



25 Jahre Wiedervereinigung. Natürlich freue ich mich über diese Rückbesinnung. Wenngleich vieles schief gegangen ist/wurde. Seltsamer- oder besser: Bezeichnender Weise versuchen wir auch heute noch zusammenzukommen – bei den Löhnen, bei den Renten, beim Wirtschaftswachstum, bei Konfessionen und Konfessionslosigkeiten. Ich hörte gerade, dass man im Osten eine weitere Billion Euro investieren müsste, um vergleichbare wirtschaftliche Erfolge wie im Westen Deutschlands zu erreichen. Diese Investitionen – so der Kommentator weiter – werde es aber nicht geben.
Ich möchte diesen Tag nur mäßig feiern – und dann mit den richtigen Leuten – nicht mit Merkel, Gauck, BILD und Helene Fischer, wohl aber mit Gysi, Ströbele, Jakob Augstein, Konstantin Wecker, Anna Loos und Silly https://www.youtube.com/watch?v=sM6rLODgWMM. Dabei denke ich an die DDR-Dissidenten, denen der erfolgreiche Bildungs- und Lebensweg in fast allen Fällen brutal gekappt wurde – zuerst in der DDR, dann im vereinten Deutschland. Bärbel Bohley hat das irgendwann treffend auf den Punkt gebracht: „Wenn man sich treu ist in seinen Ansichten, gehört man jetzt nicht mehr zu denen, die gehört werden. Die Wendehälse wollen beweisen, wie sie sich gewendet haben. Es gibt bei vielen die Erwartung, die Probleme durch Anschluss zu lösen. Da sind wieder nur Mauern. Es wird nicht ins Offene gedacht. Die Bürgerbewegungen sind eine Anfechtung für die Parlamente, denn die Demokratie im Westen ist nur eine andere Spielart unserer früheren Unmündigkeit“ („der Freitag“, 1. Oktober 2015).
Wie die Wirklichkeiten WEST und OST auseinanderklaffen:
Es ist mehr als enttäuschend, dass Russlands Präsident Putin in der Syrien/Irak-Politik nicht mehr drauf hat als die bombenden Amerikaner, Briten und Franzosen http://www.sueddeutsche.de/politik/russland-wie-putin-den-syrien-konflikt-zum-stellvertreterkrieg-mit-den-usa-macht-1.2673608. Mit wieder neuen Kampfflugzeugen ist der Brandherd im Nahen Osten/ ist die Fluchtbewegung nach Europa nicht zu stoppen.
Dabei gibt es Lösungen – wenn man sie will http://www.stoerfall-zukunft.de/?p=440
Müßte sie
durchs Stundenglas:
Wir verstünden sie erstmals
die Jahrmillionen
Ich habe mit den Religionen, vor allem aber mit den Institutionen oberhalb der Kirchengemeinden nichts, aber auch gar nichts am Hut – ganz gleich, ob es dabei um Christen, Juden, Muslime, Hindus, Buddhisten, mexikanische Tempeltänzer, Anhänger der Santería oder sonstiger Kulte geht. Die Feststellung von Mariam Lau, dass Deutschland infolge der Zuwanderung islamischer wird http://www.zeit.de/2015/39/fluechtlinge-deutschland-muslime-islam, beunruhigt mich weniger, weil dadurch das Christentum bedroht würde. Viel schmerzlicher empfinde ich, dass dadurch der Anteil der Aufgeklärten in unserem Land schwindet – und dass letztere am ehesten von Muslimen bedroht sind (Tod den Ungläubigen!). Allerdings sind es weniger die Syrer, die Unruhe bereiten dürften – sie sind den säkularen Staat, sprich: die Trennung von Kirche und Staat seit 1963 gewöhnt – als vielmehr Iraker, Afghanen und islamorientierte Afrikaner. Was sich letztlich wie mischt, wird die Zukunft zeigen. Wichtig ist, dass die Missionierung der einen durch die anderen und umgekehrt auf ein Mindestmaß reduziert und das religiöse Brauchtum auf die Wohnzimmer und Kirchen/Moscheen/Synagogen beschränkt bleibt.
Es ist geradezu haarsträubend, was BDI-Chef Markus Kerber in der Wochenzeitung DIE ZEIT ablässt http://www.zeit.de/2015/39/markus-kerber-bdi-chef-angela-merkel. Er möchte nicht, dass die Wirtschaftsflüchtlinge hinter den Kriegsflüchtlingen zurückstehen – bei der Aufnahme, bei den Asylchancen. Dieser Mann ist nicht verrückt. Im Gegenteil: Er glaubt zu Recht, dass man aus mehr Bleibenden mehr passende Fachleute für die deutsche Wirtschaft schöpfen könnte. Er vertritt also ausschließlich die Interessen seiner Hintermänner. Alles andere ist ihm egal. Die soziale Last, die natürlich unendlich größer würde, gäbe man allen – die sich ein besseres Leben „erwandern“ – Asyl, überlässt er wohlweislich Staat und Steuerzahlern. Nach dem Motto: die Profite privatisieren, die Lasten sozialisieren!
• Putins Vorschlag vor der UNO muss angenommen werden
• Der Aufbau einer mächtigen Drohkulisse gegen den IS ist unverzichtbar
• Vorrangige Option muss ein erzwungener Frieden sein – ohne dass es zu Kampfhandlungen kommt
• Für die Menschen in der Region müssen politische Lösungen sichtbar werden: So sind für das Territorium von Syrien und Irak lebensfähige Strukturen vorzuschlagen/zu schaffen, die den ethnischen und religiösen Verteilungen in der Gesamtbevölkerung entsprechen und die faire Beteiligung aller Gruppierungen an den jeweiligen Machtapparaten/Regierungen sicherstellen.
• Für alle o.a. Vorgänge gilt UN-Mandat
Syrien steht im Mittelpunkt zahlloser Diskussionen, weil dort seit Jahren ein furchtbarer Krieg tobt, weil durch diesen Krieg 250.000 Menschen ihr Leben verloren und jetzt vor allem syrische Flüchtlinge bei uns eintreffen. Es ist bezeichnend für die europäische, aber auch für die US-amerikanische und russische Politik, dass man die Syrer derart lange ausbluten ließ. Und erst jetzt, da die Flüchtlinge Europa zu überrennen beginnen, eine – wenn nötig militärische – Beendigung des Nahostkonflikts ins Auge fasst. Zu sehr fürchteten die Großmächte eine gegenseitige Konfrontation, zu undurchsichtig lauerten die Konspirationen hinter den Kulissen. Im Spannungsfeld zwischen dem Diktator Assad, dem geschwürartig gewachsenen IS, al Nusra und dem inzwischen hoffähig gewordenen Iran schienen Bewegungen, die zur Klärung der Machtverhältnisse, ja zum Frieden befähigen, unmöglich. Doch wie kam es überhaupt zu dieser Gemengelage? Wer verursachte das schreckliche Hauen und Stechen? Für mich ist der Zündfunke deutlich sichtbar: der sogenannte arabische Frühling, mit dem zuvor Ägypten und vor allem Libyen ins Chaos gestürzt wurden (lediglich in Tunesien scheint es einen Hauch von Demokratie zu geben. Wir wissen allerdings nicht, wie sich die Lage nach Rückkehr der ca. 3.000 tunesischen Kämpfer aus dem Lager des IS gestalten wird). Freiheit und Demokratie waren und sind noch heute plakative Schlachtrufe, die im Namen des Frühlings Illusionen nährten – sowohl im Westen als auch (völlig anders verstanden) im arabischen Raum. Der Gedanke, dass man sich von den Lasten zurückgebliebener Gesellschaften befreien könnte, zog wie ein Feuer durch den südlichen Mittelmeerraum. Er war provoziert/ zu wesentlichen Teilen fremdbestimmt, dann aber von Leid und Elend zusätzlich angefacht. Er verstrickte die Hirne derer, die ihre Not im Kampf einklagen wollten, mit dem Grundgedanken Demokratie aber nichts anfangen konnten. Denn ein solches Konstrukt war unbekannt. Die entstehende Bewegung war folglich genauso spontan wie heterogen, gewann aber soviel Kraft, dass sie ganze Regime zum Einsturz brachte und ein Machtvakuum generierte. Vieles, was Amerikanern und Europäern suspekt geworden war, brach zusammen. Über die Folgen des Crashs war man sich auch im Westen nicht völlig im Klaren. Immerhin drohte Chaos und eine Option, die niemand wollte: eine Reihe von Scharia-regierten Staaten/Konglomeraten. Andererseits sprach vielles dafür, dass der Aufruhr den Einfluss der Russen im Mittelmeerraum untergraben könnte.
Ein in chaotische Verhältnisse gebettetes Arabien, das in Stammesauseinandersetzungen, religiösen Konflikten und kleinliche Machtkämpfen verstrickt ist, stellt keine Gefahr für die um Vorherrschaft bemühten Kräfte auf dieser Welt dar, ermöglicht die preiswerte Ausbeutung von Öl- und Gasreserven durch neue, geneigtere Partner und sichert die Selbstzerfleischung von hochstilisierten Rivalen des Christentums.
Gaddafi, Mubarak und Assad, hatten große Teile der arabischen Welt befriedet. Sie regierten diktatorisch, aber bei weitem nicht so menschenfeindlich wie das westliche Medien weismachen wollen. Gaddafi hat sich sowohl um einen hohen Lebensstandard im Lande, als auch Bildung und Gesundheit bemüht. Er hat die eifernden Extremisten stets in Schach gehalten und viele afrikanische Länder materiell unterstützt. Er musste weg, weil sein wirkliches Image das ihm aufgesetzte zu überstarhlen drohte. Mubarak, der lange Jahre ein berechenbarer Partner des Westens im Nahen Osten gewesen war, wurde gestürmt, weil es keine sichtbare Vorwärtsentwicklung in Ägypten gab – statt dessen Korruption, Freiheitsentzug und eine massive materielle Not der Menschen. Assad schließlich sollte als Parteigänger der Russen kalt gemacht werden. Dass dieser Mann, ebenso wie zuvor sein Vater, auch für solide Verhältnisse im Lande gesorgt hatten, wird heute weitgehend verschwiegen oder unter den Teppich gekehrt. Wer weiß schon, dass es in Syrien nur 1% Analphabeten und seit 1963 eine strikte Trennung von Kirche und Staat gibt (eine im arabischen Raum einmalige Situation)? Praktiziert wurde ein moderater Islam, der die Betätigung aller im Bypass existierenden Religionen zuließ. Extremisten hatten in diesem Umfeld keinerlei Chancen. Wenn die meisten Menschen Assad heute einen Mörder nennen, dann haben sie zweifellos Recht damit. Allerdings sollten sie in Rechnung stellen, dass dieser Mann, der wie jeder andere Staatsmann auch, an der Macht festhalten wollte, Opfer gewaltiger Zwänge wurde. Zum einen bedrängten ihn plötzlich Menschen, die sein verharztes Regime wenn nicht abschütteln, so doch gründlich reformieren wollten. U.a. wurde gefordert, dass die Sunniten – stärker als bisher – an der Machtausübung beteiligt werden. Hinzu kamen Unruhen, die auf eine von 2006 bis 2010 währende schwere Dürre zurückgingen (der Freitag 43/15). Schließlich drückten ihne die mannigfaltigen Versuche westlicher Geheimdienste, denen die militärische syrisch-russische Zusammenarbeit ein Dorn im Auge war. Ganz sicher wurde Assad durch das Zusammenwirken all dieser Umstände in die Position des Schlächters hineingetrieben – eines Diktators, der das Infragestellen seiner Macht nicht gewohnt war und dann wild um sich schlug. Niemand wird Assads als Person frei sprechen, resp. seine Kriegshandlungen rechtfertigen können. Er hat das vertretbare Maß an Selbstverteidigung weit überzogen. Sollte man ihn jetzt – da ein Frieden in Mittelost quasi erzwungen werden muss – noch brauchen, dann wird das nur für eine kurze Übergangszeit sein. Syrien: Frieden um fast jeden Preis weiterlesen
VW muss die Manipulation bei Abgaswerten einräumen http://www.tagesschau.de/wirtschaft/volkswagen-113.html. Ein Skadal ohne gleichen. Sollte man meinen. Aber VW hat sich in Umweltfragen schon immer robust gegeben, z.B. bei der Lieferung VW-Wagen nach China. Während man in Deutschland zur Einhaltung der Abgasnormen gezwungen wurde, schob man ins Reich der Mitte Autos ohne KAT und Rußfilter. Der Unterschied: die Chinesen wussten davon. Und man gab sich arglos: die Umwelt wurde in China versaut – war ja nicht derselbe Erdball.
Die Führungsspitze von VW muss auch deshalb in den Bau, weil sie niemandem zugetraut hat, die Manipulation aufzudecken. Das hatten wir selten: Dummheit lenkt kriminelle Energie gegen den Auftraggeber.
Deutschland, das sich so gern als Umweltvorzeigeland gebärdet, muss mit dem VW-Skandal eine weitere Niederlage in Sachen Ökologie hinnehmen. Man darf hoffen, dass den Heuchlern endlich das Maul gestopft wird. Politiker, die den Autokonzernen vor Jahren vorschlugen, ihre Abgaswerte freiwillig zu senken, gehören mit ins kriminelle Kartell. Als ob sie nicht wüssten, dass profitreduzierende Einschränkungen, die Konzerne freiwillig gestalten wollen, immer nach hinten losgingen.
Nachtrag vom 23. September 2015: VW-Vorstand Winterkorn ist zurückgetreten. Der Aufsichtsrat und der niedersächsische Ministerpräsident akzeptierten diese Entscheidung – mit Respekt. Obwohl noch niemand genau weiß, was Winterkorn wusste.
Nachtrag vom 6. Oktober: Sowohl die Führung von VW als auch die Bundesregierung wussten seit Jahren, dass zwischen den bei Tests ermittelten und den in der Praxis auftretenden NOx-Werten Welten lagen – und dass die Bevölkerung wissentlich mit Stickoxiden vergiftet wurde http://www.swr.de/report/weil-autobauer-tricksen-leiden-menschen-unter-hoher-stickoxidbelastung-krank-dank-vw/-/id=233454/did=16047072/nid=233454/c2ejhc/index.html. Ingenieure von VW haben die Manipulationen inzwischen eingeräumt. Ein Hinweis auf die Auftraggeber steht noch aus.