Auch die Literatur wird jetzt geknechtet und klein gemacht

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Nachdem es der Roboter-Künstlerin Ai-Da gelungen ist, mit Hilfe eines Roboters ein ernst zu nehmendes Bild zu erzeugen und es anschließend für 1,2 Millionen Euro bei Sotheby zu verkaufen https://www.spiegel.de/netzwelt/sothebys-versteigert-werk-von-ki-roboter-ai-da-ai-god-erzielt-1-2-millionen-euro-a-5c15333b-a0c5-446f-8634-eb62b96451f2, ist es vor allem für Bildende Künstler eng geworden Ein Schock traf die Branche.

Jetzt ist über ChatGPT ähnliches auch für die Literatur gelungen (siehe Fenster). Wobei höchste Qualität ausgespart blieb (weil sie vom Roboter vermutlich nie voll „erfühlt“ werden kann). Dieser Sachverhalt stellt für den Literaturbetrieb in seiner Gesamtheit vorerst kein Problem dar. Denn die weltweit meisten Leser geben sich mit billiger Unterhaltungsliteratur zufrieden. Sie sind nicht in der Lage, die Nuancen anspruchvoller (z. B. englischer) Literatur auch nur ansatzweise auszumachen. Wenn sie im aufgezeigten Beispiel ein von KI erstelltes Gedicht in Shakespeare-Art „schöner“ finden als das Original des großen Dichters, klingt das zunächst wie ein schlechter Witz. Wer von den Befragten war schon des Altenglischen mächtig und zu einem Vergleich fähig? Wer schon war sich im Klaren darüber, dass beim Robotisieren ein Großteil der wirklich wichtigen, künstlerischen Substanz verloren ging? Wem, frage ich, nützen solche „entkernte“ Gedichte? Ihre Aussage – so es denn zu einer solchen, Sinn erhaltenden Botschaft überhaupt käme – würde nahezu wertlos, weil sie nichts mehr Besonderes, allenfalls etwas Inflationäres, oft Geäußertes verkörperte.

Den Markt rührt das wenig. Entscheidend ist, was verkauft wird. Und so wird sich das billig erzeugte Billige (vielleicht auch der „primitive Shakespeare-Abklatsch“) schnell durchsetzen. Parallel dazu dürfte sich eine LeseElite vermutlich darauf zurückziehen, dass gute Literatur mit ihren Wortspielen, Hintergründigkeiten, Sentenzen und Metaphern bei KI-Experimenten vorerst wenig gefährdet scheint. Aber Achtung: Der „KI-resistente“, exzellente Schriftsteller wird es künftig dennoch schwerer haben als bisher. Denn, dass er seine Gestaltungshoheit und Glaubwürdigkeit weiter beweisen kann, ist höchst fraglich.

Die kleinen Schreiber werden sich wohl oder übel mit KI einlassen müssen – vielleicht sogar gern kooperieren. Denn ihre aus der Kombination von Mensch und Maschine resultierenden Produkte werden sich schneller und qualitativ hochwertiger herstellen lassen als durch den betreffenden „physisch agierenden Menschen“. Von Nachteil wird sein, dass der kleine Schreiber noch schlechter in renommierten Verlagen veröffentlichen und über sie verkaufen kann. Denn seine Arbeit mag zwar hochwertiger sein, dürfte aber sehr viel weniger Wertschätzung erfahren. Und diese Arbeit ist ja auch weniger schwierig, weil der Roboter Wesentliches erledigt.

Die Frage bleibt, ob der „wahre Dichter“ zur KI greift oder nicht, ob er „gestohlene/ausgeliehene Substanz“ verheimlichen oder bewusst kennzeichnen wird. All das dürfte auch bei der Bildenen Kunst und in der Musik zur Nagelprobe werden. Fest steht, dass wir künftig hunderten falschen Rieus, tausenden falschen Schätzings und Millionen falschen Mozarts begegnen werden.

Glücklich schätzen sich da vermutlich die über Achtzigjährigen, die dieser Welle noch ausweichen können …

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Foto: https://www.edit-magazin.de/chatgpt-der-tod-der-kreativitaet.html

Die Pressemeldung: Rheinische Post vom 16. November 2024