen und die so unbedingt den Freitag als DemoTag einfordern, nicht verzichtet werden kann. Die Wochenenden wären m. E. für die Proteste sehr viel besser geeignet.

Die Bilanz des Umwelt-Versagens:

https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/haben-wir-aufgegeben

https://www.youtube.com/watch?v=sWlbnNDu6OE

Das KlimaPaket: Ein Skandal ohnegleichen

Dass keine der bisher in Deutschland aktiven Großen Koalitionen zu großen Würfen fähig war,  ist eine Binsenweisheit. Denn durchgängige, in sich schlüssige Lösungen werden durch sie  – ganz gleich, ob sie das schwarze oder rote Spektrum stärken könnten – systematisch vereitelt. Was bleibt, ist der Kompromiss, ein gegenseitiges Zugeständnis, dass mitunter unumgänglich ist, immer aber Potenzial kostet.

Auch heute regiert die GroKo. Was es besonders schlimm macht: Sie verliert permanent an Zustimmung. Würden nämlich die Ergebnisse der jüngsten ARD-Sonntagsfrage machtwirksam, dann hätte schwarz-rot bereits verloren (41%). Alternativ böte sich ein schwarz-grünes Bündnis an (52%), während ein grün-rot-rotes (mit grüner Führerschaft und zerstrittenen Linken) außer Sicht wäre (45%) https://www.infratest-dimap.de/umfragen-analysen/bundesweit/sonntagsfrage/. Für die deutsche Klimapolitik bedeutet das in doppeltem Maße rückwärtsgewandte Handlungsoptionen, denn schon das, was die Sozialdemokratin Svenja Schulze im Klinch mit der CDU verkümmern ließ und dann in ein nochmals kastriertes Gesetz presste, war „Klimaschutz erbärmlich“ https://rp-online.de/politik/deutschland/klimaschutz-und-klimapaket-frau-schulze-muss-nicht-mehr-bitten_aid-46372817. Spätestens als die Wirtschaftsverbände, als die Autoindustrie und dann auch Medien wie die Rheinische Post Zustimmung signalisierten, wurde klar, dass das von der GroKo verabschiedete Gesetz nicht mit dem Ziel verabschiedet wurde, das Pariser Abkommen zu erfüllen. Ganz im Gegenteil: Es sichert mit seinen anspruchslosen und zum Teil nicht einmal ausformulierten Zielen (CO2-Einstiegspreis, Pendlerpauschale), ja mehr noch: mit dem bewussten Verzicht auf Sanktionen bei Nichteinhaltung der Vorgaben ein störungsfreies WEITERSO https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/fuer-veraenderung-bereit. Nur eine von den Grünen geführte grün-rot-rote Koalition wäre in der Lage, einen grundlegenden Paradigmenwechsel zu vollziehen. Wobei nicht nur klimarelevante, sondern auch sozialpolitische Weichenstellungen möglich wären (Stichworte: Hartz IV, Mindestlohn, fehlende Sozialwohnungen, Grundrente/Altersarmut, Fortsetzung des NSU-Prozesses). Mit der Folge, dass der AFD wichtige soziale Themen und damit auch Macht entrissen würden. Die Linke, genauer gesagt: Sahra Wagenknecht, hat hierzu das bisher überzeugendste Konzept vorgestellt https://www.youtube.com/watch?v=EC5uCtEdkfQ. Sie findet, dass Klimaschutz auch bei den weniger betuchten Menschen ankommen muss, um die große Kehrtwende zu ermöglichen. Dies geschehe aber nur, wenn sich die Lebenssituation bis hinein in den Mittelstand signifikant verbessere.

Leider stehen die Zeichen eher auf schwarz-grün, was in beiden Feldern zur Verschärfung der Situation beitragen muss. Denn ein von der CDU/CSU dominiertes Bündnis mit den Grünen würde sowohl in Sachen Klima als auch im sozialen Bereich weitere Rückschritte, zumindest aber eine anhaltende Stagnation festschreiben. Vor allem dann, wenn ein Mann wie Friedrich Merz, derzeit deutscher Sachwalter der weltgrößten Finanzkrake, die Macht ergriffe https://blog.fdik.org/2019-03/s1552333938.

Keine Ahnung, wie es jetzt weiter geht. Drei Optionen scheinen denkbar: Entweder es kommt zur weiteren Aufheizung in der Klimafrage – wie es die Extinction Rebellion erahnen lässt.  Oder der von  Greta Thunberg, von Fridays für Future von Ende Gelände und anderen Organisationen praktizierte zivile Ungehorsam löst eine breite, friedliche Bürgerbewegung aus. Letzte und deprimierendste Vision: Der Protest verdampft allmählich.

Eines ist klar: Völlig friedlich werden die Ressourcenverschwender und Umweltverpester ihre Pfründe nicht aufgeben, und keiner der Mächtigen in Deutschland ist freiwillig bereit, das Auseinanderdriften von Arm und Reich einzudämmen. Daran, dass sich die Dinge in absehbarer Zeit so drehen, wie es für eine lebenswerte Zukunft der folgenden Generationen notwendig wäre, ist folglich nicht zu denken. Die bestehenden Kräfteverhältnisse, die unterschiedlichen Auffassungen in der Sache, aber auch die aus Sicht des  Gesetzgebers möglichen Handlungsoptionen geben solchen Wandel nicht her.

Gewiss: Auch in Deutschland könnten Gelbwesten auftauchen. Vor allem solche, die die Spannungen in der Gemengelage nutzen, um Randale zu veranstalten, weniger die, die trotz der lächerlichen Benzinpreiserhöhung auf die Barrikaden gehen.

Tatsächlich weniger die! Und gut möglich, dass die GroKo die lächerliche Erhöhung so lächerlich konzipiert hat, weil sie vor Gelbwesten in Deutschland … panische Angst hat.

Dreck auf Greta

Kaum hat Greta Thunberg, eine Sechzehnjährige, ihre aufrüttelnde Rede in der UNO gehalten, kriechen die Ratten aus ihren Löchern. Und zeihen „Fridays for Future“ der Oberflächlichkeit, der Stimmungsmache  – ohne Faktencheck https://www.pressreader.com/. Es war klar, dass sich die beschimpften und verurteilten Gegner, die Verächter des von Greta geforderten radikalen Wandels melden würden. Dass sie es aber so plump und interessengesteuert tun würden, hätte ich nicht gedacht. Unter dem Titel „Die Klimabewegung schadet sich selbst“ tritt die konservative Rheinische Post eine Diskussion los, die vordergründig berechtigt scheint, bei genauerem Hinsehen aber trefflich der Diskreditierung dient. Die Bewegung verfolge eine überzogene Symbolpolitik, sagt Alev Dogan. Sie zeichne sich mehr und mehr durch die Beschimpfung von SUV-Fahrern und Vielfliegern aus und treibe schon deshalb einen Keil in die Gesellschaft. Der Autor hält sich bedeckt. Er schweigt zum Thema Automobilindustrie, und er lässt die BraunkohleVerstromer außen vor. Er sagt überhaupt nichts zum schmählichen Klimapapier von Merkel, und er nennt das, was die Klimaaktivisten gerade vom Zaun brechen, einen Hype. Als ob – die üblichen Handlungsweisen vorausgesetzt – überhaupt an einen Klimawandel zu denken wäre. Alev Dogan hat die Zeichen der Zeit verkannt. Ein bisschen mehr von dem Wenigen, was derzeit auf dem Tisch liegt, reicht eben nicht. Und das leise demokratische Gehabe eben auch nicht. Natürlich kann man gegen SUV-Fahrer und CO2-Reisende  polemisieren, vor allem, wenn man den Rahmengeber, unseren Staat, mit einbezieht.   Natürlich kann man protestieren  – nur eben, ohne Gewalt auszuüben. Schließlich kann nur massivster Protest  noch retten, was viele schon verloren geben.

Genau das sollte sich auch Reinhold Michels, das zweite untaugliche Geschütz der RP, hinter die Ohren schreiben. Wenn er fordert „Weniger Hysterie, mehr Verstand“ https://rp-online.de/politik/deutschland/kolumnen/kolumne-die-klimadebatte-offenbart-einen-hang-zu-ideologien_aid-46120341, dann hat er die Verbindung zwischen Greta und der Wissenschaft nicht begriffen und einfach nur herausgebrüllt, was ihm die Geister von gestern verkauft haben.

In diese Kerbe haut auch Jacob Augstein, der den Widerständlern um Greta ausdrücklich auf die Schultern klopft https://www.freitag.de/autoren/jaugstein/think-greta. Für ihn ist die Bewegung authentisch und zwingend und ein Stück weiter als es die Grünen derzeit sind. Kretschmann und Co. säßen mit zerknautschten Gesichtern in der Gegend, sähen ihre Felle wegschwimmen – ob der neuen Dynamik. Richtig beurteilt: Die Zeiten, in denen energisch diskutiert, in denen Petra Kelly so wie Greta gefordert und gekämpft hat, sind lange vorbei. Was sich heute einbürgert, ist ein abstruses schwarz-grün-Denken, aus dem alles andere erwachsen dürfte – nur eben kein STOPP für die Klimakatastrophe. Selbst Kretschmann lobbyiert – und neigt eher dazu, die Autoindustrie für unantastbar zu halten als ihr Widerstand entgegen zu bringen. So etwas hätte es früher mit den Grünen nicht gegeben.  Nur gut, dass Anton Hofreiter das Rennen um den Fraktionsvorsitz gegen Özdemir gewonnen hat. Von ihm kann man erwarten, dass er seine Forderung nach Erhöhung des CO2-Preises auf mindestens 40 Euro pro Tonne (das Umweltbundesamt fordert 180 Euro pro Tonne!) nicht wie eine heiße Kartoffel fallen lässt. Und vielleicht gewinnt er ja doch mehr Einfluss, als derzeit absehbar ist – und schließt rechtzeitig zu Greta auf.

Die Deutschen gehören zu den schlimmsten Klimaheuchlern

Unser Treibhausausstoß pro Kopf ist so gigantisch (11 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr), dass drei Erden vonnöten wären, würden alle Menschen so leben wie wir Deutschen. Das Paradoxe daran: Gerade die umweltbewussten Bürger stoßen mehr CO2 aus als der Durchschnitt https://www.energiezukunft.eu/klimawandel/wir-klimabesorgten-klimasuender/

Die Politik – aufgeschreckt durch Greta – streitet inzwischen vehement über notwendige Maßnahmen zu Reduzierung der Treibhausgase. Und steckt erneut im BlockadeChaos. Die vorgeschlagenen CO2-Steuer ist untauglich, weil sie die Lasten erneut am Verbraucher festmacht und den Versuch darstellt, Umweltschutz ohne substanzielle Veränderung des Wirtschaftes  zu erreichen https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/die-co2-steuer-erloest-uns-nicht. Und der Handel mit CO2-Verschmutzungsrechten (ETS) kommt nicht in Schwung, weil zuviel günstig oder kostenlos verteilte Zertifikate, den Zertifikatepreis auf niedrigem Niveau halten. Was es den Umweltsündern leicht macht, sich frei zu kaufen. Ökonomisch gesehen wäre die Einbeziehung von Verkehr, Gebäudesanierung und Landwirtschaft in den ETS-Handel der ökonmisch sinnvollste und effektivste Weg, den Treibhauseffekt zu bekämpfen http://www.rwi-essen.de/presse/rwi-in-den-medien/190711_RP_Der-Preis. Doch dazu gibt es immensen Streit in Europa. Was die Politik bewegt, gerade auf diesen, nicht machbaren Weg zu setzen. Ein Irrsinn!

All dies geschieht angesichts der Tatsache, dass die Permafrostböden , die doppelt soviel CO2 binden wie die Atmosphäre, 70 Jahre früher auftauen als ursprünglich berechnet. Der Prozess, der neben CO2 auch sehr viel Methan freisetzt gilt als eine der massivsten Bedrohungen der Menschheit https://www.br.de/mediathek/video/klimakiller-methan-die-verkannte-gefahr-av:5d12893492088c001a1177d9. Er findet seine Entsprechung in den Weltmeeren, wo bei weiterer Erwärmung Methanhydrat „auftaut“ und Methan in gewaltigen Mengen freisetzen wird. Diese Vorgänge werden in der Politik faktisch ignoriert. Doch die Uhr tickt!

Völlig närrisch gibt sich Gregor Mayntz in der Rheinischen Post. Zur Freude der AKW-Betreiber (wenn nicht sogar auf deren Wunsch hin) wärmt er die Legende vom CO2-sparenden Atomstrom auf https://rp-online.de/politik/deutschland/auch-durch-den-atomausstieg-scheitert-deutschland-an-den-klimazielen_aid-39419567. Dem Mann scheint nicht klar zu sein, dass   Klimaziele weder über konstruierte Argumente, noch unter Inkaufnahme von  AKW-Risiken erfüllt werden dürfen.  Die Erzeugung von Atomstrom ist natürlich auch CO2-belastet, wenn man die Rechnung ganzheitlich betrachtet, denn Aufbau und Abriss der Atomkraftwerke sowie die Endlagerung des Atommülls müssen mit in die Betrachtung einbezogen werden.  Ein Weiterbetreiben der Atomkraftwerke zu Lasten der Braunkohle – es beträfe ja weitere Jahrzehnte – hieße, die derzeitige Politik/Energiephilosophie gänzlich umzustoßen und die AKW-Risiken in Kauf zu nehmen. Nur, weil man nicht bereit ist, CO2 aus anderen Bereichen zu verbannen.