Die komplexen Geschehnisse und Schlussfolgerungen, die fortlaufend neue Gestalt annehmen, sind schwer zu verfolgen. Hier eine Auswahl schlüssiger Analysen, die die Lage m. E. treffend beschreiben und ausreichend Munition gegen Verschwörungstheorien und Populismus anbieten:
- März: Es trifft wieder die Armen – vor allem in Afrika https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/virus-und-kredit
- April: Ein solider Faktencheck von Wolfram Goertz https://rp-online.de/panorama/coronavirus/corona-covid-19-symptome-sterblichkeit-und-behandlung-alle-fakten_aid-50228791
- April: Pepe Egger zielt auf die Profiteure der CoronaKrise, u. a. auf Bill Ackman und Jeffrey P. Bezos https://www.freitag.de/autoren/pep/ausser-kontrolle
- April: Jacob Augstein unterstützt diejenigen in unserer Gesellschaft, die ihre Freiheitsrechte bedroht sehen und fordert mehr Öffnung. Dabei unterschlägt er die Tatsache, dass Epidemiologen und Politiker das einzig Richtige getan haben, um das deutsche Gesundheitssystem vor dem Untergang zu bewahren. Seine Forderung: Einen zweiten Lockdown darf es nicht geben – ist Wunschdenken. Sie widerspricht zutiefst wissenschaftlichem Denken https://www.freitag.de/autoren/jaugstein/bizarre-blueten
- Mai: Ulrike Baureithels Fragen treffen den Kern der Sache: Wird der bisher starke Chor der Vorsichtigen, die vor falschen Signalen und einer zweiten Welle warnen, von der neuen Stimme der „Lockerungsdrängler“ übertönt? Bringt ein weiterer Lockdown für das Infektionsgeschehen gar nichts mehr? Und wären die Kollateralschäden, die ein weiterer Lockdown mit sich brächte, einfach viel zu hoch, bemessen am Gewinn von Leben? https://www.freitag.de/autoren/ulrike-baureithel/einmal-corona-und-zurueck
9. Mai: Richard David Precht meint, dass nur jetzt in der Krise die Chance für ein Umdenken besteht. Nach dem Desaster sei das Fenster für Alternativen (z.B. für mehr Klimaschutz) wieder zu https://rp-online.de/panorama/coronavirus/coronavirus-fuer-richard-david-precht-gehen-die-massnahmen-zu-weit_aid-50438299
10. Mai: tagesschau.de teilt mit, dass die Reproduktionszahl R nach Schätzung des RKI auf 1,1 – und damit auf ein gefährliches Niveau – gestiegen ist https://www.tagesschau.de/inland/rki-corona-reproduktionsrate-101.html
Ich persönlich meine, dass die jetzt durchgeführten/vorgesehenen Lockerungen zu massiert auf die Gesellschaft einstürzen. Nur die allmähliche Aufeinanderfolge sinnvoller Einzel-Öffnungen hätte die Zuordnung von jetzt steigenden Infektionszahlen auf einzelnen Lockerungsmaßnahmen zugelassen. Die unsystematische Handlungsweise wird durch den Grenzwert 50 Neuinfizierte auf 100.000 Einwohner/Woche weiter verstärkt. Denn diese Ziffer ist nicht an eine feste Zahl von Testungen gebunden – von deren Umfang aber direkt abhängig. Darüber hinaus wird den Ländern überlassen, auf Überschreitungen des Grenzwertes dezentral zu reagieren. Mit welchen sinnvollen oder hanebüchenen Maßnahmen auch immer. Zentrale Vorgaben – Fehlanzeige!
Und noch eines stimmt mich besorgt: Der Staat lockt jetzt viele Unternehmen in eine zwielichtige Existenz, in ein Dasein, dass den Ruin bedeuten kann. Treffendes Beispiel: die Gastronomie. Viele Restaurants können sich selbst bei Vollauslastung kaum über Wasser halten. Jetzt wird ihnen die Öffnung auf Abstand (und teilweise auch auf Außenplätze) vorgeschrieben. Gäste dürften sich mit einem Zwei-Stunden-AufenthaltsRythmus, der die Umsätze vergrößern könnte, kaum anfreunden – wenn sie denn überhaupt kommen. Da sind Pleiten vorprogrammiert.
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