Archiv der Kategorie: Umwelt und Klima

Wir rasen auf eine Wand zu

Wenn die Rheinische Post ihren Report zur Klimakonferenz mit „Tausend kleinen Schritten für den Klimaschutz“ beschreibt https://rp-online.de/politik/deutschland/kattowitz-das-dokument-der-tausend-kleinen-schritte-fuer-den-klimaschutz_aid-35165993, klingt das mehr als euphorisch und schönt das klägliche Ergebnis des Kattowitzer Treffens über Gebühr. Denn in der Fortsetzung von Paris ist man – bei entscheidenden Punkten – einfach nur stecken geblieben. Aber es fehlt auch an unwiderlegbaren Beweisen für die drohende Katastrophe, da die Klimamodelle nach wie vor unzureichend sind. Noch immer sind Wolken, Sandstürme und Sonneneruptionen als mutmaßliche Einflussfaktoren nicht ausreichend oder gar nicht erfasst https://digital.freitag.de/4418/kleine-turbulenz/. Noch gibt es keine exakte Bestimmung der NICHT durch den Menschen verursachten ErdErwärmung sowie eine nachvollziehbare Aussage zu den jeweiligen Größenordnungen – das … ohne Mensch und das … durch den Menschen. Keine Ahnung, wie lange die Wissenschaft  an wasserdichten Beweisen, an soliden Erklärungen noch basteln muss. Sie bald, möglichst sofort, auf den Tisch zu legen, ist mehr als geboten. Selbst, wenn dafür das Fünf- bis Zehnfache an Forschungsinvestitionen bereitgestellt werden muss. Aber auch hier hakt es, denn die finazstarken Länder gehören leider zu denjenigen, die den Kampf gegen die Erderwärmung eher plakativ/heuchlerisch betreiben. Siehe die Bundesrepublik Deutschland, die steigende statt fallende CO2-Emissionen ausweist, siehe die Gesamtwelt der Flugzeugbetreiber, für die Steuern auf Kerosin nicht in Frage kommen.

Für mich steht fest. Seit genau 10 Jahren, seit ich „Störfall Zukunft“ und mit ihm das Kapitel „Nebel im Treibhaus“ in der Öffentlichkeit  vorgestellt habe https://www.stoerfall-zukunft.de/?s=St%C3%B6rfall+Zukunft, hat sich in Sachen Klima wenig getan – man möchte meinen: eher negatives (vgl.  https://www.stoerfall-zukunft.de/nebel-im-treibhaus-aktuell-wie-eh-und-je/). Und es ist unübersehbar, dass Egoismus und Profitdenken – vielleicht sogar mehr denn je – die Anstrengungen zum Erreichen des + 2 Grad-Zieles (vom 1 ½ Grad spreche ich gar nicht) aushebeln. Hans Joachim Schellnhuber formuliert mir aus der Seele: „Wir rasen wirklich auf eine Wand zu – und der Crash könnte das Ende unserer Zivilisation herbeiführen“.

„Nebel im Treibhaus“ – aktuell wie eh und je

Mit Veröffentlichung meines Buches „Störfall Zukunft – SchlussFolgerungen für einen möglichen Anfang“* und seiner ersten Präsentation – heute vor genau 10 Jahren – fiel der Startschuss  für meine politisch-futuristische Diskussionen.

Ich zitiere aus aktuellem Anlass  das  „Störfall Zukunft“-Kapitel        Nebel im Treibhaus (2008)

Bitte beachten: Der Fließtext in Normalschrift wird immer wieder von fett gesetzten Blocks unterbrochen)

Nach den vier Sachstandsberichten des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change – Weltklimarat) und der Bali-Konferenz ist das Thema »Umwelt/Klima« zwar nicht gänzlich aus dem Bewusstsein der Menschen geschwunden, wohl aber in die Schubladen von 2020 und 2050 verbannt worden. Auf näher liegende Ziele des Umweltschutzes hat man sich allenfalls im Kyoto-Protokoll verständigen können. Mit ungewissen Aussichten, denn große schadstoffemittierende Länder wie die USA, China, Kanada und Australien sind nicht mit im Boot. Andererseits gibt es heftige Gegenbewegungen, z.B. von der Internationalen Nichtregierungskommission zum Klimawandel (NIPCC), die nahezu alle Ergebnisse des IPCC in Frage stellen. Ihre These: Der Treibhauseffekt gehe nicht auf die Handlungen des Menschen, sondern auf kaum/nicht beeinflussbare natürliche Vorgänge zurück. Überhaupt habe das IPCC bei der Deutung der Klimaphänomene wesentliche Einflussgrößen vernachlässigt/falsch bewertet und infolge untauglicher Messverfahren und Modelle falsche Ergebnisse generiert. Die Auswirkungen der zu beobachtenden Erwärmung (Anstieg des Meeresspiegels, Zunahme der Hurrikans, Verschiebung der Klimazonen etc.) seien übertrieben dargestellt und medienwirksam verkauft worden. „Nebel im Treibhaus“ – aktuell wie eh und je weiterlesen

Umweltsünder Deutschland

Deutschland hat als Vorreiter für nachhaltiges Wirtschaften und Umweltschutz längst ausgedient. Wir gehören zu den weltweit größten Emittenten von CO2; die deutsche Regierung tut so gut wie nichts gegen die Abgasskandale bei fast allen Autofirmen, versagt beim Zertifikatehandel und verzögert die Energiewende. Konkret stützt sie unverändert die Auto-Konzerne, indem sie so gut wie nichts zur Aufklärung der Betrügereien tut, indem sie Dieselkraftstoff nach wie vor subventioniert, nichts gegen das ungezügelte Wachstum bei umweltschädlichen Monsterautos (SUVs) unternimmt, die Betreiber von Solaranlagen, wo immer das möglich ist, ausbremst, die Verlagerung des LKW-Transportes auf Bahn und Schiff behindert, den großflächigen Abbau von Braunkohle weiterhin zulässt und andererseits den Steuerbürger für einen Großteil der atomaren Altlasten aufkommen lässt. Eine jetzt veröffentlichte EU-Studie belegt große Teile dieses Befundes

 

Wenn das mit dem Autofimmel so weiter geht, erreichen wir die Klimaziele nie

AutoMonster_7_12_15Die Treibhausgasemissionen in Deutschland sind erstmals nach drei Jahren wieder gesunken. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks spricht von einer Trendwende. In der Landwirtschaft und im Verkehr geht der Trend jedoch in eine ganz andere Richtung.
Grund für die „Trendwende“ ist laut Umweltbundesamt der außergewöhnlich milde Winter. Dadurch sei weniger geheizt und damit weniger fossile Brennstoffe verbraucht worden. Besonders stark ist der Rückgang bei Erdgas und Steinkohle: Der Einsatz von Erdgas verursachte 12,9 Prozent, der Einsatz von Steinkohle 8,2 Prozent geringere Kohlendioxidemissionen. Die durch Braunkohle verursachten Kohlendioxidemissionen gingen dagegen nur um 2,2 Prozent zurück.
In der Landwirtschaft und stiegen die Emissionen des Treibhausgases Lachgas (N2O) hingegen an. Grund dafür ist der erhöhten Einsatz an mineralischem Dünger. „Die immer noch steigenden Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft und vor allem im Verkehr weisen deutlich auf die vorhandenen Defizite hin“, so UBA-Präsidentin Maria Krautzberger. „Wir haben hier zusätzlichen Handlungsbedarf.“ Im Verkehr stiegen die Emissionen um mehr als drei Prozent. http://www.euractiv.de/sections/energie-und-umwelt/umweltbundesamt-deutschlands-co2-ausstoss-sinkt-deutlich-313412 . Schuld ist vor allem der Run auf die AutoMonster (SUV), deren Order um bis zu 30 % anstieg http://www.auto-motor-und-sport.de/news/suv-zulassungszahlen-april-2014-die-tops-und-flops-bei-den-suv-8361488.html

 

DAS VERFLUCHTE FRACKING – ARGUMENTATIONSHILFEN

 

Die unkonventionelle Gewinnung von Erdgas, das „hydraulic frac- turing“ (kurz auch „Fracking“ genannt) zielt auf die Erschließung von kleinen Gasblasen, die sich in Gestein, Kohle oder Schiefer quasi „verkapselt“ haben. Ihr tausendfaches „Einzelanbohren“ wäre wegen zu geringer Ergiebigkeit höchst uneffektiv. Deshalb wurde bereits vor Jahren die o. a. Technik entwickelt, bei der die Gas führenden Bereiche von außen aufgesprengt werden. Kri- tisch bei dieser Technologie ist, dass neben Press-Wasser und Sand auch hoch giftige Chemikalien ins Bohrloch geführt wer- den. Mit Aufbringen des Drucks (300-1000 bar) reißt der Unter- grund in 1.000 – 4.000 Meter Tiefe, wobei sich Sand und Chemi- kalien so in die entstehenden Spalten setzen, dass das vorhandene Gas problemlos zum Bohrloch abfließen kann. Jeder Fracking- Vorgang erzeugt ein Erdbeben, das die Stärke von maximal 3,5 auf der Richterskala erreichen kann. Gravierendere Auswirkungen aber dürfte der Chemiecocktail haben, der zu 20 – 85 % im Bo- den verbleibt. Auch die mit dem frei werdenden Gas aufsteigenden Wässer (der sogenannte „Flowback“) stellen eine immense Gefahr dar, weil sie anschließend abgeführt, transportiert und über Entsor- gungsbohrungen in unterirdische, oft undichte Kavernen verpresst werden müssen. Diese Wässer enthalten Reste des o.a. Chemie- cocktails (Toluol, Benzol, Xylol etc.), bestehen zum großen Teil aber auch aus mitgerissenem Lagerstättenwasser, das ebenfalls schädliche Beimengungen (Quecksilber, Benzol etc.) enthält. Im- mer wieder wird auch von radioaktiven Stoffen (z.B. gasförmigem Radon) im Rücklaufwasser gesprochen. Sowohl beim Einpressen, als auch beim Zurückströmen und Entsorgen der gefährlichen Gemische besteht die Gefahr der unmittelbaren oder mittelbaren Grundwasserberührung. Gleiches gilt für die in der Tiefe verblei- benden Flüssigkeitsreste und vagabundierendes, außerhalb des Bohrstranges aufsteigendes Methan/Erdgas. Beides – Flüssig- keitsreste wie auch Methan – geraten außer Kontrolle, denn nie- mand weiß, wie sich diese Stoffe in den Folgejahren/-jahrzehnten durch die Klüfte, Verwerfungslinien und Störungszonen bewegen, um irgendwann Trinkwasserquellen zu kreuzen oder anderweitig die Erdoberfläche zu erreichen. Auch unplanmäßige Gasaustritte im Bereich des Bohrstranges sind vorprogrammiert – weil eine durchgängige, fehlerfreie Einzementierung der Bohrrohre – vor allem im gebogenen Teil des Stranges – nicht oder nur zum Teil möglich ist. Methanhaltiges, brennendes Trinkwasser hat es in den USA schon mehrfach gegeben.

Aktuelle Diskussionen in den USA:

 

  • Es wird viel über die niedrigen Gaspreise lamentiert, die durch umfangreiches Fracking möglich wurden. Es wird wenig über die Bedingungen gesprochen, die dort herrschen:

 

•    Es existieren große, unbewohnte Freiflächen, die in Mond- landschaften verwandelt werden; in Wohngebieten wurde Trinkwasser mehrfach chemisch verseucht, teilweise gelangte Methan ins Trinkwasser (“brennendes Wasser“)

 

  • Bodenschätze gehören dem Bodenbesitzer. Folglich können Energiekonzerne mit ihm allein verhandeln/ihn unbeschadet auch korrumpieren (!!!)

 

•    Die Fördertiefen liegen um 3.000 m3

  • der Bevölkerung kann alles Üble übergestülpt werden, da die Bürgerinitiativen in der Regel zu schwach sind

 

  • Die niedrigen Gaspreise haben Investitionen in die unkon- ventionelle Gasförderung vorläufig zum Erliegen Jetzt soll Fracking vornehmlich bei der Gewinnung von Erdöl aus Schiefergestein angewendet werden

Im Aufsuchungsgebiet „Ruhr“ (u.a. Kreis Mettmann) liegen die Vorkommen an unkonventionellem Erdgas teilweise in weniger als 1.000 m Tiefe, sprich: in geringem Abstand zu den Grundwasservorkommen. Im Vergleich dazu wird Fracking in Niedersachsen in ca. 4.000 m Tiefe betrieben.

 

Gas wird in der Politik als Waffe eingesetzt. Regierungsoffiziell gilt: Durch Fracking können die Gaspreise signifikant reduziert werden. Allein der Gedanke soll die laufenden Gaskontrakte mit Russland konterkarieren, sprich: Putin soll mit Hinweis auf möglicher- weise geringere Gasabnahme zu PreisKonzessionenen bewegt werden. Weil ihn das auch politisch schwächen könnte, wird das Fracking von Teilen der Politik geradezu beschworen.

 

Wahr ist allerdings etwas ganz anderes: Nicht Deutschland bestimmt, ob Fracking das energetische Umfeld verändert. Dafür sind die vermuteten Gasreserven viel zu gering, dafür ist der Widerstand in der Bevölkerung viel zu stark. Denkbar wäre, dass Polen und Frankreich das Fracking aufnehmen. Aber auch dieser Umstand würde die Versorgungssituation in Europa nur wenig verändern.

Die USA dürften erst 2020 in der Lage sein, gefracktes Gas in kommerziell sinnvollem Umfang zu exportieren. Denn derzeit sinddie Bedingungen für den Flüssiggas-Handel (Kompression, Termi- nals, Transportschiffe etc.) denkbar schlecht.1 Auch wenn sich die Situation spürbar verbesserte, ist unklar, ob zusätzliches Gas auf den Märkten wirklich zu nennenswerten Preisreduzierungen füh- ren würde. Immerhin stehen für Kompression und Transfer erheb- liche Kosten an. In Deutschland dürfte sich Fracking – selbst wenn es genehmigt würde – sehr viel weniger rechnen als in den USA. Experten schätzen, dass erst ein dauerhaftes Gaspreis- Niveau von 40-50 Euro pro Megawattstunde die Fracking-Aktivi- täten sichtbar befördern könnte. Außerdem wird massiv daran gezweifelt, das Fracking unter Energieeffizienz- und Umwelt- gesichtspunkten überhaupt eine lohnenswerte Alternative dar- stellt. Immerhin ist Deutschland ganz vorn beim Energiesparen. Darüber hinaus dürften die beschränkte Flächenverfügbarkeit, vor allem aber die notwendigen Umweltschutzauflagen (sichere Ent- sorgung des Fracking-„Flowbacks“, Sicherung gegen Methan-Le- ckagen etc.) hohe bis höchste Kosten verursachen.

Die US-Firma Exxon Mobile behauptet, über 20 verschiedene Fracking-Zusatzstoffe zu verfügen, „von denen keiner offiziell als giftig oder umweltgefährlich gekennzeichnet werden müs- se“ („Rheinische Post“ vom 4. April; S. A4). Hierbei handelt es sich offensichtlich um eine faustdicke Lüge, denn zum einen hat Exxon die Einsicht in US-Erfahrungsberichte verweigert, zum zweiten wird die Zusammensetzung der Zusätze als streng gehü- tetes Know-how geheim gehalten (schließlich wird nur der König, der sich dem giftfreien Zusatz am meisten nähert!). Folglich weiß niemand, um welche Stoffe es sich handelt, ob es bekannte oder neue, bisher ungetestete und deshalb auch unbewertete (und eben auch giftige) Stoffe sind etc.

Die deutsche Industrie – selbst die sogenannte energieintensive – ist auf billiges Gas nicht angewiesen. Denn der Wirtschaftsmotor läuft auch so – wie die jährlichen Exportrekorde anschaulich demonstrieren. Immerhin hat Gabriel in Brüssel gute Chancen, die geplanten Ausnahmen von der EEG-Umlage für die energieinten- sive Industrie durchzusetzen – womit auch an dieser Stelle der ab- solute Druck pro Fracking raus wäre.

Wir Deutschen sollten unsere Gasreserven für spätere Zeiten aufbewahren. Zu einem bestimmten Zeitpunkt nämlich wird man sie umweltverträglich erschließen können. Zum anderen ist das un-intelligente Verbrennen von immer knapper werdenden fos- silen Energieträgern eine Todsünde. Denn das Fracking-Gas der Zukunft muss natürlich der chemischen Industrie zur Verfügung stehen, damit dort mit intelligenzintensiven Produkten eine 10fach höhere Wertschöpfung erreicht wird.

 

•    Für die Erteilung der Bohrgenehmigungen in NRW ist allein die Bezirksregierung Arnsberg, eine dem Land unterstellte Behörde, zuständig. Sie muss die Festlegungen des Bundesberggesetzes befolgen und benötigt außerdem die Zustimmung der sog. unteren Wasserbehörde (das sind die Kreise und die kreisfreien Städte). Letztere sind aufgerufen, die Umweltverträglichkeit der Exploration/die Wahrung des Trinkwasserschutzes zu attestieren. Es wird höchste Zeit, eine bundeseinheitliche Gesetzgebung – ganz speziell zum Fracking – zu schaffen, um ein koordiniertes, mit Krei- sen, Gemeinden und Bürgern abgestimmtes Vorgehen der jeweiligen Bezirksbehörden und damit … ein generelles Fracking-Verbot in ganz Deutschland zu erreichen.

 

1 https://www.kfw-ipex-bank.de/PDF/Analysen-und-Meinungen/Marktanalysen/ Blitz-Licht-Analyse.pdf