Es stimmt natürlich, dass schlechte Nachrichten mehr beeindrucke als gute, dass erstere den Umsatz/die Einschaltquoten nach oben treiben und deshalb für die NewsVerbreiter von Vorteil sind. Gute Nachrichten werden von den Medien kaum aufgegriffen, obwohl es sie – wie Martin Spiewak zu Recht bemerkt – Gottseidank gibt https://www.zeit.de/2018/40/pessimismus-medien-stimmung-gesellschaft-verstaerkung. Allerdings rutscht seine Analyse nun in die andere, um 180 Grad versetzte Richtung. Alles wurde und wird gut. Alles wird zu Unrecht mies gemauschelt, und im Grunde geht es uns bestens.
Extremwertbetrachtungen gehen immer an der Wirklichkeit/Wahrheit vorbei, und im Grunde wissen wir eher schlecht über das Bescheid, was uns und andere heute umgibt. Dass viele Menschen auf unserem Planeten inzwischen besser leben als vor 100 oder 50 Jahren, ist unbestritten. So ungleich das auch verteilt sein mag. Dass es fast einer Milliarde Menschen genauso schlecht geht wie immer, stimmt ebenso (Gerd Müller: „Unfair“, S. 80).
Auch anderes bleibt bei allem Optimismus bedrohlich: die Klimakatastrophe, gegen die niemand wirklich angeht http://www.genios.de/presse-archiv/artikel/FAZ/20171103/patricia-espinosa-chefin-des-klimas/FD1201711035272847.html, die Bevölkerungsexplosion (der man nur mit Bildung und Wohlstand beikommen kann), die weltweit aufgehende Schere zwischen Arm und Reich (die Spiewak schon verharmlost, weil arm heute etwas weniger arm ist als früher), die Vergiftung mit Stickoxyden in den Städten und die mit Pestiziden auf den Äckern https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/pestizide-106.htmld , die Massentierhaltung und Bodenvernichtung, der Missbrauch von Antibiotika, die Vermüllung von Flüssen, Meeren und Kosmos, die Urwaldabholzung, die Zerstörung von Arten, indigenen Völkern und Sprachen, die Künstliche Intelligenz sowie große Teile der Forschung überhaupt, weil ohne ethische Begleitung und last but not least … Donald Trump.
Und natürlich ist es sehr viel wichtiger, auf die Gefahren für die Menschheit hinzuweisen als Lobgesänge auf Erreichtes anzustimmen. Obwohl uns Letzteres sicher guttäte/ sehr viel besser bekäme.