Mit Volldampf in den Burnout!

Die Globalisierung hat weltweit zu einem sich ständig verschärfenden Wettbewerb geführt – mit dem Ergebnis, dass die Differenzierung zwischen Arm und Reich weiter vorangetrieben, sprich: die Schere zwischen Hoffnungslosigkeit und Wohlstand weiter geöffnet wird. Die Vorstellubg, man habe den Hunger auf der Welt, Wasserverschmutzung und Bodendegradierung maßgeblich reduzieren können, bleibt eine Illusion. Dafür bescheren uns  immer höhere Arbeitsgeschwindigkeiten/das zwanghafte Trauma, funktionieren zu müssen, eine von Stress bestimmte, unmenschliche Welt. Lt.  WHO gibt es bereits heute mehr als  40 Millionen Menschen , die unter stressbedingten psychischen Störungen leiden. Dieses Szenario, das vorwiegend als Burnout-Syndrom/Depression über den Erdenkreis zieht, soll bereits in zehn Jahren Krebs & Co. von Platz 1 verdrängen. Nicht auszudenken, was das bedeutet. Doch statt daran zu gehen und die Wurzeln des Übels – nämlich den dekadenten, ökonomisch bestimmten Arm der Globalisierung und die damit verbundene Beschleunigung von Produktion, Ausbeutung und Vernichtung von Wettbewerbern/unterlegenen Volkswirtschaften –  auszurotten, werden die verhängnisvollen Muster weiter befördert. Ja, es wird der Eindruck erweckt, als könne eine großflächige Burnout-Therapie/Burnout-Industrie Abhilfe schaffen. Dem ist selbstverständlich nicht so, denn Heilung ist derzeit nicht in Sicht, und niemand weiß, wie entschleunigte Lebensläufe in einer weiterhin von Stress bestimmten Welt existieren sollen. Der Langsame/Entschleunigte dürfte auch weiterhin als Looser stigmatisiert sein und sich zu den vom Krieg traumatisierten Soldaten und Flüchtlingen gesellen. Gleichzeitig werden die im Arbeitsprozess Befindlichen von Versagens- und ExistenzAngst getrieben. Der schon jetzt weit verbreitete Druck wird weder durch regelmäßiges FitnessTraining, noch durch gesunde Ernährung oder Yoga-Kurse aufgelöst werden können. Auch wenn solche Prophylaxe – vor allem von den Antreibern in der Gesellschaft – als zwingend erforderlich deklariert wird. Dies geschieht – wie sich unschwer feststellen lässt –  nicht aus humanitären Gründen sondern mit dem Ziel, vorhandene Leistungen der Malocher noch einmal zu steigern. Bis auch der Letzte in sich zusammenbricht.

Dabei zwingt uns niemand, hier zu Lande erzeugte Waren mit denen aus Billiglohnländern zu vergleichen. Wir könnten – abgeschottet in der EU – fast alles produzieren, was wir brauchen und ohne Burnout problemlos unsere Zukunft gestalten http://www.gerojenner.com/gerojenner.com/Stratfor.html . Es sei denn, wir empfänden es als lebenswichtig, dass auf Export gepolte europäische (und insbesondere deutsche) Konzerne,  am Bürger vorbei massiv Geld machen. Wie seit langem feststeht, sind die mit Exportüberschüssen erzielbaren Erfolge nur zeitweilige Erfolge. In spätestens fünfzehn  Jahren dürften sie vergessen sein. Dann nämlich ist die Konkurrenz, die clever importiert hat,  mit all dem Know-how ausgestattet, das sie befähigt, Europa auszugrenzen/auszubluten.

 

Ich sage da nur China, und ich weiß wovon ich rede: Ein großes deutsches Maschinenbau-Unternehmen hat über mehrere Jahrzehnte hinweg modernste Technik ins Land der Mitte exportiert. Heute überschwemmen die auf diesen Maschinen erzeugten Waren den gesamten Planeten und vernichten tausende Existenzen – vor allem dort, wo die Lohnkosten die Chinas in Größenordnung übertreffen. Ähnliche Beispiele dürften sich auch in anderen Branchen mühelos finden.

 

Wenn Staaten wie Deutschland den ungezügelten Export von hochwertigen Industrieprodukten, z. B. von Autos und Flugzeugen, in Billiglohnländer unterstützen und das als wichtige Maßnahme zur Hebung nicht nur des deutschen, sondern  des gesamteuropäischen Wohlstand  hochjubeln (s. die aktuellen Statements von Schäuble!), ergibt sich ein Problem, dessen Auswirkungen wir bereits seit Jahren spüren: Wir müssen – quasi im Gegenverkehr – eine Flut von Billigwaren aus China, Indien, Malaysia etc. ins Land lassen, die unseren heimischen Wettbewerb nach und nach in die Knie zwingt. Auch hier gilt das Motto: die Gewinne (der Großkonzerne) privatisieren, die Verluste (aus dem Niedergang heimischer Industrien = Steuerausfälle, Arbeitslosigkeit etc.)  sozialisieren, sprich: durch den Steuerzahler auffangen. Laufen diese Dinge so weiter,  dann hat Zukunft keinen Wert mehr.

 

Wenn wir also als Bürger nicht in der Lage sind, die Politik zu strukturellen Veränderungen in unserer Welt zu zwingen, wenn es dabei bleibt, dass Egoismus, ungezügelte Machtambitionen, Geldgier und der herkömmlichen Wachstumswahn den Lauf der Dinge bestimmen, ist das System, in dem wir leben, bald am Ende. Das Deprimierende ist, dass der weltweit notwendige Konsens auch in dieser Frage nicht zustande kommen könnte – dank nationaler Egoismen, wie sie zuletzt in Sachen Flüchtlingspolitik sichtbar wurden. Allenfalls große Wirtschaftseinheiten (dazu könnte theoretisch auch die EU gehören) wären in der Lage, der Globalisierung in ihrer jetzigen Form ade zu sagen. Die Kleinen aber dürfte es so oder so zerreiben.