Manchmal frage ich mich, ob ich die Zeitung, für die ich ständig werbe, selbst weiter lesen möchte. Zu vieles finde ich langweilig, hergeholt, uninteressant, vieles politisch abwegig. Aber andere Leser sehen das vermutlich anders – je nach Interessengebiet. Als ich den neues Freitag aufschlage, bin ich mal wieder bedient. Das Plädoyer für eine autofreie Welt versteht man ja noch https://digital.freitag.de/2719/das-auto-muss-weg/, obwohl viele der geäußerten Gedanken wirklichkeitsfremd sind und allenfalls in der ÖkoDiktatur verwirklicht werden könnten – und die dürfte es erst nach der großen Katastrophe geben. Ziele erkannt, Zeitpunkt unbekannt.
Aber was dann auf Seite 11 folgt, ist zum einen schmerzlich unlösbar, zum anderen vom blöden Ehrgeiz getragen, die Rocheschen Feuchtgebiete weiter auszubauen und neuerlich Kohle zu machen.
Das Schicksal zweier lesbischer Mädchen aus Kamerun ist anrührend, ja furchtbar https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/kein-vorwaerts-kein-zurueck. Aber wäre Homophobie ein allseits akzeptierter Fluchtgrund, wir müssten auch gleichgeschlechtliche, verfolgte Paare in Europa/Deutschland auffangen. Sehr viel naheliegender wäre es doch, dem verdammten Regime vor Ort die Hölle heiß zu machen und gleiche Rechte ähnlich zu erkämpfen wie das hier in Europa geschah. Wir können doch nicht sämtliche Menschenrechtsverletzungen durch Asylgebung aus der Welt schaffen, und die Diktatoren machen daheim unbelästigt weiter. Jedes Land ist aufgerufen, eine Entwicklung zu durchlaufen, die letztlich zu demokratischen Verhältnissen führt. Und dafür bedarf es der Einheimischen, wer sonst könnte einen Wandel bewirken/durchsetzen?
Charlotte Roche will, gemeinsam mit ihrem Mann aus dem intimen Nähkästchen plaudern. Sie nennt das Paardialogie und zielt auf zwölf gemeinsame Ehejahre ab, die sie voyeuristisch durchackern möchte (der Freitag, Nr. 27, S. 11). Wen interessiert solch Unsinn, oder besser: wer soll daraus Rückschlüsse ziehen. Ich fürchte, da bleiben allenfalls die üblichen geilen Gestalten und weitere Unterbelichtete, die sich so etwas reinziehen. Und der Freitag muss auch das zum Thema machen.
Ebenso irrwitzig und überflüssig der Beitrag auf Seite 23 https://digital.freitag.de/2719/oh-oh-a-a/. Scheiße ist das Thema, und die wird endlos ausgewalzt, und der Autor, Felix Lill, entblödet sich nicht, das Ganze locker zu finden. In der Subhead heißt es: Locker. In Japan wird Kot zum Ausstellungsobjekt, ein Kackehäufchen zum Star: Davon können wir nur lernen. Armer Felix Lill, armer Freitag, was für ein Scheißland wollt ihr eigentlich? Ich bin sicher, euch gehen die Themen aus. Ihr kompensiert das mit journalistischen Exkrementen. Schrecklich!