Ich hasse die Mainstream-Autoren. Weil ihre Chance, im allgemeinen Geheule Kohle zu machen, so viel größer ist als die Chance derer, die etwas wirklich Neues zu sagen haben.
Die Zeugung ist ein höchst undemokratischer Akt – ist doch das Gezeugte totaler Willkür ausgesetzt. Die Antinatalisten machen ein Spektakel darum https://digital.freitag.de/0420/lebe-lieber-gar-nicht/. Aber auch ich habe vor vielen Jahren darüber nachgedacht https://www.stoerfall-zukunft.de/antinatalismus-eine-reaktion-auf-das-was-wir-taeglich-anrichten/
wer schon
will in diese welt?
gäbe es
ein mitspracherecht
des ungeborenen:
es würde die geburt
verweigern
so gesehen
ist zeugung
immer auch
ein akt
der gewalt
Ach ja, ein Buch,
ach ja, eine CD!
Nehmen wir etwas,
das einfach ist,
nehmen wir etwas,
das uns selbst gefällt,
etwas,
das wir selbst
hinnehmen würden.
Kaufen wir
ohne zu fragen,
denn das zu finden,
was zweckvoll ist,
sprengt unser Vermögen,
ihm,
dem Jubilar,
nah zu sein.
Was uns quält
ist die vermutete
Unbeschenkbarkeit,
das nicht wissen können,
das nicht wissen wollen,
was ihm,
ja, was dem, den wir
im Fokus haben,
so nützen, guttun,
vielleicht auch
Freude bereiten könnte.
Schenken wir ein Buch ,
schenken wir eine CD.
Er kann ja nicht
alles haben –
und wenn wir
tatsächlich doppelt liegen,
dann tauschen wir.
Um welchen Preis
zermartern wir die Gehirne
Wenn er sich doch äußerte:
Wenn er doch riefe:
Keine Klamotten,
keine Billiguhren,
keine Kosmetika,
wir wären sicherer
in unserer Entscheidung,
denn das Buch, die CD,
sie gewönnen an
Treffsicherheit.
Bleibt die fehlende Größe,
bleiben die Volumina,
die alles größer
und wertvoller
erscheinen lassen.
Bücher sind klein
und CDs winzig.
Unattraktiv im Vergleich
zum Ausladenden,
zum Aufgeblasenen,
zur Schaumpuppe.
Wäre der zu Beschenkende
nur wie ich.
Würde er
das Stecknadelkopfgroße,
das Unfunkelnde,
das bescheiden Scheinende,
würde er das,
was mir total
in die Seele geht,
würde er das wollen,
wäre alles getan.
Würde er
Salami lieben,
oder äthiopischen Arabica,
würde er Trüffel wollen,
wäre das auch okay.
Salami, Trüffel
und beste Bohnen
sind leicht beschaffbar.
Nichts davon gammelt
in Abseiten,
nichts davon
schimmelt
in Containern,
Das wird einfach
aufgefressen, aufgenossen,
erbaulich ins
Dünndarmige verbracht.
Aber wir Beschenker
erfahren das nicht.
Müssen das
Naheliegende vergessen.
Fürchten schließlich,
dass man uns
des Banalen bezichtigt.
Es bedarf
Des Ausladenden,
des Eindruck Erweckenden.
Ach ich sag’s ja:
Wären doch wir
diejenigen,
die beschenkt werden müssen,
wie schnell
würde sich
alles regeln.
Keine Klamotten,
würden wir rufen,
keine Kosmetika
und Billiguhren.
Die lägen bereits in
unseren Kellern
würden wir rufen.
Harren der Dinge,
die da kommen oder
ausbleiben werden.
Bis heute
zögerten wir,
das Ungewollte
zurückzuweisen,
die Geschmacklosigkeiten anzuprangern,
das Ganze einfach
Mist zu nennen
und STOP zu brüllen.
Ich will keine Billigtüte
von Tchibo,
ich will nichts,
was ich nie benutzen würde.
Das nämlich
nervt nur,
starrt mich an und
bereut sich.
Ja, wir scheuen uns,
die Schenker zu düpieren,
sie zu ärgern,
zu enttäuschen oder
gegen uns aufzubringen.
Ich weiß nicht,
ob diese Leute
bei Amazon listen,
ob sie Paketboten
durch die Welt hetzen.
Ich weiß nicht,
ob sie deren Frust anstacheln,
deren Wut
über verpeilte Zustellungen,
zu schwere oder
auslaufende Pakete.
Keine Frage: Wer hetzt,
löst auch
Folgen aus:
Das Bewegen
in Gegenrichtung,
das Zurückschleppen.
Schließlich das
gewärtigen müssen,
dass die Inhalte –
je nach falsch, schlecht,
oder unmodern,
für Bethel frisiert werden,
der Tafel oder
der Vernichtung anheimfallen.
Unheilvoll das Chaos
vor Weihnachten,
wenn die Kauflustigen
in immer neue Runden
des vorauseilenden
Anprobierens, Anschauens,
Verachtens und Zurückweisens
katapultiert werden.
Wenn Kaufhäuser und
Online-Shops
von Retouren überlaufen und
falsche Waren
zu spät dorthin gelangen,
wo pfiffige Zuweiser
schnell und treffsicher
zuordnen könnten.
Ich hasse es.
Schreibe Wunschzettel
pro Salami und Trüffel,
hoffe, dass die,
die mir
etwas zustecken wollen,
ein Einsehen haben.
Ich bin alt,
besitze alles,
was ich brauche
und ja:
Ich esse gern,
und mache es
einigen schwer.
Tatsächlich soll
niemand glauben,
mich mit Unsinnigem
zuschütten zu dürfen.
Und schon gar nicht
damit rechnen,
dass ich
wortlos annehme,
um weiter zu reichen,
was mir
missfällt.
Ich, liebe Freunde,
reiche nicht weiter.
Wem auch
könnte ich
die zu großen Hosen andienen,
wem die Uhr schenken,
von der ich fürchte,
dass ihr Armband
und Zeit verloren gehen?
Wem soll ich die von
Metallen, Mikroplastik
und Farbstoffen
durchsetzten Shampoos,
Eau de Toilettes oder
Seifen anbieten.
Ich, der ich
auf Natur setze.
Und so bleibt es dabei:
Nur der Mutige,
der selbstbewusste denkende
zu Beschenkende
wird die Last los.
Schenkt mir Salami,
schenkt mir Trüffel,
würde der sagen,
gebt mir etwas dazu –
für die Reise nach X,
für den neuen Fernseher,
gutscheint mir etwas
für Kino, Theater oder Puff.
Aber lasst das,
um Gottes Willen,
mit den Büchern,
mit den CDs,
meidet Billiguhren
und Kosmetika!
Bedenkt
auch irgendwann
die Verschwendung,
die sinnlose Existenz
des Verschmähten,
das Vererben von Dingen,
die nicht mehr en vogue sind.
Bedenkt, dass alles wieder
in Kisten verkastet
containert werden muss.
Bedenkt, dass jeder
Beteiligte Wertstoff
die Erde auslaugt!
Fühlt den
an Unsinn
gebundenen Rohstoff,
die Ressource,
die anderweitig gebraucht
oder gar nicht erst
entnommen werden dürfte.
Bedenkt, dass das
sinnlos Produzierte
nur dem nützt,
der es produziert
und euch aufnötigt.
In der Hoffnung,
euren Widerstand zu brechen.
Auf dass ihr irgendwann
kraftlos aufgebt und
lieblos entscheidet,
etwas darzureichen,
was mich
zum Lächeln zwingt,
obwohl ich vor Wut
aufschreien möchte.
Denn im Grunde
wisst ihr es:
Keine Klamotten, keine Billiguhren, keine Kosmetika …..
Grundmotiv aus „Max“, Carl-Hanser Verlag 2017, S. 485:
Max Ernst am Bett seiner durch Flucht und Vertreibung geschwächten Ex-Geliebten Leonora Carrington in Erwartung ihrer Brust-OP (Lissabon 1941):
Versuch einer Entsprechung:
Ich sitze an ihrem Bett, so oft es möglich ist, und S. liegt vor mir. Ganz offenbar denkt sie … Nein, anders! Offenbar fühlt sie intensiv, richtet ihre Augen wie gleißende Spots auf mich, nimmt jedem Zentimeter meines Gesichts maß, taxiert Mund und Nase – als führe sie einen Stift ins Deutbare. Dann – ich bin sicher – bersten Gebirge in ihrem Kopf. Und die Perspektive dreht sich.
Ich, ich, ich, schlägt es zu ihr durch … ich bin eine, ich bin eine Frau. Ich bin eine Frau, die sich selber genug ist. Ich brauche niemanden außer mir.
Dieser Abstand, dieser Abstand zwischen dir und mir. Die da draußen, die anderen, die Lisi, die Britta und Co., sie alle denken doch: ich kleines, ich armes, ich Ding, ich. Aber halt: so ist es nicht. Ich wusste sofort, wusste von Anbeginn an, ich habe es gleich gewusst, gewusst, was ich wollte, was ich tun würde. Die Liebe kam nicht als träumerisch-verspielter Ballon, sie kam als Angebot, hier einzutreten. Ich wusste ja, wer du warst, wusste, wer W. war, W., der Wal, und ich spürte das Buch, wusste um die Versuchung, dich aufzuschlagen.
Okay, Du, ich weiß ja, wer du warst. Mit dir steht mir alles offen. Ich muss nur durch Öffnungen schlüpfen, Öffnungen, die du geläufig machst.
Sollen die denken, dass ich durchgedreht bin deiner Flucht wegen. Sollen die denken, dass ich dich suchen wollte. Die sind sicher, dass ich dich finden wollte, gerade dort, wo du selbst gern gewesen wärst: inmitten des Chaos. Die da, die da vermuten sicher, dass ich getan habe, was du immer tun wolltest, aber nie hinbekamst.
Aber, nein, alles war anders. Doch ich frage mich: wie anders? Atemholen, der Seele ablauschen, was läuft, in mich, in dich gehen?
Wir sind. Wir sind Zwillinge. Nein, wir sind Sandwiches. Du bist das rechte blasse, ich das linke gebräunte, oder – wenn du denn willst, anders herum. Du bist mein Unten, ich dein Oben. Und wenn es schneit, drehen wir uns, buchstabieren wir uns. Fassen das, was sich schnell entzieht, schnappen die Worte, die schnellen Worte. Ja, wir schöpfen nicht nur das Papier aus den Schubladen, wir kritzeln nicht nur. Wir greifen einander auch an die Seelen, an das, was ich das BEATMETE nenne. So etwas, meine ich, reicht schon.
Ja, damals, da spürte ich genau das: Ohne dich, verliert sich das Luftleichte. Es zieht sich zurück. Es macht, dass ich den Halt verliere. Es macht, dass ich strauchele. Und ja: Ich bin zwar schuldlos, aber ich strauchele, bleib bei Sinnen, aber eben nicht standfest.
Ja, Liebster. Nun weiß ich, wie gefährlich es ist, abnagen zu wollen, mich zu geben und dann zu nehmen, wo du die Weide betreibst. Da gibt es etwas, das ich loswerden kann, wohl aber nicht loswerden will. Da zieht es mich zu dir hin. Das liegt an der Seide, am Zusammen von Faden und Nadel, daran, dass Nabel mit Nabel verbunden. Das, mein Gott, muss jetzt durch. Das, mein Gott, muss ich schneiden und trennen. Wie klar, wie deutlich möchte ich alles. Dabei schwant Nebel, ein weißer, milchiger. Und ich weiß nicht, ob der niedergeht.
Nun doch nicht wissen, nun doch nicht ahnen können. Du, der andere von Café gegenüber, Du, das Schreiben, Paris, die Loire, die Kinder, mein kraftloses Hiersein.
Und letztlich dieses knapp geöffnete Tor, etwas, das nicht passt zu dem, was da rein will. Diese Notdurft des Geistes, dieser Wille, obsolet niederzuknien, nur um durch und hinweg. Nur um auszustechen, was ihr gehört, ihr, der Bienenkönigin.
Mein Gott, ist das mein Wille?
JA!. Und tatsächlich: Ich werfe den Schleier ins Hafte, brüste mich der gelungenen Ankunft. Wie im Wahn trete ich durch. Soweit, bis das Gas entweicht, bis das Absurde umspült, was mir Schmerz bereitet. Eben so, dass jeder weiß: Ich bin noch,
ich bin hier,
Comandante!
Es ist zum Kotzen und wie immer: Jemand tritt die Kampagne los und das Pendel – es schlägt, bevor es im Rückwärtsgang alles tot macht – bis ins Endlos. Aus dem Versuch, altes Unrecht zu tilgen, wird die Vernichtungsmaschine, wird ein Gesetz, dass nachschlechtert, das Männer zur Schriftform zwingt, bevor sie zur Sache kommen. In Schweden sollen Männer Frauen jetzt offiziell und Erlaubnis bitten müssen. Geplant ist ein „Einverständnis-Gesetz“ http://www.rp-online.de/politik/ausland/schweden-verschaerft-strafrecht-kein-sex-ohne-einwilligung-aid-1.7275527 Haben die einen Knall?
Natürlich: Wedel müsste in den Knast, wenn er Frauen vergewaltigt hat. Aber bitte: Vorher muss das zweifelsfrei bestätigt sein.
Andererseits weiß man doch: Viele Frauen schlafen sich hoch, ohne dazu genötigt zu werden. Ja, mehr noch: H. S. Spöde weiß von Frauen, die ihre Liebhaber der Vergewaltigung bezichtigen, um ihrem Partner nicht gestehen zu müssen, dass sie ihn betrogen haben http://www.rp-online.de/nrw/staedte/mettmann/vom-tatort-haelt-der-kripochef-nicht-viel-aid-1.7370906. Soweit kommt’s.
Wenn Frauen da zu relativieren beginnen, bekommen sie gleich eins auf den Dez. Stichwort: Deneuve. Sie musste sich gleich entschuldigen, um einem Imageschaden zu entgehen http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-01/metoo-catherine-deneuve-liberation-entschuldigung. Andere Frauen sind da unangreifbarer und mutiger. Heike-Melba Fendel zum Beispiel. Sie schreibt: Wo heute Macht und Sexualität thematisch verknüpft werden, landet man zügig beim Missbrauch. Und fast immer bei jenem Gedanken, der von mächtigen, triebhaft aufgeladenen Männern ausgeht und sich gegen machtlose und in ihrer Sexualität nicht beschriebene Frauen richtet. Die Femme fatale hingegen, also jene verheißungs- wie verhängnisvolle Verführerin, die Männer im Dienste des eigenen Begehrens in vielgestaltiges Unglück zu stoßen weiß, ist als Vorschlag für ein weibliches Gesamtkunstwerk nicht einmal mehr im Kino anzutreffen“ https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/die-rueckseite-des-begehrens.
So weit zu den Absurditäten von heute, zu den Halbbildern und Profiteuren. Unterm Strich bleibt wie immer der große Kick. Man nimmt, was ankommt und knallt. Wen interessiert schon die Gesamtheit?
(Me)Too nicht so,
hast Dich doch nur
hochficken wollen.
Als das schief ging
und der Boss blockte,
warst Du sauer
– dreißig Jahre lang.
Jetzt,
da das Schwein
am Boden liegt,
kriegst du Lust
nachzutreten.
Etwas spät
für Deine Kariere:
Deine Brüste,
sie kreisen
auf halb sechs
und die Falten,
sie graben sich
in MeToo-Salema …
Ich habe das Buch inzwischen ausgelesen. Es ist tatsächlich hervorragend geschrieben – aber politisch ein durch Halbwahrheiten gestützter Blindgänger. Denn die Haltung der Esten in den Jahren 1940-45 wird m. E. völlig falsch dargestellt. Sie sind unter den Russen immer die Leidenden, obwohl sie gemeinsam mit den Deutschen für unzählige Kriegsverbrechen in Russland verantwortlich sind. Sie haben die Juden und Kommunisten ebenso zusammengetrieben und ausgeliefert wie Polen Ukrainer etc. Auch die Deutschen kommen prächtig weg. Sie sind die Befreier, obwohl sie einen ungerechten Vernichtungskrieg führen.
Vergleiche hier:
Estnische SS soll geehrt werden https://www.welt.de/politik/ausland/article13809947/Estland-denkt-ueber-Ehrung-der-Waffen-SS-nach.html
Kaum ein Este hat gegen die Nazis gekämpft – im Gegenteil http://www.wsws.org/de/articles/2016/11/03/pers-n03.html
Aus dem Roman, der zweifellos ausschließlich aus Erzählungen/Aufschreibungen von Personen geschöpft wurde, die unter den Russen/Kommunisten gelitten haben oder a priori antikommunistisch gesinnt waren, wird ein Grundhass auf die Russen deutlich, deren Dominanz und Schikanen die Esten natürlich immer ausgesetzt waren (Nach Tallin wurden viele Russen sogar umgesiedelt). Und dass die vergewaltigte Enkelin (Zara) nun auch Opfer von Russen wird, passt in diese Grundanklage. Es hätten ja auch gut estnische, polnische, lettische oder ukrainische Zuhälter gewesen sein können.
Bei allem Zwiespalt ist es im Interesse des Friedens unbedingt angesagt, den Ball in Estland niedrig zu halten und das Waffengeklirr (des Westens) ausklingen zu lassen. Denn irgendwann könnten Extremisten dafür sorgen, dass es so etwas wie in der Ukraine auch in Estland gibt, dass Putin die Russen, die in Estland stark präsent sind, schützen möchte. Und schon könnte ein dritter Weltkrieg im Anmarsch sein.
Obwohl ich glaube, dass die Untaten/Primitivitäten der Russen von damals richtig dargestellt sind, lehne ich den glühenden Antikommunismus der Autorin kategorisch ab. Ihre Wortwahl ist zuweilen ekelhaft, ihre pauschale Herabwürdigung der Sowjets unangebracht. Denn wir wissen z. T. aus eigenem Erleben, dass es in den kriegführenden Armeen der Sowjets auch gebildete Leute gab, die dem Terror der ersten (Eroberung-) Tage schnell Einhalt geboten und vielfache Unterstützung leisteten.
Natürlich passt dieses Buch in die seit zehn Jahren geführte antirussische Kampagne. Kein Wunder, wenn es da pauschal hochgelobt und nirgendwo politisch in Frage gestellt wird – nicht einmal von der taz.
Jetzt, da die Zeichen auf GLOBALISIERUNG stechen, ist Schluss mit lustlos. Wer schon mag stillhalten, wenn die Saugnäpfe ankern, wer schon Fisch sein, wenn das letzte Riff ins Netz geht. Die Kraken wissen, was sie erfinden und wo sie stützpunkten, fließt Blutgeld.
Es ist die Gier, die sie treibt, das geile Melken am schlaffer werdenden Erdleib. Neuerlich angefacht, weiter gebreitet und schamlos gegen die letzte Hütte gerichtet.
Gier heißt das, Geld heißt das. Etwas, das COLA und Jaguar erlaubt, aber reziprok und direkt auch dich zeichnet – Menschlein oder Tycoon, Unwert oder Menschwert – etwas, das dich maßnimmt, wenngleich der Anzug, der da entsteht, mehr abdeckt oder offenlegt als guttut.
Wo reichlich Geld ist, regiert es rigide und die Nische, die jenseits der Mangroven noch standhält – sie wird nun auch monetär plattgetreten. Immer dies bisschen Landgier auf den Lippen, verbrämt mit ABENDmal. Immer vorwärts, immer höher für den Absturz am TellerRAND.
Auch das noch begehren wollen, auch das noch auszehren müssen. Diesen windigen Sandweg verminen, diese Ölsäuferpipeline ins Land pressen, kaspiseesüdwärts und sonst wo.
Niemand weiß, wann der Faden reißt. Niemand weiß, wann sie auslaufen, die zerlöcherten Treibhaushimmel. Jeder aber will es ausreizen.
Irgendwo geistern noch Blumen, tauchen Wälder ihre KRONEN ins Mondlicht.
Leider nur ein Inseldasein – mit BLÜTEN ohne Wert, mit Blättern, die zu Blattgold sterben. Denn dicht, ganz dicht, ruft das Geld, schreit Liquidität, die brachliegt, streiten DOLLARjunkies mit den RUBELschonern, jagen PFENNIGfuchser die Gänse, die gülden zu Kälbern mutieren.
Nicht die geknickten Halme sind es, die uns schmerzen, nicht die gekippten Biotope. Es sind die verpassten Chancen, die geldscheinumkränzten Stichwunden aus NICHTgenug und NOCHheute.
Doch aufgepaßt: YENseits der Erstickungsfalle, wächst das Jenseits von Gut und Böse, bimmelt die BINladenkasse vernehmlich das Lied vom Tod. Nichts mehr mit Hasse ne MARK, nichts mehr mit ProCENTe. Es crash die Türme dieser Welt, und es staubt diesseits der Haustür. Wüste und Sturm, schreit es und langt nach den Fleischtöpfen.
Und die Kraken? Sie setzen auch jetzt auf Almosen, auf spärlichen Auswurf und Abwurf, meinen, dass es ausreiche, sie kauffähig zu halten – die Erfolglosen dieser Welt. Und sie hoffen auf An- und Abstand, und größer und größer.
Noch fehlt der Funke, noch dichten die PFUNDWucherer ihre Gasmasken an den GROSCHENgräbern. Bald aber werden sie feststehen, die VerLIRA. Was sich jetzt nageln lässt, ist schon morgen um Kopf und Eisen gebracht.
Wir aber, wir in den warmen Sesseln, retten die Welt auch nicht. Wo kein Gewissen ist, kann keines beruhigt werden. So ist auch das, was wir eilfertig und immer kleinmünziger spenden,
ein GELDstück
ohne Wert.
aus „Kopf oder zahl! „- Performance zum „Ableben“ der D-Mark anlässlich des Ratinger Kulturtages am 17. Februar 2002
Mehleintreiber,
weißt sehr wohl,
dass es nicht
der Wind ist,
der Deine Mühle
beflügelt.
Im Zeichen
der Flaute
sind es wieder
die Barfüßigen,
die billigen Pedaltreter,
die dein Korn
aufbrechen.
Wie immer,
erklärst Du
die Welt,
lässt ihn
gold schminken,
den Brosamen
und nennst ihn
GLÜCK.
Zweifellos
ist der Stein schuld,
wenn ihr
anstoßt.
Fragt sich,
wann ihr ihn
steinigen
werdet.
Müßte sie
durchs Stundenglas:
Wir verstünden sie erstmals
die Jahrmillionen