Wir vermissen Helder

Mit unserem Freund Helder Yuren ist ein liebenswerter, wertvoller Mensch von uns gegangen. Ein Mensch, dessen Maxime eine bessere Welt war, der ein ökologisch bestimmtes Leben lebte und jedem Mitmenschen eine würdevolle Existenz gönnte. Manche mögen Helder Yuren für einen Sonderling/Eremiten gehalten haben. Er war es in Teilen. Doch sein eigentliches ICH war vor allem  mit der  Analyse unserer Welt, ihrer Geschichte, ihren Gesellschaften und der dazu gehörenden Politik beschäftigt. Hinzu kam eine klares Bekenntnis zur Nachhaltigkeit, sein ganz persönliches Ringen um alternative Energien und die Liebe zu Bio, Umwelt und Natur. Er liebte diejenigen, die ein nachhaltiges, friedvolles und weitherziges Dasein pflegten, die um Wissen bemüht waren und dieses Wissen in die für seine Begriffe vergewaltigte Welt einbrachten. Helder Yuren war einer der eifrigsten Blogger Deutschlands – seine „Gesprächspartner“ in der „Freitag“-Community können das bestätigen. Ich vergleiche Helder immer mit meinem 2009 verstorbenen Freund Christian, der bei allen, die ihn kannten, als wandelndes Lexikon galt.

Helder hat zwei bedeutende wissenschaftliche Werke geschrieben und dazu sein „KRAH“ – das Rabentagebuch. Die den Texten innewohnenden Ambitionen schienen weit auseinander zu liegen. Im Grunde aber bildeten sie eine Brücke – zwischen Politik/Geschichte auf der einen und der Natur auf der anderen Seite. Mit Letzterer lebte Helder sehr im Einklang. Vor allem die Vögel, und hier besonders die Rabenvögel, hatten es ihm angetan. Einen aus ihren Reihen hat er über lange Monate gepflegt und dabei beobachtet. Entstanden ist daraus sein Tagebuch https://buch-findr.de/buecher/krah-2/.

Was Yurens Arbeiten in den Bereichen Philosophie, Geschichte und Politik angeht, so findet die vor allem in den exzellent geschriebenen Büchern „Die Evolution kassiert die Kriegskultur“ https://www.amazon.de/Die-Evolution-kassiert-Kriegskultur-Weltgeschichte/dp/3833418079 und HOMO RAPIENS RAPIENS“ https://books.google.de/books?id=fOp0CQAAQBAJ&pg=PA3&lpg=PA3&dq=helder+yuren&source=bl&ots=lhaU5d-9sL&sig=parbDyO9uKASuZuvJJuSSUaG8MI&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwid9cihx6_ZAhWEKsAKHVa1Cwc4ChDoAQgxMAI#v=onepage&q=helder%20yuren&f=false ihren Niederschlag. Zum einen geht es um eine Analyse zur Weltgeschichte, die der Autor in der heutigen Gesellschaft nicht nur für lückenhaft erkundet, sondern auch für schlecht gedeutet und bewahrt hielt. Weder gebe es eindeutige Aufschreibungen für die Entwicklung der Weltbevölkerung, noch eine ausgewogene Darstellung der historischen Ereignisse. Hunderttausende von Jahren würden heute auf zehn Seiten abgehandelt, während die zurückliegenden 150 Jahre Europa – fast ausschließlich aus europäischer Sicht betrachtet – ganze Schränke füllten. Auch leuchte es nicht ein, dass das Christentum zur Grundlage von Zeitrechnung herangezogen werde. Die Gesamtbilanz des Buches ist ernüchternd: So werde die Entwicklung des Menschen nach seiner Domestikation/nach der Entstehung der Dorfkultur vor etwa 10.000-20.000 Jahren durch einen Mix aus Gier und Machtwahn bestimmt.

Ebenso radikal geht Helder Yuren mit der heutigen Zeit und Gesellschaft zu Gericht. In „HOMO RAPIENS RAPIENS“ beschreibt er die zunehmende Verkommenheit des kapitalistischen Systems, kommt auf seine These zu Gier und Machtwahn zurück und beschreibt – quasi um 180 Grad versetzt – eine Welt, wie sie sein könnte, ja müsste.  Seine gedanklichen Ansätze sind teilweise revolutionär, fußen aber stets auf dem Bewusstsein, dass es in dieser von Profitgier, Umweltvernichtung, Verschwendung und Ignoranz bestimmten Welt SO nicht weitergehe http://www.stoerfall-zukunft.de/?s=Rapiens. Helder war ein Utopist, der genau wusste, was es mit Utopien auf sich hatte. In Gesprächen mit mir war er immer dicht bei der Wirklichkeit und bar aller Illusionen. Soweit die Wünsche auch reichten.

Helder Yuren hat mit großem Erfolg die Internetseite http://www.wortplus.com/?author=1 betrieben. Ilja Trojanov – heute in aller Munde – hat ihm dazu ausdrücklich gratuliert.

Wir beide – Helder und ich – haben uns im Internet kennen gelernt. Seitdem lebte und wuchs unser Disput. Zweimal im Jahr trafen wir uns. Mit niemandem habe ich längere Telefonate geführt als mit ihm.

Helder fehlt uns sehr!

 

 

 für Helder Yurén:

Die Sonnenkollektoren haben auf dich reagiert

selbst das Windrad spürte etwas

und ein einsamer Tropfen plumpste beherzt in die Wassertonne

an diesem trockenen Tag mit dieser eiskalten Nacht

und einem hohen Himmel   der voller Sterne war

 

Da schlug deine Stunde ohne zu schlagen

da hast du dich ausgewildert

Freund

 

bist jetzt

autark

 

Barbara Ming