Er ist und bleibt einer der Großen!

200 Jahre Karl Marx – zweifellos ein Anlass zu feiern, sich dem Philosophen mehr als gewöhnlich zu nähern. Es geht um den Mann, der die Mechanismen von Wirtschaft und Gesellschaft wie kaum ein anderer analysiert und ihre Auswirkungen auf Mensch und Welt vorausgesagt hat. Sein „Kapital“ wird heute überall auf der Welt Ernst, ja im Reich der Mitte sogar 1:1 akzeptiert, sprich: für bare Münze genommen.

Marx hat es uns ermöglicht, den Vergewaltigern der Erde in die Karten zu schauen. Natürlich konnte der Visionär nicht sehen, was der Kapitalismus heute zeitigt, aber wichtige Grundregeln sind nach wie vor gültig. Bei aller Klarheit: Grenzenloser Optimismus war  nicht angesagt. Marx kannte den Menschen und wusste gut, was Teile des Homo sapiens sapiens (besser: rapiens) mit ihren eher unheiligen Eigenschaften aus- und anrichten würden.

Dass sich vor allem die Kommunisten des Marx annahmen, liegt auf der Hand. Dass sie dann falsche Schlussfolgerungen zogen, respektive mit der Umsetzung der Marxschen Erkenntnisse Probleme hatten, war vorauszusehen. Denn Dinge/Mechanismen zu erkennen, heißt noch lange nicht, sich ihrer entledigen, geschweige denn im Umkehrschluss: sie zum Bau einer neuen Gesellschaft benutzen zu können. Dem wünschenswerten Wandel steht er, der Durchschnittsbürger, als erster entgegen. Er will Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit, Lebensfreude und Freiheit nicht befohlen bekommen, sondern selbst erlangen oder … auch nicht. Was da wie … wann … funktionieren oder ausbleiben würde, bleibt bis heute unklar. Denn die Marxschen Kontrahenten, die, die er lebenslang beobachtet, verflucht und bekämpft hat, sind intelligent und skrupellos genug, der besseren Moral die Sogkraft des Geldes, innovative Spiele und verheerende Waffen erfolgreich entgegenzustellen. Vermutlich gelingt das noch lange … wenn nicht gar bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag.

Auch jetzt, da Marx 200 Jahre zurückliegt, wird alles getan, um den Mann auf das zurück zu schrumpfen, was reibungsfrei zum Turbokap passt, was sich dann auch noch als Symbol von Meinungsfreiheit, Liberalität und Toleranz gut vermerkten lässt. Immerhin habe der Mann – wenn auch nur indirekt – zu den Millionen Toten beigetragen, die kommunistische Repressionsregime zu verantworten haben. Geflissentlich wird dabei vergessen, dass Marx keinerlei Schuld trifft, denn was Nachkommende aus seinen Erkenntnissen ableiten, liegt in deren Verantwortung.

Marx – ok, sagen heutige Wohlstandsbürger, die sich jenseits jeder revolutionären Gefahr wissen. Der Mann hat ein paar richtige Ansagen gemacht. Für die sich allerdings heute kaum  jemand mehr interessiert. Die halbherzige Marx-Würdigung im ZDF brachte schlechte Quoten, die aus China nach Trier verfrachtete Skulptur den Philosophen löste  – allein ihrer Größe wegen – argwöhnisches Äugen aus und ntv, ja sogar die ZEIT, fragen bösartig-blödsinnig, ob der Jude Marx nicht ein Rassist und Antisemit gewesen sei https://www.n-tv.de/politik/politik_person_der_woche/Marx-war-Antisemit-und-Rassist-article20413046.html.

Die Linken lieben Marx, aber meist streiten sie über die Auslegung seiner Schriften. Die einen wollen, dass er in allen Fragen bis heute Recht hat, die anderen versuchen, die Weisheiten anzupassen. https://www.jungewelt.de/artikel/331618.scholastik-statt-praxis.html.

Schließlich ist es wie immer: Wir dürfen Marx für außergewöhnlich und unkündbar halten. Müssen aber wissen, dass sein Tun nicht einfach extrapoliert werden darf – bei allem Respekt für das ewig Gültige.

Sehr viel mehr über Marx, seine Mission, seine Bedeutung für die heutige Zeit und seine Fehlinterpretation ist aus dem Gespräch von Precht mit Gregor Gisy zu erfahren: https://www.youtube.com/watch?v=KO3qo6ofK4c

Wichtige Marx-Zitate von Marx, die im Gespräch richtig gestellt werden:

1) Religion ist Opium des Volkes (in der BRD wie folgt falsch zitiert: Religion ist Opium fürs Volk)

2) Die Freiheit des Einzelnen ist Voraussetzung für die Freiheit aller (In der DDR wie folgt falsch zitiert: Die Freiheit aller ist die Voraussetzung für die Freiheit des Einzelnen)

Wisst ihr eigentlich, dass das das Kommunistische Manifest und das erste Kapitel des Kapital zum Weltkulturerbe gehören? http://newsletter-kisch.de/?utm_source=NL&utm_medium=eMail&utm_campaign=NL291.