Alle Beiträge von Ulrich Scharfenorth
Irre, verblödet und zugedröhnt
Dass Pharmakonzerne die Preise ihrer Produkte selbst bestimmen können, dass sie Ärzte korrumpieren, damit sie den Umsatz powern und gleichzeitig Patienten zu Versuchskarnickeln machen, dass sie uns laufend Präparate ohne Mehrwert für immer höhere Preise verkaufen und – wie jetzt Beyer – an gentechnisch begründeten Verbrechen partizipieren wollen, ist bekannt. Niemand aber bringt das so treffend unter die Leute wie Marco Rima
https://www.youtube.com/watch?v=rCNGjK8Gcb0
Einfach unglaublich!
Der Schuss ging nach hinten los!
Es ist ein Schlag in das Gesicht der Jugend Großbritanniens. Geführt durch die Alten in der Gesellschaft. Und mitverschuldet durch die Jungen selbst, denen Politik und Parteien uncool erschienen und die deshalb ihre Uninteressiertheit/Ignoranz bitter bezahlen müssen. Wieder einmal haben die Alten, die Unentschlossenen, die Populisten und die manipulierten Dummen den Sieg davon getragen – flankiert von denen, die nicht zur Wahl gingen. In einer – wie es heißt – demokratischen Entscheidung. Dass ich nicht huste.
Das Gros der Sieger ist unfähig, die Folgen des Brexit abzuschätzen. Viele wachen erst jetzt auf, da das Malheur irreversibel scheint. Noch gibt es die irrwitzig geringe Chance, dass der Austritt Großbritanniens gegenüber der EU nie verkündet, dass eine Kampagne zur Wiederholung des Entscheids angeblasen wird. Aber machen wir uns nichts vor: die Kräfteverhältnisse dürften sich auch dann wenig ändern. Denn viele der Alten, aber auch die Mittelalten sind in altem Wahn. Sie, die bald das Zeitliche segnen, und diejenigen, die stets die Selbstherrlichkeit befeuerten, sie glauben ihr Land in glorreicher, in eigener Vergangenheit. Vermutlich in der irrigen Vorstellung, das Imperium existiere noch. Doch das Gegenteil ist der Fall. Großbritannien ist zum Zerreißen gespannt – vor allem, was die wirtschaftliche Entwicklung, die soziale Frage und die Integration betrifft. Und es begibt sich jetzt in die Isolation, die angesichts sich verändernder Weltmarktverhältnisse für ein einzelnes Land tödlich sein kann. Die britische Jugend, ja man kann sicher auch vermuten: die gebildeten Bürger Großbritanniens haben mehrheitlich für das Verbleiben in der EU gestimmt – vermutlich aber nicht energisch und konsequent genug. Denken wir nur an die Führer der Laborpartei.
Jetzt herrscht Katzenjammer. Doch die Entscheidung scheint unumstößlich. Noch hat die britische Regierung keine offizielles Ersuchen an die EU gestellt. Doch warum sollte es ausbleiben. Solange Volksentscheide – um welchen Preis und Gegenstand auch immer – als geheiligtes Gut und Zeichen der Demokratie gehandelt werden, sind Abstürze wie dieser letzte unvermeidlich. Das Letzterer als Idiotentest perfekt getimet war, wird durch das Abtauchen der Hauptakteure eindrucksvoll unterstrichen.
Ich persönlich befürworte Volksentscheide nur dort, wo auch der einfache, wenig gebildete Bürger zweifelsfrei für oder gegen eine eher unwichtige, resp. überschaubare Sache stimmen kann. Überall dort, wo es um komplizierte Zusammenhänge geht – und die Frage des Brexit ist höchst komplex und kompliziert – dürften m. E. nur diejenigen Bürger abstimmen, die in der Sache kundig sind. Geschieht das nicht, dann gewinnt der indoktrinierte, manipulierte Wähler ein Gewicht, das jede vernünftige/logische/ethisch vertretbare Lösung zunichte macht. Denken wir nur an Stuttgart 21, das jahrelange – erst durch Fukushima entschiedene – Tauziehen um die Atomkraft, das Fracking-Drama oder ganz einfach an die sogenannten Freien Wahlen. Gut möglich, dass wir eines Tages auch CETA und TTIP hier einreihen können.
Die Brexit-Befürworter sind durch Rechtsextreme aufgestachelt worden. Deren Argumentationen, Programme und Auftretensweisen unterscheiden sich durch nichts von ähnlichen Botschaften aus Holland, Frankreich, Deutschland etc. Aber die Quellen für das Erstarken des rechten Randes sind nicht allein Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit, Dummheit und schlichter Hass. Nein: Auch Ausgrenzung, Not und die Angst, im wirtschaftlichen Wettlauf auf der Strecke zu bleiben, treiben den Protest gegen den etablierten Staat. Aber nicht er allein ist das Ziel der Angriffe – im Fokus steht vor allem die Europäische Union. Die als bürokratisches Monster und oft auch als reine Geldmaschine für die Reichen sichtbar wird. Ganz sicher fördern Geburts- und Konstruktionsfehler des Bündnisses die allgemeine Abneigung gegen Brüssel. Eine Reform der EU ist längst überfällig. Zur Vermittlung dieser Erkenntnis aber brauchen wir keine rechte Partei, vielleicht aber den schmerzhaften Anstoß aus London. Die Bürger Europas müssen die Union als bloßes Tool des Geldadels und der Wirtschaft entmachten, um im Gegenzug wirkliche Werte länderübergreifend zu installieren. Es geht um mehr politische Beteiligung der Bürger (eine Stärkung des EU-Parlaments), um die Durchsetzung gemeinsamer Sozialstandards (Mindestlöhne, Krankenversicherungen, Arbeitsschutzrichtlinien etc.), um eine gemeinsame Energie-, Gesundheits-, Verkehrs- und Umweltpolitik (weg von der Braunkohle und von der Atomkraft) – und nicht – wie das Hardliner Schäuble formuliert – um engere Zusammenarbeit im Rüstungsbereich. Die Entscheidung der Briten dürfte diese Defizite, aber auch die Reformerfordernisse endlich ins Scheinwerferlicht rücken. Was allerdings nicht automatisch bedeutet, dass sich Grundlegendes ändert.
Ich wüsste beispielsweise nicht, wie das Flüchtlingsproblem auf EU-Ebene fair und nachhaltig gelöst werden könnte. Eher unwahrscheinlich ist zudem, dass die deutsche Politik auf ihr aggressives Lohndumping künftig verzichten würde. Immerhin sind daraus massive Wettbewerbsvorteile für die hiesige Wirtschaft erwachsen.
Zerbombt ihr uns, dann erschießen wir euch!
Gilles Kepel hat offenbar Recht: Wir erleben die dritte Welle des Dschihad – ganz so, wie sie der syrisch-spanische Ingenieur Abu Musab al-Suri in seinem Pamphlet „Aufruf zum weltweiten islamischen Widerstand“ auf der Agenda hat https://digital.freitag.de/#/artikel/dritte-welle-des-dschihad. Europa soll in einen Bürgerkrieg gestürzt werden – von indoktrinierten, in Syrien oder im Irak ausgebildeten Muslimen, die dezentral, aber auch von unten her agieren sollen. Mit der Selbstherrlichkeit, mit dem zentral gesteuerten Terror des mediengeilen Osama bin Laden sei es allemal vorbei.
Aktuell erleben wir einmal mehr, was es heißt, dezentral und eigenständig zu agieren. In den USA sterben über fünfzig Menschen durch eine Person. Viele werden verletzt http://www.tagesschau.de/ausland/orlando-reax-101.html.
Die Umstände dieser Tat, aber auch die Analyse der jüngsten Anschläge in Paris und Brüssel zeigen nur eines: dass das Vorgehen des Westens, Russlands und der irakischen Armee gegen den IS grundfalsch ist. Und noch verheerender ist, dass bewaffnete Schiitenmilizen nach Falludscha unterwegs sind. Die nämlich unterscheiden sich vom IS nur durch das Vorzeichen. Und alle Sunniten, die aus dem Bereich des IS befreit werden, fürchten jetzt nicht nur die Rache des IS, sondern auch ein Abschlachten durch die Schiiten.
Nein! Die Welt braucht endlich Verhandlungen mit dem IS, vielmehr aber noch die Zusicherung, dass Sunniten sowohl im Irak als auch in Syrien an der Macht beteiligt werden. Geschähe das, würde der millitante IS schnell in sich zusammenfallen.
Mir ist schleierhaft, warum das niemand begreift!
Fluchtwege abgeschnitten
Wie wäre es, wenn jede von der Erde gestartete Rakete durch Trümmer, die den Weltraum durchsieben, zerstört würde? Ich glaube, wir sind auf dem Weg dorthin. Ein Gutes hat die Vision: Die Erdenzerstörer, die sich einbilden, dem Ungemach des Planeten entkommen zu können, indem sie andere Planeten ansteuern, müssten den Dreck der Vernichtung mitfressen.
Gauck geht. Gottseidank!
Dem Kommentar von Jakob Augstein ist nichts hinzuzufügen https://digital.freitag.de/#/artikel/das-pathos-dankt-ab. Wir alle sind es leid – selbst wenn das andere anders sehen.
Die Rückschau: http://www.stoerfall-zukunft.de/?p=1450
Stopft den Gourmets die Leber!
„der Freitag“ ist im Vorfeld der Fußball-EM – ähnlich wie viele andere Blätter – auf Frankreich fixiert. Dagegen ist nichts einzuwenden – im Gegenteil. Doch wenn Annika Joeres in ihrem Beitrag auf die französischen Essgewohnheiten und die französische Küche zu sprechen kommt, sträuben sich mir die Haare („der Freitag“ -Vier Gänge für alle, 23/2016) . Nichts gegen ein gesund ausgedehntes, genussvolles Essen, aber wer – wenn nicht die Franzosen – kredenzen das in geradezu unerträglicher Weise auf Kosten der gequälten/verspeisten Kreaturen. Wer Wachteln und Singvögel isst, Hummer und Garnelen lebend in kochendes Wasser wirft, wer lebenden Austern den Zitronenhieb verpasst, an Stränden ätzende Salze und Flüssigkeiten gegen WattBewohner in Stellung bringt und dann noch mit der Gänsestopfleber prahlt, ist bei mir unten durch – etwas mehr sogar als die Massentierschlächter und BilligfleischFresser hier zu Lande.
Prost auf die allgemeine VerFußballhornung!
Der neuerlich brandende Fußballwahn macht deutlich, wie vereinnahmt die Menschen sind. Natürlich ist es opportun, sich an einem guten Fußballspiel zu erfreuen, zumal dann, wenn es nicht vorrangig um Millionen, sondern um attraktive Spielzüge geht. Davon aber ist die Fußballwelt oft entfernt. Nicht nur, dass sie in Gestalt der Fifa ein durch und durch korruptes System am Leben erhält. Sie ist und bleibt in erster Linie das große Business. Fußballvereine werden wie Unternehmen geführt. Da geht es nicht mehr um die Forderung des heimischen Nachwuchses, sondern nur noch um Tore – um Tore um jeden Preis. Die aber erzielt man mit TOP-Spielern, die man weltweit einkauft – so man denn die Moneten dafür hat. Die sind bei deutschen Vereinen in der Regel vorhanden – wenn auch mit unterschiedlicher Verteilung. Vereine in armen Ländern sind hingegen ebenfalls arm – und damit jeder Chance beraubt, irgendwo oben „mitzumachen“. Und so zeigt sich Fußball als elitäres Gehabe der reichen Nationen, deren Vereine sich gegenseitig die Spieler abkaufen. Auch in Deutschland treibt das groteske Blüten. Wenn der erste in der Bundesliga, dem zweiten ständig Spieler abwirbt – was zwischen Bayern und Dortmund immer wieder der Fall ist – dann wird der Erste immer erster bleiben, während der zweite vielleicht noch Dritter, möglicherweise aber auch nur Vorletzter wird. Wer mag das in Ruhe mit ansehen?
Jetzt wird dem Irrsinn noch eine weitere Krone aufgesetzt. Rund 4,6 Milliarden Euro wird die Deutsche Fußball-Liga (DFL) für die Medienrechte ab der Saison 2017/18 einstreichen http://www.tagesschau.de/wirtschaft/dfl-medienrechte-101.html. Das heißt für die Vereine ein Plus von 85 Prozent – und noch mehr Kohle für Spielerkäufe. Wer das als Quelle für mehr Qualität im deutschen Fußball betrachtet, hat völlig Recht. So er denn den aus dem Ruder laufenden Zirkus einfach ausblendet.
Ich warne einfach mal: Wenn die Fans eines Tages bei keinem Spieler ihres Vereins einen Einheimischen entdecken, werden sie vielleicht aufwachen. Und sich die Frage stellen, ob sie selbst noch Einheimische sind.
Dass die Rheinische Post schon weit vor Beginn der Europameisterschaft fast 50% ihrer Seiten mit Fußball zudröhnt, zeigt, wie prächtig es mit dem Kleingeist in unserem Lande bestellt ist. Fußball wird zum Nebengott der Autoindustrie – und der Leser zum Arena-Narren degradiert, während andere Sportarten ein z. T. kümmerliches Dasein fristen.
Ich wünschte mir, dass die Menschen erkennen, welchem Betrug sie ausgesetzt sind – dass sie sich von Spielen betören lassen, deren Ausgang feststeht, selbst wenn das im Einzelfall nicht zutrifft.
Ich werde mir einige Spiele der EM auch ansehen, weil die Spielzüge der RasenMillionäre durchaus beeindrucken können* – dabei aber im Hinterkopf haben, was ich schon zur Fußball-WM in Brasilien formuliert hatte: Was die Marktwirtschaft an dieser Stelle hergibt, ist teuflisch. Hätten wir einen Bruchteil des Geldes für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung – würde also der Staat die Machenschaften des Fußballs sehr viel stärker besteuern als das heute geschieht, dann wären wir ein großes Stück weiter.
Natürlich muss auch „der Freitag“ auf der Fußballwelle mitschwimmen. Ein fauler Kompromiss, und die Überschrift zum Beitrag will so gar nicht zu dem üppigen Kommentar passen https://www.freitag.de/autoren/dominik-bardow/unnuetzes-fussballwissen.
Nachtragvom 15. Juni 2016: Jetzt ist der Streit darüber entbrannt, ob es Sinn mache, zur EM die deutsche Flagge zu zeigen. Ich meine, mit den teutschne Farben irgendwo am Körper ist es mehr als genug. Das aber lehnt eine Mehrheit der Deutschen offenbar ab – so jedenfalls die Rheinische Post. Die meisten wollen also zeigen. Nun wir haben die Fahnen in den Stadien. Daran werden Unwillenbekundungen nichts ändern. Wenn es allerdings solche mit Bundesgeier oder vielleicht sogar die Reichskriegsflagge sind, sollten sich die Fans schnellstens distanzieren. Dieser sch… Nationalismus kann und muss uns gestohlen bleiben.
*das wurde mir im Chat natürlich verübelt
Deutschland von innen her erobern
Dass Erdogan jetzt auch die in Deutschland lebenden Türken aufwiegeln will und „grundgesetzkonforme Landsleute“ hier zu Lande bedroht, spielt mir das Lied von der Fünften Kolonne – oder mehr. Es wird Zeit, dem Machtstreben des ÜberKalifen Einhalt zu gebieten. Erdogan sollte nie mehr die Möglichkeit bekommen, in deutschen Arenen zu Türken zu sprechen. Dieses Zugeständnis war ein Grundfehler!
Politik ist eine Hure – Fortsetzung folgt
Der Bundestag hat die Armenien-Resolution endlich verabschiedet und damit ein deutliches Zeichen gegen den Holocaust-sorry- Genozid-Leugner Erdogan gesetzt. Das war seit Jahrzehnten überfällig. Dass sich die wichtigsten Repräsentanten der Regierung – Merkel, Steinmeier, Gabriel – zu diesem Termin gezielt verkrochen, zeigt einmal mehr die heuchlerische Politik dieser Leute – die das widerliche Flüchtlingskonstrukt Deutschland/Türkei nicht gefährden wollen. Der deutschen Bevölkerung gibt man zu verstehen, dass alle vier wichtige andere Termine wahrnehmen mussten http://www.tagesschau.de/inland/bundestag-armenien-109.html