Präsenzunterricht um jeden Preis !?

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hinter der unbedingten Forderung, die Schulen offen zu halten, finstere Kräfte stecken. Denn die Begründung, dass den Schülern bei einem Versatz von ein paar Monaten das halbe Leben zerstört werde, dass sie einen Anspruch auf 100% hätten, ist einfach Blödsinn. Immerhin heißt mehr Präsenzunterricht auch mehr Ansteckungen, sprich: mehr Tote in der Gesellschaft. Und außerdem ist schon immer aus fast jedem Doppeldreher, der was drauf hatte, ein stoßfester Erwachsener geworden – jemand, der das verlorene Jahr gar nicht bemerkte.  Nein, die Begründung für diese Appelle liegt tiefer. Nur – man mags nicht kundgeben.

Es geht darum, dass fast jeder Schulausfall die betroffenen Eltern nötigt, zu Hause, also dem Job fern zu bleiben. Was natürlich bedeutet, dass die Unternehmen, bei denen die Eltern beschäftigt sind, geschwächt werden. Ja, sie werden geschwächt. Und wenn sie um ihre Existenz kämpfen – wie das bei manchem Mittelständler der Fall ist –  dann versteht man die Sorgen. Nur schlecht, dass man das nicht ehrlich sagt, sondern hinten herum bewegt, auf dass aus Hinterzimmern heraus das Schulische, und zwar der Präsenzunterricht befeuert wird. Wenn dann Drosten aus Berlin vor allem für alle Schüler ab der 5. Klasse dringend den Wechselunterricht, vorgezogene und länger andauernde Weihnachtsferien empfiehlt, weil das Infektionsgeschehen in den Schulen zur einer akuten Gefahr wird https://podcasts.google.com/feed/aHR0cHM6Ly93d3cubmRyLmRlL25hY2hyaWNodGVuL2luZm8vcG9kY2FzdDQ2ODQueG1s/episode/QVUtMjAyMDEyMDgtMTY1NC0wMDAwLUE?hl=en-DE&ved=2ahUKEwiY7om8pcHtAhUGNOwKHZUuCv0QieUEegQIBxAF&ep=6, dann drehen Verbände und Politiker durch. Wie dieser Konflikt ausgetragen wird, lässt sich gut in der RP verfolgen https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/lernen-in-der-pandemie-duesseldorfer-schulen-fordern-mehr-autonomie_aid-55013027.

Hier geht es also nicht um Gesundheit, sondern um Überleben und Konjunktur, um ein Seilziehen, das der Optimierung bedarf. Die Politik darf also wählen – zwischen weniger oder mehr Präsenzunterricht oder zwischen mehr oder weniger Toten.

Wollen hoffen, dass künftige Regelungen das richtige Maß treffen. Sonst macht Corona kurzen Prozess auch mit uns.

Schlussbemerkung: Die o.a. Forderungen lassen sich aus dem Lehnstuhl heraus gut aufmachen. Wechselunterricht und Homeschooling  sind immer nur möglich, wenn die Voraussetzungen dafür gegeben sind, sprich: wenn die Schulen und damit sowohl Lehrer als auch Schüler mit einer ausreichenden Anzahl von IT-Endgeräten und der für den Unterricht relevanten Software ausgestattet sind. Darüber sind Logistik und Anleitung zu gewährleisten. Heike Schmoll, Redakteurin bei der FAZ, berichtet, dass genau diese Dinge schwer im Argen liegen https://www.swr.de/swr2/wissen/schule-und-corona-expertin-heike-schmoll-gibt-dem-bildungssystem-schlechte-noten-100.html

Mir ist aus mehreren Quellen bekannt, dass die Digitalisierung an Schulen oft zu wünschen übrig lässt, dass also o.a. Bedingungen nur z. T. oder gar nicht erfüllt werden. Was zur Folge hat, dass im harten Lockdown vor allem Kinder aus problematischen und einkommensschwachen Milieus vom Unterricht ausgeschlossen sind.  Diese Situation gibt es seit März 2020 in vielen Teilen Deutschlands. Sie ist vom Grundgesetz nicht gedeckt ist – im Gegenteil !

In den folgenden Monaten müssen die beschriebenen Defizite schnellstmöglich beseitigt werden. Das allein den Ländern zu überlassen, wäre fahrlässig. Hier muss der Bund u. a. mehr Geld locker machen und an die „notleidenden Stellen“ verteilen.