In Glasgow großes Klima-Geklirre mit Obama. Viel Gerede und kaum ein konkretes Maßnahmepaket. Die Staaten bei ihren Konzernen und den sie aussaugenden Global Playern in Geiselhaft. Nirgendwo ist erkennbar, dass die Emissionen demnächst signifikant sinken. Das Teilbekenntnis zur Begrenzung des Methanausstoßes gibt sich angesichts der tauenden Permafrostböden, angesichts drohender Eruptionen infolge steigender Meerestemperaturen eher lächerlich. Löste sich das Kittgefüge gefrorenen Methanhydrats in den Ozeanen – und hierfür wären nur 3-5 Grad an zusätzlicher Temperatur erforderlich – dann stürzten Hänge, dann gingen ganze Unterseelandschaften einschließlich der darauf befindlichen Inseln in die Binsen – und ebenso die Länder, die von den darauf folgenden Tsunamis getroffen werden. Dann würde so viel gasförmiges Methan aufkochen, dass es nicht mehr lohnte, über verkraftbare Gradziele der Erderwärmung zu reden. Tatsächlich ist es so, dass die Aufheizung ungebremst voranschreitet. Derzeit, sprich: im heutigen WEITERSO läuft alles auf die 2,3 – 2,7 Grad hinaus.
Es ist ein Grundversagen der Menschheit, dass Kinder und Jugendliche – Menschen wie Greta Thunberg und Luisa Neubauer – das Banner für einen Paradigmenwechsel hoch halten, während die wirklich Mächtigen am Status quo festhalten und der globale Massenprotest ausbleibt. Die Klima-Demos in Glasgow, die Gespäche Obamas mit den Aktivisten – beides macht deutlich, wohin die Reise gehen muss, vermutlich aber nicht geht https://www.tagesschau.de/ausland/glasgow-abschlusserklaerung-101.html. Was nicht etwa konservative Zeitungen, was die die taz in diesem Zusammenhang absondert, ist bloßer Zweckoptimismus https://taz.de/Klimagipfel-in-Glasgow/!5808885/. Dass man sich in Glasgow mit dem verschärften, statt dem bisherigen Ziel (1,5 statt 2 Grad Erderwärmung) beschäftigt, sagt doch nichts über die derzeitige, verheerende GesamtSituation und schon garnichts darüber, dass die Ziele erkennbar und weit verfehlt werden. Zwar glauben die Protestierenden daran, dass ihr Engagement zunehmend verstanden und akzeptiert wird. An die egoistischen Grundfesten der Hauptumweltzerstörer dürfte es allerdings wenig rühren. Im unaufhaltsamen Wachstumswahn, den der Kapitalismus permanent beschert, gibt es theoretisch nur zwei Möglichkeiten einer Weiterexistenz. Entweder es wird auf Basis fossiler, metallischer und anderer Rohstoffe solange produziert bis diese Rohstoffe ausgehen (was Atmosphäre, , Böden und Gewässer kontaminiert, degradiert und zerstört) oder eintretende Katastrophen zwingen zu Alternativen – die die Menschheit auf ein extrem niedriges Lebensniveau herunterzwingen, wenn nicht gar auslöschen.
An einen erkenntnisbasierten und vernunftgesteuerten Systemwechsel in Richtung eines demokratischen Sozialismus+Freiheit kann ich nicht glauben. Die derzeitigen Machtverhältnisse sprechen zu deutlich dagegen. Allenfalls in der Katastrophe – in einer Welt ohne wirkliche Ressourcen und Gestaltungsmöglichkeiten – wäre ein Umsturz denkbar, der aber eher in furchtbare Verhältnisse führen würde – ganz gleich, ob wir das Sklaverei oder stalinistische Wiederkehr nennen.
Fatalerweise ist es der westlichen Politik gelungen, dass IMMERWEITERSO erfolgreich mit mehr Wohlstand zu verbinden und die Konsequenzen des zügellosen Wirtschaftens bei großen Teilen der Gesellschaft auszublenden. Klar, dass es unter diesen Bedingungen äußerst schwer fallen dürfte, umzusteuern. Amerikaner, Chinesen, Europäer, Russen, Inder und Brasilianer – sie repräsentieren mit ihren Konzernen die mächtigsten Wirtschaftsfaktoren in unserer Welt – haben die Erde erfolgreich und mit hoher Rendite ausgebeutet und ihren Bürgern eine Lebensstandard serviert, den diese unbedingt aufrechterhalten wollen. Der Preis für diese Ausbeutung – billige Arbeitssklaven und eine weitgehend kostenfrei beanspruchte Umwelt – wird bis heute verharmlos oder gänzlich aus dem Sichtfeld gelöscht. Immer mehr Menschen wollen so leben, wie gut situierte Bürger im Westen, und niemand wird sie davon abhalten, diesen Wunsch weiter zu verfolgen. Bliebe der Weg in dieses Paradies der alte, ewig verfolgte, dann bräuchten wir drei bis fünf Planeten. Die aber haben wir nicht. Was wir haben, sind hohe Geburtenraten – vor allem in Afrika, eine hohe Arbeitslosigkeit in armen Ländern, eine weitgehende Unwissenheit der Massen, militärisch hochgerüstete Systeme, eine brutale Konkurrenz um letzte Rohstoffe und Ackerböden, weiter explodierende CO2-Emissionen (China, USA), ein unfassbares Warenangebot in den reichen Industrieländern, zugleich aber auch eine immer weiter aufklaffende Schere zwischen Arm und Reich sowie die totale Ablehnung einer Ideologie, die Verzicht predigt. Jeder will mindestens das behalten und weiterleben, was er bisher erreicht hat. Ja mehr noch: siehe oben!