Die wahren Beweggründe für den Krieg in Afghanistan

… Afghanistan, 2008: Wir sehen ein staubiges, von Hunger gezeichnetes Land am Hindukusch – beherrscht von den Karsai-Marionetten (30 %), den Taliban (10 %) und den Warlords (60 %) – und punktuell besetzt von Soldaten, die »Befreier« heißen, sich als solche aber kaum wiederfinden. Amerikaner, Briten, Kanadier etc. schießen im Süden, was das Zeug hält (»Enduring freedom«) und Deutsche – heute mehr schanzend und deckungsuchend – erwartet im Norden das gleiche Schicksal. Selbstmordattentäter jagen die Konvois, und unschuldige Männer, Frauen und Kinder sterben – mal im Splitterhagel der Bomben, mal im Abwehrfeuer der Angegriffenen. Kabul ist ein Hochsicherheitstrakt – bewacht von Ausländern und dilettantisch ausgebildeten (heimischen) Polizei- und Armeekräften. Viele der afghanischen Offiziere sind korrupt, die Mannschaften vom Feind unterwandert. Nur zwei Dinge florieren im Lande: die Farce und der Anbau von Mohn. Und während letzterer ständig vorankommt, während Opium extrahiert und außer Landes geschafft wird, schleust Al-Qaida Kombattanten aus Pakistan.

Genährt von UN- und Drogengeld formierte sich, was asymmetrisch aufeinander wollte/ musste – die Taliban, verbündete Afghanen und Islamisten aus aller Welt auf der einen, die importierte Schar der Willigen auf der anderen Seite. Dazwischen vegetierten/vegetieren schwer beschreibbare Aufbauleistungen – Schulen und Krankenhäuser, immer mal zerbombt, immer mal wieder aufgetürmt. Afghanistan ist der Schauplatz, ein von Trockenheit ausgelaugtes, von Minen kontaminiertes, von Granaten und Wortbrüchen zerfetztes Eiland – in das ein groteskes Mandat reicht, das Menschen jetzt ausleben müssen.
Dass der Krieg – nach Zerschlagung des alten Scharia-Regimes und selbst gegen den Willen von Karsai – weiter geht, mag mit fehlendem Realitätssinn zu tun haben. Sicher ist das keinesfalls. Denn es gibt fürwahr andere Gründe, Afghanistan straff zu halten. Freilich wird nur der, der längst verdrängte Karten studiert, fündig werden: Es sind Öl und Gas, die vor allem die USA zu weiterer Präsenz drängen.
Wir erinnern uns an die Hurraschreie am Kaspischen Meer – an die Pipeline-Planungen, auch quer durch Afghanistan und Pakistan. Eines der größten Ölvorkommen der Welt, hieß es in den 90er Jahren – ein Quell, der Versorgung und Reichtum verspricht. Die Anrainerstaaten (Russland, Armenien, Aserbaidschan, Iran, Kasachstan, Turkmenistan und Usbekistan) vermaßen die Felder, und die Ölmultis (darunter auch US-Firmen wie Amoco, Unocal, Exxon und Pennzoil) versuchten, die Verlegung künftiger Rohrleitungen zu steuern. Mitte 2005 ging es zur Sache. Die Azerbaijan International Operating Company (AIOC) nahm bei Anwesenheit von US-Energieminister Samuel Bodman die erste wichtige Öl-Trasse in Betrieb. Sie umging Russland und den Iran. In der Folge floss das schwarze Gold bis ins türkische Ceyhan, von wo es mit Hilfe amerikanischer Tanker bis heute in die USA verschifft wird. Das Öl sollte bereits Anfang des Jahrtausends fließen – vom Kaspischen zum Arabischen Meer. Die Routen von Taschkent über Termez, Mazir-i-Schrif, Kabul und Jalalabad sowie von Aschchabat/Turkmenien, über Herat und Kandahar nach Quetta, sprich: quer durch Afghanistan und Pakistan, waren bereits abgesteckt. Doch konkrete Projekte blieben angesichts der politisch labilen Lage im Schubkasten. Da liegen sie bis heute – weil Clanchefs à la Hekmatjar (er beherrscht die Zugänge aus Turkmenien) und die Taliban Pipelinebauten bedrohen. Offenbar glaubt der Westen, offenbar glauben die USA, diese Lage jetzt ändern zu können. Mit der Fortsetzung der Scharmützel, der Aufrechterhaltung des Marionetten-Regimes und dem Aufbau militärischer Schutzzonen …

 

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