Durchbruch bei Impfstoffen stellt CoronaMaßnahmen nicht in Frage

Corona ist nach wie vor das beherrschende Thema. Nachdem die Zahl der täglichen Neuerkrankungen die 20.000, nachdem die Inzidenz in vielen deutschen Städten die 200 Neuerkrankungen/7Tage überschritten haben,  300.000 Schüler und 30.000 Lehrer in Quarantäne  und die Testlabore an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit geraten sind, herrscht extreme Anspannung im Land. Experten hoffen, dass der exponentielle Charakter der InfiziertenKurve 14 Tage nach Beginn des Lockdown light gebrochen wird. Und ein zunächst degressiver, dann konstanter und schließlich ein abfallender Verlauf erreicht werden kann. Derzeit sieht es danach aus. Doch ob die Tendenz zu Besseren anhält, wird maßgeblich davon abhängen, wie sich die Teile der Bevölkerung verhalten, die der Pandemie bislang Vorschub leisteten. Darüber hinaus dürften der Umgang mit besonders gefährdeten Personengruppen, Strategien für den Krankenhaus-, Kita- und Schulbetrieb, aber auch Start, Umfang und Verteilung der Antigen-Schnelltests erheblichen Einfluss auf die allgemeine Entwicklung haben. Lt. ARD-Deutschlandtrend vom 12. November ist der überwiegende Teil der deutschen Bevölkerung mit den CoronaMaßnahmen der Regierung nicht nur einverstanden, sondern fordert sogar eine Verschärfung https://www.tagesschau.de/inland/deutschlandtrend-2403.html.

Nach meinem Verständnis sollten Bund und Länder abgestimmt und verhältnismäßig reagieren – und zwar in Abhängigkeit vom aktuellen, regionalen Infektionsgeschehen, der regionalen IntensivBettenbelegung, der regionalen Situation in Alten- und Pflegeheimen, der regionalen sozialen Struktur etc. . M.E. geht es hierbei um folgende Maßnahmen mit den entsprechenden Handlungsoptionen. Wobei im Zweifelsfall – gerade zu Rechstfragen –  der Bundestag befragt und ggf. zur Gesetzgebung bzw. -änderung aufzurufen wäre:

  • Besuche in Krankenhäusern und Altenheimen ausschließlich in Schutzkleidung und nach negativem Testergebnis
  • Regelmäßiges Testen von Ärzten und Pflegepersonal in Krankenhäusern sowie in Alten- und Pflegeheimen; Tests auch bei Patienten und Pflegebedürftigen
  • Bildung von Gruppen aus „unverdächtigen“, sprich: negativ getesteten Personen in Alten- und Pflegeheimen sowie in Haushalten ohne Kinder (AntiDepressionsStrategie)
  • Überlastung der Labors vermeiden: Bei einer Inzidenz unter 50 pro 100.000 in 7 Tagen müssen die Gesundheitsämter unverzüglich die Rückverfolgung von möglichen ClusterKontakten  (retrospektives cluster tracing) aufnehmen und die Vorwärtsverfolgung (wen hat der Proband angesteckt) einstellen. Darüber hinaus müssen PCR- und AntigenSchnelltests sauber gegeneinander abgegrenzt werden. Die loborbelastenden PCR-Tests müssen zahlenmäßig zurückgeführt  werden und vornehmlich dem KlinikBereich (Schwerpunkt: CoronaNachsorge) vorbehalten bleiben (Aussagen  Drosten)
  • die Regierung muss ein neues Werkzeug schaffen, damit Leute, die sich freiwillig dem AntigenSchnelltest unterziehen, bei positivem Testergebnis von informierten Kontaktpersonen Ernst genommen werden und Rückmeldungen erhalten (z. B.: Ja, danke, ich vertraue Deiner Info und werde mich jetzt sofort auch testen lassen und das Gesundheitsamt informieren)
  • Bei höheren Inzidenzen: Einführung des WechselUnterrichts (Flexibler Mix von Homeschooling und Präsenzunterricht)vor allem für Jugendliche zwischen 10 und 20 Jahren, die sich besonders oft anstecken; bei Wechselunterricht: Präsensunterricht vorrangig für PC-lose Kinder aus prekären Verhältnissen; grundsätzlich: Abkehr vom Kurssystem in den Schulen – stattdessen: Bildung von festen Lerngruppen
  • Die Schülertransporte sind wegen möglicher Hotspots schnellstmöglich zu entzerren, sprich: Die Überfüllung von Schulbussen muss über gestaffelte Anfangszeiten in den Schulen und Erhöhung der Transportkapazitäten weitestgehend beseitigt werden.
  • Regelmäßige Schnelltest für Jugendliche zwischen 10 und 20 Jahren in Schulen und Ausbildungsstätten
  • Volle Öffnung für Kitas (Kleinkinder widerstehen Corona am besten)
  • Ausrüstung von Schulen und Kitas mit Hepa-Hochleistungsfiltern und Sichtscheiben https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Coronavirus-Was-bringen-Luftfilter-an-Schulen,luftfilter100.html (finanzielle Unterstützung durch den Bund)
  • Kostenfreie, vom Staat finanzierte Einkaufsdienste – vor allem für bedürftige Bürger
  • Beschleunigen der Pflegereform mit dem Ziel, mehr Pflegekräfte auszubilden und „geflohenes“ Pflegepersonal zurückzuführen. Dabei grundsätzlich bessere Bezahlung in der Branche
  • Demo-Verbot für Querdenker, Impfgegner, Verschwörungstheoretiker, Nazis und ähnliche Gruppierungen (Gesetz einbringen)
  • Stärkung der Vollmachten bei Ordnungsdienst und Polizei (Gesetz einbringen)
  • Strikte Bestrafung von Bürgern, die Abstandregeln, Maskenpflicht und Versammlungsverbote vorsätzlich missachten (Exempel statuieren, Präzedenzfälle schaffen)
  • Genehmigung von Ausrüstungen, die dann, wenn Restaurants wieder geöffnet werden können, einen Betrieb auf Außenflächen ermöglichen (Gas- und Infrarotstrahler, Trennwände usw.)
  • Besondere Belüftung von OP- und Sterilbereichen in Krankenhäusern (Hepa-Filter, Anwendung spezieller Strömungstechniken, statischer Schutzdruck etc.) https://www.krankenhaushygiene.de/informationen/fachinformationen/leitlinien/12

Kaum ist die Freude über die von Biontech/Pfizer erreichten Ergebnisse bei der Impfstoffentwicklung abgeklungen, kommen Bedenken auf. Könnte es sein, dass die frohe Botschaft ganz falschen Leuten Anlass zum Feiern gibt? Könnte es sein, dass der Bürger ein weiteres Mal dieses „alles nicht so schlimm“, diese trügerische Entwarnung aus querdenkerischer Ecke bekommt?

Ich bin gespannt, wie Merkel, Spahn und die Landesfürsten auf die Aussicht reagieren, recht bald einen Impfstoff in der Hand zu haben. Wobei zunächst unklar ist, ob und wenn ja: wie der zwischen Deutschland und den USA – oder weltweit (?) – verteilt wird. Derzeit läuft das ZulassungsRennen – mit klarem Vorsprung für die Vereinigten Staaten. Pfizer und BioNTtech wollen für den genbasierten mRNA-Impfstoff BNT162b2 in den USA sofort eine Notfallgenehmigung  beantragen. Mit einer entgsprechenden Zulassung der US-Arzneimittelbehörde FDA könnten Teile der US-Bevölkerung – zum Beispiel medizinisches Personal oder ältere Menschen – auch vor der offiziellen Zulassung geimpft werden. BioNTech und Pfizer rechnen damit, noch in diesem Jahr weltweit bis zu 50 Millionen Impfstoff-Dosen bereitstellen zu können, im kommenden Jahr sollen es bis zu 1,3 Milliarden sein.

Inzwischen hat auch bei der  europäischen Arzneimittelbehörde EMA ein beschleunigter Zulassungsprozess begonnen https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/id_88535176/corona-impfstoff-von-biontech-wie-funktioniert-er-und-wie-gut-schuetzt-er-.html.

Der Druck, die Anwendung des Impfstoffes auch hier zu Lande zu genehmigen, wächst dabei stündlich. Immerhin dürfte zuerst dorthin geliefert werden, wo man verkaufen kann. BioNTech hofft, den Impfstoff noch im vierten Quartal 2020 auch in Deutschland anbieten zu können.

Interessant ist ein inzwischen vorliegendes Positionspapier, dass die  Ständigen Impfkommission, gemeinsam mit dem Deutschen Ethikrat und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina erarbeitet hat. Es ist ein vorläufiges Papier mit vorläufigen Prioritäten. Denn noch ist unklar, wie Menschen unterschiedlichen Alters auf BNT162b2 reagieren. Vorerst glaubt man, dass Jüngeren besser geholfen werden kann als Älteren. Doch sicher ist diese Vorausschau nicht.

Derzeit möchte man zuerst Ältere und vorerkrankte Menschen gegen Covid-19 impfen. Bevorzugt würden darüber hinaus Beschäftigte im Gesundheitswesen sowie Personen, die in „Bereichen der Daseinsvorsorge“ Schlüsselfunktionen innehaben. Dazu zählten Beschäftigte in der Altenpflege, bei den Sicherheitsbehörden, der Feuerwehr, in Gesundheitsämtern oder auch Lehrerinnen und Lehrer. Ob man privat oder gesetzlich krankenversichert ist, spiele dabei keine Rolle. Eine Impfpflicht solle es nicht geben https://www.mdr.de/brisant/impfung-corona-deutschland-reihenfolge-risikopatient-100.html.

Bund und Länder haben sich auf eine Arbeitsteilung bei der Vorbereitung der Corona-Impfungen verständigt. Der Bund sei verantwortlich für die Beschaffung der Impfstoffe, Bund und Länder für die Einrichtung der Impfzentren und die Länder selbst für die Anschaffung von Impfutensilien wie Spritzen und Kanülen. Mithilfe einer nationalen Impfstrategie plant die Bundesregierung gemeinsam mit den Bundesländern rund 60 Impfzentren, Thüringen setzt eher auf kleine BehandlungsEinheiten https://www.insuedthueringen.de/region/thueringen/thuefwthuedeu/Impfpraxen-und-Tiefkuehllager-Thueringen-bereitet-Corona-Impfung-vor;art83467,7457458. Bei der Lieferung der Impfstoffe soll auch die Bundeswehr eine Rolle spielen. Zudem wird es eine zentrale Datenbank geben, die die Impfungen registrieren soll https://www.pharmazeutische-zeitung.de/bundesweit-60-impfzentren-geplant-121679/.

  1. November: Auch die in Tübingen ansässige Firma CureVac ist, was ihren gentechnisch entwickelten mRNA-Impfstoff CVnCoV angeht, optimistisch. Er wird zwar etwas später als der von BioNTech entwickelte auf den Markt kommen (man vermutet im Januar 2021), dafür aber bei normaler Kühlschranktemperatur lagerbar und länger haltbar sein.8
  2. November: Die US-amerikanische Firma Moderna gibt bekannt, dass sie nach Abschluss der 3. Testphase einen noch wirksamen Impfstoff gegen Covid 19 entwickelt hat (Effektivität 94,5%) als BioNTech (Effektivität: 90 %). Der zumal bei Kühlschrank- Normaltemperatur längere Zeit gelagert werden kann und dessen Handling deshalb erheblich kostengünstiger ausfallen dürfte.9 Auch Moderna wird kurzfristig eine Notfallgenehmigung bei der FDA beantragen. Bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA ist der Zulassungsprozess ebenfalls im Gange.

Offenbar ist es so, dass die nach gentechnischen Verfahren entwickelten mRNA-Impfstoffe von BioNTech und Moderna zuerst auf den Markt gelangen, und zwar auf den US-amerikanischen. Die Zulassung in Europa dürfte dagegen noch etwas Zeit erfordern. Experten befürchten, dass sich aus diesem Umstand eine Schräglage in der Versorgung zwischen den US und Europa ergeben könnte. Sowohl die USA als auch Europa haben Millionen und Milliarden Impfstoffdosen bei den in Frage kommenden Firmen geordert, wobei nicht in allen Fällen konkrete Verträge vorliegen. Auf die Frage, ob auch ärmere Länder, und wenn ja: zu welchen Preisen in den Genuss der „Covid-Killer“ gelangen werden, schweigen sich die potentiellen Hersteller bislang aus. BioNTech-Chef Uğur Şahin hat verkündet, dass er sein Vakzin weltweit und dann zu unterschiedlichen Preisen vermarkten möchte.10

Die UNO versucht über zwei wichtige Organisationen – die Global Alliance for Vaccines and Immunisation (Gavi) sowie die Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI) – die Versorgung der ärmeren Länder mit Impfstoffen zu sichern. Ob es dabei gelingt, faire Preise durchzusetzen, steht derzeit in den Sternen.

Man darf bei diesen Betrachtungen nicht vergessen, dass die Impfstoffforschung nicht allein ethischen Motiven, diesen vielleicht sogar nachrangig folgt. Im Vordergrund steht  – wie immer im KAP – der Profit. Und so dürfte der Wettlauf zwischen den inzwischen 224 Forschungsprojekten vergleichsweise brutal erfolgen.11 Kleine Länder – ich denke da an Kuba mit seiner Entwicklungslinie Soberana12 dürften da schnell ins Hintertreffen geraten. Gut, dass sie dann wenigstens für den eigenen Bedarf produzieren können.

Und vergessen wir diejenigen nicht, die sich dem großen Menschenversuch für Geld ausliefern. Zumeist handelt es sich um sehr bedürftige, um abhängige oder unterdrückte Menschen – vor allem in Entwicklungsländern. Ihnen ist die gesamte Menschheit zu großem Dank verpflichtet.

Nachtrag vom 29. November 2020:

Bund und Länder haben sich am letzten Mittwoch nicht nur auf strengere Maßnahmen gegen Corona, sondern auch auf ein unwirkliches Weihnachten, besser gesagt: auf eine letzte ungestüme Woche in 2020 verständigt. Niemand weiß, ob die neuen Kontaktbeschränkungen bis zum 23. 12 fruchten, zumal die hotspotrelevanten Zonen – etwa Schulen, Kaufhäuser, öffentliche Verkehrsmittel und private Wohnbereiche – nur unentschlossen oder garnicht angetastet werden. Bis zum 28. November jedenfalls – seit dem Beginn des Logdowns sind bereits mehr als 14 Tage vergangen – kann von einem abflauenden Infektionsgeschehen nicht die Rede sein. Im Gegenteil: die Zahlen steigen weiter. Und wenn jetzt Freude darüber aufkommt, dass die Zuwächse zurückgehen, dann heißt das allenfalls, dass es mit dem exponentiellen Wachstum, nicht aber mit dem Wachstum an sich zuende geht. Die Fallzahlen steigen also weiter und R=0,9 heißt auch nur, dass jetzt 10 Infizierte nur 9 weitere Mitbürger anstecken. Und tatsächlich kann allenfalls von einer sich abflachenden Kurve gesprochen werden und keinesfalls von einer, die sich nach unten in Richtung einer 7-Tage-Inzidenz von unter 50 bewegt.  Dabei ist klar, dass sich erst dann – bei diesen 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner – Gesundheitsämter wieder frei schwimmen und irgendwelche Nachverfolgungen vornehmen können. Bis dahin breitet sich Corona nahezu ungehemmt aus. Man trifft inzwischen Leute, die CoronaInfizierte kennen und ahnt, dass die Seuche näher kommt.

An besagtem Mittwoch – das abgestimmte Aktionspapier der Länder lag bereits vor – waren eine besorgte Kanzlerin und ihr Amtschef neuerlich auf eine unerbittliche Front von Widersachern gestoßen. Die dann auch nach heftigen Zusammenstößen nicht nachgab. Wer bis dahin an eine durchsetzungsfähige, mächtige Kanzlerin glaubte, sah sich getäuscht. Mir selbst wurde das erst klar als ich irgendwann auf die von der Kanzlerin vertretene Position, nämlich darauf stieß, dass Merkel  bereits ab einer Inzidenz von 50 zu verschärften Maßnahmen greifen wollte. Dass man sich  schließlich auf einen Grenzwert von 200 einigte und das als Kompromiss pries, sagt alles. Merkel hatte zu diesem Zeitpunkt nicht nur die Schlacht um die verlorene Woche vom 18.11. bis 25.11. 2020, sondern auch die um scharfe, wirksame Waffen verloren. Sie war damit nicht allein, denn auch Braun, Lauterbach, Drosten, RKI und die Leopoldina und und und erlitten ein eklatante Niederlage. Denn dass vor allem Schulen erst dann zum Wechselunterricht übergehen sollen, wenn das Maß übervoll ist, heißt schlicht und besoffen,  dass die Landesfürsten die Schlüsse der Wissenschaft in den Wind schlugen. Dass solches geschen konnte, liegt nicht nur daran, dass die Föderalen den Aufstand der Massen befürchten. Nein. Es geht vor allem auf die Tatsache zurück, dass das Infektionsgeschehen bei Kindern und Jugendlichen noch immer unterschiedlich beurteilt wird. Genauer formuliert: Dass es noch immer Leute gibt, die Kinder als Wenig – oder KaumÜberträger von Covid einstufen. Oder – und hier setzt eine böse Vermutung ein – zweckgesteuert eine solche Deutung verbreiten. Ich bin sicher, dass das vehemente Bemühen, Schulen um jeden Preis offenzuhalten,  über Leichen, besser gesagt über Gesetze geht – auch wenn das fundamental biologisch-physikalische sind. Offenbar ist das Wiederholen eines Schuljahren die Todsünde überhaupt. Selbst wenn dabei Todesfälle en gros vermieden werden. Ja, diese Todesfälle steigen rasant an. Sie übertreffen schon jetzt die Zahlen vom März erheblich, und sie werden weiter ansteigen. Denn solange es keine harten Lockdown und windelweiche Feierwochen gibt, sind vor allem die alten und gefährdeten Menschen unter uns jeder Gefahr ausgesetzt.

Schon seit Monaten frage ich mich, warum es nicht bundesweit gültige und vom Infektionssituation abhängige  CoronaMaßnahmen/Verhaltensregeln gibt. Prinzipiell, dachte ich, könne doch jeder Ministerpräsident die regionale Lage einschätzen und dann ins Maßnahmeregister greifen. So logisch dieser Gedanke war, er wurde monatelang gar nicht erst in Erwägung gezogen. Den Mächtigen im Lande war es wichtiger, eine eigene, vom Bund unabhängige Kompetenz zu beweisen, als der Logik des Pandemiegeschehens zu folgen. Erst jetzt am 26. November gibt es einen Vorschlag von Rudolf Henke, dem langjährigen Vorsitzenden des Marburger Bundes. Er definiert einen sogenannten Corona-Index vor, ein komplexes Kriterium, nach dem die Politik differenziert agieren und  reagieren kann. Der gesamte gegen Corona gerichtete MaßnahmeKatalog  kann demnach in Abhängigkeit von dieser Kennziffer quasi stückchenweise abgerufen werden. Henke schlägt vor, bei der Berechnung des Corona-Index alle regionalen, sozialen und coronarelevanten Kriterien wie folgt zu berücksichtigen: „Der Index soll sich aus festen Werten – wie etwa der Anzahl der in Heimen lebenden Pflegebedürftigen und der Bevölkerungsdichte – sowie aus variablen Parametern pro Landkreis oder kreisfreier Stadt speisen. Zu zweiter Gruppe zählt Henke beispielsweise den Anteil der Risiko- und beruflich besonders exponierten Bevölkerungsgruppen, die bereits gegen das Virus geimpft wurden. Weitere Kriterien könnten die Inzidenz positiver Testergebnisse  im Zeitverlauf, der prozentuale Anteil positiver Testergebnisse  an den durchgeführten Tests, die Auslastung des öffentlichen Gesundheitswesens, die Auslastung der Intensivstationen, der Reproduktionswert R und eventuell auch der Anteil der in Quarantäne befindlichen Schulklassen sein.“ Henke möchte in einem zweiten Schritt fünf Stufen etablieren und diesen dann konkrete Lockerungs- bzw. Verschärfungsschritte zuordnen – also das, was ich oben bereits andeutete.

Mit Aufkommen weitere wirksamer Vakzine ist die Diskussion darüber entbrannt, welche Personengruppen in welcher Reihenfolge geimpft werden sollen. Dabei stehen  sich derzeit zwei Strategien gegenüber: Beide stimmen zunächst darin überein, dass systemrelevante Gruppen, die mit dem infektionsgeschehen unmittelbar zu tun haben (medizinisches Personal), zuerst geschützt werden müssen. Dann aber gibt es Streit: Eine Gruppe von Virologen/Epidemieologen – es handelt sich um die bisher dominierende Gruppe  –  vertritt die Auffassung, dass im zweiten Schritt ausschließlich Gefährdete – also alte Menschen und solche mit Vorerkrankungen – geimpft werden sollten. Die andere Gruppe möchte die Menschen anschließen, die die Epidemie am ehesten/wahrscheinlichsten verbreitet – Kinder und Jugendliche im Alter von 10-20 Jahren. In NRW ist die Entscheidung offensichtlich gefallen. Hier sollen in einer Frühphase von Mitte Dezember bis etwa April 2021 ausschließlich Bewohner und Mitarbeiter von Pflegeheimen über mobile Teams, Pflegebedürftige , die daheim betreut werden, sowie Senioren jeweils in zu errichtenden Impfzentren geimpft werden (Kategorie 1). Von März bis Juli 2021 seien ambulante Pflegekräfte und das Personal der kritischen Infrastruktur – also Feuerwehrleute und Polizisten an der Reihe (Kategorie 2). Die Massenimpfung erfolge ab Mitte 2021 über die Hausärzte (Kategorie 3).

Sehr sonderbar, dass das medizinische Personal – Ärzte und Pflegekräfte in der Verlautbarung unterschlagen wurden. Dabei hatte die Impfgesellschaft diese Personengruppe  bereits Anfang November völlig zu Recht in die Kategorie 1 eingeordnet.

Mit Hochdruck wird in ganz Deutschland an der Beschaffung der Impfstoffe sowie an der Errichtung von Impfzentren gearbeitet. Wie die Dinge im Detail erfolgen, ist bisher wenig bekannt https://www.zdf.de/nachrichten/politik/corona-impfzentren-faq-100.html  und https://www.dw.com/de/corona-wie-deutschland-sich-auf-die-impfung-vorbereitet/a-55737094

Für den 6. Dezember sind neue Demos der CoronaLeugner in Düsseldorf geplant. Angesichts der Geschehnisse in Stuttgart, Frankfurt, Berlin und Leipzig müssten diese Zusammenkünfte sofort verboten werden. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung hat sich in aller Schärfe auch gegen die Querdenker positioniert https://www.dw.com/de/antisemitismusbeauftragter-klein-kritisiert-querdenken-bewegung/a-55707010.