Es ist alles eine Frage der Zeit. Menschheit und Erde werden untergehen. Das aber sollte unser Leben nur insofern beeinflussen, als dass wir unser und der Welt vorläufiges Weiterbestehen im Sinne von bedingungsloser Nachhaltigkeit unterstützen.
Gemeinhin heißt es es: Je öfter und horribler bevorstehende Katastrophen beschworen werden, desto weniger nimmt man sie Ernst, wenn sie wirklich vor der Tür stehen. Praktisch gelebt wird dieser erste Teil fast täglich. Denken wir nur an den Treibhauseffekt, drohende Pandemien oder ausgehende Rohstoffe. In steter Folge blasen die Medien Themen wie diese zu Monstern auf – mit dem Ergebnis, dass der realistische Kern daraus glatt übersehen wird.
Was bleibt sind die Allerweltsbemerkungen: Wir können ohnehin nix tun, Et kütt wie et kütt, Et hätt noch emmer joot jejange (jeweils resignativ-rheinisch) oder nach uns die Sintflut. Und ebenso wie den meisten der Schnee von gestern am Allerwertesten vorbeigeht, sind ihnen Zukunftsszenarien geradezu “Wurscht”.
Wen schon interessiert es, dass der Mensch nur eine Zeit lang auf unserem Planeten existieren wird, wer schon will hören, dass unsere Erde von Supervulkanen oder Meteoriten bedroht ist, geschweige denn, dass unser Planet eines Tages in die Sonne fliegt.
Fast jeder von uns ist auf den kommenden Tag fixiert, dem wir neben der üblichen Unwägbarkeiten nichts wirklich Schlechtes zutrauen. Dabei könnte es schon 2100 mit uns vorbei sein. Dann nämlich, wenn mehr als 10 Milliarden Menschen geworden sind, die Klimakatastrophe zugelassen, die Böden kontaminiert und wichtige Ressourcen verbraucht oder vernichtet haben.
In den sogenannten Wildcards werden auch Katastrophen berücksichtigt, die kurzfristig eher nicht eintreten. Aber dennoch echte Bedrohungen darstellen. Wissenschaftler haben das in der interessanten Dokumentation “Das Ende der Menschheit” dargestellt http://programm.ard.de/?sendung=2872415322842153 und https://www.youtube.com/watch?v=bRBgis8Luso und dabei sogar ein Ranking ermittelt:
Platz 10 (geringste Bedrohung): die Erde wird anlässlich eines “Sternentods” durch einen Gammablitz zerstört
Platz 9: Die Erde wird von einem Kometen oder Asterioden mit einem Durchmesser von mehr als 10 km getroffen
Platz 8: Die Erde wird durch den Ausbruch eines Supervulkans (z.B. unter dem Yellowstone-Park) zerstört
Platz 7: Die Menschheit wird durch außerirdische Lebewesen ausgerottet
Platz 6: Die Menschheit wird durch einen tödlichen Super-Virus ausgelöscht (Pandemie)*
Platz 5: Die Menschheit kommt durch unbeherrschte physikalische Experimente um (Waffenversuche, Experimente im CERN)
Platz 4: die Menschheit wird durch eine Klimakatastrophe größtenteils oder völlig vernichtet
Platz 3: Die Menschheit kommt durch uns heute noch unbekannte Waffen um (Doomsday War)
Platz 2: Wir erliegen der Bedrohung durch superintelligente Maschinen (künstliche Intelligenz)
Platz 1 (vorerst größte Bedrohung): Die Menschheit kommt um, weil künstlich geschaffene, todbringende Organismen aus Laboren freigesetzt werden.
In einer neuen, in London veröffentlichten Studie der NASA wird von nur fünf KatastrophenSzenarien gesprochen. Aufgeführt sind: das Bevölkerungswachstum, der Klimawandel, die Probleme bei der Welt-Wasserversorgung, die (desaströse) Entwicklung der Welt-Landwirtschaft sowie Probleme beim Energieverbrauch. Für ihre Untersuchungen haben Experten um Safa Motesharrei (Uni Maryland) nach eigenen Aussagen ein etwa 100 Jahre altes Räuber-Beute-Modell benutzt. Diesem Rechenansatz zufolge führten die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und die ungleiche Verteilung des Reichtums zum totalen Kollaps der Zivilisation. Dieses Ende sei kaum noch abwendbar. Wann es eintrete, bliebe vorerst aber unbestimmt https://www.freitag.de/autoren/seriousguy47/prophezeit-nasa-studie-den-weltuntergang.
“Mal wieder Weltuntergang” titelte Ende 2011 DER SPIEGEL, wobei Journalist Alexander Neubacher m.E. kräftig daneben schlug http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-81302990.html Denn die im Beitrag bewegte Häme über Denis Meadows und die vom Club of Rome seit Anfang der 70er Jahre ausgesprochenen Warnungen vor ungezügeltem Wirtschaften trug nicht zur Aufklärung bei. “Die Grenzen des Wachstums” als Schauergeschichte abzutun, und die Universal-Lösung aller Probleme in mehr menschlicher Kreativität und Technikgläubigkeit zu vermuten, ist mehr als dürftig. Dass Meadows die Bedrohungen menschlichen Lebens vor 40 Jahren quantitativ anders (horrender) bewertete als heute, sagt nichts über die Substanz an sich. In seinem 30-Jahre-update hat der Autor die notwendigen, aus neueren Erkenntnissen resultierenden Anpassungen durchgeführt – ohne einstige Warnungen in Frage zu stellen http://www.langelieder.de/lit-gdw06.html. Aber dieses Werk war dem SPIEGEL-Autor offenbar nicht bekannt.
Fazit: Menschen und Erde werden untergehen. Das aber soll uns weder zum Anarchismus, noch zu permanenter Wehmut oder einer Nun-erst-Recht-Starrköpfigkeit verleiten. Vielmehr sind wir aufgerufen, die naheliegenden, allseits bekannten Maßnahmen zu unterstützen, sprich: überall dort mitzumischen, wo wir etwas im Sinne der Nachhaltigkeit beeinflussen können.
*bereits heute stellen Bakterien vom Typ des Acinebacter baumannii, aber auch resistente Keime, die bei der Massentierhaltung entstehen, eine ernsthafte Bedrohung dar – der man mit den zur Verfügung stehenden Reserve-Antibiotika kaum mehr beikommen kann http://www.rp-online.de/leben/gesundheit/gemeingefaehrlicher-keim-aid-1.7371472 und http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/antibiotika-resistente-keime-in-seen-und-fluessen-gefunden-aid-1.7372504.