Marcus Maida mit wichtigen Tipps für Fans der POPkultur

FYI

Dear All,

Kurz vor Ende des Sommer-Semesters 2021 eine Information bezüglich meiner aktuellen Lehraktivitäten an der FH Dortmund.

Im Fachbereich Design praktiziere ich aktuell das jeweils 4,5 h lange W2/3-Modul

„Die Visualität der Popkultur: Re:Act / Re:Mode / Re:Do“

Popkultur als Ästhetik und Praxis der Wiederverwertung.

Diese Thematik entwickelte ich aus verschiedenen Strängen und Ansätzen, die ich in den letzten Jahren konzipiert, kompiliert und stetig erweitert hatte, initiiert unter anderem für einen Vortrag an der AdbK-Zürich und dann für ein Abstract für die ACLA-Convention „Recycling Culture: An Aesthetics of Waste“ an der Harvard University 2016 transformiert.

Das Konzept wurde nun zum ersten Mal erfolgreich in einen W2/3-Seminarkontext transformiert und umgesetzt.

Die Visualität der Popkultur: Re:Act / Re:Mode / Re:Do

Popkultur als Ästhetik und Praxis der Wiederverwertung.

 

“It’s Trash.”

The Cavemen / 1966

 

“Here we are at a striking recycling definition of the aesthetic field: from used, broken, outmoded, or otherwise unneeded products – mostly waste – the old music is a marketable secondary raw material for the New. From ancient aesthetic commodities such as beats, riffs, specific sounds or vocal gestures, new products are designed. In this respect, the processing on old and ostensible ‚wasted‘ material and the history of music is in truth a conscious turn and revision of the tradition into the present day. And ever since then, aesthetics has been postmodern defined and the technical possibilities of digital reproduction are the rule, the recombination and reproduction of existing forms and contents has already become standard.”

(“Assemble the Remixes and Mash-Up the Cover Versions! Reference, Re-Work, Digital Torture Chamber – Pop Music as a System of Recycling.”, Marcus Maida, Lecture at ZHdK / Zürcher Hochschule der Künste / Academy of Fine Arts Zurich, 2011)

 

Jedes ästhetische System beruht letztlich auf der Wiederverwertung und Transformation seiner eigenen Tradition und Geschichte. Popmusik beispielsweise lässt sich als ein dezidiert auf Recycling aufbauendes ästhetisches System beschreiben, aber letztlich funktionieren die meisten Strukturphänomene der Popkultur – und damit logischerweise auch deren visuelles Erscheinungen – auf dem Prinzip der Wiederaufbereitung und Wiederverwertung.

Popmusik arbeitet z.B. offensiv mit seiner eigenen Geschichte und mittels ihrer derzeitigen Re-Organisationsmöglichkeiten (z.B. Coverversion, Remix, Sampling, Re-Work, Mash-Up) und betrachtet das Material der Vergangenheit in Form von „Trash“ als wertvollen recycelbaren Rohstoff für die Re- und Neu-Konstruktion.

Als Recycling wird laut Wikipedia der Vorgang bezeichnet, bei dem „aus gebrauchten, defekten, unmodernen oder sonst wie nicht mehr benötigten Produkten (meist Abfall) ein vermarktungsfähiger Sekundärrohstoff wird.“

Hier sind wir schon bei einer treffenden Recyclingdefinition für den ästhetischen Bereich: aus gebrauchten, defekten, unmodernen oder sonst wie nicht mehr benötigten Produkten – meist Abfall – der alten Kultur wird ein vermarktungsfähiger Sekundärrohstoff für die Neue.

Bezeichnende ästhetische Theoriebegriffe und Praxen wie Remake, Recreativity, Remix, Rework, Reference, Reenactment, Retrospective und eben Recyling sollen in „Re:Act / Re:Mode / Re:Do“ auf die verschiedensten Phänomene der Popkultur angewandt und weitergehenden Analysen unterzogen werden.

Das Seminar untersucht unterschiedlichste historische wie aktuelle Phänomene der Recycled-Popculture in Revisionen und Funktionsanalysen, verbindet Formalia und Inhalte und gleicht sie mit neueren Theorien ab (z.B. Popkulturtheorien von Reynolds: Retromania: Pop Culture’s Addiction to Its Own Past, London 2011, oder Diederichsen: Über Popmusik, Köln 2014, sowie klassischere und neuere Ansätze und Analysen aus dem Bereich der Cultural und Visual Culture Studies), analysiert die gegenwärtigen Strukturen und die darin vorhandenen Dynamiken und Performanzen in ihren kontextuellen und universellen Erscheinungen und fragt explizit, wie und wie viel ästhetisches Potenzial weiterhin in der Popkultur und ihren jeweiligen Subsystemen und Phänomenen und Genres existiert und wirksam werden kann.

Zitat, Pastiche, Collage, Montage, Assemblage, Bricolage, Improvisation und Sampling sind kulturhistorische klassische Beispiele für spezifisch definierte und angewandte Topoi und Möglichkeiten der kreativen Re-Modifizierung und Neubearbeitung ästhetischen Materials zwischen nostalgisch erinnernder Referenz, respektloser Entwendung, respektvoller Hommage, strategisch konzipierter Stimulanz oder auch nüchterner Neukonstruktion.

Die Themen, Gebiete und Genres für die Analyse und Präsentation recycelter Populärkultur sind dementsprechend vielfältig und geradezu postmodern disparat und divers. Sie reichen von den vielfältigen Phänomenen und Variationen in Still- und Bewegtbild in Fotografie, Film/TV/Web zu Werbung und den visuellen Inszenierungen von Popkultur (In der Popmusik z.B. von Album-Covern über Musikvideos zu Moving Thumbnails, aber auch zu Flyern, Plakatierungen, Projektionen im öffentlichen Raum bis zu performativen Auftritten und Aktivismen) über die reichhaltigen Kontextualisierungen von Mode und Objektdesign, und gehen schliesslich von Multiplikationen von Samplings, Remixen und Re-Works in visuellen und auditiven Kontexten zu gegenwärtigen virulenten Inszenierungen in Web-Design, Social Media, Memes oder auch Deep Fakes über.

Ebenso kann es im erweiterten metatheoretischen Recycling-Verständnis um Wiederaufbereitungen von Philosophien, Theorien, Diskursen oder Ideologien gehen, also z.B. um Theorie-Sampling oder Diskurs-Appropriation. Eine visuell-performativ konnotierte Diskurs-Strategie wäre in letzterem Fall beispielsweise ein via Purpose Driven Marketing aktiviertes Konsum-Image-Building mit sozialen und ethischen Themenkonstruktionen, aktuell z.B. in Formen von Social- / Woke- oder Fem-Washing.

Weitere Diskursmodule und Diskussionsansätze, die an das Thema andocken können, sind Wandlungen, Transformationen oder mehr oder weniger strategische Re-Konstruktionen in der Wertungsästhetik (z.B. je nach Wirkungskontext verblassende oder, ganz im Gegenteil, intensivierende hybridisierende High-Low-Wertungs-Kriterien in den ästhetischen Wertungszuschreibungen; oder auch der Dekonstruktionsstatus der klassischen Mythen „Innovation“ und „Originalität“ ), oder auch die Diskussion um gegenwärtige Definitionen und Hybridformen von Kunst und Design.

Nicht zuletzt sind im Diskurs um Recycling aber auch ganz pragmatische Aspekte und Praxen wichtig, wie z.B. Nachhaltigkeit und Cradle-to-Cradle-Paradigmen in Design wie auch in der Ästhetik allgemein, und auch die immer noch notwendigen und wichtigen Diskussionen um Urheberrechte, Open Source, Free Data und Creative Commons sowie den Umgang mit Copyright-Claims.

Ziel des Seminars ist es, popkulturelle Visualität in ihren verschiedensten Formen und Inhalten analysieren und verstehen zu können und dementsprechend eine anwendungsorientierte Ästhetik und Praxis von visuell basierten Pop-Phänomenen und Visueller Kommunikation zu finden und dementsprechend in den vielfältigen Themen und Kontexten eigene Interessen zu sondieren und auszuwählen, um sie von der grundlegenden theoretisch-analytischen Reflexion in die Praxis zu überführen.

 

Desweiteren praktiziere ich derzeit mit 110 Teilnehmenden ein ausgesprochen gut besuchtes Re-Boot und Update meines Kurses

„Understanding Visuals. Einführung in Bildanalyse, Visuelle Kommunikation und Visual Studies sowie Film- und Bewegtbildanalyse.“

Die Lehrveranstaltung stellt Theorien, Ansätze, Methoden und Gedanken der Bildanalyse, Visuellen Kommunikation und Visual Studies sowie wichtige Ansätze der Film- und Bewegtbildanalyse grundlegend vor, analysiert beispielhaft visuelle Praxen und Phänomene und untersucht, ob und wie sich daraus ästhetische Gestaltungsprinzipien und –strategien für die eigene Arbeit ableiten lassen.

Ziel des Seminars ist es, Visualität in ihren verschiedensten Formen und Inhalten grundlegend analysieren und verstehen zu können und dementsprechend eine anwendungsorientierte Ästhetik und Praxis von visuell basierten Phänomenen und Visueller Kommunikation zu finden und dementsprechend in unterschiedlichsten Themen und Kontexten eigene Interessen zu sondieren und auszuwählen, um sie von der grundlegenden theoretisch-analytischen Reflexion in die Praxis zu überführen.

Die Abstracts der LVs finden sich auch unter

https://fb.design.fh-dortmund.de/lehrangebot/angebotshow.php?angebot=7848&uebersicht=1&datensatz=28

und

https://fb.design.fh-dortmund.de/lehrangebot/angebotshow.php?angebot=7849&uebersicht=1&datensatz=28

Soviel zum state of the art.

Die Situation ist pandemiebedingt logischerweise immer noch alles andere als sicher, und es ist höchst ungewiss für uns Alle, wie es mit der Präsenzlehre ab dem Sommer weitergeht.

Für das weitere Jahr wünsche ich in jedem Fall gute Zeiten!

Stay negative – Stay safe – Don’t Delta!

Danke für die Aufmerksamkeit, beste Grüße an Alle, & einen schönen Sommer,

Best Wishes,

Marcus Maida

 

FYI

 

Dear All,

Shortly before the end of the summer semester 2021, an information letter regarding my current teaching activities at the Dortmund University of Applied Sciences.

At the Department of Design, I am currently practicing the 4.5 hour long W2 / 3 module

„The Visuality of Pop Culture: Re: Act / Re: Mode / Re: Do“

Pop Culture as an Aesthetic and a Practice of Recycling.

I developed this topic from various strands and approaches that I had conceived, compiled and constantly expanded in recent years, initiated, among other things, for a lecture at the AdbK Zurich and then for an abstract for the ACLA convention “Recycling Culture: An Aesthetics of Waste ”at Harvard University in 2016.

The concept has now been successfully transformed into a W2 / 3 seminar context and implemented for the first time.

 

The Visuality of Pop Culture: Re: Act / Re: Mode / Re: Do

Pop Culture as an Aesthetic and a Practice of Recycling.

 

„It’s trash.“

The Cavemen / 1966

“Here we are at a striking recycling definition of the aesthetic field: from used, broken, outmoded, or otherwise unneeded products – mostly waste – the old music is a marketable secondary raw material for the new. From ancient aesthetic commodities such as beats, riffs, specific sounds or vocal gestures, new products are designed. In this respect, the processing on old and ostensible ‚wasted‘ material and the history of music is in truth a conscious turn and revision of the tradition into the present day. And ever since then, aesthetics has been postmodern defined and the technical possibilities of digital reproduction are the rule, the recombination and reproduction of existing forms and contents has already become standard. “

„“Assemble the Remixes and Mash-Up the Cover Versions! Reference, Re-Work, Digital Torture Chamber – Pop Music as a System of Recycling. ”, Marcus Maida, Lecture at ZHdK / Zürcher Hochschule der Künste / Academy of Fine Arts Zurich, 2011“

 

Every aesthetic system is ultimately based on the recycling and transformation of its own tradition and history. Pop music, for example, can be described as an aesthetic system that is decidedly based on recycling, but ultimately most of the structural phenomena of pop culture – and thus logically its visual appearance – work on the principle of reprocessing and recycling.

Pop music, for example, works offensively with its own history and by means of its current reorganization possibilities (e.g. cover version, remix, sampling, re-work, mash-up) and regards the material of the past in the form of „trash“ as a valuable recyclable raw material for the Re – and new construction.

According to Wikipedia, recycling is the process in which „used, defective, out-of-date or otherwise no longer required products (mostly waste) are converted into a marketable secondary raw material.“

Here we are already at an appropriate recycling definition for the aesthetic area: from used, defective, unfashionable or otherwise no longer needed products – mostly waste – the old culture becomes a marketable secondary raw material for the new one. Significant aesthetic theoretical terms and practices such as remake, recreativity, remix, rework, reference, reenactment, retrospective and just recycling are to be applied in „Re: Act / Re: Mode / Re: Do“ to the most diverse phenomena of popular culture and subjected to further analyzes. The seminar examines a wide variety of historical and current phenomena of recycled pop culture in revisions and functional analyzes, combines formalities and content and compares them with more recent theories (e.g. pop culture theories by Reynolds: Retromania: Pop Culture’s Addiction to Its Own Past, London 2011, or Diederichsen: About Pop Music, Cologne 2014, as well as more classical and newer approaches and analyzes from the field of cultural and visual culture studies), analyzes the current structures and the dynamics and performances contained therein in their contextual and universal appearances and asks explicitly how and how much aesthetic potential continues to exist and be effective in pop culture and its respective subsystems and phenomena and genres. Quotations, pastiche, collage, montage, assemblage, bricolage, improvisation and sampling are classic examples of cultural history for specifically defined and applied topoi and possibilities of creative re-modification and reworking of aesthetic material between nostalgically reminiscent reference, irreverent misappropriation, respectful homage, strategically conceived stimulation or even more sober redesign. The topics, areas and genres for the analysis and presentation of recycled popular culture are accordingly diverse and downright postmodern, disparate and diverse. They range from the diverse phenomena and variations in still and moving images in photography, film / TV / web to advertising and the visual staging of pop culture (in pop music, for example, from album covers to music videos to moving thumbnails, but also to flyers, billboards , projections in public space to performative appearances and activisms) to the rich contextualizations of fashion and object design, and finally go from multiplications of samples, remixes and re-works in visual and auditory contexts to current virulent stagings in web design and social media , memes or deep fakes. Likewise, in the expanded metatheoretical recycling understanding, it can be about the reprocessing of philosophies, theories, discourses or ideologies, e.g. theory sampling or discourse appropriation. In the latter case, a discourse strategy with a visual-performative connotation would be, for example, a consumer image building activated via purpose-driven marketing with social and ethical topic constructions, currently e.g. in the form of social / woke or fem-washing. Further discourse modules and discussion approaches that can dock on the topic are changes, transformations or more or less strategic reconstructions in the evaluation aesthetics (e.g. fading or, on the contrary, intensifying hybridizing high-low evaluation criteria in the aesthetic attributions; or the deconstruction status of the classic myths “innovation” and “originality”), or the discussion about current definitions and hybrid forms of art and design.

Last but not least, very pragmatic aspects and practices are also important in the discourse about recycling, such as sustainability and cradle-to-cradle paradigms in design as well as in aesthetics in general, as well as the still necessary and important discussions about copyrights, open source , free data and creative commons as well as dealing with copyright claims.

The aim of the seminar is to be able to analyze and understand pop cultural visuality in its various forms and contents and accordingly to find an application-oriented aesthetics and practice of visually based pop phenomena and visual communication and accordingly to explore and explore one’s own interests in the various topics and contexts in order to transfer them from basic theoretical-analytical reflection to practice.   Furthermore, I am currently practicing a very well attended reboot and update of my course with 110 participants: „Understanding visuals. Introduction to image analysis, visual communication and visual studies as well as film and moving image analysis.“ The course introduces theories, approaches, methods and thoughts of image analysis, visual communication and visual studies as well as important approaches to film and moving image analysis, analyzes examples of visual practices and phenomena and examines whether and how they result in aesthetic design principles and strategies for the derive your own work. The aim of the seminar is to be able to fundamentally analyze and understand visuality in its various forms and contents and accordingly to find application-oriented aesthetics and practice of visually based phenomena and visual communication and accordingly to sound out and select one’s own interests in a wide variety of topics and contexts in order to to transfer them from the fundamental theoretical-analytical reflection into practice. The abstracts of the courses can also be found at https://fb.design.fh-dortmund.de/lehrangebot/angebotshow.php?angebot=7848&uebersicht=1&datensatz=28

and

https://fb.design.fh-dortmund.de/lehrangebot/angebotshow.php?angebot=7849&uebersicht=1&datensatz=28 So much for the state of the art.   Due to the pandemic, the situation is logically still anything but safe, and it is highly uncertain for all of us how the face-to-face teaching will continue from the summer onwards. In any case, I wish you good times for the rest of the year! Stay negative – stay safe – Don’t Delta!   Thanks for your attention, best regards to all, & have a nice summer, Best wishes, Marcus Maida