Sanktionen wegen Nawalny – ein bizarrer Irrtum

Wenn ich noch einmal auf Nawalny zu sprechen komme, dann hat das damit zu tun, dass die EU auf dessen Verhaftung mit neuen Sanktionen gegen Russland reagiert. Ein geradezu närrisches Verhalten. Offenbar haben die betreffenden Staatschefs – und dazu gehört auch Angela Merkel –  noch immer nicht feststellen können, wer Nawalny wirklich ist.

Jetzt gibt’s NachhilfeUnterricht. Nicht von Putin, sondern von einem seiner schärfsten Gegner: Grigori Jawlinski https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/putin-weg-ist-keine-strategie. Seine Botschaft dürfte den Brüsseler Oberlehrern kalt über die Schulter laufen: „Das demokratische Russland, die Achtung des Individuums, ein Leben ohne Angst und ohne Repression sind unvereinbar mit Nawalnys Politik“.

Jawlinski weiter: Kritik an der Korruption allein bringe überhaupt nichts. Vielmehr sei es wichtig, Wege aufzuzeigen, wie man aus der Situation herauskomme, die durch eine kriminelle Privatisierung in den 90er Jahren entstanden sei. Waleria Nowodworskaja, eine Begleitfigur des Kritikers, hatte schon damals treffend geurteilt: Nawalny könne der Anführer eines gestörten Mobs, der Anführer eines neuen Untergangs werden.

Auch seien die Menschen, die Nawalny anspricht, nicht links oder rechts. Im Gegenteil: Er fordere geradezu regellos dazu auf, die Partei zu wählen, die Putins Machtpartei die meisten Stimmen abspenstig macht. Noch wesentlicher sei allerdings, dass Nawalny  bis heute an seinen nationalistischen, tendenziell faschistischen Auftritten festhalte.  Dafür sei er bereits 2011  aus der liberalen Jabloko-Partei ausgeschlossen worden.