Ein Zwischenruf – bevor wir über 200.000 sind ….

Auch wenn ständig trompetet wird, das Omikron harmlos sei, bin ich als 80jähriger völlig anderer Meinung. Hier muss differenziert werden! Wir Alten sind bei den derzeitigen Infektionszahlen selbst als Geboosterte überaus gefährdet. Und der angeblich leichte KrankheitsVerlauf dürfte für unsere Jahrgänge alles andere als harmlos ausfallen. Wer schon mal mit der richtigen Grippe gelegen hat, weiß, dass selbst das kein Spaß ist. Nein, ich werde Covid auch mit Blick auf die ungeklärte LongCovidSituation nicht locker hinnehmen und nur die Risiken eingehen, die einigermaßen kalkulierbar sind. Und … ich bin auch für eine Impfpflicht – zumindest für die über 50jährigen.

Wir – aus der Riege der alten „Impfwilligen“ – sind in den letzten zwei Jahren gut über die Runden gekommen. Kein Wunder, denn wir sind aus dem Arbeitsleben befreit, und viele von uns haben keine großen Ansprüche.  Auf den öffentlichen Nahverkwehr, auf Shopping, Kino, Theater und SportEvents können wir leichter verzichten als jüngere und berufstätige Menschen. MaßnahmeAkzeptanz und Verhaltensweisen spiegeln sich in dieser unserer „Bedarfslage“ auf spezifische Weise. Wir treten mehrheitlich fürs Impfen ein und versuchen, die Ansteckungsrisiken durch Ausdünnung unserer Kontakte gering zu halten.

Also weniger – und wenn schon, dann: kürzere Aufenthalte in geschlossenen Räumen, Verzicht auf öffentliche Verkehrsmittel, Anwendung von Maske und Abstand sowie regelmäßiges Händewaschen nach „aushäusigen“ Aufenthalten. All das mutet – für jüngere Menschen, aber auch für solche, die risikobereiter leben – übervorsichtig an, lässt Panikmache vermuten und erzeugt nicht selten hämisches Lachen. Nun ja, die Schweden haben es locker gehandhabt und alles offen gehalten, haben SarsCovid auf ihre Alten einfach losgelassen – als ob die es nicht wert gewesen seien, länger zu leben.  Die SterbeRate ist achtmal so hoch wie in Norwegen. Nicht nachvollziehbar, dass es die Mehrheit der Schweden auch heute noch richtig findet, was da jünger-egoistisch verbrochen wurde.

Ja, wir 80jährigen wollen noch ein wenig leben. Ich meine: mit gutem Recht. Schließlich haben wird vierzig oder fünfundvierzig Jahre, zumeist ohne Kur und Krankschreibung im Job verbracht. Und FreitagMittag war zumindest für mich nie Schluss. Im Gegenteil: Überstunden en masse! Da sollte Nachsicht/Rücksicht der Jüngeren gegenüber den Alten angesagt sein. Dass sich das nicht automatisch auf die drei Millionen über Sechzigjährigen, die bisher nicht geimpft sind, übertragen lässt, liegt auf der Hand. Weil hier sehr schnell mit deren angeblicher oder wirklicher Rücksichtslosigkeit argumentiert werden kann.

Wie in ähnlichen Gemengelangen gibt es auch hier diesen problematischen Mix.

Jetzt, da die OmikronVariante alles bisher Infizierte in den Schatten stellt, droht totale Regellosigkeit. Die Verfolgung der Positivfälle wurde von vielen Gesundheitsämtern bereits aufgegeben, jetzt schleift es auch bei PCR-Tests. Letztere will Lauterbach nur noch dem medizinischen und Pflegepersonal sowie den vulnerablen Gruppen (also Kranken und uns Alten) zubilligen. Ein Notgriff, wohl aber einer, der zu unseren, der Alten Gunsten ausläuft. Danke!

Schlecht und Verdacht erregend ist dagegen die moralische  Aufwertung der Schnelltests. Eine Lüge, initiiert vom PCR-Mangel? https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/corona-gesundheitsministerkonferenz-plant-weniger-pcr-tests,SvEstCo. Ich meine, dass Lauterbach hier ehrlicher sein und Mängel bei der PCR-Vorsorge/Versorgung (sie ist die schlechteste in ganz Europa!) zugeben müsste – zumal sie sein Vorgänger zu vertreten hat.

Drosten und Lauterbach haben viel für die Aufklärung getan und immer wieder nach Worten gesucht, die auch der weniger gebildete Bürger versteht. Dennoch ist vieles nicht angekommen und im Wust immer neuer Anpassungsnotwendigkeiten verloren gegangen bzw. in den falschen Hals gelang. Das Virus ist gnadenlos. Es schafft wegen nur sukzessiver Erkennbarkeit ständig neue Situationen und Handlungserfordernisse. Was bezüglich der zu verordnenden Maßnahmen kaum nachvollziehbare Wechselsprünge bewirkt und Kopfschütteln erzeugt. Der Normalbürger ist oft überfordert und leicht ein Opfer der Querdenker, die wenig oder nichts wissen, aber deutliche Worte  gebrauchen.

Klar: Zuweilen ist es unmöglich, ganz konkrete Empfehlungen zu geben. Weil im Detail weitere Fallstricke lauern – die erst gar eingeordnet, geschweige denn begriffen werden. Geboosterte sind Geboosterte und damit Geschützte, und zweifach Geimpfte immer auch unzureichend geschützt. Hier müsste unbedingt präzisiert werden. Denn zweifach frisch Geimpfte sind anders disponiert als solche, die das Impfen lange hinter sich haben. Der frisch Geboosterte ist mindestens ein paar Tage lang genauso gefährdet wie ein vor Monaten zweifach Geimpfter. Er darf aber geboostert überall hin, weil geboostert. Zum anderen wird es den Ungeimpften und einfach Geimpften schwer gemacht, den Gesamtprozess hinter sich zu bringen- weil ja sowieso alles zu spät ist, zu lange dauert und mit Blick auf das „harmlose“ Omikron sowieso unsinnig ist. Ja, gerade, was die angebliche Harmlosigkeit angeht, wird einfach den dumm um sich hämmernden Medien und Plattformen von YouTube bis Telegram vertraut. Obwohl strikt differenziert werden müsste. Ungeimpfte können schnell schwer erkranken, und alte geboosterte Menschen kann es auch treffen, weil sie anfälliger sind als jüngere oder weil die Boosterung schon Monate zurückliegt und damit auch ihre bislang hohe Schutzwirkung verloren hat.

Wo bleibt die 4. Impfung mit einem auf Omikron angepassten Impfstoff, möchte man da fragen – vor allem deshalb, weil eine 4. Impfung mit den derzeit verfügbaren Impfstoffen unsinnig erscheint https://rp-online.de/panorama/coronavirus/virologin-melanie-brinkmann-impfpflicht-ab-50-jahren-wuerde-sinn-machen_aid-65516829 sowie https://www.ndr.de/nachrichten/info/Coronavirus-Update-Der-Podcast-mit-Christian-Drosten-Sandra-Ciesek,podcastcoronavirus100.html. Und müsste nicht jede neue Impfung so früh wie möglich auf die aktuelle VirusVariante ausgerichtet werden? Was geschieht dann mit den unzähligen vorproduzierten Dosen? Werden die wieder in die Dritte Welt geschoben … oder gar vernichtet? BioNTech gibt dazu nur vage Antworten: ein angepasster Impfstoff sei frühestens Ende April 22 verfügbar. Was die Frage aufkommen lässt, ob Uğur Şahin und Co. eher geneigt sind, weitere Profite am Bisherigen einzufahren (was alle Konzerne – solange es läuft – wegen der wachsenden Profitrate gern ausreizen) oder aber intensivst zu forschen. Vermutlich trifft beides zu – was sicher nicht ausreicht, sprich: kräftemäßig kaum zu packen ist.

Zweifellos möchte jeder Anbieter als erster mit den angepassten Wirkstoffen aufwarten. Weil das erneut hohe Gewinne verspricht. Aber genügt all das dem Gesamterfordernis? Sind mit Blick auf neu auftretende, vielleicht sogar viel gefährlichere VirusVarianten, mit Blick auf eine Milliarde und mehr arme, ungebildet Menschen in aller Welt, nicht ganz andere Anstrengungen erforderlich? Könnte man Patentinhaber über große, international „gespeiste“ Prämien/Fonds nicht doch animieren, ihre Patente – zumindest teilweise – offenzulegen?

Um es kurz zu sagen: Wir werden vermutlich bis zum Lebensende mit bedrohlichen Viren und mit den gegen sie gerichteten Maßnahmen leben müssen (sofern wir denn überhaupt überleben). Denn neue Varianten sind vorprogrammiert. Sie wachsen in den Körpern vieler Ungeimpfter und geraten schlecht beobachtet oder völlig chaotisch in sehr unterschiedliche Zivilisationen – meist über Zugereiste. Gut möglich, dass sich verbreitungsfreudig und brutal immer mal zusammentun und wahre Bestien generieren. Ob sich dann Diktaturen wie die in China herausbilden (bisher: niedrigste spezifische Todesrate weltweit), ob dann Flughäfen wie Hochsicherheitstrakte verbarrikadiert und Krankenhäuser wie Virenlabore geführt werden, bleibt abzuwarten. Zu vermuten ist, dass die ARD-Dokumentation von 2015 in die richtige Richtung weist. Es dürfte wahrscheinlicher sein, dass die Menschheit nicht von der Atombombe, nicht von einem Kometen, wohl aber von entfleuchten Viren ausgelöscht wird http://www.stoerfall-zukunft.de/horror-ja-danke/. Einen ersten „Probelauf“ dazu haben wir hinter uns – mit 115.00 Toten in Deutschland und fast 1 Million in den USA (sorry für den Zynismus!).

Bild: ARD