Ja sicher: Sie haben das falsche, das Unwort auf dem Banner. Und sie treiben in einem Pulk, der hier und da rechtslastig ist. Aber wie hätten sie denn auf sich aufmerksam machen sollen, etwa in einer Hundertschaft, die niemand sieht, die niemand wahrnimmt. Solche Minitruppe ist außen vor. Wobei ihr Anliegen alles andere als marginal ist. Eine gerade veröffentliche Dresdner Studie hat die Legende widerlegt, dass Pegida ein Nazihaufen und die Mitglieder vor allem zweifelhafte Ganoven seien. Im Gegenteil: Pegida repräsentiert auch unzufriedene Mittelständler, Leute, die gut gebildet sind, jetzt aber – vor allem von der Politik (auch und zu Recht von Merkels Spar-Politik) – die Schnauze voll haben. Und sie repräsentiert überforderte Bürger, die in Dörfern Asylunterkünfte untergeschoben bekommen – wobei die Zahl der Asylanten zuweilen 50% der Einwohnerschaft übertreffen http://www.rbb-online.de/kontraste/archiv/kontraste-vom-22-01-2015/pegida.html. Viele der Protestler haben es satt, von den Medien belogen zu werden, begehren auf gegen die Auslassungen und Verzerrungen der Ukraine- und Nahost-Berichterstattung. Ihnen dröhnt noch in den Ohren, dass sich Journalisten der ARD trotz Maßreglung durch den ARD-Programmbeirat frech anmaßten, alles richtig gemacht zu haben. Und sie verweigern das noch gestern verbreitete, zum Draufschlagen präparierte Bild eines Demo-Zuges, der nur EINES vorhat: Muslime aus Deutschland zu vertreiben. Eine konsequente Ablehnung der rechten Hardliner ist richtig und zwingend notwendig. 18.000 Demonstranten in diesen Sack zu stecken, aber eine gemeine Diskreditierung der überwiegenden Mehrheit, die völlig anderes im Sinn hat. Heute lese ich sogar in der Süddeutschen Zeitung, dass es bei Pegida Leute gebe, die pro Putin skandierten und dann wohl für eine Diktatur in Deutschland stünden. Wie verlogen, dumm und arrogant solche Auslegung daherkommt! Dabei geht es doch nur um die längst überfällige Korrektur in der Außenpolitik. Die Konfrontation mit Moskau muss beendet werden.
Politik und Medien sind offenbar weder gewillt, noch fähig, zu differenzieren. Ja, es fehlt sogar an der einfachsten Logik. Wie, frage ich, können Leute, die die Einwanderungspraxis hinterfragen und ordentlich geregelt wissen wollen, a priori Nazis sein. Und sind das nicht eigentlich Linke, die die einseitige Unterstützung der Medien für ein von Rechtsextremisten durchsetztes Kiewer Regime anklagen. Wer diese Fragen nicht zu beantworten bereit ist, wird sich morgen schon 30.000 Demonstranten gegenübersehen. Die oft mit bloßen Parolen aufgeheizten Gegen-Demos können da gar nichts bewirken. Vor allem dann nicht, wenn diese – wie kürzlich in Freiburg geschehen – genauso dumme Parolen bewegen wie die Irrläufer in Dresden: „Wo bleibt das Hochwasser, wenn man es braucht?“ (ARD/Tagesthemen vom 23. Januar 2015)
Nein, hier wird wieder einmal die Keule geschwungen, weil es Arbeit macht, Geld kostet und unbequem ist, die 19 Programmpunkte der Pegida nach relevanten Diskussionsansätzen zu durchsuchen http://www.menschen-in-dresden.de/wp-content/uploads/2014/12/pegida-positionspapier.pdf , weil es zum Lösen der Probleme entweder geistig nicht reicht oder parteipolitische Pfründe in Gefahr sind. Natürlich müssen Zuwanderungspolitik und Integration, müssen Nothilfen und Asylprozeduren gründlicher als bisher durchdacht und in der EU abgestimmt werden. Und natürlich muss man Merkels Sparpolitik, die Investitionen in Südeuropa so gut wie unmöglich macht, in Frage stellen. Doch bisher existieren auf diesen Strecken nur lästige, halbherzig betriebene Baustellen, die von Politik und Medien mit Worthülsen befestigt werden. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier ebenso wie in Sachen Ukraine zweckdienlich und gleichgeschaltet (man möchte fast sagen: regierungsamtlich) geblökt – und wenn nötig – draufgeschlagen wird. Man ist – ob man will oder nicht – an die Antisemitismus-Keule erinnert, mit dem man immer mal erfolgreich die Kritik am israelischen Establishment, am Schlächter Netanjahu und seinen Mannen deckeln konnte. Einfach ekelhaft!
Wenn die so heftig beschworene Pressefreiheit in Wirklichkeit darin besteht, den mächtigen, überall dominierenden Medienkonzernen alles zu gestatten, was Profit und Machtanspruch festigt, sind wir arm dran. Kleine Zeitungen, Radiostationen und Verlage sind heute ohnehin im Schwitzkasten – meist ökonomisch, oft auch politisch. In Nordrhein-Westfalen gibt es EINE mächtige Tages-Zeitung mit relevantem Regionalteil (die erzkonservative Rheinische Post) und kein Gegenstück. Und bei den Wochenzeitungen (bis auf DER FREITAG) auch nur konservative Blätter, die einem zum Hals heraushängen. Auf Charlie Hebdo zu verweisen, dieses Blatt so aufs Schild zu heben, wäre niemandem in Frankreich und Europa eingefallen, hätte es nicht die furchtbare Bluttat gegeben. Mit einer Auflage von gewöhnlich 60.000 Stück hat Charlie bisher wenig bewegt. In Zukunft wird das nicht anders sein.
Meinungs- und Pressefreiheit sind hohe Güter, wenn sie funktionieren und durch demokratische Kontrolle gedeckt sind. Auch hier sind Monopole von Übel und fehlende Selbstkritik ein Zeichen dafür, dass die Dinge aus dem Ruder laufen. Ich bin ein erklärter Gegner der Nazis und der AfD, doch andererseits verlange ich, dass Politik und Presse endlich von Todschlagargumenten ablassen, solide Arbeit leisten und überzeugende Lösungen für die Probleme unserer Zeit abliefern.
Alle Beiträge von Ulrich Scharfenorth
Ich bin nicht Charlies Meinung
Ich weiß, dass ich jetzt harsche Kritik ernte, und doch behaupte ich: Die überwältigende Mehrheit der Deutschen ist mehr als oberflächlich angelegt, viele sind nur mäßig, zumeist einseitig gebildet, zu 70% politisch uninteressiert, und deshalb vor allem auf dieser Strecke „unterbelichtet“, oder sagen wir es einfach: Die meisten glauben, die immer komplizierter werdende Welt weder verstehen noch beeinflussen zu können. Und sitzen in dieser Hilflosigkeit den Schlagzeilen der Massenmedien auf und … beten sie nach – wöchentlich, täglich, oft stündlich. Nur so sind Pegida – und jetzt topaktuell – die gleichgeschaltete Betroffenheits-Geste zu den Morden in Frankreich zu begreifen. Dass hier von der Politik kräftig nachgefeuert wird, um im Beliebtheitsranking ein paar Plätze nach oben zu kommen (der blasse Hollande und die tatenlose Merkel sind wieder Spitze), um dann auch Dinge durchzusetzen, die nach normalem Demokratieverständnis nie und nimmer die Parlamente passiert hätten, liegt auf der Hand. Gestern kamen in Paris anderthalb Millionen zusammen – um ein Zeichen zu setzen – wohlwissend (oder auch „nicht schnallend“), dass muslimische Selbstmordattentäter durch nichts zu bremsen sind – auch nicht durch große Demonstrationen. Aber offenbar wollte man es nicht versäumen, die Massenmeinung/GegenDrohgebärde bekundet zu haben und das heißt – wir lassen uns die Presse- und Meinungsfreiheit um kein Jota kürzen – und wenn ihr uns das in Frage stellt, gibt’s auf die Fresse. Mehr war da nicht, mehr heißt das nicht. Von Aufrufen zur Beruhigung, von Frieden … keine Spur.
Natürlich ist die Angelegenheit viel komplexer als das spontane „BleistiftErhebungen“ weismachen. Alles, auch die furchtbaren Ereignisse in Frankreich, haben mit den Anfängen zu tun. Um die aber kümmert sich kaum jemand, auch darum nicht, wie Muslime wirklich ticken. Die Amerikaner sind Weltmeister auf dieser Strecke – Irak und Afghanistan waren und sind Brandstätten dieser Ignoranz.
Wer sich zu Muslimen, zu ihnen und ihrem Weltbild äußern möchte, sollte zumindest die folgenden vier oder ein paar gleichwertige Quellen studiert haben: Peter Scholl-Latour – der Fluch der bösen Tat; Jürgen Todenhöfer – Warum tötest Du, Zaid; DER SPIEGEL-5/2014: Hundert Jahre Krieg; „Gelobtes Land“, Spielfilm/Doku von Peter Kosminsky http://www.ndr.de/kultur/buch/tipps/Politisches-http://www.antikriegsforum-heidelberg.de/literatur/todenhoefer_zaid.htm ; Buch-Der-Fluch-der-boesen-Tat-von-Peter-Scholl-Latour,scholllatour130.html; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-124719307.htmlhttp://www.arte.tv/de/blick-nach-vorn-ohne-zorn/6565218,CmC=6615340.html
Spätestens dann nämlich wird er eines begreifen: Der Hass auf den Westen, speziell auf die USA, Frankreich und Großbritannien hat mannigfaltige Gründe, die in der Historie des arabischen Raums, sprich: in der raffgierigen, ausbeuterischen und damit auch dummen Politik der westlichen Mächte begründet sind. Das reicht bis in die Vorgeschichte des 1. Weltkrieges zurück und zieht sich als Blutfaden bis in die Gegenwart. Dass eine Entsprechung der westlichen Aufklärung, folglich die Trennung von Kirche und Staat, dass Menschenrechte „westlicher Bauart“ im muslimisch geprägten Raum völlig oder nahezu gänzlich ausblieben, hat die Sache weiter verkompliziert. Was wir inzwischen vor uns sehen, sind grundverschiedene Auffassungen zu ethischen, vor allem aber religiösen Fragen und natürlich das im Arabischen verwurzelte Gefühl, überholt, unterjocht, entwurzelt und gedemütigt worden zu sein. Nicht erst mit den willkürlichen, jeder ethnischen Gegebenheit widersprechenden Grenzziehungen und Staatenbildungen (Syrien, Libanon, Irak, Jordanien …), sondern durch alles, was an Folgen daraus erwuchs. Wie etwa die unzähligen Kriege, die in den Irak- und Afghanistan-Schlächtereien ihren vorläufigen Höhepunkt erreichten. Es dürfte fast ausschließlich dieses latent vorhandene Gefühl der Unterlegenheit, des Verdrängtseins und der Würdeverletzung sein, das viele Muslime anfällig macht für die Hasstiraden und brutalen Massaker der islamistischen Eiferer. Die nämlich hätten mit ihren militanten Koran-Zitaten, dem überholten Rechtsbegriffen der Scharia und den darauf fußenden Attentaten und Menschenrechtsverletzungen nie landen können, wenn es eine Politik der gegenseitigen Achtung, des Ausgleichs, der Entschädigungen für begangenes Unrecht, gepaart mit fairen Wirtschaftsbeziehungen zwischen „Morgen- und Abendland“ gäbe. Ich bin nicht Charlies Meinung weiterlesen
Die Friedensbewegung …
… braucht eine deutliche Abgrenzung
Werden da die „echten“ deutschen Friedensaktivisten gerade bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt? Drängt da ein unwissender, emotional erregter, ansonsten aber eher vor sich hin träumender Teil unserer Gesellschaft plötzlich in düstere Kolonnen, die mal Putin, mal Poroschenkow, immer aber die bösen Islamisten verdammen? Vor Wochen gab sich das noch klarer. Da wurde gegen die entstellende Berichterstattung von ARD und ZDF in Sachen Ukraine protestiert. Da ging es heftig gegen den IS, doch gleichzeitig auch gegen deutsche Waffenlieferungen in Spannungsgebiete. Da stand der Frieden noch weitgehend unbeschädigt auf der Agenda. Dann aber vermischte sich alles völlig regellos und waberte schließlich nahezu eingleisig. Plötzlich ging es nur noch gegen die Islamisten, sprich: Salafisten, dann aber mit sehr viel mehr Schwung gegen alles, was den Islam in Deutschland hoffähig macht. Zu viele Muslime, stöhnte die Qualle – ein Gebilde, dass sich selbst aufbaute, ergänzte und anstachelte. Was da in Dresden abging und sich heute über die sächsische Landeshauptstadt hinaus ausbreitet, ist beispiellos. Gerade dort, wo der Anteil zugewanderter Migranten besonders gering ist, bäumt sich die Schar der Verächter. „Wir sind das Volk“ brüllen die und beschmutzen, was uns allen wichtig war/ist. Dieser „Gemengeschar“ treten dann ebenso viele Multi-Kulti-Bunti-Anarchi entgegen – deren Standort auch nicht immer klar auszumachen ist. Noch treffen die Gruppierungen nicht aufeinander. Noch trennt sie ein massives Polizeiaufgebot. Aber demnächst? Könnte nicht morgen schon so etwas wie ein kleiner Bürgerkrieg stattfinden? Etwas, dass bestimmt und nach klaren Winkelzügen geordnet den Ruf absondert: Bleibt, wo der Pfeffer wächst! Deutschland ist alles andere als ein sicheres Land. Und sein Luxus ein Gral für Gutbetuchte, umkränzt von Scheinblüten.
Sicher: Deutschland kann nur so viele Flüchtlinge/Migranten aufnehmen wie politisch aushaltbar ist. Gegen massiven Widerstand läuft nichts – allenfalls die Wiederholung von Hoyerswerder und Mölln. Angesichts der Weigerung gut situierter Länder, ebenfalls Hilfe – und zwar in gleichem Umfang – zu leisten, steht die Politik nackt da. Sie soll auch hier den Vorreiter spielen, was alles andere als fair, aber angesichts deutscher Wohlsituiertheit wohl angesagt ist. Das ist so ähnlich wie Italien und Lampedusa, noch aber verlustloser.
Es geht auch um Arbeitsplätze. Vor allem im Osten. Diejenigen, die die wenigen noch verfügbaren Jobs ausfüllen, fühlen sich bedroht. Und die Arbeitslosen noch aussichtsloser in die Ecke gedrängt. Ja, die Schere zwischen ARM und REICH öffnet sich hier zu Lande immer mehr. Die Wirtschaft interessiert das nicht. Sie agiert wie immer gnadenlos. Sie braucht gut ausgebildete, preiswerte Arbeitskräfte. Und die finden sich zunehmend in zugereisten Ausländern, in Spaniern, Portugiesen, morgen vielleicht auch in Syriern und Afrikanern. Wer einmal den Fuß in der Tür hat, nimmt ihn nicht wieder heraus. Und den Konzernen ist es scheißegal, wer die anstehende Arbeit ableistet. Hauptsache sie wird … und das in der notwendigen Qualität. Wenn dann die Regierenden den aufkommenden Brain Drain durch Lockrufe zusätzlich schüren, wenn sich also die Lobbyisten nach und nach durchsetzen, dann lassen sich die Produktionskosten noch einmal senken, was die ohnehin exzellente Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands (aber sagen wir besser: der großen deutschen Player) neuerlich steigert. Davon hat der kleine Mann herzlich wenig, denn die Steuern der Unternehmen, die ihm über Infrastruktur-Maßnahmen der öffentlichen Hand theoretisch zustünden/zufließen müssten, werden Zug um Zug ausgedünnt. Siehe Luxemburg!
Wenn es den Interessierten also gelingt, die Migrantenflut durch abschreckende Ereignisse wie Straßenschlachten und Pogrome einzudämmen und andererseits die Möglichkeit für gut ausgebildete Fachkräfte eröffnet wird, die Green- oder Blue-Card zu erwerben, dürfte sich einiges zu Gunsten des marodierenden Neoliberalismus ordnen. Genau so scheint das Ziel definiert. Bleibt die Frage nach den Drahtziehern. Sind diejenigen, die für ausbleibende Resultate bei den NSU-Prozessen sorgen, auch auf dieser Baustelle aktiv? Ist es das geheime Kalkül der großen Volksparteien, auf der einen Seite den heuchlerischen, migrantenfreundlichen Schleim abzusondern und im Backstage heimliche Hetze zu betreiben?
Ich weiß nicht, in welcher Gruppe ich demonstrieren sollte. Für die Pegida und ihre zahlreichen Ableger habe ich nichts übrig, obwohl auch in diesen, von Rechtsextremen durchsetzten „Truppen“ Forderungen aufgemacht werden, die man ernst nehmen sollte. Nur leider scheinen die allzu oft in huliganen, anarchistischen oder neofaschistischen Kontexten zu schwimmen.
Die Gegen-Demo umfasst einige der maßgeblichen Parteien und Organisationen, auch Kirchen und Migranten-Verbände. Selbst die Gewerkschaften (ja, wie viele eigentlich?) tönen mit. Doch größere Pulks der LINKEN, der attacis und campactis sucht man vergebens. Hier dürfte es ähnlich unschlüssig zugehen wie in meinem Kopf und Studierzimmer. Wer schon will mit CDU-Leuten gegen Rechts antreten, wenn er vermuten muss, dass eben diese mit der zweiten Arschbacke im falschen Club sitzen. Dort nämlich, wo die große Verschwörung angeheizt/ignoriert oder gebilligt wird.
Was wir brauchen, ist massiver Druck auf die Regierenden. Auf diejenigen, die die Suppe einfach kochen lassen – ohne Rezepte, ohne Konzepte. Merkel muss endlich Farbe bekennen. Sie muss sich von der Sparpolitik verabschieden (die wegen weiter einbrechender Wirtschaft in den Südländern ganze Heerscharen von ausländischen Fachkräften nach Deutschland schwemmt), sie muss klare Ansagen zur Zuwanderungspolitik machen, einen Gleichheitsgrundsatz für Migration in der gesamten EU einfordern/durchsetzen, die zugewanderten Migranten sinnvoll unterbringen, die Asylverfahren beschleunigen und gleichzeitig dem neofaschistischen Mob die Grundlagen entziehen. Letzteres geschieht am besten dadurch, dass man im öffentlichen Bereich mehr Arbeitsplätze schafft. Jeder weiß, dass allein in der Daseinsfürsorge Tausende Pflegekräfte, bei den Ordnungskräften Tausende von Polizisten, bei der Steuerfahndung ebenso wie bei der Massentierhaltung Tausende von Inspektoren fehlen. Diese Reihe ließe sich beliebig fortsetzen. Aber NEIN! Schäuble will die lügnerische schwarze NULL. Keine neuen Kosten, obwohl all das, obwohl auch tausende, akute Infrastrukturmaßnahmen nach Geld schreien.
Da kann ich nur sagen. Das Geld ist da. Nehmen wir’s von der Bundeswehr und lassen die künftig … schön zu Hause !
Por Cuba – alles über die rote Insel
Politische Analysen, Erzählungen, Menschen
Die Story: Als die Condor gegen 20 Uhr 20 Ortzeit auf dem Flughafen Havanna aufsetzt, liegen elfeinhalb Stunden Flugzeit hinter uns. Draußen ist es dunkel, mein Nacken ist verspannt und Joe, der mich begleitet, guckt schief in die Gegend. Wir hatten auf Abendsonne und eine zügige Abfertigung gehofft. Dann natürlich auch auf die nette Dame von SoliArenas, die uns abholen würde. Nichts von dem sollte sich erfüllen, aber davon später. Zunächst hatte ich ein komisches Gefühl im Magen. Es rührte von der Ansage her, die mir gut eine Stunde vor der Landung aus dem Bord-Lautsprecher entgegenschlug. Es ging um den Zoll. Man müsse – so hieß es – auch Geschenke deklarieren – so sie denn für Kubaner bestimmt seien. Nun, ich hatte etwas bei mir. Zwei Kartons, die mir ein UNESCO-Mitarbeiter aus Bonn geschickt hatte. Sie waren für einen Ex-Botschafter der kubanischen Regierung bestimmt. Was so drin war im Paket, konnte ich nur ahnen. Die Absender hatten das AUTOERSATZTEIL genannt. Ich war nicht neugierig, hatte das Paket einfach nicht aufgeschnürt. Jetzt, im aufgegebenen Koffer verstaut, wog es doppelt schwer. Sollte ich auf das Geschenk hinweisen, es aufführen, obwohl nicht sicher war, dass es das war, wofür ich es halten musste. Würde die Anonymität des Gegenstandes oder dessen unbedachte Einfuhr mich oder aber den Empfänger in Schwierigkeiten bringen? Nun, ich hatte kaum Zeit, die Varianten durchzuspielen. Jo und ich gingen bereits die Gangway hinunter. Ein paar Augenblicke später standen wir vor der Passkontrolle. Ich beschloss, gar nichts zu tun, sprich: den Koffer einfach passieren oder eben auffliegen zu lassen. Nun, ich hatte Glück – und kam unbeschadet in die Eingangshalle. Dort bot sich ein buntes Bild – auch bestimmt durch den Schilderwald derer, die Leute aus Frankfurt abholen wollten. Ein Logo unseres Reiseveranstalters war nicht dabei. So war es Jo vorbehalten, die Leute einzeln zu befragen, ob denn irgendwer irgendwo unseren Namen verschluckt habe. Die Suche dauerte. Dann aber hatte Jo Glück und wurde fündig – unter einem Schriftzug, der uns unbekannt war. Als Mensch mit wenig Nachsicht, als Mensch mit wenig flexiblen Vorstellungen zu Information, Kommunikation und Logistik ist man verkehrt auf Cuba. Wer bleiben will, tut gut daran, deutsch-übliche Abfolgen und Verknüpfungen schnell zu vergessen. Die Dinge kommen auch so ins Lot – manchmal etwas spät, dafür aber höchst unaufgeregt.
Wir saßen schließlich in einem Bus, von dem wir nicht wussten, ob er uns ins richtige Hotel bringen würde. Der dann aber losfuhr und genau dort ankam, wo wir hin mussten. Im Foyer stieß José zu uns. Er war Reiseleiter und vertrat Cubanacan, eine inländische Reisegesellschaft, von der wir bisher nichts gehört hatten.
Wer jetzt vermutet, dass die Reiserei auf Kuba ein Problem ist, irrt heftig. Jo und ich jedenfalls würden das nie behaupten. Denn zum einen wussten und wissen wir nicht, ob unser Fall typisch war. Noch machte uns die höchst undeutsche Art zu reisen, wirklich zu schaffen. Immerhin hatte sich im Verlauf der Tour so etwas wie eine Schicksalsgemeinschaft gebildet, die jeder neuen Wendung gespannt entgegen starrte. Abenteuer pur, ungeplant, quasi aus der Hüfte heraus. Während der Standard-Tourist auf den morbiden Mix aus kolonial und „Castro-light“ wartete und beides im Regelwerk des ihm Zugedachten auch vorfand, waren wir im richtigen Kuba. Und kaum mit den geführten Hochglanzfotos beschäftigt.
Die organisatorischen Pannen waren also weniger wichtig. Und José natürlich ein netter Kerl – stämmig, einsachtzig und Patriot. Wie zu erwarten, war der Mann stolz – nicht nur auf Job und Fidel, sondern auch auf sich und so, wie er aussah. Es gebe auf Kuba zweiunddreißig Hautschattierungen, witzelte er: von ganz weiß bis ganz schwarz. Er selbst habe sich bei siebzehn eingeordnet.
Der nächste Morgen verging wie im Zeitraffer. Aufstehen, Früh- stücken, Koffer fassen und los. Kaum dass wir saßen, lag halb Havanna schon hinter uns.
Zuerst war der Westen dran: Ein Ausflug ins Zigarren-Tabakland, in die Cuhiba-Geheimkammern, in denen niemand fotografieren oder filmen durfte, wo die Blattsortierer, -schneider und -roller, eng aufgereiht, am Werk waren – den Betrachtungen, Bemerkungen und gelegentlichen Lachsalven der Besucher ausgesetzt. Dass hier eines der wichtigsten Exportgüter zum Leben fand, war angesichts des druckvollen, aber irgendwie puppenkistenhaften Aufeinandertreffens von Touris und Tabaceros nicht recht greifbar. Gerochen hat es dennoch gut.
Wir haben natürlich die Hemingway-Runde mitgemacht, wir haben die Villa des Schriftstellers besichtigt und bei Cojímar nicht nur an ihn, sondern auch an die vielen Flüchtlingen gedacht, die von hier aus – legal oder illegal – auf tausenden, selbst zurecht gebastelten Flößen in Richtung Florida abfuhren. Da überkam einen glatt das zweifache Heulen, eines wegen der Ertrunkenen, ein anderes wegen der noch immer prekären Lage im Land.
DAS VERFLUCHTE FRACKING – ARGUMENTATIONSHILFEN
Die unkonventionelle Gewinnung von Erdgas, das „hydraulic frac- turing“ (kurz auch „Fracking“ genannt) zielt auf die Erschließung von kleinen Gasblasen, die sich in Gestein, Kohle oder Schiefer quasi „verkapselt“ haben. Ihr tausendfaches „Einzelanbohren“ wäre wegen zu geringer Ergiebigkeit höchst uneffektiv. Deshalb wurde bereits vor Jahren die o. a. Technik entwickelt, bei der die Gas führenden Bereiche von außen aufgesprengt werden. Kri- tisch bei dieser Technologie ist, dass neben Press-Wasser und Sand auch hoch giftige Chemikalien ins Bohrloch geführt wer- den. Mit Aufbringen des Drucks (300-1000 bar) reißt der Unter- grund in 1.000 – 4.000 Meter Tiefe, wobei sich Sand und Chemi- kalien so in die entstehenden Spalten setzen, dass das vorhandene Gas problemlos zum Bohrloch abfließen kann. Jeder Fracking- Vorgang erzeugt ein Erdbeben, das die Stärke von maximal 3,5 auf der Richterskala erreichen kann. Gravierendere Auswirkungen aber dürfte der Chemiecocktail haben, der zu 20 – 85 % im Bo- den verbleibt. Auch die mit dem frei werdenden Gas aufsteigenden Wässer (der sogenannte „Flowback“) stellen eine immense Gefahr dar, weil sie anschließend abgeführt, transportiert und über Entsor- gungsbohrungen in unterirdische, oft undichte Kavernen verpresst werden müssen. Diese Wässer enthalten Reste des o.a. Chemie- cocktails (Toluol, Benzol, Xylol etc.), bestehen zum großen Teil aber auch aus mitgerissenem Lagerstättenwasser, das ebenfalls schädliche Beimengungen (Quecksilber, Benzol etc.) enthält. Im- mer wieder wird auch von radioaktiven Stoffen (z.B. gasförmigem Radon) im Rücklaufwasser gesprochen. Sowohl beim Einpressen, als auch beim Zurückströmen und Entsorgen der gefährlichen Gemische besteht die Gefahr der unmittelbaren oder mittelbaren Grundwasserberührung. Gleiches gilt für die in der Tiefe verblei- benden Flüssigkeitsreste und vagabundierendes, außerhalb des Bohrstranges aufsteigendes Methan/Erdgas. Beides – Flüssig- keitsreste wie auch Methan – geraten außer Kontrolle, denn nie- mand weiß, wie sich diese Stoffe in den Folgejahren/-jahrzehnten durch die Klüfte, Verwerfungslinien und Störungszonen bewegen, um irgendwann Trinkwasserquellen zu kreuzen oder anderweitig die Erdoberfläche zu erreichen. Auch unplanmäßige Gasaustritte im Bereich des Bohrstranges sind vorprogrammiert – weil eine durchgängige, fehlerfreie Einzementierung der Bohrrohre – vor allem im gebogenen Teil des Stranges – nicht oder nur zum Teil möglich ist. Methanhaltiges, brennendes Trinkwasser hat es in den USA schon mehrfach gegeben.
Aktuelle Diskussionen in den USA:
- Es wird viel über die niedrigen Gaspreise lamentiert, die durch umfangreiches Fracking möglich wurden. Es wird wenig über die Bedingungen gesprochen, die dort herrschen:
• Es existieren große, unbewohnte Freiflächen, die in Mond- landschaften verwandelt werden; in Wohngebieten wurde Trinkwasser mehrfach chemisch verseucht, teilweise gelangte Methan ins Trinkwasser (“brennendes Wasser“)
- Bodenschätze gehören dem Bodenbesitzer. Folglich können Energiekonzerne mit ihm allein verhandeln/ihn unbeschadet auch korrumpieren (!!!)
• Die Fördertiefen liegen um 3.000 m3
- der Bevölkerung kann alles Üble übergestülpt werden, da die Bürgerinitiativen in der Regel zu schwach sind
- Die niedrigen Gaspreise haben Investitionen in die unkon- ventionelle Gasförderung vorläufig zum Erliegen Jetzt soll Fracking vornehmlich bei der Gewinnung von Erdöl aus Schiefergestein angewendet werden
Im Aufsuchungsgebiet „Ruhr“ (u.a. Kreis Mettmann) liegen die Vorkommen an unkonventionellem Erdgas teilweise in weniger als 1.000 m Tiefe, sprich: in geringem Abstand zu den Grundwasservorkommen. Im Vergleich dazu wird Fracking in Niedersachsen in ca. 4.000 m Tiefe betrieben.
Gas wird in der Politik als Waffe eingesetzt. Regierungsoffiziell gilt: Durch Fracking können die Gaspreise signifikant reduziert werden. Allein der Gedanke soll die laufenden Gaskontrakte mit Russland konterkarieren, sprich: Putin soll mit Hinweis auf möglicher- weise geringere Gasabnahme zu PreisKonzessionenen bewegt werden. Weil ihn das auch politisch schwächen könnte, wird das Fracking von Teilen der Politik geradezu beschworen.
Wahr ist allerdings etwas ganz anderes: Nicht Deutschland bestimmt, ob Fracking das energetische Umfeld verändert. Dafür sind die vermuteten Gasreserven viel zu gering, dafür ist der Widerstand in der Bevölkerung viel zu stark. Denkbar wäre, dass Polen und Frankreich das Fracking aufnehmen. Aber auch dieser Umstand würde die Versorgungssituation in Europa nur wenig verändern.
Die USA dürften erst 2020 in der Lage sein, gefracktes Gas in kommerziell sinnvollem Umfang zu exportieren. Denn derzeit sinddie Bedingungen für den Flüssiggas-Handel (Kompression, Termi- nals, Transportschiffe etc.) denkbar schlecht.1 Auch wenn sich die Situation spürbar verbesserte, ist unklar, ob zusätzliches Gas auf den Märkten wirklich zu nennenswerten Preisreduzierungen füh- ren würde. Immerhin stehen für Kompression und Transfer erheb- liche Kosten an. In Deutschland dürfte sich Fracking – selbst wenn es genehmigt würde – sehr viel weniger rechnen als in den USA. Experten schätzen, dass erst ein dauerhaftes Gaspreis- Niveau von 40-50 Euro pro Megawattstunde die Fracking-Aktivi- täten sichtbar befördern könnte. Außerdem wird massiv daran gezweifelt, das Fracking unter Energieeffizienz- und Umwelt- gesichtspunkten überhaupt eine lohnenswerte Alternative dar- stellt. Immerhin ist Deutschland ganz vorn beim Energiesparen. Darüber hinaus dürften die beschränkte Flächenverfügbarkeit, vor allem aber die notwendigen Umweltschutzauflagen (sichere Ent- sorgung des Fracking-„Flowbacks“, Sicherung gegen Methan-Le- ckagen etc.) hohe bis höchste Kosten verursachen.
Die US-Firma Exxon Mobile behauptet, über 20 verschiedene Fracking-Zusatzstoffe zu verfügen, „von denen keiner offiziell als giftig oder umweltgefährlich gekennzeichnet werden müs- se“ („Rheinische Post“ vom 4. April; S. A4). Hierbei handelt es sich offensichtlich um eine faustdicke Lüge, denn zum einen hat Exxon die Einsicht in US-Erfahrungsberichte verweigert, zum zweiten wird die Zusammensetzung der Zusätze als streng gehü- tetes Know-how geheim gehalten (schließlich wird nur der König, der sich dem giftfreien Zusatz am meisten nähert!). Folglich weiß niemand, um welche Stoffe es sich handelt, ob es bekannte oder neue, bisher ungetestete und deshalb auch unbewertete (und eben auch giftige) Stoffe sind etc.
Die deutsche Industrie – selbst die sogenannte energieintensive – ist auf billiges Gas nicht angewiesen. Denn der Wirtschaftsmotor läuft auch so – wie die jährlichen Exportrekorde anschaulich demonstrieren. Immerhin hat Gabriel in Brüssel gute Chancen, die geplanten Ausnahmen von der EEG-Umlage für die energieinten- sive Industrie durchzusetzen – womit auch an dieser Stelle der ab- solute Druck pro Fracking raus wäre.
Wir Deutschen sollten unsere Gasreserven für spätere Zeiten aufbewahren. Zu einem bestimmten Zeitpunkt nämlich wird man sie umweltverträglich erschließen können. Zum anderen ist das un-intelligente Verbrennen von immer knapper werdenden fos- silen Energieträgern eine Todsünde. Denn das Fracking-Gas der Zukunft muss natürlich der chemischen Industrie zur Verfügung stehen, damit dort mit intelligenzintensiven Produkten eine 10fach höhere Wertschöpfung erreicht wird.
• Für die Erteilung der Bohrgenehmigungen in NRW ist allein die Bezirksregierung Arnsberg, eine dem Land unterstellte Behörde, zuständig. Sie muss die Festlegungen des Bundesberggesetzes befolgen und benötigt außerdem die Zustimmung der sog. unteren Wasserbehörde (das sind die Kreise und die kreisfreien Städte). Letztere sind aufgerufen, die Umweltverträglichkeit der Exploration/die Wahrung des Trinkwasserschutzes zu attestieren. Es wird höchste Zeit, eine bundeseinheitliche Gesetzgebung – ganz speziell zum Fracking – zu schaffen, um ein koordiniertes, mit Krei- sen, Gemeinden und Bürgern abgestimmtes Vorgehen der jeweiligen Bezirksbehörden und damit … ein generelles Fracking-Verbot in ganz Deutschland zu erreichen.
1 https://www.kfw-ipex-bank.de/PDF/Analysen-und-Meinungen/Marktanalysen/ Blitz-Licht-Analyse.pdf
Der Zerstörer
Bundespräsident Gauck trägt maßgeblich dazu bei, dass die so wichtigen Beziehungen zu Russland allmählich zerstört werden. Sein notorischer Antikommunismus lässt ihn vergessen, dass Russland kulturell und historisch zu Europa gehört (siehe seine Dichter, Komponisten und Denker !), dass Zar Peter III. Preussen einst vor dem Untergang rettete (wie sähe Europa wohl heute aus?) und die westliche Allianz im 2. Weltkrieg ohne die fast 20 Millionen sowjetischen Opfer zehnmal tiefer im Blut gestanden hätte. Antje Vollmer, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages a. D., hat diese Haltung, die sich vor allem im (Nicht-)Verhältnis zu Wladimir Putin manifestiert, scharf kritisiert. Und Gauck auch in anderen Bereichen schwere Fehlleistungen unterstellt. Selbst die konservative Rheinische Post meint heute, dass sich Gauck allerlei Kritik gefallen lassen müsse. Er sei zwar redegewandt, vor allem aber geltungsbedürftig. Im Kontext zitiert sie Gaucks ehemaligen Sprecher Legner, der ein Buch zum Thema herausgebracht hat. Dessen Einschätzung fällt ebenfalls wenig schmeichelhaft aus: Nirgendwo habe Gauck erkennen lassen, dass er in der Lage wäre, Verantwortung zu übernehmen. Erst mit den Wende-Ereignisse habe sich der antikommunistische DDR-Bürger „neu erfunden“.
Da mutet es seltsam an, dass die Mehrheit der deutschen Bürger mit der Arbeit ihres Präsidenten zufrieden ist. Rückschlüsse sind erlaubt!
Was der Präsident einst war, was er heute so alles tut, scharf macht oder sein lässt:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/rede-gauck-schont-die-banken-a-963442.html
http://www.sueddeutsche.de/politik/gauck-ueber-den-ukraine-krieg-deutsche-besserwisser-1.2117290
http://www.neues-deutschland.de/artikel/944587.linke-chefin-wirft-gauck-saebelrasseln-vor.html
und so weiter …
Wenn sich der Mensch im Christen rührt, wird’s gefährlich!
Es ist mehr als naheliegend, dass unser Hassprediger, der redselige Pfarrer aus dem Norden, der guten teutschen Tradition folgt und die panzerbrechenden Waffen, die jetzt an die falschen Kurden gehen http://frontal21.zdf.de/ZDF/zdfportal/programdata/f66838f5-a8fb-3da8-aa23-7a6accf45314/20341878?doDispatch=2 , gebührend segnet.
In einem gerade erschienenen mehrseitigen Klatschabtausch mit der rheinischen Pest hat sich unser Protagonist auch burschikos zum Osteuropa-Konflikt geäußert. Er hänge die Souveränitätsrechte der Ukrainer höher als irgend welche Rücksichtnahmen auf russischen Empfindlichkeiten. Allerdings vergaß er sie zu verorten – die Souveränitäten. Meinte er den Osten oder den Westen des Landes? Den USA wie den europäischen Ein- und Giftmischer bescheinigte er, im zwielichtigen Gerangel alles richtig gemacht zu haben, womit er die heftigsten Putin-Gegner glatt in die linke Ecke stellte. Ja, dieser Mann, dieser Scharfmacher vor dem Herrn, der Bundeswehrsoldaten in Kampfeinsätzen mal schnell verheizen könnte (na Jungs, nun seid doch mal robust!), dürfte auch dort ein Wörtchen mitreden, wo es gilt, das lästige C aus dem Namen bekannter Volksparteien zu tilgen. Immerhin weist sein lehrerhafter (Zeige!)-Finger, den er gegen die Friedfertigen spitzt, erneut auf freiheitselige Dreistigkeit. Heißt wohl: Nehmt euch in acht, ihr Harmlosen. Wenn’s wieder kracht, kracht’s auch bei euch! AMEN.
Am 15. Oktober 2014 hieß es dazu:
Bundespräsident Gauck trägt maßgeblich dazu bei, dass die so wichtigen Beziehungen zu Russland allmählich zerstört werden. Sein notorischer Antikommunismus lässt ihn vergessen, dass Russland kulturell und historisch zu Europa gehört (siehe seine Dichter, Komponisten und Denker !), dass Zar Peter III. Preussen einst vor dem Untergang rettete (wie sähe Europa wohl heute aus? http://www.welt.de/geschichte/article125069050/Ein-kaiserliches-Scheusal-wird-rehabilitiert.html ) und die westliche Allianz im 2. Weltkrieg ohne die fast 20 Millionen sowjetischen Opfer zehnmal tiefer im Blut gestanden hätte. Antje Vollmer, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages a. D., hat diese Haltung, die sich vor allem im (Nicht-)Verhältnis zu Wladimir Putin manifestiert, scharf kritisiert. Und Gauck auch in anderen Bereichen schwere Fehlleistungen nachgewiesen. Selbst die konservative Rheinische Post meint heute, dass sich Gauck allerlei Kritik gefallen lassen müsse http://www.rp-online.de/politik/joachim-gauck-muss-sich-kritik-gefallen-lassen-aid-1.4595826. Er sei zwar redegewandt, vor allem aber geltungsbedürftig. Im Kontext zitiert sie Gaucks ehemaligen Sprecher Legner, der ein Buch zum Thema herausgebracht hat. Dessen Einschätzung fällt ebenfalls wenig schmeichelhaft aus: Nirgendwo habe Gauck erkennen lassen, dass er in der Lage wäre, Verantwortung zu übernehmen. Erst mit den Wende-Ereignisse habe sich der antikommunistische DDR-Bürger „neu erfunden“.
Da mutet es seltsam an, dass die Mehrheit der deutschen Bürger mit der Arbeit ihres Präsidenten zufrieden ist. Rückschlüsse sind erlaubt!
Was der Präsident einst war, was er heute so tut, scharf macht oder sein lässt:
http://www.taz.de/!88343/
http://www.taz.de/!88071/
http://www.merkur-online.de/aktuelles/politik/gauweiler-gaucks-thesen-sind-gefaehrlich-kritik-siko-rede-zr-3346256.html
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/rede-gauck-schont-die-banken-a-963442.html
http://www.sueddeutsche.de/politik/gauck-ueber-den-ukraine-krieg-deutsche-besserwisser-1.2117290
http://www.neues-deutschland.de/artikel/944587.linke-chefin-wirft-gauck-saebelrasseln-vor.html
http://www.heise.de/tp/artikel/42/42776/1.html
http://luegenmaul.blogspot.de/2012/02/gauck-und-wikileaks.html
finale DROGEbärde
Von der Euphorie
über den Schmerz
zur Gelassenheit.
Pharmazeutisch
getuned
für die
regelbare Auf-
und Abrichtigkeit.
Im lässigen
Stützgang
bis zur
Müll-
kippe.
Vor dem
Scheintod
noch eine Pille:
fürs …
vorletzte Steifsein.
Stoppt die Militäreinsätze im Ausland!
| Unter dem Titel „Die neue deutsche Außenpolitik“ feiert die Rheinische Post sehr unverblümt die Entscheidung der Bundesregierung, Waffen in den Irak zu liefern. Unter erneuter Berufung auf die GAUCK-Brandrede, die den obersten deutschen Repräsentanten angeblich zu einem historisch bedeutsamen Bundespräsidenten gemacht hat (welch groteske Bewertung!), wird die Rolle Deutschlands als aufkommender Hilfspolizist der Amerikaner geradezu beschworen. Der deutsche Michel – vor Jahren für sein Beharrungsvermögen, sein konfliktscheues Heraushalten aus militärischen Abenteuern von den einen bewundert, von den anderen kritisiert – müsse sich in Bewegung setzen und tue das jetzt auch. Dass im Irak ein Genozid droht, dass ein Kriegreporter öffentlich geköpft wurde, passt genau ins Kalkül derer, die morgen entscheiden müssen. Zwei tragische Tatbestände, die von relevanter Seite wie irre befeiert werden dürften. Noch bis in die jüngste Zeit hatte Gabriel die Rüstungslobby und damit weite Teile von CDU/CSU, FDP und AfD wegen der von ihm angekündigten Restriktionen beim Waffenexport erzürnt. Jetzt entspannt sich das. Gabriel hat die Exporte nun mit genehmigt und muss sich über seine Inkonsequenz keine Gedanken machen. Die Nothilfe-Wehrethik rechtfertigt unpopuläre Entscheidungen, auch wenn 67% der deutschen Bevölkerung die Überschreitung der roten Linie strikt missbilligen. Denn was heute als Einzelfall aufschlägt, impliziert natürlich das Einfallstor für die totale Entgleisung. Künftig wird es auch in weniger bedenklichen Situationen möglich sein, Waffen in Spannungsgebiete zu liefern.
Die Feststellung, dass Deutschland dabei ist, eine neue Außenpolitik zu betreiben, treibt mir die Wut in die Schläfen, trifft aber dennoch genau den Kern. Ganz klar: Auch in der Rüstungsbranche ist jetzt der Druck aus der Hose. Manager und Betriebsräte (!) der Waffenschmieden müssen nun nicht wie zuvor auf neue, „entspannte“ Kriege drängen, nein: ihnen dürften künftig auch weniger saubere Konfliktschauplätze quasi durch die salonfähige Hintertür serviert werden. Die Regierung muss nicht einmal den Bundestag befragen. Alles spielt sich im Bundessicherheitsrat und damit im Geheimen ab. Dass die Kanzlerin nach der Entscheidung jetzt ein erklärendes Statement vor dem Bundestag abgeben wird, ist nur grotesk, weil bedeutungslos. Schlimm genug, dass die Abgeordneten eine solche Farce auch noch einfordern statt auf einer Kontrollfunktion zu bestehen. Dass sogar Gysi die geplanten Waffenlieferungen billigt http://nuzzel.com/story/08112014/taz/gregor_gysi_fr_deutsche_waffenexporte_greres_unheil_verhindern_2, hat mich schwer enttäuscht. Gerade er müsste doch wissen, dass leicht handhabbare Waffen allzu oft dort landen, wo sie nicht hingehören. Seit mindestens hundert Jahren gehört es zur Tagesordnung, dass sich Gegner mit deutschen Waffen gegenüberstehen und jeweils in die Herkunftsorte funken, wie das so mit dem Abknallen klappt. Krupp hat im 1. Weltkrieg Munition ans deutsche Heer, aber ebenso an die Gegner geliefert. Eine durchaus vergleichbare Situation, die damals wie heute einfach weggewischt wird. Profitgier hat ihre Fratze, maskiert und mit immer neuer Färbung. Jürgen Trittin hat in einem RP-Beitrag die Regierenden beschworen, von den geplanten Rüstungsexporten abzulassen http://www.rp-online.de/politik/deutschland/juergen-trittin-bloss-keine-waffen-in-den-irak-liefern-aid-1.4467289 – ohne jedoch für den anstehenden Ernstfall eine praktikable Lösung anzubieten. Wer bitte, soll den Genozid verhindern, wenn er denn tatsächlich droht (was niemand von uns mit Sicherheit erkennen kann, denn die weitgehend gleichgeschalteten Massenmedien erlauben keinen klaren Blick auf das Geschehen)? Wie akut war die Bedrohung wirklich? Durften die Amerikaner im Irak ohne UNO-Mandat dazwischen bomben – einfach, weil sie schon mal da waren? Natürlich nicht! Kein Völkerrecht deckt diese Aktionen ab. Letztlich spiegeln sie nichts anderes als den Versuch, begangenes Unrecht in moralische Handeln zu drehen. Immerhin sind ausschließlich die Amerikaner für das Chaos im Irak verantwortlich. Sie waren es, die die Machtverhältnisse umkehrten und die Unterdrückung der Sunniten einleiteten. Maliki – der heut so Geschmähte war ihr Sachwalter – von ihnen inthronisiert, von ihnen massiv unterstützt. Die Medien geben sich spärlich, wenn es um solche Analysen geht. Doch genau dieser Umstand – die Diskriminierung der sunnitischen Minderheit – hat nicht nur maßgeblich zur Bildung des IS (Islamischer Staat), sondern auch zu dessen extremer Radikalisierung geführt. Die Völkergemeinschaft hätte bereits vor 8-10 Jahren die Minderheitenrechte für Sunniten, Jesiden und Kurden sowie eine paritätisch zusammengesetzte Regierung einfordern müssen. Statt dessen duldete man die exemplarische Bestrafung einer ganzen Volksgruppe für das, was eine kleine Saddam-Hussein-hörige Clique verbrochen hatte. Von Seiten der UNO geschah fast nichts – aus Hilflosigkeit, aus Desinteresse oder einfach, weil niemand in der Lage war, die Ergebnisse des ungerechten und mörderischen Krieges aufzufangen. Was sagt die UNO heute zu all diesen Vorgängen? Ist sie jetzt total gelähmt, wiederum unfähig, zu reagieren. Scheut sie nach wie vor die Antworten auf Srebrenica, Ruanda und jetzt Sindschar? Überlässt Ban Ki Moon den vom Westen dominierten Sicherheitsrat sämtliche Vollmachten – auch die, still zu halten? Ich habe einmal mehr den Eindruck, dass der UNO, der Repräsentantin der Völker-Gemeinschaft, bewusst und stets erneut der Stempel der Unbeweglichkeit und Degeneration aufgedrückt wird. Befreiung daraus scheint nicht möglich. Auch, weil die schnelle Einigung auf wichtige Beschlüsse durch unsinnige Festlegungen im Regelwerk (Prinzip der Einstimmigkeit, Machtlosigkeit der Vollversammlung) behindert/verhindert wird. An Konfliktherde wie den jetzigen gehören ausschließlich UNO-Truppen und zwar solche, die sich aus Kontingenten muslimisch geprägter Länder rekrutieren. Diese Truppen muss es in jeweils spezifischer Färbung für alle Konfliktherde unseres Planeten geben. Es gibt sie nicht, weil die möglichen, sprich: zur Unterstützung fähigen Geldgeber eine solche Strategie ablehnen. Sie wünschen die UNO als Feigenblatt, möchten im Ernstfall aber alles selber regeln – und zwar nach ihren Wünschen und (wirtschaftlichen) Interessen. Ja nicht einmal der Sicherheitsrat wird aktiv. Völlig klar: Solange es nicht zu einer grundlegenden Reform der UNO-Strukturen kommt, werden ohne Mandat Bomben geworfen, Bomben, die die US-Amerikaner in ihren Sinne platzieren. Ebenso werden durch die EU Völkerstämme aufgerüstet, von denen man nie weiß, wie sie übermorgen unterwegs sind. Zusätzlich versuchen die miteinander konkurrierenden Waffenschmieden einander die Aufträge abzujagen – in der Hoffnung, dass der eine oder andere – aus welchen Gründen auch immer – das Handtuch wirft. Am 19. August sprach die ARD von 100.000 Beschäftigten in der Rüstungsbranche. Ein Tag später waren es in der Rheinischen Post bereits 200.000. Hier wird – heftiger als an jeder anderen Front – mit zweifelhaften/falschen Fakten Stimmung gemacht für Vollbeschäftigung. Dabei müsste es, genau wie in der Atomwirtschaft, ein Umstrukturierungsprogramm WEG VON DER WAFFENPRODUKTION geben. Gerade Deutschland, das überall Welt-Spitzenplätze bei technischem Know-how belegt, könnte es sich leisten, auf die Wehrtechnik völlig zu verzichten. Gäbe es da nicht die böse Fratze des Militarismus und mit ihr die auferstandene Paarung von deutschem Größenwahn und Wesen, mit dem ekelhaften … Genesen. ÜBRIGENS: Konstantin Wecker sieht das alles sehr ähnlich Nachtrag vom 1. September 2014: Auch im ARD-Magazin „Fakt“ werden Waffenlieferungen an die Kurden für mehr als gefährlich gehalten. Denn niemand wisse, ob Gewehre, Pistolen und panzerbrechende Waffen nicht irgendwann bei der PKK landeten. Deren Kampfverbände seien von denen der Peschmerga nicht mehr zu unterscheiden. Gut möglich, dass der PKK Waffen überlassen würden, weil sie ganz entscheidend an der Zurückschlagung der Verbände des Islamischen Staates (IS) beteiligt waren http://www.mdr.de/fakt/fakt_waffenlieferung_kurden_irak100.html Nachtrag vom 6. September 2014: Inzwischen ist klar, dass deutsche Waffen gerade an die Kurden-Gruppierung (Peschmerga) verschickt werden, die die Jesiden beim Kampf gegen den IS im Stich gelassen hatten. Recherchen ergaben, dass PKK-Aktivisten und in Syrien agierende Kurden-Milizen (YPG) den Jesiden einen Schutzkorridor frei gekämpft hatte ( dazu die Quelle 1 und Quelle 2). Die Verteidiger werden folglich ohne militärische Unterstützung bleiben, zumal vor allem die PKK in Deutschland als Terror-Organisation geführt wird. Die Vertreter der autonomen Region Kurdistan erhalten die Waffen nur aus einem Grund: Sie sollen den Einfluss der Muslime im Irak dauerhaft zurückdrängen/Suniten und Schiiten schwächen und als Puffer dienen (Puffer). Vorurteile zurecht gerückt der missbrauchte Islam 24. September 2014: Nahostexperte Dr. Michael Lüders erklärt die komplizierte Situation im Nahen Osten auf WDR 5 |
Mensch … Weltmeister!
Ja, nun ist es überstanden, sagen die einen. Jetzt sind wir Weltmeister, sagen die anderen. Ganz richtig, diesmal sind wir nicht Papst, wir sind Weltmeister. Ich hab das alles minutiös verfolgt – fast alle Spiele gesehen und die nicht enden wollenden Kommentare über mich ergehen lassen. Die deutschen Profis sind – mit viel Können und etwas Glück – in den Besitz der großen Trophäe gelangt. Mercedes und Coca-Cola haben märchenhafte Gewinne eingestrichen, Helene Fischer hat ihre Karriere um eine Potenz gesteigert, und alles dröhnte nur: Tage wie diese …
Keine Frage, der Profi-Fußball bindet weltweit mehr Menschen aneinander als jede andere Sportart in jeder anderen Konstruktion. Das hat nicht nur mit dem Spiel an sich, das hat mit Identifikation, dem Wunsch nach Gemeinsamkeit, aber auch mit Nationalismus und Frustabbau zu tun. Die Menschen können für Tage und Wochen aus ihrer oft mühseligen Welt entkommen und erleben gemeinschaftlich, was ein Team gemeinschaftlich zustande bringt. Jeder von uns möchte dann glauben, dass alles so war wie verkündet und es in diesem Sinne … auch weiter geht. Dass die Arbeitswoche nach der Fanmeile ähnlich locker vom Hocker kommt wie die Urlaubswoche, die man gefesselt, lachend und saufend vor der Glotze verbracht hat.
Wo es an politischen Schwergewichten, wo es an Kreativität und Gestaltungswillen mangelt, sucht das Volk neue Helden. Sie heißen Schweinsteiger, Lahm, Müller, Götze & Co., und sie ruhen ab heute dicht neben den Göttern. Dass ihnen das nicht zukommt, begreifen sie vielleicht. Doch wie schon sollten sie gegen ein System aufbegehren, dass sie so drapiert. Da sind die Veranstalter, da ist das austragende Land, da sind die Fans, die nur eines verlangen: den Sieg. Gelingt der, dann glaubt auch der Spieler, die Krone zu Recht zu tragen, dann ist er korrumpiert, eingelullt vom Establishment, dass ihn gesucht, gepeppelt und gemeinsam mit seinen Mitspielern ausgequetscht hat. Nun nach quälerischer Ausbeutung sieht das nicht aus, den jeder von den Jungmillionären wird in Kürze mehr Kohle einheimsen als ein Hartz IVer während seines Arbeitslebens. Keine Frage: Wenn gesiegt wird, ist jeder Akteur bestens zufrieden gestellt. Nur Mercedes, Cola, FIFA & Co. (ekelhaft die überbordende Werbung!) verdienen immer. Sie haben auch diesmal ihr Monopol durchgesetzt. Der Ehrgeiz der Spieleausrichter hat das möglich gemacht. Keine Ahnung, warum sich Präsidentin Dilma Rousseff diesen Bleifuß angetan hat. Vor der WM gab es berechtigte/geharnischte Proteste wegen der z. T. unsinnigen Geldausgaben. Jetzt dürfte sich das brutal fortsetzen – befördert durch die beschämende Niederlage der eigenen Kicker. Wieder wird es um viel Geld gehen – wieder wird es für die blanke Existenzsicherung, für Gesundheit und Bildung an allen Ecken fehlen. Südafrika war bereits ein finanzielles Fiasko, Rio wird das gleiche Schicksal erleiden. Wer den FIFA-Vertrag unterschreibt, wer es zulässt, dass FIFA-Gefolgsleute die Betreiber einheimischer Würstchen- und Getränkebuden aus dem Stadienumfeld verjagen, der muss hinnehmen, dass sich Wut aufbaut. Aber auch, dass die Kassen klamm bleiben. Keine Ahnung wie Rousseff einspielen will, was die öffentliche Hand mehr emotional als vernunftgesteuert verausgabt hat. Eines der Stadien wird nun wohl den Rinderzüchtern überlassen. Die anderen dürften (rinderlos) um ihre Auslastung bangen. Das alles geht uns nichts an, das alles ist deren Sache, tönt so mancher Befragte, und zweifellos hat er Recht. Denn uns Deutsche droht weder ein finanzielles, noch ein emotionales Desaster. Unsere Geldrückflüsse scheinen auf allen Ebenen gesichert. Wir profitieren von der Gesamtlaune, der DFB kann sich seiner Sponsoren, jeder Fußballstar der Fortführung/Aufstockung seines Werbevertrages sicher sein. Und selbst der Straßenkehrer kann noch tagelang verträumt auf seine Devotionalien glotzen.
Kein Zweifel: Sicher ist Fußball in erster Linie eine Geldmaschine, dann aber – bereits an zweiter Stelle – ein Ort/ein Quell großer Gefühle. Da wird freigesetzt, was monatelang verhakt vor sich hindrückte, da wird gestöhnt, gelacht und getobt bis das Adrenalin ausbleibt. Das ist Karnevall in Rund, das ist mehr als Otto Normal so verkraften kann.
Mein Freund Jürgen und diejenigen, die 35-Millionen-Endspiel-Einschaltquote so mir nichts dir nichts ignorieren, sehen das zweifellos anders. Sie fliehen, ja verachten die Verrücktheit des Spektakels, zeigen den Mitmachern/Mitläufern (natürlich nur virtuell) den Vogel und klagen, dass zu viele deutsche fahnen, zu viele mit dem verdammten Adler und überhaupt zu viel Scheißzeug mit schwarz-rot-gold besudelt wurde. Leuten, die neben mir aufsprangen und im Entree die Nationalhymne mitsangen, hätten sie vermutlich das Fell abgezogen, wenn sie es denn zu einer Art Mut, zu dieser personellen Mehrheit gebracht hätten, die sie so verachten. Klar: Gäbe es keine Nationalstaaten, hätten wir weniger Probleme. Wir müssten nicht brustgeschwellt herumtoben, hätten keine Nationalhymne und müssten nicht stolz auf Deutschland sein. Da die Leute in anderen Ländern aber nicht anders gestrickt sind, bleibt den meisten von uns (zumindest vorerst) keine andere Wahl – vor allem, wenn gesiegt wurde.
Der verdammte Zirkus wird noch lange nachschwingen. Er hat – das kann auch der ärgste Zweifler nicht in Abrede stellen – Menschen aller Bevölkerungsgruppen aufs Tiefste vereinnahmt, er hat Freude bereitet, endlos genervt und primitive Instinkte gefördert. Jawohl: Dieser Zirkus war ein emotionaler Hammer, er war Programm, Märchenstunde, das SPIELE von Brot & Spiele. Merkel und Gauck haben daran gesogen, sich in Mannschaftskabinen intim aufgedrängt, weil das COOL oder SUPERGEIL sein musste. Sie haben Sympathien gesammelt – und das ist das eigentlich Verheerende – ihre POLITISCHE Reputation aufgemöbelt. Denn wer Fußball mag, muss ein guter Mensch sein.
Die Welt ist voller Irrtümer. Fußball als gut gespieltes Spiel gehört nicht dazu. Auch ich habe mich nicht geirrt, auch ich habe die guten Spiele genossen – so wie man Dinge auslebt, die schön, interessant und geschickt einem Ziel zulaufen. Und ich habe die düsteren Hintergründe verdrängt – so wie das vermutlich alle taten, die dem Spielrausch verfielen. Es ist schön, dass es Fußball gibt, es ist schön, dass sich so viele Menschen an ihm erfreuen können. Und es ist ganz sicher, dass dieses Gesamtspektakel nur in dieser, der bestehenden Welt des gnadenlosen Wettbewerbs so möglich ist. Auch hier gilt die totale Kampfbereitschaft (nur wer topfit und nervenstark ist, hat eine Chance), das leistungsbezogene Honorar und der Markt, gelten Angebot und Nachfrage. Sie sind es, die dem Spiel die verderblichen Blüten verpassen – ohne die es aber das von vielen so geliebte Theater … nie geben würde.
Der Bürger will seine Fanmeile – und er sollte sie m. E. auch haben. Wenn es so ist, wie die Rheinische Post schrieb, dass viele, vor allem schwache Menschen ihr eigenes Schicksal mit dem der Nationalmannschaft verbinden, wenn viele dieses totale Abtauchen sehnlichst herbeiwünschen, um irgendwann glücklicher wieder aufzutauchen, dann sei ihnen der Sieg der deutschen Gladiatoren von Herzen gegönnt. Zuletzt – am Brandenburger Tor – waren alle ganz atemlos. Sie saßen, knieten und standen, und Millionen Handy ragten der Bühne entgegen. Manche hatten hier seit acht und mehr Stunden ausgeharrt. Wo sie abblieben, sich schließlich verpissten (sie waren wohl alle dehydriert oder gepampert) weiß jetzt kein Mensch mehr. Äußerst übel, dass die Organisatoren dieses blöde „So geh’n die Gauchos (brasilianisch gebückte Haltung), so geh’n die Deutschen“ (stramme aufrechte Haltung) durchließen und dass sich Leute aus der deutschen Mannschaft für dieses postkolonialen Machwerk hergaben. Hier und eigentlich nur hier … ist der sofortige Rausschmiss angesagt!
Helene Fischer aber dürfte das ganze Gegenteil beschieden sein. Sie wurde perfekt in den Trubel eingepasst, verschmolz und siegte gleichfalls. Leider singt sie nur Schlager, leider sang sie auch diesmal nur Schlager. Doch für all diejenigen, die damit glücklich sind, die damit leben wollen, war sie am „Laufsteg“ die Größte: Atemlos und … Wahnsinn.