Stille Nacht, missbrauchte Nacht

Da flattert mir dieses ARTEMagazin 12/2018 auf den Tisch https://www.zzol.de/objekt/5470/20180012 und darin ein Beitrag des Theologen Michael Neureiter. Er schreibt über Stille Nacht, heilige Nacht, über die Entstehung und Weiterverbreitung des Liedes, das heute überall in der christlichen Welt gesungen wird. Gut und schön, erbaulich und stimmig, wenn es um Stimmung geht.

Dann aber der Verweis auf die heuchlerisch-widerliche Anwendung, auf den liedlichen Missbrauch von Gefühlen an der Front. Dann also der Verweis auf die Feuerpause zum Heiligabend 1914. Auf die Feuerpause im ersten Weltkrieg. Da habe man die Waffen schweigen lassen, sei zueinander gekrochen, habe sich im LautsprecherLied  stille-heilige-nacht-mäßig an den Händen gehalten – so von Feind zu Feind.  Da habe es den Moment Glückseligkeit gegeben, einen gemeinsamen Schluck Kaffee.

Glückseligkeit, die Nähe Gottes? Niemals, Herr Neureiter!

Gott muss sich zornig abgewandt, die Menschen auf sich selbst zurückgestoßen haben. Der Befehl jedenfalls, das nun folgende strikte Gebot, war nicht seines:  Zurück in die Gräben, entsichert das Gewehr und  … Feuer frei. Dieselben, eben jene, die man eben noch bei den Händen gehalten hatte, sie stürzten im Trommelfeuer der jetzt ausbrechenden Geschosse.

Der Theologe hält sich mit einer verlogenen und bis heute bewahrten Phrase auf. Natürlich hat es die Sehnsucht nach Weihnachten, vor allem aber die nach dem Ende des mörderischen Krieges gegeben. Und natürlich wollten die Geschundenen zueinander. Denn dass sie einander hassten, war böser Schein. Das hatten andere verordnet/indoktriniert. Das hatten Wilhelm II., Ludendorf, Lützwitz und die ihnen anhängende Drecksbande verbrochen, und die waren es auch, die das plötzliche Einhalten befahlen. Ganz dicht dabei – im liebdienerischen Kotau –  die Popen. Sie, die den verfeindeten Christen nicht nur das Meucheln abgesegnet hatten, sondern plötzlich auch die Pause davon – sie meditierten oder weihrauchten.

Ich hasse das!