Alle Beiträge von Ulrich Scharfenorth

Europa droht zu zerbrechen

Die Europäische Union läuft Gefahr Glaubwürdigkeit, Stabilität und Existenzberechtigung zu verlieren. Wichtige Werte wie Solidarität und gegenseitige Wertschätzung sind bereits in der Griechenlandkrise verloren gegangen. Die FlüchtlingsKrise, die UkraineKrise und jetzt auch die Krise um die geplanten Freihandelsabkommen könnten demnächst zur Nagelprobe werden. Wie es aussieht, durchlebt Brüssel gerade neue Erschütterungen. Es gibt Leute, die sehen das rigoroser. Sie sprechen bereits von einem Trümmerhaufen, in dem Lethargie und Hoffnungslosigkeit dominieren http://www.tagesspiegel.de/politik/europaeische-union-der-frust-der-foederalisten/12379334.html. Sollte es Merkel und Co. nicht gelingen, die Migration zu einem europäischen Problem zu weiten, dann könnte die EU schon in Kürze auseinander brechen. Einmal mehr zeigt sich, dass die Verkürzung Europas auf die gemeinsame Währung grundfalsch war. Was an politischer und Sozial-Union, was an Harmonisierung bis heute fehlt, wird derzeit zur aufbrechenden Wunde. Wir waren – so scheint es plötzlich – nie beieinander und auf richtiger Augenhöhe. Deutschland hat vor allem profitiert. Die, die das Nachsehen hatten, legen jetzt die Rechnungen vor. Sie scheuen die Verantwortung, sie streiken, sie verbünden sich mit den USA, sie verlangen Sonderbehandlungen und vor allem frisches Geld von den Nettozahlern. Dabei ist die EU schon jetzt überfordert. Sie ist überdehnt, im Zugriff immer neuer Aufnahmekandidaten, im Schlepptau der Türkei und immer hilflos, wenn es gilt, mit einer Zunge zu reden. Ständig präsent ist die Furcht,  dass wir bald zurückfallen könnten – in eine Zeit der Grenzen, der engstirnigen Nationalstaatlichkeit. Möglich, dass genau das gewollt ist – von den Chinesen, die sich gern und dauerhaft an Europa vorbeischieben würden, von den Russen, die der Embargos und der Demütigungen leid sind, von den Amerikanern, denen geschwächte und devote Vasallen wie immer zu pass kommen.

Beim Wohnungsbau endlich klotzen!

Noch einmal zum Thema „Wohnungsbau“. Sie haben es sicher mitbekommen. Deutschlands größtes privates Wohnungsunternehmen Vonovia wollte das zweitgrößte, die Deutsche Wohnen, übernehmen. Dieser vorerst gescheiterte und nun doch wieder relevante Vorgang http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/vonovia-bei-deutsche-wohnen-uebernahme-weiter-a-1059052.html führte dem Bürger endlich vor Augen, was die konservativen Regierungen in Deutschland angerichtet haben. Sie verkauften zwischen 1997 und 2007 ihr Tafelsilber, sprich: 700.000 Wohnungen an verschiedene Private-Equity-Unternehmen („DIE ZEIT – Großes Monopoly“, 22. Oktober 2015), die nicht erst jetzt dabei sind, Kasse zu machen und sich gegenseitig aufzufressen. Tatsache ist, dass die neuen Besitzer aus der Substanz ausschließlich teuren Wohnraum ab 12 Euro pro Quadratmeter (Kaltmiete) machten. In gleichem Maße gingen dem Staat/den Bürgern preiswerte Sozialwohnungen verloren. Aber das war nur die Spitze des Eisbergs. Insgesamt ist der Bestand an Sozialwohnungen in den letzten vierzig Jahren um rd. 4,6 Millionen zurückgegangen http://www.stoerfall-zukunft.de/?p=547. Ein unerhörter Vorgang – der jetzt, da noch viel dringender Wohnraum benötigt wird, grell im Licht steht. Die Reaktion der Politik ist bezeichnend. Sie versucht wieder einmal zu sparen und den Ball niedrig zu halten. Dabei wird sie vom Flüchtlingsstrom bereits überrollt. Konkret wollte der Bund nur 500 Millionen Euro pro Jahr für neue Wohnungen bereit stellen, was 12.000 Wohneinheiten entspricht. Benötigt werden aber ca. 140.000 pro Jahr http://www.rbb-online.de/kontraste/archiv/kontraste-22-10-2015/wie-politik-und-buerger-neue-sozialwohnungen-verhindern.html. Folglich sind nicht 500 Millionen sondern 7 Milliarden Euro für den in Angriff zu nehmenden Wohnungsbau erforderlich. Lediglich weitere 500 Millionen hat das Bauministerium inzwischen dazu gelegt. Tickt man in Berlin noch richtig? Beim Wohnungsbau endlich klotzen! weiterlesen

Die Japaner sind wieder vorn

Hat die deutsche Automobilindustrie schon wieder das Nachsehen? Toyota kommt in Kürze mit seinem neuen Brennstoffzellenauto Mirai – das mit Wasserstoff läuft http://www.zeit.de/mobilitaet/2015-07/energiewende-auto-elektrifizierung-zukunft-mobilitaet/seite-2. Bis 2020 will man in Japan 2000 Wasserstofftankstellen bauen. Paralleles Ziel ist die Treibstoffgewinnung aus alternativen Energien, insbesondere Windkraft. Bereits mit dem Plug-in-Hybrid Prius hatte Toyota Millionen von Käufern gefunden – bevor das seinen Konkurrenten (vor allem in Europa) gelang. Das Brennstoffzellen-Auto fährt nahezu lautlos und erzeugt keinerlei Schadstoffe. Das Betanken dauert nur drei Minuten und die Reichweite übertrifft die von E-Autos um ein Vielfaches. Noch ist das erste Serien-Fahrzeug teuer. Doch das wird sich ändern, wenn die Mirai-Nachfolger zu Massenprodukten werden. Europa setzt vorerst auf das Elektro-Auto. Ob das die richtige Wegweisung ist?

Die bisher beste Erläuterung zu den Freihandelsabkommen

Liebe Freunde, verwendet/verwenden Sie eine Stunde ihres Lebens darauf, festzustellen, wie die derzeit in der Pipeline befindlichen Freihandelsabkommen unsere Gesellschaft zu ruinieren drohen – so man sie denn akzeptiert.
Gestern las ich, dass nicht einmal der Bundestagspräsident Zugang zum derzeitigen Verhandlungsstand und den dazu vorliegenden Dokumenten erhält, geschweige denn die einfachen Mitglieder des Bundestages http://www.spiegel.de/politik/ausland/freihandelsabkommen-ttip-abgeordnete-duerfen-keine-us-texte-lesen-a-1052429.html. Denen soll der 1000-Seiten-Wälzer – in juristisch ausformuliertem Englisch kurz vor der Abstimmung auf den Tisch fliegen – so wie das schon mit den Unterlagen zum Fiskalpakt geschah. Die Deutungshoheit zu den Freihandelsinhalten wird dann nicht bei den überforderten Volksvertretern sondern bei ausgewählten Regierungsbeamten liegen, die derzeit an zwei Tagen in der Woche für zwei Stunden Zugang zum Geheimarchiv haben, das sich – man könnte irre werden – in den Räumen der US-Botschaft befindet.
Aus unserer Demokratie wird auch an dieser Stelle eine Müllgrube.
Aber hört/hören Sie selbst

https://www.youtube.com/watch?v=IpAsS9FyUGA

Noch immer spricht niemand ernsthaft über sozialen Wohnungsbau

WohnungsbauEs ist geradezu unerträglich, dass Hunderttausende Flüchtlinge auf engstem Raum leben müssen und andererseits kein Politiker ernsthafte Anstrengungen unternimmt, um den sozialen Wohnungsbau zu forcieren. Es wird endlich Zeit, dass der Privatisierungswahn der letzten Jahrzehne durch staatliche Maßnahmen ergänzt, resp. abgelöst wird http://www.stoerfall-zukunft.de/?p=547. Merkel muss endlich erklären, dass nicht mehr der Markt bestimmt, welche Wohnungen für welche Menschen gebaut werden, sondern die soziale Verantwortung. Wir brauchen ein sofortiges staatlichen Wohnungsbauprogramm, dass sich an den Anforderungen den nächsten fünf bis zehn Jahre orientiert – und der Realität des Flüchtlingsstroms Rechnung trägt! Der nämlich wird in absehebarer Zeit nicht abebben, sondern noch ansteigen.

Die EnergieGangster müssen dingfest gemacht werden

imagesw2fgDer Traum vom billigen und CO2-armen Atomstrom ist spätestens jetzt ausgeträumt. Hätten die zuständigen Energiekonzerne die Kosten und den Energieaufwand für den Rückbau der AKWs, für die Zwischen- und Endlagerung der strahlenden Abfälle richtig kalkuliert, dann wären sowohl der Strompreis als auch die Umweltbelastung signifikant höher ausgefallen. So aber wurden die Bürger über die strahlungsintensive Energie getäuscht und dürfen jetzt das Fehl an Rücklagen auch noch bezahlen. Es ist wie immer …
Details zu allen relevanten Fragen unter „Mahnmale des Versagens“ https://magazin.spiegel.de/digital/?utm_source=spon&utm_campaign=inhaltsverzeichnis#SP/2015/42/139226812

Korrupte Bande

Fußball_17_10_15Ich schau mir gern ein Europa- oder Weltmeisterschaftsspiel an und vergesse für Minuten den geklonten Zirkus. Längst wissen wir, dass die Fußballclubs wie börsennotierte Unternehmen agieren und dass die „erfolgreichsten“ die besten Spieler und damit auch die sicheren Siege einfahren. Wenn Bayern München Götze und Lewandowski aufkauft und die zu den schon gekauften Alt-Stars steckt, dann muss doch einfach gewonnen werden. Was das noch mit Sport zu tun hat, weiß ich nicht.
Jetzt fliegt mit der FIFA das ganz große Ding auf http://www.taz.de/!5040067/ und http://www.focus.de/sport/fussball/fifa-skandal-im-news-ticker-jetzt-live-aus-zuerich-sepp-blatter-spricht-nach-skandal-tagen-der-fifa_id_4717060.html und ich hoffe ein wenig, dass es auch die eitlen Kaiser und Könige trifft. Dass die FIFA 50% der bei Fußball-WMs erzielten Einnahmen als Gewinn verbucht, ist so unglaublich wie unerträglich http://www.handelsblatt.com/1-6-milliarden-euro-gewinn-fifa-feiert-rekord-wm/10255290.html

Zur WM 2014 habe ich meinen Senf bereits abgesondert: http://www.stoerfall-zukunft.de/?p=155

Wie Staaten und Konzerne unsere Erde vermüllen

Weltraumschrott_17_10_15Das Weltraum-Lagezentrum der Bundeswehr bekommt ein Überwachungsradar, mit welchem Bürger und Satelliten vor umherfliegendem Weltraumschrott geschützt werden sollen http://www.rp-online.de/panorama/uedem-wir-haben-ein-problem-aid-1.5476139.
Nahe liegende Frage: Wie soll der Schutz erfolgen, wenn jeder Metallprügel ungehindert und ungesteuert auf der Erde aufschlagen kann. Gibt es dann, wenn ein Absturzkandidat Richtung Landmasse abkippt, ein kilometerweites Megaphon-Rotlicht-Szenario?
Der Normalbürger fliegt nicht ins All, sodass er dort befindlichen Trümmerteilen nicht ausweichen muss. Den Marsianern aber rate ich, den geplanten Flug vorzuziehen – damit die Rakete noch durch kommt.

Bereits am 3. April 2009 schrieb ich zum Thema. Der Beitrag wurde später in mein Buch „abgebloggt“ aufgenommen http://www.amazon.de/abgebloggt-Drei%C3%9Fig-Monate-zwischen-Fakten/dp/3937507310#reader_3937507310

 

Müllplatz Weltraum

Derzeit wird die Erde von ca. 6.000 Satelliten und Sonden umkreist. Hinzu kommen 400.000 bis 500.000 Schrottteile unterschiedlicher Größe, die ebenfalls ihre Bahnen ziehen. Fragt sich, wie lange dieses Beieinander gut geht. Immerhin gab es schon Kollisionen – die letzten im Februar und im März 2009. Einmal büßten die USA einen Kommunikations-Satelliten ein. Dann musste die ISS dem Bruchstück einer chinesischen Rakete ausweichen.
Obwohl die kreisenden Trümmer überwacht werden, scheint niemand ihren Zuwachs zu fürchten. Das kleine Gerümpel, so heißt es, verglühe im Flug auf die Erde. Vom Kompakteren allerdings hört man, dass es schnell mal Dächer durchschlägt – meist nach Vorwarnung. Doch wer weiß schon, ob die Info nützt? Antriebe, die man im Schrott aktivieren könnte, gibt es nicht. Und so sucht sich das Geschoss schwerkraftgemäß das genehme Bohrloch. Die Verursacher lassen grüßen.

Nachtrag vom 17. Mai 2011: Noch 2011 wird ein tonnenschwerer deutscher Forschungssatellit aus dem Weltraum abstürzen. Bisher ist unklar, ob „Rosat“ in der Atmosphäre komplett verglühen wird oder ob Trümmer die Erde erreichen – so Andreas Schütz, Sprecher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln und Oberpfaffenhofen. Im Falle eines Absturzes auf die Erde muss Deutschland für Schäden haften, die weltweit durch den Absturz entstehen könnten (http://www.sueddeutsche.de/wissen/flugkoerper-rosat-deutscher-satellit-vor-absturz-1.1065444).
Umweltschutz scheint auch im Weltraum kaum Thema zu sein − weder im erdnahen Bereich, noch weiter draußen. Möglich, dass man erst dann aufschreckt, wenn Korridore eng, herabfallende Teile bedrohlicher und Satelliten wöchentlich von Geschossen zersiebt werden. Wer indes glaubt, dass der treibende Schrott so einfach an die Hand genommen und klaglos eingesackt werden kann, irrt sich. Billigsammeln ist nicht drin, denn kaum etwas, das im Raum schwirrt, ist ferro-magnetisch.

Nachtrag vom 21, Juli 2011, 11:56 Uhr: Soeben ist mit der Landung der US-Raumfähre Atlantis eine Ära der Weltraumfahrt zu Ende gegangen. Ab sofort können sich US-Astronauten nur noch mit ausländischen Raketen („Sojus“, Russland etc.) ins All begeben. Erst 2014/2015 werden die Amerikaner ihr Programm bemannter Weltraumflüge fortsetzen. Was dann in zwei Richtungen entwickelt werden soll. Zum einen geht es um den Transport von Privatpersonen/Raumtouristen (private Finanzierung), zum anderen um die Erkundung des außerirdischen Weltraums (staatliche Finanzierung). Ob für die zuletzt genannte Mission überhaupt Geld da sein wird, ist angesichts der augenblicklichen Haushaltslage der USA mehr als fraglich. Auch konkrete Pläne zur Ausgestaltung künftiger Fernreise-Missionen soll es bisher nicht geben.
Was das Ganze mit Weltraumschrott zu tun hat? Nun, eher wenig. Denn die Shuttles sind jeweils planmäßig zur Erde zurückgekehrt − ohne den Raum nennenswert zu „verschmutzen“. Doch abseits dieser eher nachhaltigen Experimente, wuchert das „orbitale Trümmerfeld“ weiter. Erst vor gut drei Wochen mussten die Insassen der ISS einen besonderen Schutzraum aufsuchen, als sich Weltraumtrümmer bis auf wenige hundert Meter näherten. Eine solche Situation ist nicht hinnehmbar. Alle Raumfahrtnationen sind aufgerufen, eine Konvention zu unterzeichnen, die eine gezielte Beschränkung der „All-Verschmutzung“ sowie eine teilweise Beräumung des erdnahen Raumes vorsieht. Ob es technisch möglich ist, große Schrotteile anzustoßen oder mit einem Antrieb zu versehen, um sie in eine definierte (Absturz- oder erdferne) Bahn zu lenken, wird die Zukunft zeigen. Ebenso wichtig wäre das Ausdünnen des Kleinteile-Schrotts. Beides dürfte so kostenträchtig sein, dass sich niemand freiwillig zu solchen Aktionen bereitfinden wird. Fragt sich, ob auch hier Katastrophen nötig sind, um Menschen zu vernünftigem Denken und Handeln zu bewegen.
Aber Staaten und Konzerne vermüllen nicht nur den Weltraum. Auch in den Weltmeeren geht es bestialisch zu. Es wird verkippt und verklappt, was das Zeug hält. Die Gesamtmasse des Mülls in den Weltmeeren wird auf 142 Millionen Tonnen geschätzt. Nach Angaben des UN-Umweltprogramms treiben auf jedem Quadratkilometer Ozean 13.000 Plastikteile („Süddeutsche Zeitung“, 15. April 2013). Doch das ist nicht alles: http://www.sueddeutsche.de/wissen/giftige-plastikstrudel-im-meer-die-groesste-muellhalde-der-welt-1.166232
Deutschland ist im Oktober 2015 zum Müll-Europameister gekürt worden http://www.rp-online.de/wirtschaft/deutschland-ist-muell-europameister-aid-1.5476613
Auch bei Elektroschrott führen wir die VerschwenderRiege an. Vieles davon landet auf illegalen Müllplätzen in Afrika: http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-04/elektroschrott-deutschland-produziert-so-viel-wie-kein-anderes-eu-land

Wer sich noch umfassender über die augenblickliche Situation unseres Planeten informieren möchte, sollte sich den Film „Home“ansehen. Einfach umwerfend https://www.youtube.com/watch?v=TIYikJKTyb0