Alle Beiträge von Ulrich Scharfenorth

GELD FÜR DIE ERDE, NICHT FÜR KAPRIZIÖSE RAUMFAHRTUNTERNEHMEN

Endlich gibt es mal Unterstützung: Seit mehr als zehn Jahren rege ich mich darüber auf, dass Politiker das Geld zum Fenster hinaus- werfen – auch und vor allem für die Raumfahrt. Das wird dann immer mit dem menschlichen Forschergeist, dem unbezwingba- ren, nicht abschaffbaren, begründet – der permanent fortdauernden Suche nach mehr Erkenntnis. Unsinn das alles!

Das Gros des Raumfahrtgetöses diente und dient auch heute ausschließlich der Imagepflege von Machtpolitikern. Denken wir nur an die überaus spannenden, ansonsten aber völlig sinnlo- sen Mondabenteuer. Man will jetzt wieder auf LUNA rumturnen, vielleicht weil Schätzing die Bergung von Helium-3 in Aussicht stellt („Limit“). Alles Unsinn!

Wir können niemals irgendwelche Stoffe ökonomisch sinnvoll von anderen Planeten bergen, wohl aber über Hubble und Nachfolger schön ins All blicken. Dabei sollten wir es belassen. Der Herrgott haut einfach zu, wenn wir Staubkörner die blöde Selbstüberschät- zung fortsetzen. Das, liebe Freunde, hat nichts mit Religion zu tun.

Ich bin Michio Kaku so dankbar. Sein Buch „Abschied von der Erde. Die Zukunft der Menschheit“ schlägt genau in die von mir vorgehauene Kerbe.1 Und er bringt Fakten: Um ein Kilo auf den Mars zu bringen, wären über 2 Milliarden Dollar aufzubrin- gen. Der dorthin fliegende Astronaut verschlingt pro Flug bis zu 500 Milliarden Dollar. Um – möchte ich hinzufügen – auf einer trostlosen, roten Wüste aufzuschlagen, die nichts, außer vielleicht Alpträume auslöst. Knochen- und Muskelschwund, Verstrahlungund ein Schiss ins Gehirn – was könnte erstrebenswerter sein als solche Befunde?

Ja, der Irrsinn grassiert. Höchste Zeit, da mal gegenzuhalten. Kaku tut dies und Michael Jäger, der fleißig rezensiert hat, ergänzt schlüssig: „Was macht das Centauri-System für diese Menschen so interessant? Warum bleiben sie nicht im Kino, was viel billiger käme? Fast möchte man meinen, es könne im All solche Paradiese geben, wie die Erde sie zu bieten hat. Die Toskana, die Fidschi- Inseln, die Lüneburger Heide. Aber das ist ja gerade nicht der Fall. Überall, wo wir irgendwann hinfliegen könnten, ob Mars oder‚Exoplanet‘ erwarten uns menschenfeindliche Geröllwüsten. Solche allerdings könnten wir auch bald auf der Erde vorfin- den, wenn unsere Finanzmittel nicht in deren Rettung investiert, sondern ins All geschossen werden.“

 

1 https://digital.freitag.de/4919/nur-nach-hause/

 

Hirnlose Geldverschwendung gestoppt

Mir sträuben sich immer die Haare, wenn ich höre, wieviel Geld in illusionäre Projekte verschossen wird. Auch wenn die Wissenschaft anderer Meinung ist: Ich habe null Verständnis für die Suche nach den kleinsten Bausteinen der Materie (die Miniaturisierung lässt sich bis ins Unendliche fortsetzen), für den Ehrgeiz, das Universum auszuleuchten (das wird in Gänze nie fassbar sein, da nicht greifbar und auch unendlich), null Verständnis für Marsprojekte (viel wichtiger ist die Kometen-/AsteroidenAbwehr) und immer Bauchschmerzen gehabt, wenn irgendwer für eine Milliarde Euro das menschliche Hirn nachbilden wollte. Implizierte diese Idee doch schon immer die Vision, dass man Menschen in selbiges hineinschauen, es manipulieren und die Inhalte irgendwann downloaden würde.

In diesem Sinne war mir auch Henry Markram und sein Human Brain Projekt (HBP) immer suspekt. Denn die Heilsversprechen (Alzheimer und Parkinson betreffend) konnten die finstere Seite einer solchen Forschung nicht aufwiegen. So dachte ich und verfolgte das Projekt mal mehr mal weniger intensiv.

Zu meiner großen Erleichterung ist das „Megaprojekt mit der unguten Eigendynamik“ jetzt ausgebremst worden. Freilich in schiefer Projektion. Denn die Politik feiert das Ganze nach wie vor – im Paul-Löbe-Haus in Berlin („Faszination Gehirn“). Insider wissen jedoch bereits, dass hier heimliches Schlingern angesagt ist. Man könne die Ausstellung – so Ulrich Schnabel in der ZEIT – auch als Versuch interpretieren, sich der politischen Rückendeckung für ein Projekt zu versichern, das wissenschaftlich nach wie vor umstritten ist. Markram jedenfalls ist entmachtet. Und in einem neuen ForschungsAnsatz heißt es jetzt: Wie trifft das Gehirn Entscheidungen? Andere Wissenschaftler, andere Institutionen tummeln sich  – man will ins Machbare zurück und den Dämon mit dem riesigen bürokratischen Überbau hinter sich lassen  https://www.zeit.de/2019/49/human-brain-project-hirnforschung-ausstellung-finanzierung-neurowissenschaften

 

Auto ade?

Als bräche das ArktisEis ins Meer – so oder ähnlich mutet an, was derzeit in der Automobilindustrie passiert. Das Bestreben, bis ganz zuletzt aus konventionellen Anlagen zu produzieren (nahezu leistungslose Profite aufgrund abgeschriebener Technik) und der abrupte, viel zu spät empfundene Zwang zur Strukturänderung haben bereits jetzt tiefe Wunden geschlagen. Immerhin stellt die Branche eine, wenn nicht die Grundfeste deutschen Wirtschaftens dar. Und der Abbruch geht weiter. Massenentlassungen und Kurzarbeit gehören zur Tagesordnung, Firmenschließungen und Insolvenzen werden folgen. Nicht auszudenken, was Zulieferern, Versorgern und Kommunen ins Haus steht. Arbeiter, die zu den zufriedensten und meist reich belohnten Arbeitnehmern gehörten, werden plötzlich auf die Straße gesetzt. Ohne, dass ihnen jemand sagt, wie es weiter geht https://www.br.de/fernsehen/das-erste/sendungen/report-muenchen/videos-und-manuskripte/mondays-for-jobs-aufstand-der-industriearbeiter-104.html.

Es wird höchste Zeit, dass die Politik die Reißleine zieht und den profitgeilen Ambitionen der Autobauer ein Ende bereitet. Immerhin wird auch jetzt noch das meiste Geld mit konventionellen Fahrzeugen, mit hochmotorisierten Luxuskarossen und SUVs verdient, obwohl zeitgleich die ganze Welt weiß, dass das egoistischer Wahnsinn ist. Wir brauchen die Energiewende und mächtige Instrumente gegen den Klimawandel. Dagegen sträubt man sich bis zum Umfallen. Die Bilanz ist verheerend:  Erst der betrügerische Dieselskandal, jetzt der verschlafene Umbau. Wer sperrt die Leute ein, die so bewusst  falsch steuern – und das vor allem zu Lasten der Arbeitnehmer?

Da muss erst Tesla kommen und deutlich machen, dass es sich lohnt, im Herzen des Autobaus Wurzeln zu schlagen. Ja, die Zeichen sind unmissverständlich: Man traut es den Deutschen nicht mehr zu, Marktführer zu sein. Weiß allzu gut, dass es an langfristigem Denken, intelligenten Strategien, unbürokratischem Handeln, an Infrastruktur und Kompetenzen im E-Bereich, an Umprofilierungsideen für Technik und Mitarbeiter, an progressiver Digitalisierung und an attraktiven Alternativtechnologien (Wasserstoff+Brennstoffzelle) fehlt.  Wer aus diesem Chaos noch raus will, muss revolutionär handeln. Nicht mit Massenentlassungen, sondern mit bürokratiefreien, bahnbrechenden Ideen.

„Wir sind wieder wer“ oder wie Matthias Beermann auf militärische Auslandeinsätze der Bundeswehr drängt

Es ist unfassbar. Der deutsche Militarismus feiert fröhliche Urständ. Oder vorsichtiger formuliert: Er möchte seine ekligen Pfoten neuerlich in fremde Territorien ausstrecken. RP-Redakteur Matthias Beermann liefert hierfür kräftige Vorlagen https://rp-online.de/politik/ausland/deutsche-aussenpolitik-die-sprache-der-macht-lernen_aid-47877177. Er möchte offenbar, dass Deutsche endlich wieder mehr zu sagen haben. Und im Weltgeschehen zumindest hier und da mal den Ton angeben. Nicht zu glauben, dass er damit der Verteidigungsministerin AKK Flankenschutz gibt. Denn die will das auch. Dabei schreibt das Grundgesetz /Artikel 87a eindeutig klar: „Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf“. Und tatsächlich ist die Bundeswehr lt. Wehrverfassung nicht dazu da, geopolitische, machtstrategische oder wirtschaftliche Interessen durchzusetzen https://rp-online.de/politik/deutschland/diese-grenzen-zieht-das-grundgesetz-bei-einsaetzen-der-bundeswehr_aid-47877357. Was AKK und nun auch Beermann offensichtlich nicht begreifen wollen. Ihnen reicht es offenbar nicht, den Bestand der Bundesrepublik zu verteidigen. Sie sind möglicherweise drauf und dran, 87a auszuhebeln.

Wir wissen allerdings bereits, was die Einmischung in die Angelegenheiten anderer Länder, das Absaugen ihrer Rohstoffe, das Gefügigmachen ihrer Märkte  nach sich zieht:  Krieg.  Aber für den will man ja gerüstet sein.

Hoffentlich ohne Zustimmung des Bundestags.

Ihr habt keinen Plan

Ziemlich rigoros watscht der Jugendrat der GenerationenStiftung die Regierenden in Deutschland ab . Die jungen Leute sind wütend – zu recht wütend, denn ihre Zukunft wird mit jedem Tag fragwürdiger. Im gleichnamigen Buch wird klar aufgelistet, was passieren muss, um ein lebbares Leben zu sichern https://www.randomhouse.de/Paperback/Ihr-habt-keinen-Plan-darum-machen-wir-einen/Der-Jugendrat-der-Generationenstiftung/Blessing/e568381.rhd.

Man kann nur hoffen, dass die Stiftung Tiefenwirkung erreicht. Und irgendwann, besser gesagt: schon morgen, Massen bewegt. Es ist fünf vor zwölf!

Bild: Rheinische Post vom 19. Dezember 2019

Das ist so typisch … dass ein SPD-Rechter Hartz IV gutheißt

.. und es sprich ganz in GroKo-Sprache, dass ein solcher Mann – es handelt sich um den Chef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele – das Schrödersche Monstrum, dass maßgeblich zur Spaltung der Linken geführt hat, auch heute noch gut heißt https://rp-online.de/politik/ba-chef-detlef-scheele-die-spd-sollte-mal-stolz-sein-auf-hartz-iv_aid-47933125. Statt von einer Schandtat zu sprechen, einmal mehr zu bereuen, dass man die Arbeit der Konservativen gatan habe, fühlt man sich auf gutem Wege. Und ruft gerade die zu Zeugen heran, die von den Mechanismen demütigender Zwangseinweisung (keine Wahl bei der Jobwahl) und prekärer Löhne (Minijobber zählen nicht als Arbeitslose, obwohl vom dazugehörigen Lohn niemand leben kann) am meisten profitieren: die Unternemer.

Es wird höchste Zeit, dass KZ-Besuche für Abiturklassen Pflicht werden

Schule ist Ländersache. Noch immer hoffen einige Förderalismus-Freaks, dass Vielfalt die Lernerei mehr voranbringe als optimierte Lehrstrukturen. Und dass es weniger darauf ankomme, vergleichbare Dinge zu lernen und dann auch zu können.  Ich teile diesen Standpunkt ausdrücklich nicht. Denn Föderalismus macht nur dort Sinn, wo eine landesspezifische Angelegenheit besser als in der Zentrale beurteilt und vertreten werden kann. Auf die Bildung trifft das gewiss nicht zu – das Stück Heimatkunde mal ausgeklammert. Nicht nur das Abitur, auch Lern-, Verhaltens- und Kommunikationsinhalte sollten so gestaltet werden, dass Jugendliche, wenn der Vater plötzlich woanders arbeiten muss, dem schulischen Anschluss hinbekommen.

Und auch thematisch gibt es Dinge, die für alle Schüler verbindlich sein sollten – ohne wenn und aber! Z.B. Besuche in Konzentrationslagern. Hier ist die ehemalige DDR ein tauglicher Stichwortgeber. Wir Ostdeutsche sind in der Oberschule (heute Gymnasium, weiterführende Schule) mindestens zweimal mit den faschistischen Grausamkeiten von Buchenwald, Ravensbrück oder Sachsenhausen  konfrontiert worden – von relevanten Filmbesuchen mal ganz abgesehen.

Aufkommen und Erstarken der AfD setzen gerade heute ein höchst überfälliges Signal. Spätestens jetzt muss klar werden, was es bedeutet, in einem SS-Staat zu leben. Vielmehr aber noch, was man tun muss, um möglichen Wegbereitern den Weg zur Macht zu versperren.

Jetzt gibt VER.DI PUBLIK in seiner Rubrik „Jugend“ wichtige Anregungen zum Thema, verweist auf dazugehörige Seminarangebote und gibt Reaktionen von Schülern, die das KZ Buchenwald besuchten, wieder https://publik.verdi.de/2019/ausgabe-08/spezial/jugend/seite-17/traurigkeit-und-wut-vermischen-sich.

Für mich ist es völlig unverständlich, dass es Siebzehn- und Achtzehnjährige gibt, die über dieses Kapitel wenig oder gar nicht Bescheid wissen.

Bild: VER.DI PUBLIC 8/19

Originalton RP: Barbara Ming und Uli Scharfenorth machen sich seit Jahrzehnten stark für die lokale und regionale Literaturszene

Dass die Rheinische Post unsere literarisch Arbeit würdigt, ist nicht selbstverständlich.  Vor allem, wenn das unaufgefordert und aus freien Stücken heraus erfolgt. Da kommt Freude auf.

Ja, wir sind tatsächlich seit 28/30 Jahren mit dabei  – und dennoch nur in Teilen präsent. So kann z. B. im Ratinger Medienzentrum keines unser Bücher ausgeliehen werden, weil keines dort steht. Andere Büchereien haben Bücher von uns aufgekauft – nur Ratingen tut man sich schwer.  Folglich würden wir uns freuen,  wenn das Medienzentrum einen halben Regalmeter für uns freischlüge. Auf dass die Propheten im eigenen Land – wider jede Gewohnheit – doch etwas gelten.

https://rp-online.de/nrw/staedte/ratingen/ratingen-kulturkneipe-praesentiert-autoren_aid-47761519