Gäbe es ihn doch noch !

    Egon Bahr –

er war einer der größten, wenn nicht der überzeugendste deutsche Politiker – noch vor Brandt, Schmidt, Weizsäcker etc.. Am 18. März wäre Bahr hundert Jahre alt geworden. Ich bin ein wenig stolz, ihm begegnet zu sein. Anlässlich einer Buchvorstellung hatte ich Gelegenheit, ein paar Worte mit ihm zu wechseln.

Wo immer er auftrat – er tat es mit Entschlossenheit und Frieden im Gepäck. Gemeinsam mit Willy Brand gestaltete er eine erfolgreiche deutsche Ostpolitik. Sein großes Ziel, das atlantische Bündnis um eine dauerhafte kooperative Zusammenarbeit mit Russland zu ergänzen, um eine stabile Friedensordnung für Europa zu erreichen – dieses große Ziel wird gerade verspielt. Auch, weil es den Interessen der USA widerspricht, die ihre Vormachtstellung gegenüber Europa und Russland bei einer zu starken Ostbindung beeinträchtigt sehen. Putin, der sich seit seiner Rede im Deutschen Bundestag (25. September 2001) zunehmend ausgegrenzt sah, hat diese Gemengelage sehr bald erkannt und sie letztlich mit der Aggression gegen die Ukraine noch verdeutlicht.

Daniela Dahn hat Egon Bahr in einem ausführlichen Text gebührend gewürdigt und sich dabei die Frage gestellt, ob der Politiker der Krise nicht hätte vorbeugen können, ob er mit dem, was SPD-Politik heute bedeute, klargekommen wäre https://www.freitag.de/autoren/daniela-dahn/ukraine-krieg-das-verhaeltnis-zu-putins-russland-muss-ueberdacht-werden

Egon Bahrs zweite Formel „Alle erkennbaren Probleme, denen sich die Welt gegenübersieht, sind nicht militärisch lösbar“ fand weitgehend Anerkennung, ist in der praktischen Politik aber immer wieder verletzt worden. Heute spricht niemand über sie.  Dass gerade Putin diese Erkenntnis in Frage stellt, mag manchem als Zufall erscheinen. Ich persönlich glaube nicht an Zufälle. Der Krieg ist und bleibt ein integraler Bestandteil des Kapitalismus. Und er wird auch künftig geführt werden, wenn die Mächtigen dieser Erde über Vormacht, Einfluss, Geld, Rohstoffe und Absatzmärkte in Konflikt geraten.  Demnächst steht China auf der Agenda.