Alle Beiträge von Ulrich Scharfenorth

Haut den Horsti!

Das dürfte jetzt einigen extrem stinken. Weil ich den meist Geschmähten aus der Versenkung holen und etwas säubern will https://rp-online.de/politik/deutschland/ard-deutschlandtrend-angela-merkel-soll-bleiben-horst-seehofer-soll-gehen_aid-34522129. „Der Freitag“ hat damit in seiner Ausgabe Nr. 46 vom 15. November (Seite Politik 04) bereits begonnen, und ich meine, dass Herr Seehofer endlich mal erklärt werden muss. Immerhin war dieser Mann mehr als ein Jahrzehnt im Christlich-Sozialen zu Hause. Was soweit ging, dass er Oskar Lafontaine 2005 für seine Kritik an der „neoliberalen Irrlehre“ ausdrücklich lobte (witzig: heute steht er bezüglich der „Obergrenze“ und der Ursachenforschung zur AfD ganz dicht bei Sahra). 2013 schließlich holte er bei den Landtagswahlen die absolute Mehrheit für die CSU zurück, die Steuber mit seiner Jahre währenden Austeritätspolitik des Kaputtsparens lange verloren hatte.

Was  Seehofer heute  angekreidet wird ,   ist seine sture (besser: konsequente) Haltung in der Flüchtlingspolitik, was letztlich zur Zuspitzung der Lage und fruchtlosen Dauerdiskussionen zwischen CDU und CSU sowie innerhalb der Parteien und der GroKo sowie in der Folge zum Nichtstun in der praktischen Politik  geführt hat. Zu dieser Schelte gesellt sich die m. E. falsche Auffassung, dass sich Seehofer im September 2015 aus Feigheit vor der Entscheidung verkrochen habe, justament in der Nacht, in der Merkel und der österreichische Kanzler Faymann ihren Alleingang gegenüber den einkommenden Flüchtlingen praktizierten. Seehofer ist mit Sicherheit nur deshalb von der Oberfläche verschwunden, weil er sich der Richtlinienkompetenz Merkels und damit der Mittäterschaft entziehen wollte.  Immerhin war nur so die folgende Opposition gegenüber der Kanzlerin möglich.

Heute bin ich mir sicher, dass nur einer, nämlich Seehofer die Korrektur der Merkelschen Fehler möglich gemacht hat. Ohne ihn würden wir noch heute der dumm-naiven und verantwortungslosen Strategie von Frau Merkel anhängen – mit Folgen, die kaum absehbar sind. Merkel ist mit ihrem unterschiedslosen ungeprüften Willkommen zur akuten Gefahr für Deutschland, zum Schrecken aller Bedürftigen Deutschen und zum Steigbügelhalter für die AfD mutiert. Was Seehofer mit seinem strikten Dagegenhalten nur mühsam oder gar nicht ausbügeln  konnte.

Gewiss, Seehofer ist ein Konservativer. Er hätte – wenn er gekonnt hätte – auch einige von den Flüchtlingen, die mir genehm gewesen wären, zurückgewiesen. In jedem Fall aber hätte er und hat er der Idiotie des BDI widersprochen, der nach dem Motto „Wir lassen unterschiedslos so viele Flüchtlinge passieren wie zur Deckung unseres Fachkräftebedarfs nötig sind“ seine Schäfchen ins Trockne bringen wollte (ohne auch nur ansatzweise darüber nachzudenken, was mit der Mehrheit der Migranten, nämlich mit denen, die den Ansprüchen der Wirtschaftsbosse nicht genügen würden, geschehen sollte. Hier wäre der Zusammenbruch der Sozialsysteme vorprogrammiert). Aber man muss keineswegs den BDI allein bemühen. Die Mehrheit von Linken und Grünen bringt sich täglich sehr ähnlich in Stellung.

Gewiss, Seehofer steht zwischen Mitte und rechts, und wer sich seine letzte Aktion, den Wohnungsgipfel, anschaut https://www.neues-deutschland.de/artikel/1101136.wohnungsgipfel-seehofer-hofiert-die-wirtschaftslobby.html, findet genau das bestätigt. Zu wenig Wohnungsnot-Betroffene und zu viele Lobbyisten im Gremium und das Ergebnis völlig unbefriedigend.

Ja, Seehofer steht auf der Seite der Wohlbetuchten und Mächtigen. Doch ihm deshalb den schwarzen Peter für alles, was hier zu Lande schief läuft,  in die Schuhe zu schieben,  ist unfair. Ohne Seehofer jedenfalls hätten wir die AfD jetzt bei 30 % – und das bundesweit, nicht nur in Sachsen.

Eine Binsenweisheit: Gute Nachrichten verkaufen sich schlecht

Es stimmt natürlich, dass schlechte Nachrichten mehr beeindrucke als gute,  dass erstere den Umsatz/die Einschaltquoten nach oben treiben und deshalb für die NewsVerbreiter von Vorteil sind. Gute Nachrichten werden von den Medien kaum aufgegriffen, obwohl es sie – wie Martin Spiewak zu Recht bemerkt – Gottseidank gibt https://www.zeit.de/2018/40/pessimismus-medien-stimmung-gesellschaft-verstaerkung. Allerdings rutscht seine Analyse nun in die andere, um 180 Grad versetzte Richtung. Alles wurde und wird gut. Alles wird zu Unrecht mies gemauschelt, und im Grunde geht es uns bestens.

Extremwertbetrachtungen gehen immer an der Wirklichkeit/Wahrheit vorbei, und im Grunde wissen wir eher schlecht über das Bescheid, was uns und andere heute umgibt. Dass  viele Menschen auf unserem Planeten inzwischen besser leben als vor 100 oder 50 Jahren, ist unbestritten. So ungleich das auch verteilt sein mag. Dass es fast einer Milliarde Menschen genauso schlecht geht wie immer, stimmt ebenso (Gerd Müller: „Unfair“, S. 80).

Auch anderes bleibt bei allem Optimismus bedrohlich: die Klimakatastrophe, gegen die niemand wirklich angeht http://www.genios.de/presse-archiv/artikel/FAZ/20171103/patricia-espinosa-chefin-des-klimas/FD1201711035272847.html, die Bevölkerungsexplosion (der man nur mit Bildung und Wohlstand beikommen kann), die weltweit aufgehende Schere zwischen Arm und Reich (die Spiewak schon verharmlost, weil arm heute etwas weniger arm ist als früher), die Vergiftung mit Stickoxyden in den Städten und die mit Pestiziden auf den Äckern https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/pestizide-106.htmld , die Massentierhaltung und Bodenvernichtung, der Missbrauch von Antibiotika, die Vermüllung von Flüssen, Meeren und Kosmos, die Urwaldabholzung, die Zerstörung von Arten, indigenen Völkern und Sprachen, die Künstliche Intelligenz sowie große Teile der Forschung überhaupt, weil  ohne ethische Begleitung und last but not least … Donald Trump.

Und natürlich ist es sehr viel wichtiger, auf die Gefahren für die Menschheit hinzuweisen als Lobgesänge auf Erreichtes anzustimmen. Obwohl uns Letzteres sicher guttäte/ sehr viel besser bekäme.

Ganz gleich, was die Saudis tun – als Waffenimporteur sind sie unverzichtbar

Die Bosse deutscher Rüstungskonzerne sind alles andere als genervt. Wissen sie doch um die heuchlerische Haltung deutscher Politiker. Ich bin sicher: Saudi-Arabien wird auch bei Nichtaufklärung des Mordes an  Jamal Khashoggi alle Waffen bekommen, die vertraglich zugesichert sind. Ganz gleich, ob das als Lieferung an ein diktatorische Regime oder angesichts des brutalen saudischen Angriffs auf den Jemen verurteilt wird. Schließlich gibt es auch von Seiten der Politik handfeste Argumente,  weiterhin Waffen zu liefern https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/moral-come-on.  Man möchte auch im Nahen Osten  mitreden,  als Dackel von Trump nicht völlig versagen und  das Wirtschaftswachstum befördern.  Um Menschen geht es dabei nicht.

Karikatur: Klaus Stuttmann/RP vom 23.10.2018

http://www.spiegel.de/politik/ausland/jamals-khashoggi-sohn-soll-saudi-arabien-verlassen-haben-a-1235217.html

https://www.focus.de/politik/experten/kniefall-vor-saudi-arabien-maas-und-merkel-sollten-sich-schaemen_id_9794096.html

 

Ein wenig überzeugender GegengiftSchrank

Danke, Gerrit Wustmann, dass Sie uns das kleine Islam-Lexikon an die Hand geben https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/gegengiftschrank-kleines-islam-lexikon.  Annemarie Schimmel kann  sicher eine brauchbare Übersicht über das, was der Mensch zum Islam wissen möchte, geben. Bezeichnend für den Diskurs ist allerdings etwas anderes: Es ist die durchscheinende (besser trifft: sch ……) Angst, sich mit Thilo Sarrazin auseinanderzusetzen. Der wird auch hier einfach nur verteufelt und unsauberer Arbeit geziehen. Feige, kann ich da nur sagen und destruktiv. Denn mit so einem Verhalten befördern wir Vorbehalte. Statt Sarrazin Kapitel für Kapitel zu analysieren und zu diskutieren (ein Beispiel gibt Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Thilo_Sarrazin), wird wieder die Totschlagkeule geschwungen. Das kann in Zeiten wie heute nur nach hinten losgehen. Auch wie Eren Güvercin gegen Sarazin Front macht, ist mehr als kritikwürdig. Denn schon wenn man Sarazins Arbeitsstil mit dem von Pierre Vogel (dem Saylafisten) auf eine Stufe stellt, wird man unglaubwürdig – und so einseitig, dass eine sachliche Auseinandersetzung unmöglich ist https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/lesen-wie-ein-salafist.  Im Übrigen ist die selektive Auswahl von Koranzitaten nicht weniger problematisch als die von Bibelzitaten.  Nutzt man beides zur Verharmlosung der Lehren,  dann liegt man  um 180 Grad versetzt  zu Sarazin und lügt sich ebenso in die Tasche. Wichtig ist, wie die Religionen im Alltag praktiziert werden, wen die Prozedur radikalisiert, wen sie befriedigt und wen sie stört.

Wustmann vermerkt: Alle schreiben über Thilo Sarrazins Buch. Sein Rat: Bücher lesen, die sich profund und seriös mit dem Islam auseinandersetzen. Gut und schön, aber auch traurig, denn nichts wäre interessanter gewesen als eine an Fakten orientierte Auslegung/Bewertung der Sarrazinschen Thesen aus linksliberaler Sicht. Leider wird das hier zum zweiten Mal gründlich verpasst. Man begnügt sich mit der Polemik.

Wir sollten nicht vergessen: Sarrazin hat Millionen Bücher verkauft – an Leute, die nicht durchgehend dumm sind. Das Interesse an seinen Thesen ist  groß, auch wenn man ihnen nicht oder nur teilweise zustimmen mag. In diesem Sinne muss klar sein, dass nicht zusätzliche 5% der Intelligenzia, sondern die Masse der Bürger aufzuklären ist.  Letztere lehnt den Islam als  Bestandteil unserer Kultur  zunehmend ab https://rp-online.de/politik/ablehnung-des-islam-nimmt-zu_aid-20639285.  Sicher auch aus Unwissenheit. Aber wer die Bibel ungelesen vor sich herschiebt, wird nicht zum Koran oder den vielfältigen Auslegungen folgen. Er sitzt den Medien auf und plappert – je nach Einfluss – dem Zeitgeist hinterher. Ob nun gut oder bedenklich – die allseit gültige Bewertung fällt aus. Denis  Scheck hält sich geschickt in der Mitte: Zwar finde Sarrazin nicht immer den richtigen Ton, mit seinen Analysen aber liege er meist richtig.  Im Übrigen sei es besser, mit Migranten zu sprechen als nur über sie https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/druckfrisch/top-ten/sachbuch-106.html

Was, bitte,  heißt das?

Nimmt man die im zitierten Beitrag gewählte eher abschreckende Illustration dazu, dann wirkt das Ganze noch seltsamer. Für mich, der ich nie die Bibel lesen werde, ist der Koran in noch weiterer Ferne. Dennoch muss man versuchen, die Muslime zu verstehen. Was mir persönlich schwer fällt, weil fast alle von ihnen durch die Religion bestimmt sind (ein für mich unbegreiflicher Zustand, der davon zeugt, dass die Aufklärung im islamischen Raum eben nicht stattgefunden hat, denn dann hätten auch Atheisten „geboren“ werden müssen. Ich kenne keinen und hörte, dass Ungläubige  sogar mit dem Tode bedroht werden. Nicht zu vergessen die muslimisch bestimmten Länder, in denen Götteslästerung mit dem Tode bestraft wird. Man erinnere sich nur an den Fall Asia Bibi/RP vom 6.11.2018 ). Gleichwie: Wenn man sich auf glaubwürdige Interpretationen des Koran stützen kann, kommt man der inneren Erkenntnis näher – zumindest ansatzweise.

Leider findet sich unter den Buchempfehlungen keine, die auf wichtige Nahost-Experten zurückgeht. Erwähnt sind  weder Scholl-Latour, noch Todenhöfer, Kosminsky oder Lüders.  Ganz zu Schweigen von Schmidt-Salomon („Die Grenzen der Toleranz“), der sehr feinfühlig sortiert, was man akzeptieren, hinnehmen oder in keinster Weise tolerieren kann https://www.tagesanzeiger.ch/kultur/diverses/die-grenzen-der-toleranz/story/14647491.

Das verstehe, wer wolle.

Weitere kritische Anmerkungen zu den Thesen von Thilo Sarazin unter https://aiwg.de/faktencheck-sarrazin/

Es ist Zeit aufzustehen!

Auch wenn das viele nicht wahrhaben wollen: AfD und Pegida können nur gestoppt werden, wenn sich die Verhältnisse in Deutschland ändern – und zwar zu Gunsten der Armen im Lande. Die regierende große Koalition will davon zu wenig oder gar nichts wissen. Denn sowohl die CDU/CSU als auch die SPD sind voll auf die Mitte der Gesellschaft programmiert. Was auch heißt, dass sie im Sinne des Kompromisses die Belange wichtiger Bevölkerungsgruppen nicht berücksichtigen. Andererseits belegen zahlreiche Analysen, dass es vor allem die Armen mit deutschen Wurzeln sind, die den sogenannten Volksparteien davon laufen – und der AfD zudriften. Grundmotiv ist die Angst, dass sich der Reichtum unseres Landes immer mehr bei den Gutbetuchten sammelt und die gewaltige Summe, die heute zur Bewältigung des Flüchtlingsproblems ausgegeben wird (das waren bisher über 15 Milliarden Euro pro Jahr) für die Verbesserung der eigenen Lebensverhältnisse nicht zur Verfügung steht. Und richtig: Selbst bei guten Steuereinnahmen, ist nicht alles finanzierbar. Man bedenke darüber hinaus, dass sich die GroKo auf die von Trump geforderte Erhöhung der Rüstungsausgaben, auf eine schwächer werdende Konjunktur und das Auslaufen der NullZinspolitik einstellen muss/wird. Ein zusätzlicher Aderlass, der die Stagnation festschreiben wird.

Die politischen Verhältnisse in Deutschland sind total unausgewogen. Der vor fünf bis sechs Jahrzehnten übliche Wechsel zwischen konservativer und linksliberaler Regierung, der stets für einen Interessenausgleich gesorgt hatte, ist Geschichte. Seit die GroKo existiert, lebt Deutschland im untauglichen Kompromiss zweier Parteien, die nur Stückwerk produzieren und rasant an Wählergunst verlieren. Eine Änderung ist nicht in Sicht, weil es in den nächsten 10-15 Jahren zu keiner linksliberalen/SPD-geführten Regierung kommen wird. Schröders verantwortungslose Spaltung der SPD, die Düpierung der bisherigen Klientel mit der Agenda 2010 sind dafür verantwortlich.

Diese Aussichtslosigkeit, diese Alternativlosigkeit frustriert viele Menschen. Es „stinkt sie an“, von etablierten Parteien regiert zu werden, die nur noch an Zustimmung verlieren, die offenbar immer weniger das tun, was der Bürger möchte. So erklärt sich zweifellos,  dass  auch Leute aus der Mitteschicht, ja sogar Intellektuelle und  Wissenschaftler aus Protest AfD wählen. Bodo B. aus Lehnitz bei Berlin schreibt sinngemäß: Wenn es um die Zuwendung der Ostdeutschen zur AfD geht, seien nicht nur die sozialen Verhältnisse maßgebend. In Birkenwerder (der Nachbargemeinde) kandidierten z.B. eine Ärztin, ein Agrarwissenschaftler, eine Versicherungskauffrau, ein Bundeswehroffizier a.D. sowie ein Kaufmann für die AfD. Diese Kandidaten hätten kein Problem damit, sich öffentlich mit einer offensichtlich rechten bis hin zur rechtsradikalen/neofaschistischen Partei gemein zu machen.

Auch wenn es künftig zu einem Bündnis von CDU/CSU und Grünen im Bund kommen sollte, dürften soziale Fragen vor allem hintenan stehen. Denn wer sich hier verbünden würde: das sind konservative Gruppierungen aus beiden Lagern, die vor allem der Wirtschaft huldigen.

Sahra Wagenknecht hat diese Situation seit langem erkannt und festgestellt, dass eine Regierung mit neoliberal-konservativer Ausrichtung, zumal eine, die den gemäßigten/geregelten Zulauf von Migranten nicht in den Griff bekommt, kein Mittel besitzt, um die AfD zu stoppen. Im Gegenteil https://www.freitag.de/autoren/jaugstein/es-geht-nicht-um-die-nation

Wagenknechts Schlussfolgerung leuchtet deshalb ein: Nur eine starke außerparlamentarische Kraft ist in der Lage, den Druck aufzumachen, der die soziale Frage in den Mittelpunkt des Handelns rückt. Vor allem für Bedürftige in der Ex-DDR, deren zusätzliche Sorgen niemand wahrnimmt, ist Unterstützung zwingend nötig https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/bloss-nicht-in-verdacht-geraten. Nur wenn es gelingt, sie anzuhören, ihre Lebensleistung zu würdigen, ihre Jobchancen zu verbessern und die Abwanderung aus Ostdeutschland zu stoppen, wird sich etwas bewegen. Dafür aber muss die Teilhabe des Ostens an Gesamtdeutschland signifikant verbessert werden https://www.stoerfall-zukunft.de/?s=Zerrbild. Mit Lösung der angeführten Probleme dürfte sich auch der AfD-Zulauf aus besser gestellten Kreisen stark ausdünnen. Denn die wesentlichen Argumente der Rechten wären gegenstandslos.

Es gilt folglich, die hier zu Lande grassierenden Missstände deutlich zu machen und  zu verändertem Handeln aufzurufen – mit klaren Zielstellungen und kraftvollen Protesten. Die Wagenknecht will mit ihrer Initiative  „Aufstehen“ vor allem auf arme Deutsche zugehen https://www.youtube.com/watch?v=RpbKhoAlSAw. Wenn es gelänge – so ihre These – das Lebensniveau und die Lebensaussichten dieser Unterprivilegierten signifikant zu verbessern, würde es auch politisch zu einem Sinneswandel – weg aus der rechten Ecke – kommen.

Die Liste der Maßnahmen, die vorrangig angefasst werden müssten, ist lang. Ihre Finanzierung allerdings längst nicht so problematisch, wie es auf den ersten Blick  scheint. Ich denke an die Anhebung des Spitzensteuersatzes https://digital.freitag.de/4318/wir-muessen-den-reichtum-abschaffen/, die Wiedereinführung der Vermögenssteuer, könnte mir aber auch eine  etwas höhere Mehrwertsteuer vorstellen.   Seibst wenn alles etwas teurer wird und manch einer aufschreit: Es gibt keinen anderen Weg – will man vermeiden, dass die AfD 2025 die Regierung übernimmt.

Die LISTE:

Höhere Mindestlöhne zur Vermeidung von Altersarmut (16,50 – 22 Euro/h          https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/arm-im-alter-welcher-stundenlohn-vor-altersarmut-schuetzt/20235558-2.html?ticket=ST-3085301-5p6JdlztSo5ijLtPcKIx-ap2)

Beseitigung des Wohnungsnotstandes  http://www.dgb.de/themen/++co++1fe76e9a-a204-11e8-8956-52540088cada / Korrektur der Ziele für den sozialen Wohnungsbau und Eindämmung der Gentrifizierung in Großstädten

Entschärfung der Situation von Alleinerziehenden https://www.ndr.de/info/sendungen/kommentare/Kommentar,alleinerziehend108.html (Steuererleichterungen, kostenfreie Kitas, statusverträgliche Jobangebote)

Beseitigung der Kinderarmut http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/kinderarmut-deutlich-mehr-kinder-betroffen-als-offiziell-bekannt-a-1224339.html (Erhöhung des Kindergeldes, vor allem  für Hartz-IV-Bezieher ohne Anrechnung auf die Grundversorgung)

Abschaffung der 2-Klassen-Medizin http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/buergerversicherung-was-an-der-zwei-klassen-medizin-so-schlimm-ist-a-1189998.html (Einführung der Bürgerversicherung, schnellere Arzttermine und bessere  Behandlungsqualität auch für Geringverdienende) und der 2-KlassenRechtsprechung https://www.huffingtonpost.de/entry/zwei-klassen-justiz-rechtsanwaltin-erklart-vor-gericht-werden-arme-menschen-behandelt-wie-im-mittelalter_de_5a5e3fa5e4b0fcbc3a13fdd0 (Reiche können sich über Strafzahlungen frei kaufen)

Schaffung von Chancengleichheit in den Schulen (stärkere Unterstützung von Kindern aus bildungsfernen Milieus in Kindergärten und Vorschulen https://www.zdf.de/nachrichten/heute-journal/heute-journal-vom-23-oktober-2018-100.html)

Höhere Erwerbsminderungsrenten für alle Beteiligten http://aktuelle-sozialpolitik.de/2018/09/26/die-erneut-amputierte-reform-der-erwerbsminderungsrente-und-erkenntnisse-ueber-den-nicht-zugang-zu-dieser-leistung/

Beseitigung des Personal-Notstandes in Krankenhäusern und in der Pflege https://www1.wdr.de/nachrichten/personalnotstand-krankenpflege-100.html (die Daseinsfürsorge gehört nicht in private Hände!)

Radikale Verkürzung der Bearbeitungszeiten für Asylanträge https://www.zeit.de/politik/2018-08/migration-asylverfahren-fluechtlinge-bamf-bearbeitungszeiten-verkuerzung (strikte und schnelle Entscheidung für Asylgewährung oder Abschiebung). Förderung des Spurwechsels für die Migranten, die wegen unzumutbarer Bearbeitungszeiten bisher kein Asyl erhielten, aber inzwischen gut integriert sind. Gleichzeitig: Verdreifachung der Anreize für die Rückkehr von Migranten in die Ursprungsländer (Ausbildung, finanzielle Unterstützung).

Striktes Vorgehen gegen Migranten, die Verbrechen begehen, die durch Betrug und Fälschung ihren Aufenthalt in Deutschland erschleichen (Passvergehen), die Hass predigen und die die zur Integration notwendigen Maßnahmen ablehnen https://www.tagesschau.de/inland/abschiebungen-meldeort-101.html

Weitere Senkung der Preise für öffentliche Verkehrsmittel/Erhöhung der Subventionen für Bedürftige https://www.zeit.de/2018/08/oepnv-verbesserung-luftverschmutzung-gratis-pro-contra

Entschärfung der Sanktionen bei Hartz IV https://www.freitag.de/autoren/elsa-koester/das-nackte-fressen

Beseitigung der kalte Progression für niedrige und mittlere Einkommen https://de.wikipedia.org/wiki/Kalte_Progression

Flächendeckende Schaffung von Kitaplätzen – kostenfrei vor allem für Bedürftige (in Deutschland fehlen 273.000 Kitaplätze https://www.fuldainfo.de/in-deutschland-fehlen-273-000-kita-plaetze-fuer-unterdreijaehrige/)

Mehr Verteilungsgerechtigkeit schaffen. Die Ergebnisse des Wirtschaftswachstums müssen bei allen ankommen.  Weniger Exporte, mehr Investitionen  in die Infrastruktur https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/rendite-fuer-alle

Willst Du auch aufstehen? https://jetzt.aufstehen.de/page/s/mitmachen

 

 

Über alle Maaßen entsetzt

Nicht zu glauben, dass Ex-Verfassungsschützer  Maaßen jetzt Staatssekretär ist https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/nicht-ohne-meinen-dolch und Heiko Maas den Griechen erklärt, dass sie fast über den Berg seien https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/dogmatische-dummheit.

Nicht zu glauben, dass die Nahles ihre Zustimmung zur „Verstaatssekretärung“ jetzt zurück nimmt – nach dem Motto, die SPD habe sich geirrt https://www.tagesschau.de/inland/nahles-maassen-101.html. Nicht zu glauben, dass man diesen Leuten noch glauben soll. In die Ecke, SPD: 8% !!!

Nicht zu glauben, dass es im Emsland brennt und jetzt der Notstand ausgerufen wird https://www.stern.de/panorama/weltgeschehen/moorbrand–katastrophenfall-ausgerufen—evakuierung-moeglich-8369104.html. Nicht zu glauben, dass Idioten der Bundeswehr bei so einem Sommer scharfe Munition befehlen und ihre Löschfahrzeuge dem Verfall überlassen.

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Nicht zu glauben, dass man die Umweltschützer vom Hambacher Forst Linksradikale nennt und die Solidargemeinschaft, die dort täglich aufläuft, gleich mit in solch Kasten steckt https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/widerstand-aus-dem-unterholz. Nicht zu glauben, dass die Umwelt dort gleich zweimal kaputt gemacht wird – mit mehr Kohle und weniger Wald.

Nicht zu glauben, dass erst heute eine Intensivierung des Stromtrassenausbaus beschlossen wurde https://rp-online.de/wirtschaft/unternehmen/bruederle-will-netzausbau-beschleunigen_aid-12462327. Ein Vorhaben, über das seit fast zehn Jahren diskutiert wird, weil Windkraftwerke im Norden, aus denen der Strom nach Süden überführt werden soll , wegen Leitungsmangel ständig stillgesetzt werden müssen. Nicht zu glauben, dass es der Braunkohlelobby gelungen ist, sowohl den Trassenausbau zu verzögern als auch Stromnetze weiterhin zu belegen, obwohl dort alternativer Strom hingehört. Nicht zu glauben, dass man auf die stillzulegenden Atom-Mailer verweist und das Gros des Braunkohlestrom für unerlässlich erklärt.

Nicht zu glauben, dass Seehofer die Rückstände beim der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum privatwirtschaftlich aufholen möchte, wo doch klar ist, dass allenfalls der Staat oder aber genossenschaftliche Bauherren preiswertes Bauen möglich machen https://rp-online.de/politik/deutschland/wohngipfel-im-kanzleramt-gipfel-der-wohnungsnot_aid-33143203 sowie https://www.freitag.de/autoren/sebastianpuschner/wohnen-ist-der-gipfel

Nicht zu glauben, dass der Dieselskandal ständig neue Skandale und Prozesse zeitigt und dennoch kein Verantwortlicher ins Gefängnis wandert. Dass Minister Scheuer die HardwareNachrüstung von PKWs ablehnt und den finanziellen Schaden erneut dem Autofahrer zuschiebt.

Nicht zu glauben, dass Jens Span Pflegekräften zumuten möchte, drei Stunden pro Tag länger zu arbeiten https://rp-online.de/politik/deutschland/jens-spahn-will-teilzeit-pflegekraefte-zum-laengeren-arbeiten-motivieren_aid-33136687. Statt beim Lohn kräftig draufzulegen.

Nicht zu glauben, dass es unser Staat zulässt, dass die Hochleistungsmedizin am Lebensende zum Milliardengeschäft verkommt – zu Lasten der Betroffenen und der Steuerzahler https://www.ardmediathek.de/tv/tag7/Sterben-verboten-Wie-Hightech-Medizin-d/WDR-Fernsehen/Video?bcastId=7543394&documentId=50849070.

Nicht zu glauben, dass Russland nach wie vor verächtlich gemacht wird, obwohl es Infos gibt, die diese Haltung mehr als in Frage stellen https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/feindbild-russland-100.html.

Nicht zu glauben, dass Kriegstreiber Erdogan Imamen in Deutschland befehlen darf, Kinder als Selbstmörder/Märtyrer abzurichten. Und dass keine deutsche Institution solche Handlungen verbietet https://www.rbb-online.de/kontraste/archiv/kontraste-vom-26-04-2018/erdogans-langer-arm-in-deutschland.html.

Nicht zu glauben, dass SPD- Finanzminister Olaf Scholz sich weigert, großen Konzernen, die die öffentliche Hand weltweit um jährlich 170 Milliarden Dollar betrügen, das Handwerk zu legen https://www.freitag.de/autoren/wolfgangmichal/minister-der-diebe

Karikatur: Klaus Stuttmann (Rheinische Post vom 20. September)

 

Die selbstlose Hilfe der Kubaner gegen Ebola oder … Was bei uns unter den Tisch gekehrt wird

Por La Vida (Für das Leben)

Kubas beispielloser Kampf gegen den Ebolavirus in Westafrika

Gelungene Auftaktveranstaltung der Vortragsreise zum gleichnamigen Film auf dem UZ-Pressefest.

Der Film der Kubanerin Niurka Dámarys Rodríguez dokumentiert in oft emotionalen Bildern den Einsatz der 250 Spezialisten der Karibikinsel ab dem Jahre 2014 in Sierra Leone, Liberia und Guinea.

Er zeigt schonungslos und hautnah den gefährlichen Einsatz von der Vorbereitung bis zur erschöpften, aber glücklichen Heimkehr. Die kubanischen Einsatzkräfte und ihre Angehörigen schildern ihre Ängsten, die Gedanken an die Familie und die Trauer über die Opfer. Aber auch ihre Beweggründe, warum sie sich trotz alledem freiwillig als Mitglieder der »Brigade Henry Reeve« für diese Arbeit gemeldet haben und auch nach diesem Einsatz in dieser auf Soforthilfe bei Katastrophen und Epidemien spezialisierten Brigade weiter tätig sein wollen.

Der Film lehrt uns viel über ihre Überzeugungen, innere Verpflichtungen und das Selbstverständnis dieser kubanischen Mediziner, die zeitweise durch ihre aufopferungsvolle Arbeit an ihre physischen wie emotionalen Grenzen kommen.

Ihr Altruismus setzt ihr Leben aufs Spiel und senkt die Sterblichkeit von anfangs 98 auf 48%, doch zwei von Ihnen kehren auch nicht mehr lebend nach Kuba zurück!

Der Film ging den Zuschauern in Dortmund unter die Haut und bei der anschließenden Diskussion wird klar, wie er nachhaltig nachdenklich macht. Es wird Empörung geäußert über das lange Zögern des Westens, während Kuba schon längst seine „Henry Reeve“ im Einsatz hatte, ebenso wie die profitorientierte Pharmaindustrie für die sich Entwicklungen von geeigneten Impfstoffen und Medikamenten für Afrika nicht „lohnt“.

Die Filmrundreise wurde von der Humanitären Cuba Hilfe e.V. initiiert, wird von mehreren Solidaritätsorganisationen mitgetragenen und wird durch mehrere deutsche Städte gehen.

Er ist ein gewichtiger Beitrag gegen das Verschweigen der Solidarität Kubas mit den Völkern seitens der deutschen Medien.

 

Weitere Veranstaltungen im September 2018:

Mi 19.09. Magdeburg 19:00 Otto-von-Guericke-Universität, Haus 22 – Leipziger Str. 44
Do 20.09. Braunschweig 17:30 Universal Filmtheater, Neue Straße 8
Fr 21.09. Gera 17:00 Evangelisches Gemeindezentrum, Talstr.30
Mo 24.09. Konstanz 19:00 Gasthauses-Hotel Schinderhannes, Singenerstraße 45, 78256 Steißlingen
Di 25.09. Basel 19:00 Restaurant „lever du soleil“, Güterstraße 102
MI 26.09. Stuttgart 19:30 Waldheim Gaisburg, Obere Neue Halde 1
Do 27.09. Bad Kreuznach 19:00 Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Kurhausstraße 6
Fr 28.09. Mainz 19:00 Haus der Jugend, Mitternachtsgasse 8

 

Kaisersturz, Räterepublik und Rosa Luxemburg

Noch ist 2018, noch können wir über die NovemberRevolution referieren, vor allem aber gerade rücken, was der zumeist reaktionä- re Historikerbetrieb so absondert.

Wir alle, wir, die wir den AUSknopf verfehlt haben, mussten Ende Oktober den ZDF-Schmarren „Kaisersturz“ über uns ergehen las- sen.1 Eine Schmierentragödie, die sich mit der Abdankung von Wilhelm I. beschäftigte. Eine SturzStory, die weder die kriegs- auslösenden Momente, noch die Kriegsschuld selbst themati- sierte. Ganz zu schweigen von Revolution und Kommunismus, die man kurzerhand ausblendete.

Soviel Halbbild geht gar nicht. Denn ganz gleich, ob man die Ideen des Sozialismus und Kommunismus ablehnt oder von ihnen begeistert ist, ganz gleich, ob man sie als Utopien abtut oder als Ideenspender, ja Kraftquelle für die Veränderung der bestehenden Gesellschaft empfindet, sie existieren einfach und mit ihnen die Ereignisse und Persönlichkeiten. In „Kaisersturz“ gab es den geknickten Kaiser, den unfähigen Max von Baden und die MehrheitsSozialdemokratie (MSPD) unter Ebert – allesamt Protagonisten mit Machtambitionen. Die einen kolaborierten, die anderen kolabierten, wieder andere griffen die Gelegenheit beim Schopfe oder gaben auf. Letztendlich stürzte der Kaiser und Ebert obsiegte.

Völlig klar, dass das deutsche Kaiserreich nicht nahtlos in Sozialis- mus oder Kommunismus aufgehen konnte. Aber es gab neben den bürgerlichen Republikanern die Revolution und mit ihr Menschen,die den Umbruch sehr viel weiter – nämlich bis zur gesamtdeut- schen Räterepublik – führen wollten und diese Absicht auch kraft- voll umzusetzen begannen. Und genau das hätte – ebenso wie die Auseinandersetzung zwischen Monarchie und Repräsenta- tivsystem – Gegenstand besagter Szenerie sein müssen. Doch die Produzenten des handwerklich gut gemachten, inhaltlich aber total vergeigten Spektakels waren offenbar auf History a la Guido Knopp aus. Auch da fehlt es immer bei links.

Um genau zu sein: Im Umfeld des „Kaisersturzes“ gab es neben der degenerierten Monarchie und den teils kooperierenden, teils ausbrechenden Mehrheitssozialisten (MSPD) um Fried- rich Ebert Menschen wie Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Franz Mehring, Wilhelm Pieck und Leo Jogiches – Menschen, die kraftvolle, zum Teil aber auch sehr unterschiedliche Signa- le in die Gesellschaft aussandten.2 Dazu kam Lenin, der die kom- munistischen Verbündeten in Deutschland anlässlich der interna- tionalen Konferenzen von Zimmerwald (1915) und Kiental (1916) massiv unter Druck setzte. Er forderte sie auf, sich umgehend und vollständig von den alten, für den Krieg verantwortlichen Parteien zu lösen.

Bereits 1916 hatte sich um die von Luxemburg und Mehring ge- gründete Zeitung „Die Internationale“ eine Gruppe von Leuten ge- schart, die kurz darauf im sogenannten Spartakusbund aufgingen. 1917 scherten vor allem SPDler, denen die Kriegsanleihen, sprich: die finanzielle Unterstützungen des deutschen Militärs durch ihre Partei ein Dorn im Auge waren, sprich: Leute, die nicht mit Ebert marschieren wollten, aus dem alten Verband aus. Sie gründeten die USPD. Später, Mitte Dezember 1918, sammelten sich zudem die Internationalen Kommunisten Deutschlands (IKD). Der 1. Janu- ar 2019 schließlich brachte die Zusammenfassung der linken Kräfte. Er gilt als Gründungstag der KPD. Wichtig war im Grunde nur eine der politischen Botschaften. Sie wurde von Rosa Luxemburg formuliert. Einer Frau, die mit dem „Krawallkommunismus“ nichts, aber auch gar nichts am Hut hat- te. Sie nahm vielmehr eine realistische Haltung ein und erklärte, dass die Revolution nicht durch einen Handstreich gegen die politische Spitze vollendet werden könne. Durch Streiks in den Betrieben – so Luxemburg sinngemäß – müsse zunächst die ökonomische Basis des Kapitalismus untergraben werden. Bisher habe die Revolution erst die Industriezentren erfasst. Es wäre aber „ein Wahn, den Sozialismus ohne Landwirtschaft zu verwirkli- chen“. Hier seien das „landlose Proletariat und das Kleinbauern- tum“ zu mobilisieren. Die Schlusskrise des Kapitalismus sah Luxemburg für den Moment, in dem die Nationalstaaten sich die letzten Absatzgebiete für ihre Kapital- und Warenexporte unter- worfen hätten. Der Verteilungskampf im Weltkrieg und die auf ihn folgenden Umwälzungen seien nur eine Etappe auf diesem Weg, der sehr lang sein werde. Wer ihn durch einen einma- ligen Kraftakt abkürzen wolle, mache sich seinen Radikalis- mus zu leicht. In logischer Fortsetzung plädierte Luxemburg für eine Teilnahme an den Wahlen zur Nationalversammlung, auf deren Grundlage das erste parlamentarische Repräsentativsystem entstehen sollte (Luxemburg hat die erste repräsentative Demo- kratie zweifellos als ersten Erfolg auf dem langen Weg gedeutet). Ihre Haltung fand jedoch keine Mehrheit im Spartakusbund. Was schließlich zum Boykott des am 19. Januar 1919 durchgeführten Urnengangs führte.

Sicher wurden die von Luxemburg, Liebknecht, Jogiches und Levi vertretenen realistischen Auffassungen zur revolutionären Entwicklung sowohl von der radikalen Linken (die schnell und kategorisch auf eine Räterepublik aus war) als auch von der Mehrheitssozialdemokratie (die ihren Einfluss gefährdet sah) als echte Bedrohung empfunden. Entsprechend fielen die Reaktio- nen aus. Noske ließ die demonstrierenden Massen, die weitgehend führerlos zunächst in Kiel agierten, dann aber auch das Zeitungs- viertel in Berlin besetzt hatten, im November 1918 niederkartät- schen. Der Spartakusaufstand (5.-12. Januar 1919)  verschärfte die Lage zusätzlich. Luxemburg und Liebknecht fielen am 15. Januar einem heimtückischen Komplott reaktionärer Militärs und rechter SPDlern zum Opfer. Jogiches traf es wenig später– am 10. März 1919. Auch aus diesen Morden heraus erwuchs neuer Druck, der den „Sortierprozess“ im linken Lager be- schleunigte. Paul Levi, der neue Vorsitzende der KPD, setzte sich noch im gleichen Jahr gegen die bislang dominierenden Volunta- risten* durch und drängte sie aus der Partei. Der entstandene Ader- lass soll erst 1920, als sich die USPD spaltete, durch neue Anhän- gerschaften wettgemacht worden sein. Genau zu diesem Zeitpunkt – so heißt es – sei die KPD zu einer Massenorganisation avanciert. Wirkliche Macht ausüben konnte diese Partei allerdings nicht. Das hatteder Boykott vom 19. Januar 1919 nicht hergegeben. Links von der MSPD ging praktisch nichts. Und an ein Bündnis von KPD, USPD und MSPD war ebenfalls nicht zu denken. Stattdessen bekamen die rechten Führer der siegreichen MSPD/SPD, Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann, das Heft in die Hand (von da ab Reichspräsident bzw. Reichsministerpräsident) – wenngleich auch ihre Vollmachten im Rahmen der entstandenen Koalition mit BVP (Bayrische Volkspartei) und DDP (Deutsche Demokratische Partei) beschränkt blieben. Was auch durch den sofort einsetzendenWiderstand der Opposition, sprich: der reaktionären Kräfte im Lande begründet war.

 

* Voluntaristen sehen im Marxismus keineswegs eine Lehre der deterministi- schen, durch eindeutige Bedingungen festgelegte Entwicklung der Gesell- schaft. Vielmehr betonen sie den „subjektiven Faktor“, die Aktivität, den Willen zur Veränderung der Welt.

1 https://www.zdf.de/dokumentation/dokumentation-sonstige/kaisersturz-100.html

2 https://digital.freitag.de/5018

Zusammenbruch oder Spaltung?

Es ist so typisch für verkorkstes Linkssein: Steht mal eine nicht in Linie, ist sie vielleicht sogar hoch qualifizierte Ökonomin und emotional nicht entgleist, stimmen ihr normale Bürger, ja vielleicht sogar Spießer zu, erhält sie ein Echo von der auf Spaltung bedachten BILD, steht sie für eine Flüchtlingspolitik, die von 75% der Bevölkerung geteilt wird,  ist es also so, dass die ziemlich knappe Mehrheit der Delegierten die unterschiedslose Einwanderung von weltweit allen Flüchtlingen befürwortet und eine Frau wie Sahra Wagenknecht eben das aus der Logik und Mathematik heraus nicht aushält und Wirklichkeitsnähe einfordert, dann wird diese Frau beschimpft und ausgebuht.

Nun, verdammt noch mal: Sind Mehrheiten, nur weil sie Mehrheiten sind, im Recht – oder weil da Bildung und Vorstellungvermögen fehlen, im bloßen Herdentrieb zu Haus?

Wer Wagenknecht und Lafontaine jetzt in die Ecke stellen will, der zerstört die Linke. Es ist also nicht das Bestreben der beiden, die Partei durch eine Sammlungsbewegung zu stärken, was hier kontraproduktiv zu Buche schlägt, sondern es ist die verdammte unterschiedslose Festlegung auf immer mehr Flüchtlinge, die alles vergiftet.

Wird das, was Kipping und Riexinger    vertreten und als Parteibeschluss durchboxen wollen, zur allein gültigen Richtlinie, dann dürfte der Zug abgefahren sein, sprich:  es würde nie gelingen, die 400.000 zur AfD abgewanderten Wähler zurück zu gewinnen. Im Gegenteil: Man riskierte, weitere Wähler zu verlieren und –  was extrem schaden könnte – man müsste damit rechnen, dass Wagenknecht und Lafontaine aus der Partei „DIE LINKE“ ausscheren und tatsächlich etwas Neues probieren. Vielleicht ergibt das tatsächlich eine neue Partei, eine, die sich der Zurecht-Protestler annimmt – nicht nur derjenigen, die die Zuwanderung auf das NOTwenige begrenzen möchten, sondern auch all derer, die sich sowohl von den politisch indifferenten Grünen als auch von den GroKo-kontaminierten  SPDlern verraten fühlen, andererseits aber toughe Antifaschisten sind. Das könnte Pegida und die AfD sehr viel mehr schwächen/ausdünnen als das emotionale Geplärre, das heute unterschiedslos gegen alles, was man Rechts nennen möchte, verbreitet wird.

Ich will der Spaltung der Linken nicht das Wort reden, aber sie droht unverhohlen.

 

Das große Täuschungsmanöver

 

Erst jetzt, da die neue Datenschutzverordnung in Kraft ist, wird ihre Funktion deutlich:  Es geht um Macht, um die Ausdünnung/ Zerstörung der kleinen und mittelständischen Firmen zugunsten der großen Konzerne, die mal schnell 200 Mann daran setzen können, um lästige Datenschatzbarrieren zu umschiffen. Getroffen werden die kleinen Unternehmen, die unsägliche Mühe, Zeit und damit Geld darauf verwenden müssen, dem Datenschutz gerecht zu werden. Ihnen drohen bereits die Abmahner und Strafbüttel des Staates. Denn der Mix aus Denunzieren und Abmahnen wird jetzt zum Geschäftsmodell, das Millionen einzuspielen verspricht, gleichzeitig aber auch unliebsame Konkurrenten, Proteste im Netz und missliebige Blogger stillsetzt, zumindest aber schwer behindert. Denn all die Aufmüpfigen, die außerparlamentarischen Kritiker, die für die freie Meinungsbildung so nützlich sind, fürchten die Geldbußen, die sie nicht zahlen können.

Dirk Müller hat die RiesenTrickserei anschaulich auseinandergenommen. Und er weiß sehr gut, dass die neuen Maßnahmen in keiner Weise dazu angetan sind, uns Schutz zu gewähren. Denn die Diebe unserer Persönlichkeitsrechte –  NSA, Facebook, Cambridge Analytics und  und  und – machen natürlich mit gleichem Erfolg weiter. Ein Narr, wer anderes vermutet https://www.youtube.com/watch?v=qjhDHFpxHao.

Das, was vor allem den weniger Gebildeten in unserer Gesellschaft als Sicherheitsmaßnahme der Staates verkauft wird, ist reines Machtgebahren der schon Mächtigen. Man könnte glauben, dass sie es waren, die die neue Datenschutzverordnung erdacht haben.