Filmischer Durchbruch oder KlischeeKleister?

„Deutschland 83“ polarisiert. Konservative, Massenpublikum und BILD sprechen von der ersten deutschen Serie, die „wirklich mithalten kann“, verweisen auf die Erstaufführung in den USA sowie auf zwei inzwischen eingefahrene Preise. Allen voran die Rheinische Post, die Deutschland 83 zur Pflichtserie und deren Konsumierung zur nationalen Aufgabe erklärt http://www.rp-online.de/panorama/fernsehen/deutschland-83-auf-rtl-pflichtserie-fuer-deutschland-aid-1.5586616. Kompletter Hirnriss, oder?
Die alternative Presse wiegelt ab: „Deutschland 83 mag hübsch ausschauen: mehrfach einen Walkman ins Bild halten, altes Fernsehmaterial zitieren und bekannte Pop-Hits spielen. Alles andere ist wie bei SOKO Leipzig: Es passiert zu viel, es ist immer hell, es gibt kein Gefühl für Raum und Zeit und die Charaktere entwickeln sich nicht.“ https://www.freitag.de/autoren/mdell/soko-bonn

Der IS will den Westen am Boden

Michael Lüders hat es auf den Punkt gebracht: Dieser bevorstehende Krieg ist gefährlich – ist vor allem die falsche Lösung. Der IS hat nichts anderes vor, als die westliche Koalition in einen Bodenkrieg zu zwingen http://www1.wdr.de/daserste/monitor/videos/videogefaehrlicheraktionismusdeutschlandskriegseinsatzinsyrien100.html.  Dort dürften die kampfwütigen, auf Tod programmierten Djihadisten zu erbitterten Gegnern werden, die erbitterter nicht sein können. Der Westen weiß das und versucht, muslimische Truppen vors Loch zu schieben. Er behauptet, dass das weniger Hass erzeuge. Eine schnell durchschaubare, dumme Ausrede!

Andererseits ist es eine Illusion zu glauben, dass man Muslime, die man gegen den IS angespitzt hat, effektiv gegen  Glaubensbrüder verpulvern kann. Muslimische IS-Gegner dürften allerorts einknicken. Sie wissen allzu gut, wie es Afghanen ergeht, die mit dem Westen kollaboriert haben … Der Krieg wird allein an dieser Frage scheitern oder … mit westlichen/russischen Bodentruppen die Dimension des Irakkrieges erreichen. 

Die falsch verstandene Solidarität wird tödlich sein

Das ist ein niederschmetterndes Ergebnis http://www.taz.de/Syrieneinsatz-beschlossen/!5258101/. Mit so einer Mehrheit für den Kampfeinsatz in Syrien hätte ich nie gerechnet. Das hat nichts mit Weisheit zu tun – nur mit blinder, dummer Gefolgschaft https://www.freitag.de/autoren/michael-jaeger/falsche-gefolgschaft.
Ist nach der Marginalisierung der Opposition im Deutschen Bundestag, frage ich, nun auch die Friedensbewegung am Ende. Repräsentieren unsere Abgeordneten die Meinung des Volkes, oder führen diese Leute inzwischen abgehoben und ohne Kontakte ihr Eigenleben. Gegen den Afghanistankrieg votierten seit Jahren knapp 70% aller Deutschen. Die Folgeeinsätze wurden dennoch vom Bundestag bestätigt. Nicht nur dieser Krieg hat sich als sinnlos erwiesen, auch die von der Bundesregierung durchgepeitschte Austeritätspolitik ist am Ende. Den Fiskalpakt hat kaum einer der Abgeordneten verstanden. Er wurde dennoch abgenickt. Ebenso die Bankenrettung, die den Steuerzahler über 240 Milliarden Euro gekostet hat. Gegen all diese Missstände gibt es vom Parlament her keinerlei Veto. Die durch die Bildung der großen Koalition erzeugte Bundestags-Mehrheit lässt nicht nur Dummheiten und Abgefeimtheiten, sondern auch sämtlich auf die Ausbeutung der Armen gerichtete Vorhaben passieren. Sie steht hinter dem Problemfall „Sozialwohnungen“ , duldet die untauglichen Selbstverpflichtungen der Konzerne, schützt die Reichen vor Vermögens- und Erbschaftssteuern, belässt es bei der kalten Progression, akzeptiert die seit Jahren ansteigenden CO2-Emissionen in Deutschland und kapiert nicht, dass die von Schäuble drapierte „schwarze Null“ im Bundesbudget mit verheerender Unterversorgung der deutschen Infrastruktur, der deutschen Kranken- und Pflegeleistungen sowie der für die Integration zuständigen Gremien einhergeht. Unter der GroKo wird weiter privatisiert und den Wünschen der Lobyisten Rechnung getragen. Das Ergebnis: eine immer weiter aufgehende Schere zwischen Arm und Reich. Die falsch verstandene Solidarität wird tödlich sein weiterlesen

Der Bundestag darf dem Militäreinsatz nicht zustimmen!

Es ist nicht auszuschließen, dass die Ereignisse von Paris Grundlage für eine neue militärische Auseinandersetzung größten Ausmaßes werden. Die deutsche Regierung hat diesen Krieg schon beschlossen – eine Konfrontation, die ähnlich der im Irak oder der in Afghanistan Jahre dauern wird, ohne das erhoffte Ergebnis zu zeitigen http://www.spiegel.de/politik/deutschland/syrien-einsatz-bundestag-soll-schon-freitag-militaereinsatz-beschliessen-a-1065452.html. Der Bundestag muss diesen Beschluss jetzt stoppen! Niemand kann im Ernst glauben, dass man eine irre Ideologie durch unkoordinierte Bomberei aus der Welt schaffen kann. Wenn dieser Krieg beginnen sollte, werden nur diejenigen profitieren, die Waffen und Munition stellen – die weltweiten Rüstungsverbrecher.
Wir brauchen eine durchgängige diplomatische Lösung, die von der UNO sanktioniert wird! Europa kann nur einen wirksamen Beitrag zur Befriedung des Mittleren Ostens leisten, wenn es die Austrocknung des IS kraftvoll unterstützt und alternative Lösungen für die ausgegrenzten Sunniten im Raum Syrien und Irak anbietet. Dazu gehört, dass die Abnahme von IS-Öl (u.a. durch die Türkei) gestoppt wird, dass die Spenden aus den Emiraten und aus Saudi-Arabien unterbunden werden, dass sowohl der irakische Präsident als auch Assad gezwungen werden, den Sunniten Autonomierechte und die volle Beteiligung an der politischen Macht zu gewähren http://www.stoerfall-zukunft.de/?p=440
Wir müssen aus der Geschichte lernen und es endlich einmal verinnerlichen: Krieg löst keine Probleme. Das gilt überall und so auch in Mittelost. Niemand muss glauben, dass Bomben eine Entscheidung herbeiführen. Niemand muss glauben, dass ein militärisches Vorgehen von muslimischen Bodentruppen gegen die Muslime des IS erfolgreich/effektiv sein kann. Und wie irrsinnig mutet der Gedanke an, dass zwischen denen, die den IS bekämpfen wollen, keinerlei Einigkeit herrscht. Von der Leyen will die Ergebnisse von Aufklärungsflügen vor Putin geheim halten. Erdogan wird den Gesamtprozess torpedieren http://www.stoerfall-zukunft.de/?p=918. Der ansonsten geschmähte Assad darf seine Leute als Kanonenfutter ins Rennen schicken, während andere Nationen den Einsatz von Bodentruppen verweigern. Experten der Bundeswehr äußern bereits jetzt die Vermutung, dass ein bevorstehender Krieg gegen den IS zehn und mehr Jahre dauern könnte.

 

Immerhin existiert ein Zeitplan für den Frieden in Syrien http://www.sueddeutsche.de/politik/konferenz-in-wien-zeitplan-fuer-den-frieden-in-syrien-1.2737785. Fragt sich, ob er noch gilt …

Ein Sammelbecken für Verlierer

Michael Jäger geht dem IS auf den Grund. U.a. schlussfolgert er: Es geht nicht um Sauberkeit, es geht nicht um Religion – es geht ausschließlich um Macht und leere Aggression.
Wir lasen es schon bei Theodor W. Adorno: „Je mehr mir mein Tod zeigt, dass ich gar nicht gelebt habe, desto schrecklicher wird er und desto größer wird die Todesangst.“
Auf das hier und heute bezogen, ließe sich schlussfolgern: Die im Westen lebenden Jugendlichen, die zum Dschihad konvertieren, scheinen genau das zu empfinden. Die ihnen oktroyierte Möglichkeit des Selbstmordes gilt als wichtiger, annehmbarer Ausweg. Das Selbstmordattentat schafft volles Leben – wenigstens im Sterbensaugenblick („der Freitag – Ode an den Tod“, 48/2015).

Brutal und rücksichtslos

Japan Walfang_1_12_15Ich bin empört über diejenigen, die in Japan Macht ausüben. Sie setzen sich über internationale Spielregeln hinweg, verehren die Kriegsverbrecher des 2. Weltkrieges, ziehen die Verantwortlichen für die Fukushima-Katastrophe nicht zur Rechenschaft, setzen trotz des Desasters neuerlich auf Atomkraft, und genehmigen jetzt auch noch den  räuberischen Walfang http://www.tagesschau.de/ausland/japan-walfang-101.html. Das Meer, das jährlich Tausende von getöteten Delfinen hinnehmen muss, wird sich jetzt noch intensiver rot färben. Und niemand gebietet Einhalt.

Alles getürkt! Ich weiß, man sollte diesen Begriff nicht verwenden. Aber hier gehört er einfach hin

Das derzeitige türkische Regime ist einer der größten Risikofaktoren, wenn es um den Frieden in Mittelost und um die Zukunft Europas geht. Denn Erdogan tut derzeit alles, um seine Großmacht-Ambitionen – sei es auf dem Wege der Re-Islamisierung, der Kurdenknechtung, der Einschränkung von Presse- und Meinungsfreiheit, durch heuchlerische Deals mit Europa und indirekte, wechselseitige Unterstützung des IS – durchzusetzen. Dazu kommen Attacken gegen Moskau, die die Syrienkonferenz aufs Äußerste gefährden https://www.freitag.de/autoren/lutz-herden/kaliber-eskalation. Da die Türkei Hauptschnittpunkt der Balkan (Flüchtlings)Route ist, sitzt sie zudem an einem weiteren zentralen Hebel, der viel Geld und neuen Einfluss in Europa verspricht. Frau Merkel kniet geradezu vor Erdogan, obwohl völlig unklar ist, ob die von der EU versprochenen 3 Milliarden Euro wirklich bei den Flüchtlingen ankommen. Die sollen in jetzt schon bestehenden Lagern so versorgt werden, dass sie dort bis zum Friedensschluss in Mittelost ausharren können http://taz.de/Gipfeltreffen-EU-Tuerkei/!5256071/. Frau Merkel schwebt vor, dass diesen mehr als zwei Millionen Menschen auch Arbeitserlaubnisse erteilt werden, was in der derzeitig schlechten wirtschaftlichen Lage der Türkei viel Sprengstoff bedeuten würde. Denn viele Türken und vor allem Kurden sind heute arbeitslos.
Ich glaube keinesfalls, dass Erdogan alle Wünsche der Kanzlerin/der EU erfüllen, wohl aber auf Visafreiheit von türkischen Bürgern und mehr Tempo bei den EU-Beitrittsverhandlungen drängen wird. Ein schneller Friede in Mittelost, nähme ihm die Chance, all seine Forderungen durchzubringen. Folglich wird Erdogan sibyllinisch handeln -den Friedensprozess plakativ gut heißen, im Backstage aber das Gegenteil befördern. Die Russen zu attackieren bedeutet heute zweierlei: Man könnte sie aus dem syrisch-türkischen Grenzgebiet verbannen und dort die angestrebte Pufferzone errichten, was die syrischen Kurden (YPG) dezimieren, den IS aber gleichzeitig auf (gut nachbarlichem) Abstand halten würde. Die Russen zu attackieren heißt auch, deren Bombardements gegen Tanklastzüge zu stören. Die nämlich bringen das vom IS geförderte Öl regelmäßig auf zwei Routen und in großen Mengen in die Türkei https://www.freitag.de/ausgaben/4815. Alles, was heute zum Austrocknen des IS unternommen werden müsste (Unterbindung des Ölhandels, der Finanzströme etc.), schadet auch dem türkischen Establishment.
Eine Regierung, die derart restriktiv/verbrecherisch mit den Kurden und ihren eigenen Bürgern umspringt, die weit davon entfernt ist, Menschenrechte zu garantieren, kann nicht ernsthaft unser Partner sein. Folglich müssen Merkel und Co. sehr viel mehr Anstrengungen darauf verwenden, die Fluchtursachen zu bekämpfen, als heuchlerischen Versuchen nachzugehen, Erdogan für die Eindämmung der Flüchtlingsströme dienstbar zu machen. Denn den Beitritt der Türkei zur EU wird die Mehrheit der europäischen Länder, wird vor allem auch Frau Merkel nach wie vor ablehnen – was spätestens nach Bewältigung der Krise ruchbar wird.