Alle Beiträge von Ulrich Scharfenorth

Boaaah, Gundermann!

Dass Gundermann hier in westdeutschen Kinos spät ankommt, mag daran liegen, dass die Dinge, um die es  geht, 30 Jahre zurück liegen und die alte, oft so verhasste EX-DDR in die Büchse zurück soll. Möglich auch, dass die Kinobetreiber nicht mitbekommen,  wo und wie der Film großflächig diskutiert wird. DIE  ZEIT widmete ihm eine Seite https://www.zeit.de/2018/41/andreas-dresen-laila-stieler-gundermann-interview, der Freitag sogar gleich drei https://www.freitag.de/autoren/stefan-bock/gundermann. Schnell erfährt man, dass es sich um einen herausragenden Streifen handeln soll. Boaaah, Gundermann! weiterlesen

Joggen – nein DANKE!

Ein Zeitzeichen, ein Kunstbegriff, ein Kulturdenkmal?

„Die Jogger, Bodybuilder etc., diese Energieverschwender ohne Produktion und Produkt, diese Künstler ohne Kunst und Werk, man kann sie für Karikaturen halten, aber es sind epochale, futuristische Karikaturen“ https://books.google.de/books?id=YeA8CwAAQBAJ&pg=PT104&dq=Jogger+sind+Energieverschwender&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjtm9nXnePeAhVRyYUKHbwZANAQ6AEIKTAA#v=onepage&q=Jogger%20sind%20Energieverschwender&f=false

Klar, dass mich diese Deutung belustigt. Klar aber auch, dass ich mich in Zeiten der Energiewende für die verschleuderte Wärme interessiere. Sind das Kilocals oder jault da mehr auf?

Die Recherche im Netz ergab, dass Jogger im Mittel etwa 2500 Kilokalorien pro Woche zur Flotte geben. 2015 sollen allein in Deutschland 22 Millionen LäuferInnen unterwegs gewesen sein https://www.leichtathletik.de/fileadmin/user_upload/08_Laufen/Volks-_und_Strassenlauf/Interessante__Informationen_rund_um_die_Laufbewegung_Stand_2016.pdf. Unterstellt man, dass diese Truppe zu 70 % ihrem Lauftrieb folgte, ergab das pro Jahr 2374 Gigawattstunden, die sich in der Umgebungsluft auflösten, aber gut und gern ausgereicht hätten, um 432.000 Vier-PersonenHaushalte  mit Strom zu versorgen.

Ein Unding, meine ich. Solchen Blödsinn kann und darf man nicht mitmachen!

Oder habe ich mich irgendwo verrechnet?

Mikrogreifer im MegaSumpf

Was sich in vielen Flüssen und Meeren abspielt, ist eine Schande für die gesamte Menschheit. Indonesien gehört an den Pranger!

https://www.tagesschau.de/ausland/wal-plastik-101.html

Ich bin ja sehr dafür, dass sich Menschen darüber Gedanken machen, wie sie die Weltmeere vom PlastikDesaster befreien könnten https://www.youtube.com/watch?v=LJmWfYY3gJE. Muss aber anmerken, dass wir diesem Ziel nur nahe kommen, wenn sich die Weltgemeinschaft zusammentut und die Sammelaktion über einen milliardenschweren, von allen Industrieländern beschickten Fond, potente Wissenschaftszentren  und erfahrene Großanlagenbauer organisiert. Da noch nicht alle Strände in allen Urlaubsorten der Welt vermüllt sind, dürfte vorerst nichts dergleichen passieren.

Es ist wie immer: Erst wenn es zu spät ist, erst wenn die Not die Staaten bereitzwingt, ihre Steuerzahler für die Beseitigung von Unfallfolgen einzuspannen, wenn also das unternehmerische Risiko privater Unternehmen gegen Null gedreht ist und große Gewinne locken, könnte sich etwas bewegen – auch außerhalb der 200-Meilen-Zone..

Dass die RP voll auf Merz setzt, ist klar

… und dass das  extrem parteilich agierende Blatt diesmal nicht zitiert wird, ebenso.

Eines wissen wir auch ohne Rheinische Post:  Friedrich Merz empfindet sich in der Mitte der Gesellschaft und er verdient (besser gesagt: bekommt) 1 Million Euro jährlich. Das ist Geld klar oberhalb jedes Mittelstandes , Geld, wie es schon mal die Chefs von Dax-Unternehmen einstreichen. Sollte dahinter eine solide Leistung stehen, könnte selbst eine solche Summe akzeptiert werden – oder eben auch nicht.

Aber um dieses Geld geht es eher weniger, obwohl sein Ursprung schon ehrenrührig ist:  Kohle aus zahlreichen Aufsichtsratsmandaten, so auch Kohle  aus der Deutschlandzentrale von Black Rock, dem berüchtigten  Finanzkonzern, der alles und jedes weltweit unterwandert  https://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/sonntag/blackrock-ein-geldkonzern-auf-dem-weg-zur-globalen-vorherrschaft/21246966-all.html. Es geht um die Netzwerke, die  Merz sowohl aus seinen Mandaten heraus  als auch über die US-devote Atlantikbrücke und die  Trilaterale Kommission geknüpft hat https://de.wikipedia.org/wiki/Trilaterale_Kommission. Das knallt rein und macht reif für Interessenkonflikte. Wer in so vielen Schüsseln rührt und mit seinem Lobbyismus/neoliberalen Geist kein Problem hat, könnte schnell der Kandidat sein, der ins CDU-Amt gehievt, Politik für diejenigen macht, die er bis heute vertritt. Keine Frage, Merz ist der, der unentwegs Milton Friedmann, den Washington Consensus  in unsere Breiten schaufelt und dies in Partei- und Regierungsverantwortung in noch viel größerem Maße praktizieren würde. Unterm Strich heißt das: Weniger Staat, noch weniger Sozialleistungen und noch mehr Daseinsführsorge unter dem Messer privater Eigner. Die Bedürftigen in unserem Land, die schon heute aus dem Blickfeld der GroKo geraten, dürften unter Merz weitere Einbußen erleiden und der Altersarmut entgegenvegetieren.  Merz würde sich gegen die Erhöhung des Mindestlohnes sträuben und natürlich für die Beibehaltung von Hartz IV plädieren, was er gegen eine 14%-SPD auch jederzeit durchbekäme.

Und Merz steht auf Grün. Er findet die sukzessive an die Macht gespülten Konservativen „sehr bürgerlich, sehr offen, sehr liberal und sicherlich auch partnerfähig“ https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/das-nennt-man-wohl-realpolitik

Was sagt uns das. Merz würde versuchen, die Grünen als Koalitionspartner aufzubauen  und dann der SPD Adieu sagen. Und eben das verwirklichen, was ich oben anführte. Unser Land würde weiteren Abstand zu Russland gewinnen und einen eher zwanghaften Kontakt zu den USA aushalten müssen. Merz dürfte in der Flüchtlingsfrage knallhart reagieren und so einige der flüchtigen CDU-/CSU-Mitglieder bei der AfD abholen.

Braucht ihr/brauchen Sie noch weitere Prognosen?

https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/mythos-mitte

Ingenieur, pass auf, dass Du nicht in Verruf gerätst!

Ich habe 40 Jahre meines Lebens als Ingenieur verbracht. Da muss es niemanden wundern, dass ich auf den in der ZEIT publizierten Beitrag von Marcus Jauer („Was kann  der deutsche Ingenieur“ https://www.zeit.de/2018/41/ingenieure-autoindustrie-motoren-dieselskandal-ansehen) engagiert und sicher auch etwas emotional eingehe. Ich kann euch nur bitten, die angeführte Quelle ausgibig zu studieren.

Ja, der Ingenieur – nicht nur der deutsche, sondern der Ingenieur überhaupt – wird heute ambivalent betrachtet. Weil er wenig verstanden wird und ebenso wie der NaturWissenschaftler für das Streben des Menschen nach immer höher, immer weiter und immer schneller steht. Und nirgendwo Halt zu machen verspricht.

Ja, und diese Haltlosigkeit begleitet ihn tatsächlich – so er denn nicht in der Lage ist, die auch negativen Folgen seines Tuns, die pekuniären und MachtGelüste seiner Auftraggeber zu erkennen und in selbst auferlegte Schranken zu weisen. Tatsächlich muss die höhere Kunst des Ingenieurs gerade darin bestehen, den erzielbaren Fortschritt an die Ressourcen unseres Planeten anzupassen. Was bekannter Weise nur in Ausnahmefällen geschieht, oft erst, wenn das Kind – wie bei der Atombombe, bei Fukushima, beim Klimawandel und Monsanto – in den Brunnen gefallen ist oder solches vorhat.

Und ja: der Ingenieur muss gerade in der heutigen Zeit über seine Fachidiotie hinwegreichen. Er muss im Sinne der Technikfolgenabschätzung verantwortungsvoll handeln, ja mehr: Er muss sein Tun sofort verweigern, wenn er sich missbraucht fühlt, wenn er glaubt für Katastrophen verantwortlich zu werden. An genau dieser Stelle wird die Selbsterkenntnis oft genug zugeschüttet oder sagen wir besser: von falscher  Ideologie korrumpiert. Wie auch sollte ein intelligenter Mensch in einem technisch-industriellen Rüstungskomplex – wie ihn die Großmächte zu Hauf unterhalten – keine Skrupel bekommen, wenn er Splitterbomben entwickelt. Ihm „hilft“ hier fataler Weise das beschwichtigende Argument, dass diese Bomben gegen Terroristen eingesetzt werden, über die moralische Hürde hinweg – eine Hürde, die niemals überschritten werden darf. Dass es dennoch geschieht, liegt auf der Hand. Der Job verheißt Sicherheit und gutes Geld, und auf der richtigen Seite steht man ohnehin – wenngleich etwas angepisst.

Jauer fordert zu Recht das Verantwortungsbewusstsein der Ingenieure ein, lässt sie dann aber auch für alles bluten, was geschieht. Hier tut er der Zunft Unrecht. Denn nicht der Ingenieur bestimmt, was in Zukunft geschieht, welche Erfindungen für Positives, welche für Negatives genutzt werden. Sondern sein Auftraggeber: der profitgierige Konzernboss, der Finanzoligarch, ja in der Verlängerung: auch der Politiker. Den Ingenieuren von VW die Schuld für den Dieselskandal anzulasten, ist halbherzig. Denn sie konnten zwar feststellen, dass der Betrug funktioniert, sind aber sicher nicht auf die aberwitzige Idee gekommen. Die ist Winterkorn &Co. zuzuschreiben, denen es darum ging, die Konkurrenz mit getrickster höherer Leistungsfähigkeit ihrer Motore aus dem Feld zu schlagen.  Denn jede NO2-Eindämmung kostet PS.

Auch der E-oder KI-Ingenieur, der wichtige Elemente auf dem Weg zu Energiewende und Robotik erfindet, ist für die Struktur jetziger und künftiger Anwendung/Versorgung nicht haftbar zu machen. Wenn die Braunkohle allzu lange im Portfolio verbleibt und Roboter auf feindliche Soldaten losgehen, dann ist das der Hinterlist fossiler und waffenproduzierender Lobbyisten und den Politikern zu verdanken, die auf ihrer Lohnliste stehen.

Das alles bedeutet nicht, dass ich den Ingenieur freisprechen will. Im Gegenteil. Ich möchte ihm Carl-Friedrich von Weizäcker vor Augen führen und sagen: So wie dieser Mann und 17 weitere Kernforscher gegen die Atombombe votiert haben, so muss jeder andere Ingenieur aussteigen, wenn sein Wissen und seine Arbeit auf Menschenfeindliches/Verbrecherisches ausgerichtet wird. Das trifft bereits auf weit niedrigerer Eben zu – wenn es um Entwicklung und Einsatz von Drohnen, Fassbomben, PflanzenGiften und dergleichen geht.

Ich habe in meinen Schriften mehrfach darauf verwiesen, dass Wissenschaftler und Ingenieure parallel zu ihrer Fachausbildung ein EthikStudium absolvieren müssten.

Dem ist nichts hinzuzufügen.

 

Haut den Horsti!

Das dürfte jetzt einigen extrem stinken. Weil ich den meist Geschmähten aus der Versenkung holen und etwas säubern will https://rp-online.de/politik/deutschland/ard-deutschlandtrend-angela-merkel-soll-bleiben-horst-seehofer-soll-gehen_aid-34522129. „Der Freitag“ hat damit in seiner Ausgabe Nr. 46 vom 15. November (Seite Politik 04) bereits begonnen, und ich meine, dass Herr Seehofer endlich mal erklärt werden muss. Immerhin war dieser Mann mehr als ein Jahrzehnt im Christlich-Sozialen zu Hause. Was soweit ging, dass er Oskar Lafontaine 2005 für seine Kritik an der „neoliberalen Irrlehre“ ausdrücklich lobte (witzig: heute steht er bezüglich der „Obergrenze“ und der Ursachenforschung zur AfD ganz dicht bei Sahra). 2013 schließlich holte er bei den Landtagswahlen die absolute Mehrheit für die CSU zurück, die Steuber mit seiner Jahre währenden Austeritätspolitik des Kaputtsparens lange verloren hatte.

Was  Seehofer heute  angekreidet wird ,   ist seine sture (besser: konsequente) Haltung in der Flüchtlingspolitik, was letztlich zur Zuspitzung der Lage und fruchtlosen Dauerdiskussionen zwischen CDU und CSU sowie innerhalb der Parteien und der GroKo sowie in der Folge zum Nichtstun in der praktischen Politik  geführt hat. Zu dieser Schelte gesellt sich die m. E. falsche Auffassung, dass sich Seehofer im September 2015 aus Feigheit vor der Entscheidung verkrochen habe, justament in der Nacht, in der Merkel und der österreichische Kanzler Faymann ihren Alleingang gegenüber den einkommenden Flüchtlingen praktizierten. Seehofer ist mit Sicherheit nur deshalb von der Oberfläche verschwunden, weil er sich der Richtlinienkompetenz Merkels und damit der Mittäterschaft entziehen wollte.  Immerhin war nur so die folgende Opposition gegenüber der Kanzlerin möglich.

Heute bin ich mir sicher, dass nur einer, nämlich Seehofer die Korrektur der Merkelschen Fehler möglich gemacht hat. Ohne ihn würden wir noch heute der dumm-naiven und verantwortungslosen Strategie von Frau Merkel anhängen – mit Folgen, die kaum absehbar sind. Merkel ist mit ihrem unterschiedslosen ungeprüften Willkommen zur akuten Gefahr für Deutschland, zum Schrecken aller Bedürftigen Deutschen und zum Steigbügelhalter für die AfD mutiert. Was Seehofer mit seinem strikten Dagegenhalten nur mühsam oder gar nicht ausbügeln  konnte.

Gewiss, Seehofer ist ein Konservativer. Er hätte – wenn er gekonnt hätte – auch einige von den Flüchtlingen, die mir genehm gewesen wären, zurückgewiesen. In jedem Fall aber hätte er und hat er der Idiotie des BDI widersprochen, der nach dem Motto „Wir lassen unterschiedslos so viele Flüchtlinge passieren wie zur Deckung unseres Fachkräftebedarfs nötig sind“ seine Schäfchen ins Trockne bringen wollte (ohne auch nur ansatzweise darüber nachzudenken, was mit der Mehrheit der Migranten, nämlich mit denen, die den Ansprüchen der Wirtschaftsbosse nicht genügen würden, geschehen sollte. Hier wäre der Zusammenbruch der Sozialsysteme vorprogrammiert). Aber man muss keineswegs den BDI allein bemühen. Die Mehrheit von Linken und Grünen bringt sich täglich sehr ähnlich in Stellung.

Gewiss, Seehofer steht zwischen Mitte und rechts, und wer sich seine letzte Aktion, den Wohnungsgipfel, anschaut https://www.neues-deutschland.de/artikel/1101136.wohnungsgipfel-seehofer-hofiert-die-wirtschaftslobby.html, findet genau das bestätigt. Zu wenig Wohnungsnot-Betroffene und zu viele Lobbyisten im Gremium und das Ergebnis völlig unbefriedigend.

Ja, Seehofer steht auf der Seite der Wohlbetuchten und Mächtigen. Doch ihm deshalb den schwarzen Peter für alles, was hier zu Lande schief läuft,  in die Schuhe zu schieben,  ist unfair. Ohne Seehofer jedenfalls hätten wir die AfD jetzt bei 30 % – und das bundesweit, nicht nur in Sachsen.

Eine Binsenweisheit: Gute Nachrichten verkaufen sich schlecht

Es stimmt natürlich, dass schlechte Nachrichten mehr beeindrucke als gute,  dass erstere den Umsatz/die Einschaltquoten nach oben treiben und deshalb für die NewsVerbreiter von Vorteil sind. Gute Nachrichten werden von den Medien kaum aufgegriffen, obwohl es sie – wie Martin Spiewak zu Recht bemerkt – Gottseidank gibt https://www.zeit.de/2018/40/pessimismus-medien-stimmung-gesellschaft-verstaerkung. Allerdings rutscht seine Analyse nun in die andere, um 180 Grad versetzte Richtung. Alles wurde und wird gut. Alles wird zu Unrecht mies gemauschelt, und im Grunde geht es uns bestens.

Extremwertbetrachtungen gehen immer an der Wirklichkeit/Wahrheit vorbei, und im Grunde wissen wir eher schlecht über das Bescheid, was uns und andere heute umgibt. Dass  viele Menschen auf unserem Planeten inzwischen besser leben als vor 100 oder 50 Jahren, ist unbestritten. So ungleich das auch verteilt sein mag. Dass es fast einer Milliarde Menschen genauso schlecht geht wie immer, stimmt ebenso (Gerd Müller: „Unfair“, S. 80).

Auch anderes bleibt bei allem Optimismus bedrohlich: die Klimakatastrophe, gegen die niemand wirklich angeht http://www.genios.de/presse-archiv/artikel/FAZ/20171103/patricia-espinosa-chefin-des-klimas/FD1201711035272847.html, die Bevölkerungsexplosion (der man nur mit Bildung und Wohlstand beikommen kann), die weltweit aufgehende Schere zwischen Arm und Reich (die Spiewak schon verharmlost, weil arm heute etwas weniger arm ist als früher), die Vergiftung mit Stickoxyden in den Städten und die mit Pestiziden auf den Äckern https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/pestizide-106.htmld , die Massentierhaltung und Bodenvernichtung, der Missbrauch von Antibiotika, die Vermüllung von Flüssen, Meeren und Kosmos, die Urwaldabholzung, die Zerstörung von Arten, indigenen Völkern und Sprachen, die Künstliche Intelligenz sowie große Teile der Forschung überhaupt, weil  ohne ethische Begleitung und last but not least … Donald Trump.

Und natürlich ist es sehr viel wichtiger, auf die Gefahren für die Menschheit hinzuweisen als Lobgesänge auf Erreichtes anzustimmen. Obwohl uns Letzteres sicher guttäte/ sehr viel besser bekäme.

Ganz gleich, was die Saudis tun – als Waffenimporteur sind sie unverzichtbar

Die Bosse deutscher Rüstungskonzerne sind alles andere als genervt. Wissen sie doch um die heuchlerische Haltung deutscher Politiker. Ich bin sicher: Saudi-Arabien wird auch bei Nichtaufklärung des Mordes an  Jamal Khashoggi alle Waffen bekommen, die vertraglich zugesichert sind. Ganz gleich, ob das als Lieferung an ein diktatorische Regime oder angesichts des brutalen saudischen Angriffs auf den Jemen verurteilt wird. Schließlich gibt es auch von Seiten der Politik handfeste Argumente,  weiterhin Waffen zu liefern https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/moral-come-on.  Man möchte auch im Nahen Osten  mitreden,  als Dackel von Trump nicht völlig versagen und  das Wirtschaftswachstum befördern.  Um Menschen geht es dabei nicht.

Karikatur: Klaus Stuttmann/RP vom 23.10.2018

http://www.spiegel.de/politik/ausland/jamals-khashoggi-sohn-soll-saudi-arabien-verlassen-haben-a-1235217.html

https://www.focus.de/politik/experten/kniefall-vor-saudi-arabien-maas-und-merkel-sollten-sich-schaemen_id_9794096.html

 

Ein wenig überzeugender GegengiftSchrank

Danke, Gerrit Wustmann, dass Sie uns das kleine Islam-Lexikon an die Hand geben https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/gegengiftschrank-kleines-islam-lexikon.  Annemarie Schimmel kann  sicher eine brauchbare Übersicht über das, was der Mensch zum Islam wissen möchte, geben. Bezeichnend für den Diskurs ist allerdings etwas anderes: Es ist die durchscheinende (besser trifft: sch ……) Angst, sich mit Thilo Sarrazin auseinanderzusetzen. Der wird auch hier einfach nur verteufelt und unsauberer Arbeit geziehen. Feige, kann ich da nur sagen und destruktiv. Denn mit so einem Verhalten befördern wir Vorbehalte. Statt Sarrazin Kapitel für Kapitel zu analysieren und zu diskutieren (ein Beispiel gibt Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Thilo_Sarrazin), wird wieder die Totschlagkeule geschwungen. Das kann in Zeiten wie heute nur nach hinten losgehen. Auch wie Eren Güvercin gegen Sarazin Front macht, ist mehr als kritikwürdig. Denn schon wenn man Sarazins Arbeitsstil mit dem von Pierre Vogel (dem Saylafisten) auf eine Stufe stellt, wird man unglaubwürdig – und so einseitig, dass eine sachliche Auseinandersetzung unmöglich ist https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/lesen-wie-ein-salafist.  Im Übrigen ist die selektive Auswahl von Koranzitaten nicht weniger problematisch als die von Bibelzitaten.  Nutzt man beides zur Verharmlosung der Lehren,  dann liegt man  um 180 Grad versetzt  zu Sarazin und lügt sich ebenso in die Tasche. Wichtig ist, wie die Religionen im Alltag praktiziert werden, wen die Prozedur radikalisiert, wen sie befriedigt und wen sie stört.

Wustmann vermerkt: Alle schreiben über Thilo Sarrazins Buch. Sein Rat: Bücher lesen, die sich profund und seriös mit dem Islam auseinandersetzen. Gut und schön, aber auch traurig, denn nichts wäre interessanter gewesen als eine an Fakten orientierte Auslegung/Bewertung der Sarrazinschen Thesen aus linksliberaler Sicht. Leider wird das hier zum zweiten Mal gründlich verpasst. Man begnügt sich mit der Polemik.

Wir sollten nicht vergessen: Sarrazin hat Millionen Bücher verkauft – an Leute, die nicht durchgehend dumm sind. Das Interesse an seinen Thesen ist  groß, auch wenn man ihnen nicht oder nur teilweise zustimmen mag. In diesem Sinne muss klar sein, dass nicht zusätzliche 5% der Intelligenzia, sondern die Masse der Bürger aufzuklären ist.  Letztere lehnt den Islam als  Bestandteil unserer Kultur  zunehmend ab https://rp-online.de/politik/ablehnung-des-islam-nimmt-zu_aid-20639285.  Sicher auch aus Unwissenheit. Aber wer die Bibel ungelesen vor sich herschiebt, wird nicht zum Koran oder den vielfältigen Auslegungen folgen. Er sitzt den Medien auf und plappert – je nach Einfluss – dem Zeitgeist hinterher. Ob nun gut oder bedenklich – die allseit gültige Bewertung fällt aus. Denis  Scheck hält sich geschickt in der Mitte: Zwar finde Sarrazin nicht immer den richtigen Ton, mit seinen Analysen aber liege er meist richtig.  Im Übrigen sei es besser, mit Migranten zu sprechen als nur über sie https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/druckfrisch/top-ten/sachbuch-106.html

Was, bitte,  heißt das?

Nimmt man die im zitierten Beitrag gewählte eher abschreckende Illustration dazu, dann wirkt das Ganze noch seltsamer. Für mich, der ich nie die Bibel lesen werde, ist der Koran in noch weiterer Ferne. Dennoch muss man versuchen, die Muslime zu verstehen. Was mir persönlich schwer fällt, weil fast alle von ihnen durch die Religion bestimmt sind (ein für mich unbegreiflicher Zustand, der davon zeugt, dass die Aufklärung im islamischen Raum eben nicht stattgefunden hat, denn dann hätten auch Atheisten „geboren“ werden müssen. Ich kenne keinen und hörte, dass Ungläubige  sogar mit dem Tode bedroht werden. Nicht zu vergessen die muslimisch bestimmten Länder, in denen Götteslästerung mit dem Tode bestraft wird. Man erinnere sich nur an den Fall Asia Bibi/RP vom 6.11.2018 ). Gleichwie: Wenn man sich auf glaubwürdige Interpretationen des Koran stützen kann, kommt man der inneren Erkenntnis näher – zumindest ansatzweise.

Leider findet sich unter den Buchempfehlungen keine, die auf wichtige Nahost-Experten zurückgeht. Erwähnt sind  weder Scholl-Latour, noch Todenhöfer, Kosminsky oder Lüders.  Ganz zu Schweigen von Schmidt-Salomon („Die Grenzen der Toleranz“), der sehr feinfühlig sortiert, was man akzeptieren, hinnehmen oder in keinster Weise tolerieren kann https://www.tagesanzeiger.ch/kultur/diverses/die-grenzen-der-toleranz/story/14647491.

Das verstehe, wer wolle.

Weitere kritische Anmerkungen zu den Thesen von Thilo Sarazin unter https://aiwg.de/faktencheck-sarrazin/

Es ist Zeit aufzustehen!

Auch wenn das viele nicht wahrhaben wollen: AfD und Pegida können nur gestoppt werden, wenn sich die Verhältnisse in Deutschland ändern – und zwar zu Gunsten der Armen im Lande. Die regierende große Koalition will davon zu wenig oder gar nichts wissen. Denn sowohl die CDU/CSU als auch die SPD sind voll auf die Mitte der Gesellschaft programmiert. Was auch heißt, dass sie im Sinne des Kompromisses die Belange wichtiger Bevölkerungsgruppen nicht berücksichtigen. Andererseits belegen zahlreiche Analysen, dass es vor allem die Armen mit deutschen Wurzeln sind, die den sogenannten Volksparteien davon laufen – und der AfD zudriften. Grundmotiv ist die Angst, dass sich der Reichtum unseres Landes immer mehr bei den Gutbetuchten sammelt und die gewaltige Summe, die heute zur Bewältigung des Flüchtlingsproblems ausgegeben wird (das waren bisher über 15 Milliarden Euro pro Jahr) für die Verbesserung der eigenen Lebensverhältnisse nicht zur Verfügung steht. Und richtig: Selbst bei guten Steuereinnahmen, ist nicht alles finanzierbar. Man bedenke darüber hinaus, dass sich die GroKo auf die von Trump geforderte Erhöhung der Rüstungsausgaben, auf eine schwächer werdende Konjunktur und das Auslaufen der NullZinspolitik einstellen muss/wird. Ein zusätzlicher Aderlass, der die Stagnation festschreiben wird.

Die politischen Verhältnisse in Deutschland sind total unausgewogen. Der vor fünf bis sechs Jahrzehnten übliche Wechsel zwischen konservativer und linksliberaler Regierung, der stets für einen Interessenausgleich gesorgt hatte, ist Geschichte. Seit die GroKo existiert, lebt Deutschland im untauglichen Kompromiss zweier Parteien, die nur Stückwerk produzieren und rasant an Wählergunst verlieren. Eine Änderung ist nicht in Sicht, weil es in den nächsten 10-15 Jahren zu keiner linksliberalen/SPD-geführten Regierung kommen wird. Schröders verantwortungslose Spaltung der SPD, die Düpierung der bisherigen Klientel mit der Agenda 2010 sind dafür verantwortlich.

Diese Aussichtslosigkeit, diese Alternativlosigkeit frustriert viele Menschen. Es „stinkt sie an“, von etablierten Parteien regiert zu werden, die nur noch an Zustimmung verlieren, die offenbar immer weniger das tun, was der Bürger möchte. So erklärt sich zweifellos,  dass  auch Leute aus der Mitteschicht, ja sogar Intellektuelle und  Wissenschaftler aus Protest AfD wählen. Bodo B. aus Lehnitz bei Berlin schreibt sinngemäß: Wenn es um die Zuwendung der Ostdeutschen zur AfD geht, seien nicht nur die sozialen Verhältnisse maßgebend. In Birkenwerder (der Nachbargemeinde) kandidierten z.B. eine Ärztin, ein Agrarwissenschaftler, eine Versicherungskauffrau, ein Bundeswehroffizier a.D. sowie ein Kaufmann für die AfD. Diese Kandidaten hätten kein Problem damit, sich öffentlich mit einer offensichtlich rechten bis hin zur rechtsradikalen/neofaschistischen Partei gemein zu machen.

Auch wenn es künftig zu einem Bündnis von CDU/CSU und Grünen im Bund kommen sollte, dürften soziale Fragen vor allem hintenan stehen. Denn wer sich hier verbünden würde: das sind konservative Gruppierungen aus beiden Lagern, die vor allem der Wirtschaft huldigen.

Sahra Wagenknecht hat diese Situation seit langem erkannt und festgestellt, dass eine Regierung mit neoliberal-konservativer Ausrichtung, zumal eine, die den gemäßigten/geregelten Zulauf von Migranten nicht in den Griff bekommt, kein Mittel besitzt, um die AfD zu stoppen. Im Gegenteil https://www.freitag.de/autoren/jaugstein/es-geht-nicht-um-die-nation

Wagenknechts Schlussfolgerung leuchtet deshalb ein: Nur eine starke außerparlamentarische Kraft ist in der Lage, den Druck aufzumachen, der die soziale Frage in den Mittelpunkt des Handelns rückt. Vor allem für Bedürftige in der Ex-DDR, deren zusätzliche Sorgen niemand wahrnimmt, ist Unterstützung zwingend nötig https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/bloss-nicht-in-verdacht-geraten. Nur wenn es gelingt, sie anzuhören, ihre Lebensleistung zu würdigen, ihre Jobchancen zu verbessern und die Abwanderung aus Ostdeutschland zu stoppen, wird sich etwas bewegen. Dafür aber muss die Teilhabe des Ostens an Gesamtdeutschland signifikant verbessert werden https://www.stoerfall-zukunft.de/?s=Zerrbild. Mit Lösung der angeführten Probleme dürfte sich auch der AfD-Zulauf aus besser gestellten Kreisen stark ausdünnen. Denn die wesentlichen Argumente der Rechten wären gegenstandslos.

Es gilt folglich, die hier zu Lande grassierenden Missstände deutlich zu machen und  zu verändertem Handeln aufzurufen – mit klaren Zielstellungen und kraftvollen Protesten. Die Wagenknecht will mit ihrer Initiative  „Aufstehen“ vor allem auf arme Deutsche zugehen https://www.youtube.com/watch?v=RpbKhoAlSAw. Wenn es gelänge – so ihre These – das Lebensniveau und die Lebensaussichten dieser Unterprivilegierten signifikant zu verbessern, würde es auch politisch zu einem Sinneswandel – weg aus der rechten Ecke – kommen.

Die Liste der Maßnahmen, die vorrangig angefasst werden müssten, ist lang. Ihre Finanzierung allerdings längst nicht so problematisch, wie es auf den ersten Blick  scheint. Ich denke an die Anhebung des Spitzensteuersatzes https://digital.freitag.de/4318/wir-muessen-den-reichtum-abschaffen/, die Wiedereinführung der Vermögenssteuer, könnte mir aber auch eine  etwas höhere Mehrwertsteuer vorstellen.   Seibst wenn alles etwas teurer wird und manch einer aufschreit: Es gibt keinen anderen Weg – will man vermeiden, dass die AfD 2025 die Regierung übernimmt.

Die LISTE:

Höhere Mindestlöhne zur Vermeidung von Altersarmut (16,50 – 22 Euro/h          https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/arm-im-alter-welcher-stundenlohn-vor-altersarmut-schuetzt/20235558-2.html?ticket=ST-3085301-5p6JdlztSo5ijLtPcKIx-ap2)

Beseitigung des Wohnungsnotstandes  http://www.dgb.de/themen/++co++1fe76e9a-a204-11e8-8956-52540088cada / Korrektur der Ziele für den sozialen Wohnungsbau und Eindämmung der Gentrifizierung in Großstädten

Entschärfung der Situation von Alleinerziehenden https://www.ndr.de/info/sendungen/kommentare/Kommentar,alleinerziehend108.html (Steuererleichterungen, kostenfreie Kitas, statusverträgliche Jobangebote)

Beseitigung der Kinderarmut http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/kinderarmut-deutlich-mehr-kinder-betroffen-als-offiziell-bekannt-a-1224339.html (Erhöhung des Kindergeldes, vor allem  für Hartz-IV-Bezieher ohne Anrechnung auf die Grundversorgung)

Abschaffung der 2-Klassen-Medizin http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/buergerversicherung-was-an-der-zwei-klassen-medizin-so-schlimm-ist-a-1189998.html (Einführung der Bürgerversicherung, schnellere Arzttermine und bessere  Behandlungsqualität auch für Geringverdienende) und der 2-KlassenRechtsprechung https://www.huffingtonpost.de/entry/zwei-klassen-justiz-rechtsanwaltin-erklart-vor-gericht-werden-arme-menschen-behandelt-wie-im-mittelalter_de_5a5e3fa5e4b0fcbc3a13fdd0 (Reiche können sich über Strafzahlungen frei kaufen)

Schaffung von Chancengleichheit in den Schulen (stärkere Unterstützung von Kindern aus bildungsfernen Milieus in Kindergärten und Vorschulen https://www.zdf.de/nachrichten/heute-journal/heute-journal-vom-23-oktober-2018-100.html)

Höhere Erwerbsminderungsrenten für alle Beteiligten http://aktuelle-sozialpolitik.de/2018/09/26/die-erneut-amputierte-reform-der-erwerbsminderungsrente-und-erkenntnisse-ueber-den-nicht-zugang-zu-dieser-leistung/

Beseitigung des Personal-Notstandes in Krankenhäusern und in der Pflege https://www1.wdr.de/nachrichten/personalnotstand-krankenpflege-100.html (die Daseinsfürsorge gehört nicht in private Hände!)

Radikale Verkürzung der Bearbeitungszeiten für Asylanträge https://www.zeit.de/politik/2018-08/migration-asylverfahren-fluechtlinge-bamf-bearbeitungszeiten-verkuerzung (strikte und schnelle Entscheidung für Asylgewährung oder Abschiebung). Förderung des Spurwechsels für die Migranten, die wegen unzumutbarer Bearbeitungszeiten bisher kein Asyl erhielten, aber inzwischen gut integriert sind. Gleichzeitig: Verdreifachung der Anreize für die Rückkehr von Migranten in die Ursprungsländer (Ausbildung, finanzielle Unterstützung).

Striktes Vorgehen gegen Migranten, die Verbrechen begehen, die durch Betrug und Fälschung ihren Aufenthalt in Deutschland erschleichen (Passvergehen), die Hass predigen und die die zur Integration notwendigen Maßnahmen ablehnen https://www.tagesschau.de/inland/abschiebungen-meldeort-101.html

Weitere Senkung der Preise für öffentliche Verkehrsmittel/Erhöhung der Subventionen für Bedürftige https://www.zeit.de/2018/08/oepnv-verbesserung-luftverschmutzung-gratis-pro-contra

Entschärfung der Sanktionen bei Hartz IV https://www.freitag.de/autoren/elsa-koester/das-nackte-fressen

Beseitigung der kalte Progression für niedrige und mittlere Einkommen https://de.wikipedia.org/wiki/Kalte_Progression

Flächendeckende Schaffung von Kitaplätzen – kostenfrei vor allem für Bedürftige (in Deutschland fehlen 273.000 Kitaplätze https://www.fuldainfo.de/in-deutschland-fehlen-273-000-kita-plaetze-fuer-unterdreijaehrige/)

Mehr Verteilungsgerechtigkeit schaffen. Die Ergebnisse des Wirtschaftswachstums müssen bei allen ankommen.  Weniger Exporte, mehr Investitionen  in die Infrastruktur https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/rendite-fuer-alle

Willst Du auch aufstehen? https://jetzt.aufstehen.de/page/s/mitmachen