Sprechen wir es doch klar aus: Wer in Freiheit leben will, muss mehr Tod akzeptieren

Noch mehr wollen, alles wollen. Dinge zusammenbringen, die nicht zusammengehören. Freiheit ohne Tote und Tod den Diktatoren. Wir leben in einer neoliberalen Gesellschaft und die brachte in den zurückliegenden Jahrzehnten Menschen hervor, die alles, was es gibt, alles billig und alles schnell haben wollen. Wir leben in einer sogenannten freien Gesellschaft mit freiheitsliebenden Menschen – vor allem solchen, die auf eine gerechtere Welt aus sind, aber auch anderen, die sich alles kostenfrei herausnehmen wollen, die egoistisch und verwöhnt durch die Welt geistern. Sich dabei aber ganz und gar nicht für die übrige ärmere Welt interessieren.  Auch viele der Hiesigen sind nicht gerade wohlhabend und fallen doch völlig frei der Schere zwischen Arm und Reich zerschnitten zum Opfer.

Wir leben mit der Pandemie und dürfen davon ausgehen, dass sich die Probleme bis zur Totalimpfung  immens verschärfen. Gleichzeitig dürften Querdenker zu einer immer größeren Gefahr für uns alle werden. Die jüngsten Ereignisse in Stuttgart werfen einmal mehr ihre Schatten voraus https://www.zdf.de/nachrichten/heute-sendungen/videos/querdenker-demonstration-stuttgart-corona-video-100.html.

Jacob Augstein hat wie immer an den Regierenden kein gutes Haar gelassen, hat sie beschimpft und der Unfähigkeit geziehen https://digital.freitag.de/1321/das-unerreichbare-ziel/. Was angesichts des heutigen Wissenstandes einfach ist und zutiefst populistisch in deutsche Herzen vordringt. Augstein schwimmt auf der Welle der Kritik, die ihn leicht trägt, aber auch abschwemmt. Mit der Feststellung, dass die Pandemie in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft nicht völlig ausgerottet werden kann, hat er vermutlich Recht. Das Bedürfnis der Menschen nach Mobilität, Meinungs- und Versammlungsfreiheit, nach Transparenz und Aufklärung aber auch nach grenzenlosem Luxus sind nicht auszubremsen – auch nicht mit Gewalt. Folglich wird es immer Querulanten, Angesteckte und Tote geben.

Leider hat Augstein keine Idee, wie man das fröhlich Freie unter den bestehenden Herrschaftsverhältnissen schlüssig mit Verantwortung, Moral und Ethik zusammenbinden könnte – zumindest keine, die mich derzeit überzeugt. Und nun wieder Augstein mit der richtigen Feststellung: Nur in Diktaturen, die sich auf Inseln befinden, ist es möglich, das Virus total zu besiegen. China – so füge ich hinzu – mag durch seine Politik Hundertausende Leben gerettet haben, aber positiv ankommen könne das nur da, wo solche Leben als lebenswert empfunden werden.

Bei der Abwägung von Freiheit und Tod gegen Unfreiheit und Leben wird man niemals allen Menschen gerecht werden können. Zumal die jeweiligen Befindlichkeiten in den jeweiligen Systemen kaum gänzlich, allenfalls ansatzweise durchlebt/verglichen werden können.

Ich glaubte bislang, dass die Impfung gegen Covid und folgende PandemieAuslöser irgendwann zur Pflicht gemacht werden müsste – ähnlich wie die Impfung gegen Masern. Weil es sonst unmöglich wäre, diese Krankheiten einzudämmen.

Ein Nachbar vertrat gestern das ganze Gegenteil. Die Impfung dürfe niemals zur Pflicht gemacht werden, weil das freiheitliebenden Menschen nicht zugemutet werden könne.

Dann werden sehr viel mehr Menschen – eben viele von denen, die das Impfen heute, besser gesagt: demnächst verweigern – ins Gras beißen müssen, entgegnete ich.

Ja, sagte mein Nachbar, das ist der Preis der Freiheit. Ich möchte weiter im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung leben und nichts, aber auch gar nichts davon missen. Erwischt es mich irgendwann, dann ist es das .. und gut. China jedenfalls kann mit auf ewig gestohlen bleiben.

Wowwww, sagte ich verwundert und schlug mein Buch zu.