Die Kirchen sind reich, wollen aber weiter ausbeuten

Wenn es selbst in CoronaZeiten nicht gelingt, den Pflegenotstand zu beseitigen, wird er wohl auf Ewigkeiten festgeschrieben bleiben https://www.campusnaturalis.de/magazin/fachkraeftemangel-in-der-pflege-gibt-es-loesungen-fuer-das-dilemma/. Uns fehlen derzeit über 30.000 und 100.000 Kräfte* in der Altenpflege, und die noch tätigen 1,1 Millionen sollen unter gleichbleibenden Bedingungen weiter schuften. Nur 70.000 können hoffen, dass sich aus der Tarif-Vereinbarung zwischen Verdi und den im BVAP organisierten Arbeitgebern signifikant bessere Verhältnisse ergeben (der Stundenlohn steigt für gelernte Pflegekräfte bis 2023 auf 18,75 Euro, für Hilfskräfte auf 14,40 Euro, der Urlaubsanspruch von 20 auf 28 Tage) https://www.freitag.de/autoren/ulrike-baureithel/was-ist-systemrelevanz-wert. Wie schön und wichtig wäre es doch, wenn man die aus der Branche geflohenen Arbeitskräfte auf Basis dieser Bedingungen zurückgewinnen könnte. Ganz zu schweigen von der notwendigen Legitimierung ausländischer Arbeitskräfte (!!!).

Ich betrachte es geradezu als Schande, dass ein durchgängiger Flächentarifvertrag für die Pflege am Widerstand beider Kirchen gescheitert ist https://www.fr.de/politik/altenpflege-pflege-caritas-verdi-tarifvertrag-heil-gewerkschaft-bvap-kritik-arbeitgeber-90220105.html. Barmherzigkeit ist hier offenbar brutaler Rechenkälte zum Opfer gefallen – wie so oft https://digital.freitag.de/0921/schaefer-auf-abwegen-1/.

Nimmt man hinzu, dass private Fonds den PflegeMarkt (was für ein Wort?) neoliberal aufmischen, sprich: monopolisieren, filetieren und zur Plattform profitbringenden Verhökerns machen, dann wird das Elend gänzlich deutlich. Nordic Capital, Waterland, Chequers Capital, Oaktree und Carlyle teilen sich auch den deutschen Kuchen, und Waterland entblödet sich nicht, ein Gewinnziel von bis zu 30% auszuhängen („der Freitag“ – Schwester Heuschrecke, Seite 06).

Hat man unter dieser Prämisse die in der Pflege Arbeitenden auf Niedrigstlöhne getrimmt, dann sind schlicht die Patienten dran. Deren Eigenanteil an der Finanzierung ihres Seins steigt unaufhörlich. Zudem spottet die Versorgung jeder Beschreibung. Nicht nur, dass zu wenige Menschen da wären, die sich um sie kümmerten. Nein: Auch am Essen wird gespart. Ich habe es aus erster Hand: Was da zum Abend serviert wird, ist beschämend. Immer dieselbe, ungesunde Wurst, immer der derselbe ekelhafte ScheiblettenKäse plus WeizenToast – ungetoastet. Oder DrecksNahrung für Leute, die frisch am Darm operiert sind (Dabei gibt es alles, was in dieser Sphäre gebraucht wird. Die Vielfalt deutscher Lebensmittel sprengt jede Vorstellung – ich denke da an vierzig bis fünfzig Sorten Käse! Aber das kostet natürlich).

Ich habe es immer schon gefordert: Die Daseinsfürsorge – und dazu gehört in erster Linie die Pflege – gehört nicht in private Hände. Denn private Träger sind nicht nur bemüht, ihr Unternehmen zu erhalten (was ihnen jeder schnell zubilligen würde), sie wollen auch Profit – ja allermeist sogar MaximalProfit –  machen. Doch wie soll das klappen, wenn nicht auf Kosten der Belegschaften und Patienten? Wir haben es hier mit einem Krebsschaden zu tun, der sich ständig weiter ausbreitet. In den letzten zwanzig Jahren hat sich die Zahl der privaten Betreiber von Alten- und Pflegeheimen verdoppelt. Gleichzeitig sind private und kirchliche Betreiber von Heuschrecken wie Waterland & Co auch in die Zange genommen und zum Verkauf genötigt worden. Was oft genug damit einherging, dass man ihnen die eingebrachten Immobilien abluchste und meistbietend am Markt verhökerte. Mit der Folge, dass die zum Verkauf genötigten Betreiber gezwungen waren, auch noch Mieten zu zahlen. Womit sich der beschriebene Druck auf Pflegekräfte und Patienten noch einmal erhöhte.

Wie sich VER.DI und Attac die Altenpflege in Deutschland vorstellen:

https://gesundheit-soziales.verdi.de/gemeinsamesache/++co++a4190d84-04ba-11eb-9bab-001a4a160119

https://www.attac.de/kampagnen/pg-eurokrise/neuigkeiten/artikel/news/mensch-vor-profit-fuer-eine-pflege-in-wuerde/?L=0&cHash=775ad6532d0a58e10d2b9acb90f143df

*die Spreizung ist vor allem auf die unsichere Situation bei ausländischen Pflegekräften begründet, die zu fast 90% illegal in Deutschland arbeiten (300.000 bis 500.000 Personen). Viele von ihnen sind wegen Corona in ihre Heimatländer zurückgekehrt https://mediendienst-integration.de/artikel/wo-die-meisten-arbeitskraefte-fehlen.html.