Frau Merkel fliegt in die Türkei, um Erdogan wegen der Flüchtlingskrise zu beknien https://www.freitag.de/autoren/rbmt/offener-brief-an-angela-merkel. Im Vorfeld der Wahlen wertet sie dabei den Schurken, der Kurden und Journalisten brutal unterdrückt und auch sonst die Menschenrechte mit Füßen tritt, blitzartig auf. Und das, obwohl sie bislang vehement gegen den Beitritt der Türkei zur EU wetterte und andererseits wissen müsste, dass die Migration aus Syrien und dem Irak nur vor Ort gestoppt werden könnte – durch ein multilaterales Friedensabkommen. Für das Bremsen der Flüchtlingsströme und die Rücknahme illegal nach Europa eingereister Migranten, scheint sie bereit, alles zu opfern, was ihr und ihrer Partei zuvor wichtig erschien. Sie ist jetzt nicht nur gefordert, 3 Milliarden Euro für die Flüchtlingshilfe in der Türkei locker zu machen. Man trotzt ihr offenbar auch Vereinfachungen bei der Visaerteilung für türkische Bürger und die Zusage ab, die Beitrittsverhandlungen mit der EU zu forcieren. Oppositionelle wird Frau Merkel in Istanbul nicht treffen.
Die Situation vor den Wahlen wird recht eindrucksvoll von einem Reiseebericht wiedergegeben, der mir heute auf den Tisch flatterte:
Reisebericht der Friedensdelegation in der Türkei vom 4. – 7.10.2015
Auf Einladung des Friedensblocks, einem Zusammenschluss von Gewerkschaften, linken Parteien, der Friedensbewegung und sozialen Bewegungen, war eine Delegation von Politiker*innen, Friedensaktivist*innen und Journalisten aus den Niederlanden, Österreich und Deutschland zwei Tage in den kurdischen Regionen im Südosten der Türkei. Organisiert wurde diese Reise von DIDF, der Föderation demokratischer Arbeitervereine. Die Reisegruppe wollte sich ein Bild von den Auswirkungen der jüngsten Angriffe des türkischen Militärs auf die kurdische Bevölkerung machen und Solidarität zeigen.
Nach Ankunft und Sammlung der Delegation am 4.Oktober in Istanbul flog sie am 5.10.15 nach Diyarbakir. Dort kam für den Friedensblock Nuray Sansar dazu und übernahm die Leitung der Delegation. Die 15 Mitglieder der Delegation bereisten die Städte Mardin, Nusaybin, Cizre, Silvan und Diyarbakir. Aus aktuellem Anlass ging es zunächst nach Nusaybin in der Provinz Mardin, direkt an der Grenze zu Syrien. In der Stadt herrschte seit dem 1.10.2015 eine Ausgangssperre. Diese wurde von türkischem Militär und Polizei durchgesetzt, indem geschossen wird, sobald nur jemand ans Fenster geht. Es soll bereits 14 Tote und viele Verletzte geben.
Nach türkischem Recht kann eine Ausgangssperre nur mit Zustimmung des Parlaments ausgerufen werden. Das Parlament wurde jedoch nach Aussage von Abgeordneten der „Demokratischen Partei der Völker“ (HDP) nicht einbezogen. Gegen die vom Militär verhängte Ausgangssperre und die Belagerung der Stadt protestieren Menschen aus der Umgebung und einige Abgeordnete der HDP am Ortseingang. Die Delegation war eingeladen mit den Protestierenden zu reden und sich ein Bild von der Situation zu machen. Wahlkrieg in der Türkei weiterlesen