Achtung OPIUM!

Ich habe mit den Religionen, vor allem aber mit den Institutionen oberhalb der Kirchengemeinden nichts, aber auch gar nichts am Hut – ganz gleich, ob es dabei um Christen, Juden, Muslime, Hindus, Buddhisten, mexikanische Tempeltänzer, Anhänger der Santería oder sonstiger Kulte geht. Die Feststellung von Mariam Lau, dass Deutschland infolge der Zuwanderung islamischer wird http://www.zeit.de/2015/39/fluechtlinge-deutschland-muslime-islam, beunruhigt mich weniger, weil dadurch das Christentum bedroht würde. Viel schmerzlicher empfinde ich, dass dadurch der Anteil der Aufgeklärten in unserem Land schwindet – und dass letztere am ehesten von Muslimen bedroht sind (Tod den Ungläubigen!). Allerdings sind es weniger die Syrer, die Unruhe bereiten dürften – sie sind den säkularen Staat, sprich: die Trennung von Kirche und Staat seit 1963 gewöhnt – als vielmehr Iraker, Afghanen und islamorientierte Afrikaner. Was sich letztlich wie mischt, wird die Zukunft zeigen. Wichtig ist, dass die Missionierung der einen durch die anderen und umgekehrt auf ein Mindestmaß reduziert und das religiöse Brauchtum auf die Wohnzimmer und Kirchen/Moscheen/Synagogen beschränkt bleibt.

BDI-Sicht – einfach empörend!

Es ist geradezu haarsträubend, was BDI-Chef Markus Kerber in der Wochenzeitung  DIE ZEIT  ablässt http://www.zeit.de/2015/39/markus-kerber-bdi-chef-angela-merkel. Er möchte nicht, dass die Wirtschaftsflüchtlinge hinter den Kriegsflüchtlingen zurückstehen – bei der Aufnahme, bei den Asylchancen. Dieser Mann ist nicht verrückt. Im Gegenteil: Er glaubt zu Recht, dass man aus mehr Bleibenden mehr passende Fachleute für die deutsche Wirtschaft schöpfen könnte. Er vertritt also ausschließlich die Interessen seiner Hintermänner. Alles andere ist ihm egal. Die soziale Last, die natürlich unendlich größer würde, gäbe man allen – die sich ein besseres Leben „erwandern“ – Asyl, überlässt er wohlweislich Staat und Steuerzahlern. Nach dem Motto: die Profite privatisieren, die Lasten sozialisieren!

Syrien: Frieden um fast jeden Preis

• Putins Vorschlag vor der UNO muss angenommen werden
• Der Aufbau einer mächtigen Drohkulisse gegen den IS ist unverzichtbar
• Vorrangige Option muss ein erzwungener Frieden sein – ohne dass es zu Kampfhandlungen kommt
• Für die Menschen in der Region müssen politische Lösungen sichtbar werden: So sind für das Territorium von Syrien und Irak lebensfähige Strukturen vorzuschlagen/zu schaffen, die den ethnischen und religiösen Verteilungen in der Gesamtbevölkerung entsprechen und die faire Beteiligung aller Gruppierungen an den jeweiligen Machtapparaten/Regierungen sicherstellen.
• Für alle o.a. Vorgänge gilt UN-Mandat

 

Syrien steht im Mittelpunkt zahlloser Diskussionen, weil dort seit Jahren ein furchtbarer Krieg tobt, weil durch diesen Krieg 250.000 Menschen ihr Leben verloren und jetzt vor allem syrische Flüchtlinge bei uns eintreffen. Es ist bezeichnend für die europäische, aber auch für die US-amerikanische und russische Politik, dass man die Syrer derart lange ausbluten ließ. Und erst jetzt, da die Flüchtlinge Europa zu überrennen beginnen, eine – wenn nötig militärische – Beendigung des Nahostkonflikts ins Auge fasst. Zu sehr fürchteten die Großmächte eine gegenseitige Konfrontation, zu undurchsichtig lauerten die Konspirationen hinter den Kulissen. Im Spannungsfeld zwischen dem Diktator Assad, dem geschwürartig gewachsenen IS, al Nusra und dem inzwischen hoffähig gewordenen Iran schienen Bewegungen, die zur Klärung der Machtverhältnisse, ja zum Frieden befähigen, unmöglich. Doch wie kam es überhaupt zu dieser Gemengelage? Wer verursachte das schreckliche Hauen und Stechen? Für mich ist der Zündfunke deutlich sichtbar: der sogenannte arabische Frühling, mit dem zuvor Ägypten und vor allem Libyen ins Chaos gestürzt wurden (lediglich in Tunesien scheint es einen Hauch von Demokratie zu geben. Wir wissen allerdings nicht, wie sich die Lage nach Rückkehr der ca. 3.000 tunesischen Kämpfer aus dem Lager des IS gestalten wird).  Freiheit und Demokratie waren und sind noch heute plakative Schlachtrufe, die im Namen des Frühlings Illusionen nährten – sowohl im Westen als auch (völlig anders verstanden) im arabischen Raum. Der Gedanke, dass man sich von den Lasten zurückgebliebener Gesellschaften befreien könnte, zog wie ein Feuer durch den südlichen Mittelmeerraum. Er war provoziert/ zu wesentlichen Teilen fremdbestimmt, dann aber von Leid und Elend zusätzlich angefacht. Er verstrickte die Hirne derer, die ihre Not im Kampf einklagen wollten, mit dem Grundgedanken Demokratie aber nichts anfangen konnten. Denn ein solches Konstrukt war unbekannt. Die entstehende Bewegung war folglich genauso spontan wie heterogen, gewann aber soviel Kraft, dass sie ganze Regime zum Einsturz brachte und ein Machtvakuum generierte. Vieles, was  Amerikanern und Europäern suspekt geworden war, brach zusammen. Über die Folgen des Crashs war man sich auch im Westen nicht völlig im Klaren. Immerhin drohte Chaos und eine Option, die niemand wollte: eine Reihe von Scharia-regierten Staaten/Konglomeraten. Andererseits sprach vielles dafür, dass der Aufruhr den Einfluss der Russen im Mittelmeerraum untergraben könnte.

 

Ein in chaotische Verhältnisse gebettetes Arabien, das in Stammesauseinandersetzungen, religiösen Konflikten und kleinliche Machtkämpfen verstrickt ist, stellt keine Gefahr für die um Vorherrschaft bemühten Kräfte auf dieser Welt dar, ermöglicht die preiswerte Ausbeutung von Öl- und Gasreserven durch neue, geneigtere Partner und sichert die Selbstzerfleischung von hochstilisierten Rivalen des Christentums.
Gaddafi, Mubarak und Assad, hatten große Teile der arabischen Welt befriedet. Sie regierten diktatorisch, aber bei weitem nicht so menschenfeindlich wie das westliche Medien weismachen wollen. Gaddafi hat sich sowohl um einen hohen Lebensstandard im Lande, als auch Bildung und Gesundheit bemüht. Er hat die eifernden Extremisten stets in Schach gehalten und viele afrikanische Länder materiell unterstützt. Er musste weg, weil sein wirkliches Image das ihm aufgesetzte zu überstarhlen drohte. Mubarak, der lange Jahre ein berechenbarer Partner des Westens im Nahen Osten gewesen war, wurde gestürmt, weil es keine sichtbare Vorwärtsentwicklung in Ägypten gab – statt dessen Korruption, Freiheitsentzug und eine massive materielle Not der Menschen. Assad schließlich sollte als Parteigänger der Russen kalt gemacht werden. Dass dieser Mann, ebenso wie zuvor sein Vater, auch für solide Verhältnisse im Lande gesorgt hatten, wird heute weitgehend verschwiegen oder unter den Teppich gekehrt. Wer weiß schon, dass es in Syrien nur 1% Analphabeten und seit 1963 eine strikte Trennung von Kirche und Staat gibt (eine im arabischen Raum einmalige Situation)? Praktiziert wurde ein moderater Islam, der die Betätigung aller im Bypass existierenden Religionen zuließ. Extremisten hatten in diesem Umfeld keinerlei Chancen. Wenn die meisten Menschen Assad heute einen Mörder nennen, dann haben sie zweifellos Recht damit. Allerdings sollten sie in Rechnung stellen, dass dieser Mann, der wie jeder andere Staatsmann auch, an der Macht festhalten wollte, Opfer gewaltiger Zwänge wurde. Zum einen bedrängten ihn plötzlich Menschen, die sein verharztes Regime wenn nicht abschütteln, so doch gründlich reformieren wollten. U.a. wurde gefordert, dass die Sunniten – stärker als bisher – an der Machtausübung beteiligt werden.  Hinzu kamen  Unruhen, die auf eine von 2006 bis 2010 währende schwere Dürre zurückgingen (der Freitag 43/15).  Schließlich drückten ihne die mannigfaltigen Versuche westlicher Geheimdienste,  denen die militärische syrisch-russische Zusammenarbeit ein Dorn im Auge war. Ganz sicher wurde Assad durch das Zusammenwirken all dieser Umstände in die Position des Schlächters hineingetrieben – eines Diktators, der das Infragestellen seiner Macht nicht gewohnt war und dann wild um sich schlug. Niemand wird Assads als Person frei sprechen, resp. seine Kriegshandlungen rechtfertigen können. Er hat das vertretbare Maß an Selbstverteidigung weit  überzogen. Sollte man ihn jetzt – da ein Frieden in Mittelost quasi erzwungen werden muss – noch brauchen, dann wird das nur für eine kurze Übergangszeit sein. Syrien: Frieden um fast jeden Preis weiterlesen

Die VW-Spitze gehört in den Bau – wegen der perfiden Idee und … wegen Dummheit

VW muss die Manipulation bei Abgaswerten einräumen http://www.tagesschau.de/wirtschaft/volkswagen-113.html. Ein Skadal ohne gleichen. Sollte man meinen. Aber VW hat sich in Umweltfragen schon immer robust gegeben, z.B. bei der Lieferung VW-Wagen nach China. Während man in Deutschland zur Einhaltung der Abgasnormen gezwungen wurde, schob man ins Reich der Mitte Autos ohne KAT und Rußfilter. Der Unterschied: die Chinesen wussten davon. Und man gab sich arglos: die Umwelt wurde in China versaut – war ja nicht derselbe Erdball.

Die Führungsspitze von VW muss auch deshalb in den Bau, weil sie niemandem zugetraut hat, die Manipulation aufzudecken. Das hatten wir selten: Dummheit lenkt kriminelle Energie gegen den Auftraggeber.

 

Deutschland, das sich so gern als Umweltvorzeigeland gebärdet, muss mit dem VW-Skandal eine weitere Niederlage in Sachen Ökologie  hinnehmen. Man darf hoffen, dass den Heuchlern endlich das Maul gestopft wird. Politiker, die den Autokonzernen vor Jahren vorschlugen, ihre Abgaswerte freiwillig zu senken, gehören mit ins kriminelle Kartell. Als ob sie nicht wüssten, dass profitreduzierende Einschränkungen, die Konzerne freiwillig gestalten wollen,  immer nach hinten losgingen.

Nachtrag vom 23. September 2015: VW-Vorstand Winterkorn ist zurückgetreten. Der Aufsichtsrat und der niedersächsische Ministerpräsident akzeptierten diese Entscheidung – mit Respekt. Obwohl noch niemand genau weiß, was  Winterkorn wusste.

Nachtrag vom 6. Oktober: Sowohl die Führung von VW als auch die Bundesregierung wussten seit Jahren, dass zwischen den bei Tests ermittelten und den in der Praxis auftretenden NOx-Werten Welten lagen – und dass die Bevölkerung wissentlich mit Stickoxiden vergiftet wurde http://www.swr.de/report/weil-autobauer-tricksen-leiden-menschen-unter-hoher-stickoxidbelastung-krank-dank-vw/-/id=233454/did=16047072/nid=233454/c2ejhc/index.html. Ingenieure von VW haben die Manipulationen inzwischen eingeräumt. Ein Hinweis auf die Auftraggeber steht noch aus.

Zur falschen Zeit am falschen Ort – DIE ZEIT sekundiert

Wenn Hamed Abdel-Samad  Mohamed als gefährlichen Propheten bezeichnet, einen Menschen, der sich selbst überschätzt habe, von Paranoia verfolgt war, kritikunfähig dahinregierte und stets zum Beleidigtsein neigte (DIE ZEIT, 17. September 2015), dann ist klar, dass an dieser Stelle eine massive, nie endende Konfrontation aufgebaut wird. Das würde auch gelten, wenn solche Eigenschaften durch eine verantwortungsbewusste Geschichtsschreibung überliefert wären. Doch was ist schon verantwortungsbewusst. Wir können davon ausgehen, dass die Bibel unzählige Male nach dem Gusto der jeweils herrschenden Kirchenfürsten umgeschrieben und damit natürlich verfälscht wurde. Mit höchster Wahrscheinlichkeit ist Entsprechendes auch mit dem Koran geschehen. Gleichwie: Würde heute – nach den Maßstäben von Abdel-Samad – eine „Durchleuchtung“ von Jesus vorgenommen, dann ständen die Christen Kopf. Denn Jesus kam auch nicht nur barmherzig, sondern oft genug mit dem Schwert daher. Was – ähnlich wie die ins Feld geführten Aufrufe Mohameds – Kriege ohne Ende generierte. Man denke nur an die Kreuzzüge, den Dreißigjährigen Krieg etc..
Was ich sagen will: Wer ähnlich wie Carlie Hebdo dem Propheten auf den Kopf spuckt, statt eine glaubwürdige Diskussion mit den religiösen Gegnern zu führen (und diese auch in Rede und Gegenrede zu dokumentieren), wird weder die Masse der Muslime, noch mich überzeugen. Wer sagt mir denn, ob die Vorwürfe, die Abdel-Samad erhebt, tatsächlich berechtigt sind – und keine Geschichtsklitterung, respektive: keine wütende Reaktion auf seine, die eigene Ausgrenzung darstellen? Natürlich muss uns ein Mohamed, der seine Untertanen auf Tiefste indoktriniert, zu sklavischem Gehorsam verpflichtet und in endlose Kriege geführt hat, zuwider sein. Doch genau dasselbe gilt für diejenigen, die pro Christentum Millionen von Menschen zwangsmissioniert und ermordet haben. Religionen waren und sind stets mit Gier und Machtwahn, also urmenschlichen Eigenschaften, liiert. Kein Wunder, wenn Entgleisungen vorprogrammiert sind.
Doch worum geht es wirklich? Darum, dass sich die Protagonisten der großen Religionen nicht nur um eine zeitgemäße Auslegung von Koran und Bibel bemühen, sondern jeglichen Willen zur Auslöschung der jeweils „gegnerischen“ Religionen (und der dazu gehörenden Menschen) aufgeben müssen. Die Vertreter aller Religionen sollten sich heute bemühen, Frieden zu stiften, Sicherheit/Geborgenheit zu vermitteln und Barmherzigkeit zu üben. Das ist mit Blick auf die gegenwärtige Flüchtlingswelle besonders wichtig. Was nämlich sollen Syrer und Iraker denken, wenn ihnen mit Abdel-Samad die blanke Wut, sprich: die totale Infragestellung ihrer religiösen Grundlagen entgegenschlägt? Beispielsweise bei Youtube – und ausgerechnet mit der Silhouette von New York (???) im Nacken. Man muss sich mit dem Koran auseinandersetzen. Richtig. Man muss die Bibel (auf dieselbe kritische Weise) auseinandernehmen. Richtig. Man muss Kirche und Staat konsequent trennen und Glaubens- wie Unglaubensfreiheit garantieren. Auch richtig. Was man auf keinen Fall tun sollte: Menschen wie Abdel-Samad blind vertrauen. Mir scheint, er ist zum (manipulierten) Gegenstück der islamistischen Hassprediger geworden, zu einem Menschen, der seinen Glaubensbrüdern jegliche Hoffnung nimmt, dass der Islam irgendwo OK sein könnte. Das ist intolerant, das ist idiotisch!

Vorbei

Vorbei

 

Ich wollt’
Dir Antwort geben,
doch Du warst
schon fort.

Ich wollt’
Dich fragen,
doch Du kamst
meiner Frage zuvor.

So asynchron
verbringen wir
unsere Zeit:

Immer fragwürdig,
nie
um eine Antwort

verlegen.