Kann Nawalny das Gas abdrehen?

Sorry, aber da fragt man sich doch, ob die Dame alle Tassen im Schrank hat. Fordert sie doch nun auch, dass Nordstream 2 stillgelegt wird. Frau Baerbock ist da offenbar ebenso zu spät wie Claudia Kemfert https://www.rnd.de/politik/baerbock-fordert-endgultigen-baustopp-fur-nord-stream-2-ein-absolut-fatales-projekt-4HXO77PRRFAZL5NM5XOICZUKXM.html. Beide haben es offenbar verpasst, ihre Einwände gegen Gasimporte rechtzeitig, und zwar vor Beginn des Projektes, anzumelden https://www.youtube.com/watch?v=RY-EptqBqlo.

Hinterher ist man immer schlauer, oder aber man hat keine Ahnung, keine Infos oder Nawalny in petto. Das Wiederaufkochen des sinnlosen Vorschlags, Putin wegen der derzeit laufenden Proteste bestrafen zu wollen, zeugt von Null Durchblick, resp. völligem Verlust, was ökonomisches Denken angeht. Denn zum einem kann der relevante Gaskonzern sein attraktives Gas überall hin exportieren. Zum anderen ist derjenige, der dem deutschen Steuerzahler den bei Stillsetzung eintretenden Verlust aufbürden will,  ein schlechter Berater. Zudem einer, der Amerikas Ambitionen, das ekelbelastete Frackinggas in Europa abzusetzen, unterstützt. Denn irgendein Gas wird schon kommen – selbst wenn man hier und da glaubt, es nicht importieren zu müssen. Übrigens könnte auch Deutschland das aus Russland übertragenes Erdgas mühelos überall hin verkaufen, wenn es denn im Überschuss vorhanden ist.

Wer etwas weiter denkt, könnte aber auch darauf kommen, dass wir Erdgas für die Gewinnung von Wasserstoff, in jedem Fall aber im Rahmen einer Brückentechnologie bei Auslaufen  von Atomenergie und Braunkohle brauchen. Vor allem dann, wenn die Braunkohle nicht erst 2038, sondern bereits 2030 stillgesetzt würde. Aber darauf kann Frau Baerbock, die sonst alles Mögliche gegen die Braunkohle in Bewegung setzt, offenbar nicht kommen. Und die Kämfert hat den früheren „BraunkohleSchluss“ und  die Unsinnsstrategie bei E-Autos ganz sicher nicht „eingepreist“.

Sich dafür einzusetzen, dass die Korruption, mafiöse Machenschaften und ähnliches in Russland bekämpft werden, ist lobenswert. Es sollte allerdings denjenigen überlassen werden, die es ursächlich angeht. Nawalny hat das Thema sicher zu Recht aufgegriffen, scheint aber ansonsten nichts, aber auch gar nichts im Köcher zu haben (ist er nun ein Rechter, ein Antisemit, ein Russlandzerstörer, ein Linker, ein Revolutionär, für den 1917 erst der Anfang war, ein bloßer Vandale, ein Narziss ohne Goldmund, ein Verführer, dem alle Trottel auf den Leim gehen?). Tatsächlich tut sich hier erneut die Frage auf: Wer ist Nawalny? Ich habe dazu in meinem neuen Buch „Ich habe euch gewarnt“ wie folgt referiert https://www.stoerfall-zukunft.de/category/meine-buecher/:

Der Fall Nawalny: Wer ist Nawalny und welche Politik verfolgt er? Ist er ein Rechtsextremer, ein Aufwiegler um des Aufwiegelns Willen, ein Patriot, der Russland in die Demokratie führen will oder ein Parteigänger des Westens, der Russland filetieren möchte? Wie sieht sein Programm aus?. Wir, die Medienkonsumenten, müssen mit dem klar kommen, was uns ARD und FAZ tage- und wochenlang servieren.

Was mit einiger Sicherheit feststeht: Nawalny wurde vergiftet, was zweifellos ein Verbrechen ist – von russischer Seite aber bestritten wird. Wenn Vergiftung: Wo und wann fand sie statt. Wer hat sie durchgeführt? Wer ist in der Lage, in kürzester Zeit ein Spezial- flugzeug bereitzustellen, um es offiziell oder an den russischen In- stitutionen vorbei nach Berlin zu schicken? Welche Kräfte agieren da im finsteren, rechtsfreien oder doch freien Raum? Fest steht, dass die Vergiftung in Russland stattgefunden hat und deshalb auch dort aufgeklärt werden muss. Fest steht auch, dass diejenigen, die die Vergiftung festgestellt haben, nicht bereit sind, die Analyseergebnisse vollinhaltlich bekannt zu geben. Und auch nichts tun, um eine unabhängige internationale Untersuchung zu ermöglichen. Wem nützt die Vergiftung Nawalnys, muss man wohl fragen, wenn man plausible Antworten erwartet. Hier im Westen wird diese Frage gar nicht erst gestellt. Man braucht wohl ein bashingtaugliches Ergebnis …

Nord Stream 2 mit dem Fall Nawalny zu verknüpfen, ist mehr als hirnrissig. Wer das Projekt jetzt stoppen will, muss voll blind sein. Sollen 90% der Ausrüstungen im Meer verrotten? Soll der deutsche Steuerzahler für die Verluste der beteiligten Firmenaufkommen? Die Kritik an der Gasleitung hätte vor dem ersten Spatenstich erfolgen müssen. Doch erst heute wird energisch da- nach gefragt, ob wir das Gas überhaupt brauchen. Claudia Kemfert sagt NEIN.

Nachtrag vom 21. Dezember: Nawalny gibt vor, einen auf ihn angesetzten FSB-Agenten enttarnt zu haben. Der Mann habe seine Beteiligung an der VergiftungsAktion zugegeben10.Pralle Knalltüte: Niemand kann glauben, dass der FSB zur Einschüchterung/Tötung eines so bekannten PutinGegners unfähige, selbstverräterische Idioten einsetzen würde. Sehr viel wahrscheinlicher ist, dass Nawalnys Botschaft ein vom Westen gesteuertes Komplott darstellt. Fieses Bashing – dem ungebildeten Bürger serviert; billig und primitiv aus der Sicht derer, die poli- tisch denken können.

Diesen Ausführungen muss ich aktuell folgende Fragen hinzufügen:

Frage 0: Mit welchen Geldern, Telefon-Nummern und Geheimdienst-Tools wurde Nawalny ausgestattet, bevor er wieder nach Russland einreiste?

Frage 1: Wo befindet sich der gigantische Prunkpalast von Putin? Wie war es bei der extremen Bewachung von Regierungsinstitutionen möglich, die Innenräume zu fotografieren/zu filmen? Wer sagt, dass Putin in diesem Palast regiert?  (Putin ist in keinem der Räume zu sehen). Woher stammt die wahnwitzige Zahl zu den Investitionskosten? Warum billigt man Putin keinen repräsentativen Sitz zu? Über den verfügt fast jeder Staatspräsident in den entwickelten Industrieländern – ja sogar in Afrika.

Frage 2: Warum gibt es über die Person von Nawalny und dessen politisches Programm hier zu Lande Null Informationen?

Frage 3: Warum erwägen Baerbaum und Co. überhaupt nicht, dass Nawalny von Leuten vergiftet wurde, die Putin schaden wollen?