Alle Beiträge von Ulrich Scharfenorth

„Nebel im Treibhaus“ – aktuell wie eh und je

Mit Veröffentlichung meines Buches „Störfall Zukunft – SchlussFolgerungen für einen möglichen Anfang“* und seiner ersten Präsentation – heute vor genau 10 Jahren – fiel der Startschuss  für meine politisch-futuristische Diskussionen.

Ich zitiere aus aktuellem Anlass  das  „Störfall Zukunft“-Kapitel        Nebel im Treibhaus (2008)

Bitte beachten: Der Fließtext in Normalschrift wird immer wieder von fett gesetzten Blocks unterbrochen)

Nach den vier Sachstandsberichten des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change – Weltklimarat) und der Bali-Konferenz ist das Thema »Umwelt/Klima« zwar nicht gänzlich aus dem Bewusstsein der Menschen geschwunden, wohl aber in die Schubladen von 2020 und 2050 verbannt worden. Auf näher liegende Ziele des Umweltschutzes hat man sich allenfalls im Kyoto-Protokoll verständigen können. Mit ungewissen Aussichten, denn große schadstoffemittierende Länder wie die USA, China, Kanada und Australien sind nicht mit im Boot. Andererseits gibt es heftige Gegenbewegungen, z.B. von der Internationalen Nichtregierungskommission zum Klimawandel (NIPCC), die nahezu alle Ergebnisse des IPCC in Frage stellen. Ihre These: Der Treibhauseffekt gehe nicht auf die Handlungen des Menschen, sondern auf kaum/nicht beeinflussbare natürliche Vorgänge zurück. Überhaupt habe das IPCC bei der Deutung der Klimaphänomene wesentliche Einflussgrößen vernachlässigt/falsch bewertet und infolge untauglicher Messverfahren und Modelle falsche Ergebnisse generiert. Die Auswirkungen der zu beobachtenden Erwärmung (Anstieg des Meeresspiegels, Zunahme der Hurrikans, Verschiebung der Klimazonen etc.) seien übertrieben dargestellt und medienwirksam verkauft worden. „Nebel im Treibhaus“ – aktuell wie eh und je weiterlesen

Die übliche Anmache: Diesmal sind die GELBWESTEN dran

Ich will mal zuspitzen, was mich nicht mehr wundert: Die RP erklärt die Gelbwesten in Frankreich zu einem Mix aus linkem und rechtem Abschaum, ja, sie mutmaßt sogar, dass sich Extremisten beider Gruppierungen im Schatten des Krawalls verbündet haben (Rheinische Post, 13. Dezember: Falsche Freunde). Dieser Unsinn, den Frank Vollmer verbreitet, ist typisch für eine Berichterstattung, die verletzen soll, zu der weder recherchiert, noch nachgefragt wurde. Sicher: Die Aktionen sind ungewöhnlich, Struktur und Beteiligte anders zu verorten als sonst üblich. Denn die Gelbwesten haben ihre Aktionen über das Netz organisiert. Sie haben sich auf Themen hin gemeldet und ihren Unwillen Partei- und Organisationen-übergreifend zum Ausdruck gebracht. Sehr richtig, weil nur auf diese weise ein Potenzial entsteht´, das Druck aufbaut. Und dieser Druck ist offenbar vonnöten. All das ignoriert, tabuisiert, mystifiziert und verteufelt  Herr Vollmer. Und er verschweigt das Wesentliche: Keines der Probleme, die von den Gelbwesten inzwischen angeprangert werden, wird benannt. Es geht nicht mehr nur um die Anhebung der Benzinpreise (die angesichts ausbleibender Kerosinsteuer und Umweltverpestung durch Kreuzfahrtschiffe etc. tatsächlich ein schlechter Witz ist). Es geht um fundamentale soziale Probleme, um gekürzte oder gänzlich ausbleibende Leistungen, die der armen arbeitenden Bevölkerung, aber auch Leuten aus dem bedrohten Mittelstand direkt auf die Füße fallen. Nimmt man die VER.DI PUBLIK zur Hand, dann findet man die konkreten Forderungen: höhere Mindestlöhne, bezahlbarer Wohnraum, die Anhebung von Sozialhilfe und Rente https://publik.verdi.de/2018/ausgabe-08/gesellschaft/gesellschaft/seite-09/gelbfieber-in-frankreich. Dass hier signifikant nachgebessert werden muss, ist dem Gros der französischen Bevölkerung längst klar. Aber die RP  interessiert das an dieser Stelle nicht.  Sie will wieder mal nach links (und Pflicht-rechts) austeilen.

Foto: VER.DI PUBLIK    8.2018

Immer noch oben druff!

Völlig unklar, warum der Gursky schon wieder preiswürdig wurde https://www.wn.de/NRW/3507677-Auszeichnungen-Fotokuenstler-Andreas-Gursky-erhaelt-rheinischen-Kulturpreis. Wo er doch schon zudekoriert ist und eher im Mittelfeld deutscher Fotografie – also zwischen 0 und 0,1 Cappa umherturnt https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Capa.

Ja, ja, man hat den Eindruck, dass es vor allem Gurskys Seilschaften sind, die hier nachschieben. Und erinnert sich an andere ähnlich gelagerte Fälle. Immer kommen die, die schon in Klagenfurt, die schon in Frankfurt das Preisgeld abkassiert haben, auf neue Podeste. Als ob – wer auch immer- verpflichtet wäre, leistungsunabhängige Lebensunterhalte zu gewährleisten. Kohle für eine einzige Leistung, die lebenslang ausgelutscht wird? Ein MattäusEffekt? https://de.wikipedia.org/wiki/Matth%C3%A4us-Effekt Ein Teufel, der immer auf den größten Haufen scheißt?

Alles ist möglich.

Dabei gibt es eine Vielzahl talentierter, oft noch fähigerer Akteure, die ebenfalls auf die Leiter wollen – und auch müssten. Doch denen fehlen einfach noch Netzwerke, Verbindungen, über die erfolgreich promotet wird. Schlimmstenfalls aber auf dieselbe Weise, wie das heute mit den schon oben Befindlichen geschieht.

AKK ist besser als AKW!

Sie ließ sich Gottseidank nicht an die Karre fahren – unsere AKK. Und doch meinen Schlaumeier, dass die Entscheidung für Merz besser gewesen wäre – auch für die Linke. Weil die dann aus dem entstehenden Wutpotenzial heraus Kraft gewonnen hätte. Ja, vielleicht auch wiedervereinigt worden wäre. Irgendwie schade, sollte die Chance tatsächlich verloren gegangen sein.

Bleiben wir in der Wirklichkeit! Merz ist raus und AKK ist drin.

Shit egal, wer jetzt Federn lässt .…. es geht ohnehin

WEITERSO

Nur kein Neid!

Nicht zu fassen – diese fiesen Auswüchse des Kapitalismus. Leistungsferne Verdienste haben uns ja bei Finanzmagnaten, Musikern, Malern, Dax-Managern, LottoGewinnern und Profisportlern schon immer aufgeregt. Doch wenn ich jetzt lese, dass der 31-jährige, eher erfolglose  Sam Bradford, Spielmacher bei den Brutalo-Idioten der Minesota Vikings, in seiner kurzen Karriere 129 Millionen US$ gescheffelt hat https://rp-online.de/sport/us-sport/nfl/nfl-wie-footballer-sam-bradford-129-millionen-dollar-verdienen-konnte_aid-34957829  , stehen  mir die Haare zu Berge.

 

Stille Nacht, missbrauchte Nacht

Da flattert mir dieses ARTEMagazin 12/2018 auf den Tisch https://www.zzol.de/objekt/5470/20180012 und darin ein Beitrag des Theologen Michael Neureiter. Er schreibt über Stille Nacht, heilige Nacht, über die Entstehung und Weiterverbreitung des Liedes, das heute überall in der christlichen Welt gesungen wird. Gut und schön, erbaulich und stimmig, wenn es um Stimmung geht.

Dann aber der Verweis auf die heuchlerisch-widerliche Anwendung, auf den liedlichen Missbrauch von Gefühlen an der Front. Dann also der Verweis auf die Feuerpause zum Heiligabend 1914. Auf die Feuerpause im ersten Weltkrieg. Da habe man die Waffen schweigen lassen, sei zueinander gekrochen, habe sich im LautsprecherLied  stille-heilige-nacht-mäßig an den Händen gehalten – so von Feind zu Feind.  Da habe es den Moment Glückseligkeit gegeben, einen gemeinsamen Schluck Kaffee.

Glückseligkeit, die Nähe Gottes? Niemals, Herr Neureiter!

Gott muss sich zornig abgewandt, die Menschen auf sich selbst zurückgestoßen haben. Der Befehl jedenfalls, das nun folgende strikte Gebot, war nicht seines:  Zurück in die Gräben, entsichert das Gewehr und  … Feuer frei. Dieselben, eben jene, die man eben noch bei den Händen gehalten hatte, sie stürzten im Trommelfeuer der jetzt ausbrechenden Geschosse.

Der Theologe hält sich mit einer verlogenen und bis heute bewahrten Phrase auf. Natürlich hat es die Sehnsucht nach Weihnachten, vor allem aber die nach dem Ende des mörderischen Krieges gegeben. Und natürlich wollten die Geschundenen zueinander. Denn dass sie einander hassten, war böser Schein. Das hatten andere verordnet/indoktriniert. Das hatten Wilhelm II., Ludendorf, Lützwitz und die ihnen anhängende Drecksbande verbrochen, und die waren es auch, die das plötzliche Einhalten befahlen. Ganz dicht dabei – im liebdienerischen Kotau –  die Popen. Sie, die den verfeindeten Christen nicht nur das Meucheln abgesegnet hatten, sondern plötzlich auch die Pause davon – sie meditierten oder weihrauchten.

Ich hasse das!

abgespracht?

Unsere Suche nach Demokratie hat uns von selbiger auch entfernt. So wird uns zunehmend übel genommen, wenn wir sorglos mit der Sprache umgehen. Sorglos nicht im Sinne grammatikalischer Liederlichkeit, nicht im Sinne verwirrender Ausdrucksformen. Nein: Wir haben uns im Zeitalter der Gleichberechtigung, der Metoo-Debatte, der Diskussionen um Aufarbeitung, Gender, Ethik und Menschenrechte von vielen Worten, die wir zunehmend als „sprachlich entgleist“/verbrannt empfanden, verabschieden müssen. Vom Neger, Kolonialswarenladen und Schwarzen Kontinent ebenso wie von Schwuchtel, Trany, von ausschließlich maskulin geprägten Begriffen (der Führer, der Führerschein, mannhaft, Mannschaft, Häftling, Bruderschaft, versöhnen, verbrüdern, Brüderschaft, seinen Mann stehen etc; Schöpfer und Gott bleiben – warum auch immer – davon ausgenommen), von martialischen bis furchtbaren Wortschöpfungen wie mit der Wurzel ausreißen, bis zur Vergasung, ausgemerzt ect.

Vieles davon ist Jahrzehnte bis Jahrhunderte lang in Gebrauch gewesen. Heute wird es ersetzt, kurvenreich umschifft oder peinlichst vermieden. Während die gerechte Bezahlung von Frauen, ihre Führerschaft in Dax-Unternehmen noch erkämpft werden müssen, schlägt man sich unten mit extremen Wortbildungen durch.  Liebe KünstlerInnen heißt es da, liebe Künstl*innen oder liebe Künstler_innen, wobei nirgendwo geregelt ist, was wann wo wie anzuwenden ist. Da strunzt wild umher, wer partout Gerechtigkeit sucht und nicht findet.

Mit der Zuwanderung von Flüchtlingen geraten Worte/Wortschöpfungen wie Flüchtlingsprobleme oder Flüchtlingswelle ins Visier der Kritikaster, weil ja nicht die Flüchtlinge und schon gar nicht eine aus ihnen gebildete Woge die Sachverhalte beschreiben – weil ja nicht Flüchtlinge sondern die Methode, wie man mit ihnen  umgehe, das Problem darstelle und nicht die Masse, sondern das Individuum, er, der leidende Mensch, betrachtet werden müsse.

Vielerorts gibt es bereits Sprechverbote – vor allem auch für Ostdeutsche, die DDR-typisches Sprachgut  salonfähig machen möchten oder altes, aus der Nazizeit eingesickertes einfach mitschleppen.

Ich komme mit deiner Sprache, deinen Formulierungen nicht zu Recht, fuhr mich ein  Bekannter kürzlich an. Und ich wusste einmal mehr, dass die deutsche Einheit zwar auf dem Papier, aber noch lange nicht im Leben und in der Sprache vollzogen war.

Künftig dürfte uns also nicht nur die neue deutsche Rechtschreibung, sondern auch die ethisch verordnete Wortvernichtung Mühe bereiten. Bleibt zu hoffen, dass deutsche Schulbücher etwas Ordnung schaffen – so sie denn künftig nicht in Leichtdeutsch verfasst werden.

Antisemitismus – ein Vorwurf, mit dem ständig Schindluder getrieben wird

Einer Guardian-Reportage https://digital.freitag.de/4418/der-letzte-ausweg/entnehme ich wichtige Infos zum NahostKonflikt, daneben aber auch eine Disskussion zum Antisemitismus.

Hiernach schlug 2003/2004 eine Gruppe von Instituten und Experten eine neue Definition vor. Wobei das Kurzzeichen DDD eine entscheidende Rolle spielte. Denn derjenige – so forderten die Fachleute – der gegen eines der Ds verstoße, sei ein Antisemit.

Das erste D stehe für Delegitimierung und ein Verstoß liege dann vor, wenn jemand dem jüdischen Volk sein Recht auf Selbstbestimmung verweigere und Israel das Existenzrecht abspreche.

Das zweite D steht für Dämonisierung. Es umfasst Vergleiche der gegenwärtigen israelischen Politik mit den Nazis.

Das dritte D steht für Doppelmoral. Ein Verstoß besteht immer dann, wenn allein Israel oder vorrangig für Konflikte/die prekäre Lage in Nahost verantwortlich gemacht wird.

Die verwendeten Begriffe und Deutungen machen die Zielstellung deutlich. Während Antisemitismus für mich stets gleichbedeutend für Antijudaismus war, sprich: eine gegen die Juden (als Menschen)/das Judentum gerichtete feindliche Haltung darstellte, wird der Kreis nach o.a. Muster sehr viel weiter gezogen. Ganz offenbar mit der Absicht, auch diejenigen abzustrafen, die sich vorbehalten, den israelischen Staat anzuklagen, wenn der – und in diesem Fall: nur der – den Nahostkonflikt anheizt. Auch eine Geringerbewertung der gegnerischen Schuld (an Auseinandersetzungen) ist ausgeschlossen.

Ich stehe ganz eindeutig zum ersten und zweiten D,  stelle das dritte aber strikt in Frage. Denn es füllt die Antisemitismuskeule, die einer sachlich-menschlichen Vereinbarung, einem Miteinander auf Augenhöhe immer im Weg war und ist. Denn nur die strikte Änderung der israelischen Politik  in Richtung eines friedlichen Miteinanders gibt die Lösung für Nahost. Nur eine Entschädigung der Palästinenser für Tod, Landraub und Vertreibung  könnte alle Wunden schließen. Natürlich unter der Voraussetzung, dass Israels Nachbarn sowohl das erste als auch das zweite D vollinhaltlich akzeptieren.  

Wird der Sohn von Walser und Augstein eine Art Lichtgestalt im finsterer werdenden Deutschland?

Keine Frage:  Die Kolumnen von Jacob Augstein, die in fast allen  renommierten Blättern der Bundesrepublik erscheinen, sind interessant und ein wichtiger Kontrapunkt zum laufenden Mainstream. Augstein hat sich eine scharfe, linksliberale Zunge bewahrt, und er holt kräftig aus, wenn es gilt, Auswüchse des Kapitalismus zu geißeln. Dabei bleibt er immer auf grundgesetzlichem Teppich und watscht schon mal Extremisten von links und rechts gehörig ab.

2012 bekam er Probleme mit der jüdischen Gemeinde, die ihn glatt als Antisemiten abstempeln wollte. Das allerdings gelang nicht. Der Vorwurf fiel auf die Verleumder zurück. Antisemitismus ist seitdem mehrfach Thema im Freitag, dem er als Chefredakteur und Verleger vorsteht. Das offizielle Israel – so hört man immer wieder – bastele sich seine anklägerischen Definitionen so zusammen, dass es sich alles, auch die menschenverachtenden Aktionen gegen Palästiner und jüdische Protestler  erlauben kann (s. auch den separaten, beistehenden Beitrag).