Dreck auf Greta

Kaum hat Greta Thunberg, eine Sechzehnjährige, ihre aufrüttelnde Rede in der UNO gehalten, kriechen die Ratten aus ihren Löchern. Und zeihen „Fridays for Future“ der Oberflächlichkeit, der Stimmungsmache  – ohne Faktencheck https://www.pressreader.com/. Es war klar, dass sich die beschimpften und verurteilten Gegner, die Verächter des von Greta geforderten radikalen Wandels melden würden. Dass sie es aber so plump und interessengesteuert tun würden, hätte ich nicht gedacht. Unter dem Titel „Die Klimabewegung schadet sich selbst“ tritt die konservative Rheinische Post eine Diskussion los, die vordergründig berechtigt scheint, bei genauerem Hinsehen aber trefflich der Diskreditierung dient. Die Bewegung verfolge eine überzogene Symbolpolitik, sagt Alev Dogan. Sie zeichne sich mehr und mehr durch die Beschimpfung von SUV-Fahrern und Vielfliegern aus und treibe schon deshalb einen Keil in die Gesellschaft. Der Autor hält sich bedeckt. Er schweigt zum Thema Automobilindustrie, und er lässt die BraunkohleVerstromer außen vor. Er sagt überhaupt nichts zum schmählichen Klimapapier von Merkel, und er nennt das, was die Klimaaktivisten gerade vom Zaun brechen, einen Hype. Als ob – die üblichen Handlungsweisen vorausgesetzt – überhaupt an einen Klimawandel zu denken wäre. Alev Dogan hat die Zeichen der Zeit verkannt. Ein bisschen mehr von dem Wenigen, was derzeit auf dem Tisch liegt, reicht eben nicht. Und das leise demokratische Gehabe eben auch nicht. Natürlich kann man gegen SUV-Fahrer und CO2-Reisende  polemisieren, vor allem, wenn man den Rahmengeber, unseren Staat, mit einbezieht.   Natürlich kann man protestieren  – nur eben, ohne Gewalt auszuüben. Schließlich kann nur massivster Protest  noch retten, was viele schon verloren geben.

Genau das sollte sich auch Reinhold Michels, das zweite untaugliche Geschütz der RP, hinter die Ohren schreiben. Wenn er fordert „Weniger Hysterie, mehr Verstand“ https://rp-online.de/politik/deutschland/kolumnen/kolumne-die-klimadebatte-offenbart-einen-hang-zu-ideologien_aid-46120341, dann hat er die Verbindung zwischen Greta und der Wissenschaft nicht begriffen und einfach nur herausgebrüllt, was ihm die Geister von gestern verkauft haben.

In diese Kerbe haut auch Jacob Augstein, der den Widerständlern um Greta ausdrücklich auf die Schultern klopft https://www.freitag.de/autoren/jaugstein/think-greta. Für ihn ist die Bewegung authentisch und zwingend und ein Stück weiter als es die Grünen derzeit sind. Kretschmann und Co. säßen mit zerknautschten Gesichtern in der Gegend, sähen ihre Felle wegschwimmen – ob der neuen Dynamik. Richtig beurteilt: Die Zeiten, in denen energisch diskutiert, in denen Petra Kelly so wie Greta gefordert und gekämpft hat, sind lange vorbei. Was sich heute einbürgert, ist ein abstruses schwarz-grün-Denken, aus dem alles andere erwachsen dürfte – nur eben kein STOPP für die Klimakatastrophe. Selbst Kretschmann lobbyiert – und neigt eher dazu, die Autoindustrie für unantastbar zu halten als ihr Widerstand entgegen zu bringen. So etwas hätte es früher mit den Grünen nicht gegeben.  Nur gut, dass Anton Hofreiter das Rennen um den Fraktionsvorsitz gegen Özdemir gewonnen hat. Von ihm kann man erwarten, dass er seine Forderung nach Erhöhung des CO2-Preises auf mindestens 40 Euro pro Tonne (das Umweltbundesamt fordert 180 Euro pro Tonne!) nicht wie eine heiße Kartoffel fallen lässt. Und vielleicht gewinnt er ja doch mehr Einfluss, als derzeit absehbar ist – und schließt rechtzeitig zu Greta auf.