Jacob Augstein – voll daneben

Als ich den Beitrag von Jacob Augstein („Die Klima-Religion“) studiert hatte, glaubte ich einen Moment lang, mich verlesen zu haben https://www.freitag.de/autoren/jaugstein/klima-religion-warum-wir-nicht-versuchen-sollten-die-erderwaermung-zu-stoppen. Sollte das die wahre Auffassung dieses Mannes sein oder hat er – was das Zusammenspiel von Mensch und Natur, was den Umgang des Menschen mit der Klimakatastrophe angeht – Thesen in die Welt gesetzt, die nicht wirklich seine waren, sondern eine Debatte entzünden sollten. Träfe letzteres zu,  ich wäre sprachlos.

Umso mehr freut mich, dass in der letzten Ausgabe des FREITAG fundierter Widerspruch aufkommt. Eckart Löhr https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/gaia-statt-garten-stellen-wir-uns-unserer-verantwortlichkeit und Lioba Schneyinck https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/klima-ohne-religion-physikalische-gesetze-des-klimawandels rücken da zurecht, was dringend der Korrektur bedurfte. Der Mensch muss es lernen, im Einklang mit der Natur zu leben und deren bloße Unterjochung dauerhaft vergessen. Nur so ist das zeitweilige Überleben der Menschheit denkbar. Zeitweilig deshalb, weil der Blick – wie auch von Löhr angemahnt – sehr viel weiter reichen muss als das derzeit geschieht. Ich gehe da noch über die 200 Jahre hinaus und bin mir gleichzeitig über zwei Dinge im Klaren: Zum einen befinden wir uns in einer vom menschlichen Tun unabhängigen erdgeschichtlichen Warmzeit, die ihren Höhepunkt noch lange nicht erreicht hat. Von dem wir auch nicht annähernd wissen, wie er genau aussieht. Zum anderen stimme ich Löhr zu, der den Einfluss des Menschen aufs Klima deutlich hervorhebt und JA: klar formuliert, dass die Menschheit das Tempo der Erwärmung durch eine aktive Klimapolitik merklich reduzieren könnte. Was nicht heißt, dass sie die Gesamterwärmung aufhalten wird. Denn die „außermenschlichen“ Ursachen für Warmzeiten (die es in der Geschichte der Erde auch ohne fossile Spielereien immer gegeben hat) wird niemand je aushebeln können. Sie dürften über weitere Millionen von Jahren fortdauern. Dass es derzeit kaum einen Grund gibt, sich über solche Fernwirkungen zu erregen, ist klar. Aber es wird schon in absehbarer Zeit – und zwar bedingt durch das „Abrasieren“ zahlreicher Kipppunkte – Zwischenzustände geben, die ein normales Leben für viele Erdenbewohner unmöglich machen. Darauf, JA, Jacob Augstein, wird man sich vorbereiten müssen – hoffentlich auf einem erträglicheren Niveau als es uns unser Nichtstun bescheren würde.

Und JA: Auch wenn wir die Schadstoffemissionen mit einem Schlag beenden würden, müssten wir noch schlappe 25 Jahre die Folgen der zurückliegenden Umweltschweinereien ertragen. Mit unaufhaltsam weiter verstärkten Stürmen, Dürren und Starkregen. Man stelle sich nur vor, was passiert, wenn nichts passiert, wenn wir also so weiter schlampen und jedes Jahr wie 2023 Emissionshöchstwerte erreichen – und noch immer so positiv über tolle laufende Klimaschutzmaßnahmen palavern.

Was hier und heute geschieht ist vor allem …  NICHTS.

Bild: Der Freitag